2. Kapitel
Story: Sie und er, allein
Die Stimme an ihrem Ohr war leise, fordernd, feucht, ließ Bilder von glänzenden, geöffneten Lippen ahnen, von Händen, die greifen, und Schatten, die an der Wand in eindeutigem Rhythmus Bilder von Lust und besitzergreifender Gier malten.
Sie hatte ihn aus einer Laune heraus angerufen, ihm wilde Dinge erzählt – »Lass uns unter die Dusche gehen, ich will, dass du mir den Po versohlst« – und wieder aufgelegt, nachdem er was von »Oh, du kleine Schlampe« gemurmelt hatte, sichtlich verwirrt, woher sie das schon wieder hatte, und vor allem, nachdem sie so lange schon zusammen waren.
Er wusste, wenn er zu ihr kam, würde sie wieder so tun, als ob sie das gar nichts anginge, diese Wassernummer mit klatschenden Händen auf nacktem Fleisch, ihrem Fleisch, das er liebte, blass und weich und warm und dort, zwischen ihren Beinen, dunkel und stets feucht, wenn er mit seiner Hand zwischen ihre Schenkel glitt. Wie konnte eine Frau nur immer so feucht sein? Sie sagte zwar: »Das machst alles du«, aber woher sollte er wissen, dass es stimmte. Hatten nicht all die anderen Mädchen, Frauen, Weiber, Freundinnen irgendwann aufgehört, mit ihm zu schlafen? Er hatte abends den Fernseher eingeschaltet, und irgendwann schliefen sie alle ein, und er musste nicht wieder die Initiative ergreifen, wie immer. Er konnte sich entspannen, ohne Zurückweisung, ohne das Gefühl zu haben, dass er derjenige sein musste, der die Erotik am Laufen hält.
Und doch: Im Vergleich zu ihr, diesem Miststück, war nichts auch nur annähernd so aufregend gewesen. Zärtlich dachte er an sie und zeigte einem schimpfenden Fußgänger den Mittelfinger, den er gestern erst an ihre lockende Rosette gedrückt hatte. Sie war es, die ihm gezeigt hatte, wie er ihr in den Arsch fahren konnte, ohne ihr wehzutun. Sie war es, die ihn anfasste und in sich führte. Er konnte sich kaum satt sehen daran, wie sie erst prüfend ihre Schamlippen teilte, ob sie feucht genug sei. Dann der Griff zu seinem Geschlecht, das erigiert und sensibel auf ihre Finger, ihre kleine feste Hand reagierte. Sie schob die Hüften vor, spreizte die Beine, ließ sich auf ihn sinken. Und er durfte zuschauen, wie erst die Eichel verschwand, wieder auftauchte, langsam, wippend, wieder verschwand. Manchmal ließ sie von ihm ab, wenn er gerade fest in sie stoßen wollte, nahm ihn in den Mund und ließ lange Speichelfäden den Schaft hinunterlaufen, benetzte sich die Finger, streichelte ihre Pussy, die dann glänzte und lockte und im matten Abendlicht begehrenswerter denn je erschien. Dann packte sie seinen Schwanz – nicht mit spitzen Fingern, nein, so, als wisse sie, was sie tut – und ließ ihn ganz tief hinein, verharrte, machte weiter, bis er sie nicht nur lieben, sondern ficken wollte.
An all das dachte er, als er seinen Mittelfinger wieder in Normalposition brachte. Dieser Finger, den sie prüfend anschaute, nachdem er ihr den Damm gestreichelt hatte, so, wie sie ihm es gezeigt hatte, und vorsichtig um den Anus herum massierte, ohne einzudringen.
Kurz bevor er es doch probieren wollte, entzog sie sich ihm und drehte sich zur Seite. Er war erschrocken. »Hab ich was falsch gemacht?« flüsterte er und strich ihr reflexartig über den Oberschenkel. »Nein. Gib mir deinen Finger.« Er tat wie befohlen, und sie leckte ihn ab, bevor ihre rechte Hand mit etwas aus dem Dunkel neben dem Bett auftauchte und ihm überstreifte, dem tropfenden, geleckten, vor Nässe glänzenden Finger. Er betrachtete den erstaunlichen Überzug, durchsichtig, mit lauter Spitzen und Noppen und seltsamen Haken dran, aber doch ganz weich und dehnbar. »Mach weiter«, flüsterte sie, und er nahm dieses Puschelding über seinem Finger tief in den Mund und schaute ihr dabei in die dunklen, hungrigen Augen, die in so weite Ferne blickten, wenn sie unter ihm kam.
Sie drehte sich um und bot ihm ihre hintere Seite, die Pobacken spannten sich, wirkten voll und rund, ihr senkrechtes Lächeln bot sich wunderschön rosa dar, entblätterte die geheimnisvolle Spalte, den Damm, ihr winziges Arschloch mit dem sternförmigen Rand.
Er leckte wieder an dem Ding, das da obszön auf seiner Hand steckte, und dachte sich, dass es das erste Hilfsmittel war, was er jemals beim Liebesspiel einsetzte, und er war immerhin schon siebenunddreißig. Er stupste erst hier und da, rieb, drückte, knetete, bewegte es hin und her, sorgfältig darauf achtend, nicht in die falsche Richtung zu streichen und womöglich virulente Bakto-Gäste aus dem Anus in den vorderen Salon zu bitten.
Als er sich vorbeugte und seine Spucke gezielt auf ihren Damm laufen ließ, stöhnte sie auf; er verrieb den Saft in ihrer Pofalte und spielte weiter mit dem Plastikding an ihr herum, wagte es, sich in ihren Po zu drücken, nur ein kleines Stück, nicht besonders schnell oder hektisch, es war mehr ein Hineinrühren als ein abruptes Hineinfahren.
Ihre Laute hallten in seiner Erinnerung wieder. Tief und seufzend ging ihr Atem, gepresst kamen Worte der Zustimmung, und obwohl er niemals eine Frau anal geliebt hatte, begehrte er dieses wunderbare Mädchen mit diesem unglaublichen Hintern und dieser wahnsinnigen Sensibilität so sehr, dass er sie am liebsten packen würde, um seinen Schwanz zwischen ihren Pobacken zu versenken und dieses kleine Loch so weit zu spannen, bis er komplett bis zu den Eiern in ihr steckte.
Das Gefühl überwältigte ihn mit einer Macht, die er früher als archaisch und gewalttätig empfunden hätte. Aber sie gab ihm das Gefühl, das alles okay wäre, alles erlaubt. Und dann führte sie ihn ein. Die Empfindungen überraschten ihn. So eng und heiß und dennoch feucht hatte er es sich nicht vorgestellt. Seine Vorhaut lag fester an seinem Schaft, die Eichel litt süßeste Qualen in der Enge, und ihr Po umklammerte seinen ganzen Schwanz so fest wie sonst nur ihre beiden Hände. Sie rieb, während er sich behutsam in ihr bewegte, nur wenige Zentimeter hinein- und hinausglitt, über ihren Venushügel, knapp oberhalb der Klitoris. Auch das hatte er erst begreifen müssen: Sie mochte es nicht, wenn er ihren Lustpunkt zu energisch berührte. Einen Fingerbreit darüber lag das Geheimnis ihres Höhepunkts, und genau dort kreisten ihre zwei Finger, fest und rhythmisch.
Er kniete sich hin und übergab sich der erotischen und ein wenig demütigenden Stellung, während er ihren Hintern vor sich sah, den durchgedrückten Rücken, ihr Haar, das sich im Nacken kräuselte, schwarzglänzend von Schweiß und Stolz. Er bemerkte, wie sie ihn im Spiegel beobachtete, und fuhr ihr über den Rücken nach vorne, an eine Brust, deren Warze fast hart war.
Er parkte ein, und ihm ging nicht aus dem Kopf, dass er sie erst vor zwei Nächten so geliebt hatte. Und heute rief sie an, sagte all diese Dinge, frivol, obszön, mit verdorbener Distanziertheit, so, als ob sie etwas bestellte. Wie schwer war es doch, sie nicht zu lieben! So vertraut sie einander waren und so sehr er in Gegenwart anderer den Macho spielte und sie überall anfasste, wenn andere nicht hinsahen – sobald sie allein waren, war sie es, die ihn an die Hand nahm. In die Hand. Und an ihre Wange, zwischen ihre Brüste, so klein sie auch waren, es funktionierte, als sie an seiner Seite lag und mit beiden Händen drückte und ihn bat, sie vollzuspritzen, direkt hier, zwischen ihre Brüste. Sie bat eigentlich nicht, sie befahl es in einem flehenden Ton; dieses Paradox stachelte ihn an, genau das zu tun, was sie wünschte.
Und jetzt stand er hier, an ihrem Fenster Licht, die Altarkerze brannte, und rundherum das Dunkel des Abends. Dort würde er gleich sein, und sie würden lachen, lesen, und vielleicht würde sie ihn tatsächlich mit ins Badezimmer nehmen. Wie würde er sie versohlen – konnte er es über sich bringen? Ihre Atemlosigkeit stillen, auf dass sich wieder der Vorhang der Ferne um ihre Augen schloss, die ihn stets zärtlich zu umarmen schienen? Sollte er wirklich schlagen, auf diesen festen Po, mit der flachen Hand, oder würde sie einen Lappen anfeuchten, damit es knallte? Was will diese Frau bloß, fragte er sich wieder, als er den Schlüssel ins Schloss gleiten ließ und die Tür öffnete.
»Hallo, Liebling«, sagte sie von irgendwo weiter hinten. Er zog seine Jacke gar nicht erst aus, ließ nur die Tasche von der Schulter gleiten und wunderte sich, wie all das passieren konnte, nachdem er sämtliche Superlative in seinem Leben schon auf das Nötigste reduziert hatte. Sie hatten so soft angefangen, und er war wieder in den Trott verfallen, begann sich in einen Mann zu verwandeln, von dem er annahm, dass Frauen ihn so haben wollten. Er war Macho gewesen, hatte sie hart genommen, rigoros ihre Scheide mit seinem Finger aufgespießt, ihren Nacken nach unten gezwungen, Wörter gesagt, die ihm heute spröde und einseitig vorkamen.
Er konnte sich nicht erinnern, wann es begann, dass sie ihn an die Hand nahm. Ihm zeigte, dass die Kunst der Langsamkeit nicht der Leidenschaft widerspricht, dass zögernde, rhythmische, langsame Bewegungen gut tun, dass ein Schwanz nicht nur stoßen, sondern rühren, ruhen, sich ringeln kann. Sie hatten in dem einen Jahr, immer wenn sie sich sahen, miteinander geschlafen, und inzwischen hatte er ein Sammelsurium an Bildern im Kopf, von ihr, mit ihr allein. Nie war Alleinsein so lustvoll gewesen. Sie in ihrem weißen Kleid. Sie im roten Licht der Dunkelkammer. Sie, wie sie ihre Lippen mit den Fingern berührt, seinen Samen schmeckt, lächelt und sagt: »Mehr.« Wie sie ihren Rock hebt, im Fahrstuhl, im Parkhaus, im Treppenhaus, und ein Bein auf die Führung stellt und heiser sagt: »Steck ihn rein.« Wie sie vor dem Spiegel kniet und sich befingert. Den Slip zur Seite schiebt. Sich über ihn stellt und ihn einfach nur...