1796 in Halle in eine preußische Beamtenfamilie geboren, studiert Immermann Jura und wird 1827 Landgerichtsrat in Düsseldorf. Sein Herz hängt jedoch an der Literatur, dem Theater, der Kunst, der Zeitkritik. Er heiratet erst spät, im Jahr 1839, und stirbt schon bald darauf. Sein ganzes Leben ist durch finanzielle Nöte überschattet.
Als Künstler sieht sich Immermann zwischen Phantasie und Wirklichkeit, als Schriftsteller zwischen Epigonentum und Aufbruch, als Rezensent zwischen Klassik und Romantik, als Bürger zwischen Restauration und Jungem Deutschland, als Mensch zwischen Beruf und Berufung. Künstlerisch ist er einerseits von Ehrfurcht vor Goethe und Schiller erfüllt, andererseits bemüht er sich, aus ihrem Schatten herauszutreten. Zeitanalyse und Zeitkritik werden die Grundzüge seines Werks, in dem seine Literaturkritiken eine große Rolle spielen.
Im Jahre 1819 wird mit Das Thal von Ronceval sein erstes Theaterstück veröffentlicht. Es folgen weitere Trauerspiele, romantische Lustspiele, Erzählungen und ein Gedichtband; 1826 erscheint das Drama Cardenio und Celinde. Bei Campe erscheint 1828 sein Andreas-Hofer-Stück Trauerspiel in Tyrol, im Jahr darauf dann seine Kampfschrift Der im Irrgarten der Metrik umhertaumelnde Cavalier. Immermanns Nachruhm gründet sich in erster Linie auf seinen 1839 erschienenen Roman über den Baron von Münchhausen.
1822 erhält Immermann von einer Zeitschrift den Auftrag, Heines Gedichte zu besprechen. Zwar ist seine Rezension nicht unbedingt überschwänglich, doch Heine fühlt sich von seinem Kritiker verstanden und setzt sich brieflich mit ihm in Verbindung. Die beiden bleiben in Kontakt. Im April 1824 kommt es in Magdeburg zum ersten und einzigen Treffen Heines und Immermanns. Der Briefwechsel zwischen den beiden zeigt trotzdem eine große Verbundenheit, die bis zum Platen-Streit fortbesteht. Nach Heines Attacke auf Platen – die Immermann gewidmet ist – wird Immermanns Ton Heine gegenüber kühler. Die Korrespondenz zwischen den beiden Dichtern kommt bald darauf zum Erliegen.
Auf Heines Rat hin gewinnt Campe den bis dahin wenig etablierten Immermann im Herbst 1826 für seinen Verlag, doch Immermann bindet sich nicht: Seine Werke erscheinen zwischen 1819 und 1849 insgesamt in elf Verlagen, nicht zuletzt gleichzeitig bei den gegnerischen Verlegern Campe und Cotta.
Als Literat verkennt Immermann seine Talente. Seine frühen Werke besitzen nicht genügend Originalität und Eigenständigkeit und geraten bald in Vergessenheit, die Dramen werden schon zu Lebzeiten selten oder gar nicht aufgeführt. Seine dichterische Stärke liegt auf dem Gebiet der Prosa, deren zeitanalytische und kritische Qualitäten Immermann jedoch unterschätzt. Künstlerisch erfolgreich ist er als Gründer und Intendant des Stadttheaters in Düsseldorf, das jedoch nach nur drei Jahren wegen finanzieller Schwierigkeiten schließen muss.
Eine breite Rezeption bleibt seinem Werk versagt. Immermanns erster Gedichtband wird 1822 nur selten und wenig enthusiastisch, seine Prosaveröffentlichungen kaum besprochen. Seine dichterischen Unzulänglichkeiten werden kritisiert, dennoch erfahren seine Trauerspiele im Laufe der Zeit zunehmende Aufmerksamkeit. Wirklich begeistert äußert sich lediglich Heine, 1826 selbst über Cardenio und Celinde, das ansonsten wenig freundlich aufgenommen wird. Immermann gelingt es trotzdem, durch die große Anzahl an Veröffentlichungen und seine Tätigkeit als Literaturkritiker einen gewissen Status auf dem Literaturmarkt der 1820er Jahre zu erlangen.
Quellen:
Peter Hasubek, Das Bild Immermanns und seines literarischen Werkes während seiner ersten Schaffensphase (1821-1826) in der zeitgenössischen Kritik, in: Immermann-Jahrbuch 9/2008, Frankfurt am Main (Peter Lang) 2008, S. 9 ff.; Peter Hasubek, Karl Leberecht Immermann. Ein Dichter zwischen Romantik und Realismus, Köln (Böhlau) 1996; Tilman Spreckelsen, Immermann und seine Verleger, in: Peter Hasubek (Hg.), Epigonentum und Originalität. Immermann und seine Zeit – Immermann und die Folgen, Frankfurt am Main (Verlag Peter Lang) 1997, S. 191ff.; Benno von Wiese, Karl Immermann. Sein Werk und sein Leben, Bad Homburg (Gehlen) 1969
Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde wird am 24. Oktober 1796 in Ansbach geboren. Die Familie verfügt über keine nennenswerten Besitztümer, sein Vater arbeitet als königlicher Forstbeamter. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr wird er von der streng protestantischen Mutter erzogen, die ihre französisch beeinflusste Bildung an den Sohn weitergibt. Auch später werden Mutter und Sohn ihre Korrespondenz auf Französisch führen. Im Alter von zehn Jahren tritt Platen in eine Kadettenanstalt ein, mit vierzehn Jahren in die königliche Pagerie, auf der militärischen Laufbahn bringt er es bis zum Leutnant. Der raue und inhumane Umgang im Militär macht Platen jedoch zu schaffen. Er flüchtet sich in seine Lektüre, lernt mehrere Sprachen und beginnt zu dichten.
1818 wird er vom Militär beurlaubt, um ein Studium aufnehmen zu können. Er holt das Abitur nach und beginnt in Würzburg Jura zu studieren. Nach einer einseitigen, unglücklich verlaufenen Liebesaffäre mit dem Kommilitonen Eduard Schmidtlein wechselt Platen an die Universität von Erlangen. 1822 bricht er sein Studium ab und widmet sich orientalischen Sprachen, besucht philosophische Vorlesungen und geht auf Reisen.
In seinen Tagebüchern, die er seit dem sechzehnten Lebensjahr detailliert und regelmäßig führt, setzt sich Platen mit seiner Männerliebe auseinander, die er erst langsam erkennt. Frauen interessieren ihn nicht, stattdessen strebt er die idealisierte und innige Männerfreundschaft an. Die platonische Liebe unter Männern ist zu jener Zeit ein verbreitetes Verhaltensmuster, dem die Auffassung zugrunde liegt, dass nur Männer auf die sinnliche Dimension der Liebe zu verzichten in der Lage sind und nur sie das rein geistige Ideal aufrechterhalten können. Vieles spricht für die Annahme, dass Platen sich selbst als rein platonisch Liebenden versteht.
Platen versucht, der Orientierungslosigkeit der Restaurationsepoche als Dichter mit streng eingehaltener klassischer Form zu begegnen; diese Orientierung an der Antike trägt aufgrund seiner Homosexualität auch eskapistische Züge. In einer voranstrebenden Zeit wird ihm die Wendung zu Vergangenem jedoch als überholt und veraltet vorgeworfen.
1821 veröffentlicht Platen zum ersten Mal einen Band Ghaselen bei dem Erlanger Buchhändler Carl Heyder, dem er die Rechte für 38 Freiexemplare verkauft. Im selben Jahr erscheinen die Lyrischen Blätter bei Friedrich Arnold Brockhaus gegen geteilten Gewinn. 1822 bietet Platen die Neuen Ghaselen Cotta an, der sie jedoch ablehnt. Sie erscheinen im Folgejahr im Selbstverlag und ein Jahr später bei Heyder, bei dem 1822 auch die Vermischten Schriften und 1824 außerdem die Schauspiele, 1. Bändchen verlegt werden. 1825 erscheinen die Sonette aus Venedig im Selbstverlag.
Die eher geringen Honorare verschaffen Platen nicht die gewünschte Unabhängigkeit, weswegen er sich weiterhin bemüht, von Cotta verlegt zu werden. Neu geknüpfte Kontakte in Stuttgart lassen ihn 1825 die Hoffnung schöpfen, dass dies bald gelingen möge. Nachdem Gustav Schwab, ein literarischer Berater des Cotta‘schen Morgenblattes und ein Bekannter Platens, dessen Anliegen unterstützt, erklärt sich Cotta bereit, einen Band Schauspiele (Der Schatz des Rhampsinit, Der Turm mit sieben Pforten und Treue um Treue) herauszugeben. Platen zieht 1826 jedoch sein neues Schauspiel Die verhängnisvolle Gabel vor, weil er sich davon einen größeren Erfolg erhofft. Nach Schwabs erneuter Vermittlung ist Cotta auch damit einverstanden. Schwab und Platens Freund Friedrich Graf Fugger übernehmen Korrektur und Revision.
Cotta sichert Platen für zwei Jahre Tantiemen von 1000 Gulden jährlich zu, was diesem eine Reise nach Italien ermöglicht. Es wird jedoch kein Vertrag geschlossen, sodass die Konditionen ungeklärt bleiben. Cottas Zahlungen erfolgen unzuverlässig, oft muss Platen seine Vermittler Schwab, Fugger oder Georg Friedrich Puchta bitten, bei Cotta nachzuhaken, und sich anderweitig Geld leihen. Der Kontakt zu Cotta über Mittelsmänner erweist sich als problematisch und nervenaufreibend, gerade zur Zeit der Veröffentlichung von Platens romantischem Ödipus. Seine Briefe geben davon einen Eindruck (s. S. 41ff).
Nachdem er bei seinem ersten Venedig-Aufenthalt 1824 Italien gewissermaßen als verwirklichte Utopie kennengelernt hatte, verlässt Platen Deutschland am 3. September 1826 endgültig und reist, finanziert durch sein Militärgehalt, Cottas Vorschuss und eine kleine Pension vom König, von nun an durch Italien. Vom Militärdienst ist er bis auf weiteres beurlaubt. Er will den einengenden Verhältnissen in Deutschland entkommen, was...