Kapitel 1
Das »Wunder-Hormon«
Der Entdecker der HCG-Diät, Dr. A.T.W. Simeons, bezeichnete das HCG-Hormon als »gute Fee« unter den Hormonen, da es nicht nur eine rasante Gewichtsabnahme an den richtigen Stellen forciert, sondern dabei auch noch für eine glatte Haut, frisches Aussehen und gute Laune sorgt. Ich verrate Ihnen in den folgenden Kapiteln, wie und warum …
Was ist es?
Als HCG bezeichnet man in Medizin und Forschung das Humane Chorion-Gonadotropin, ein Peptidhormon, das in der Plazenta der Gebärmutter gebildet wird und für den positiven Verlauf der Schwangerschaft sorgt. Aufgrund seiner zum Teil enorm hohen Konzentration im Blut einer Frau während der Schwangerschaft (bis zu 200000 IE/l) dient sein Nachweis als Schwangerschaftstest. Dieser ist ab ca. 20 IE/l positiv. Das Erstaunliche ist jedoch: Das HCG-Hormon kommt sowohl im weiblichen als auch im männlichen Körper vor! Außerhalb einer Schwangerschaft wird es bei Frauen im Eileiter gebildet, bei Männern in den Hoden. Bei Männern und nicht schwangeren Frauen beträgt die HCG-Konzentration im Blut maximal 5 IE/l.
Wer hat es erfunden? (Historie der HCG-Diät)
Die ursprüngliche Form der HCG-Diät (auch bekannt unter dem Namen »Hollywood-Diät«) wurde in den 1960er-Jahren von dem britischen Endokrinologen Dr. Albert Theodore William Simeons entwickelt. Sie basiert auf einer niedrigen Zufuhr des Schwangerschaftshormons HCG – kombiniert mit einer sehr kalorienreduzierten Ernährung.
Über 40 Jahre forschte Dr. Simeons bei Tausenden von adipösen Patienten an den Problemen, Ursachen und Symptomen ihrer Fettsucht. Sein Ziel: Endlich ein wirksames Mittel gegen die gesellschaftlich immer stärker um sich greifende Adipositas zu finden. Denn im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen gab er sich nicht mit der oberflächlichen Erklärung zufrieden, die Tendenz, unnormal viel Fett anzusammeln, habe die simple Ursache, dass der jeweilige Patient schlicht und einfach zu viel essen würde.
Dr. Simeons vermutete vielmehr, dass der Adipositas eine metabolische Störung, also eine Krankheit zugrunde liege. Er ging davon aus, dass Menschen, die unter dieser Erkrankung litten, im Laufe ihres Lebens in jedem Fall fettleibig werden würden – unabhängig davon, ob sie übermäßig, normal oder wenig aßen. Je schwerer die Erkrankung, desto adipöser die betroffene Person. Logischerweise würden Sport und Diäten bei den erkrankten Menschen nicht dauerhaft wirksam sein. Oft nahmen die fettleibigen Patienten bei einer Diät sogar noch zu – ein weiterer Beweis, dass irgendeine Art von Stoffwechselstörung vorliegen musste.
Fieberhaft jede klinische Erfahrung und alle aufgelisteten Fakten wie Puzzlestücke zu einem Gesamtbild zusammenfügend, suchte Dr. Simeons nach der Ursache, die seine These beweisen und die Störung korrigieren würde. Er untersuchte den Einfluss der Geschlechtsdrüsen, der Schilddrüse, der Hypophyse, der Nebennieren und schließlich des Hypothalamus – einem hormonbildenden Teil des Zwischenhirns im Bereich der Sehnervenkreuzung, der die gesamten vegetativen Körperfunktionen (Atmen, Herzschlag, Verdauung, Schlaf, Sex, Harnsystem und – über die Hypophyse – das Wechselspiel der endokrinen bzw. Hormondrüsen) steuert und kontrolliert. Der Hypothalamus entpuppte sich für ihn als Volltreffer: Dr. Simeons fand heraus, dass eine Fehlfunktion desselben die Hauptursache der menschlichen Fettspeicherung ist. Fettleibigkeit wird – so die finale, revolutionäre Erkenntnis von Dr. Simeons – nicht durch exzessives Essen verursacht, sondern, wie er es schon ahnte, tatsächlich durch eine Stoffwechselstörung.
Dr. Simeons setzte nun alles daran, eine Substanz zu finden, die diese Störung korrigieren könnte, und stieß dabei auf das Schwangerschaftshormon HCG: Bei der Auswertung der Daten von Untersuchungen schwangerer Frauen in Indien fiel ihm auf, dass die werdenden Mütter, obwohl sie zum Teil schwere körperliche Arbeit verrichteten und sehr wenig aßen, gesunde und normalgewichtige Babys zur Welt brachten. Die schwangeren Inderinnen, die aufgrund von Armut und Nahrungsmittelmangel außerordentlich wenige Kalorien zu sich nahmen, verringerten stets nur ihr eigenes Gewicht und nicht das ihrer Embryos. Zudem verspürten sie kaum Hungergefühl und waren auffallend lebensfroh. Und noch etwas war merkwürdig: Gesichter und Brüste der Frauen blieben von den Gewichtsabnahmen stets verschont – offenbar weil sie für die Aufzucht der Babys von großer Wichtigkeit sind. Dr. Simeons zog aus diesen Tatsachen den Schluss, dass bestimmte Hormone und Veränderungen im Stoffwechsel der Schwangeren dafür sorgen müssten, deren allerletzte Fettdepots zu schmelzen, um dem werdenden Leben so viel Energie wie möglich zu schenken.
Ahnend, dass er vor einer wichtigen medizinischen Erkenntnis stand, begann Dr. Simeons nun, mit dem Schwangerschaftshormon HCG zu experimentieren, und machte dabei die erstaunliche Entdeckung, dass nicht schwangere übergewichtige Frauen durch das Hormon, das er ihnen in geringer Dosierung spritzte, in den gleichen Zustand versetzt wurden wie ihre schwangeren Geschlechtsgenossinnen: Sie verspürten kaum Hungergefühl und berichteten von einer positiven Grundstimmung. Kein Hunger und gute Laune – Dr. Simeons nutzte diesen günstigen Zustand, um ihn mit einer extrem kalorienreduzierten Diät zu kombinieren. Das Ergebnis war umwerfend: Die verminderte Kalorienzufuhr führte dazu, dass resistente Fettdepots, die weder durch Sport noch durch übliche Diäten zu mobilisieren waren, abgebaut wurden. Und genau wie bei den schwangeren Frauen blieben Gesicht und Brüste der Probandinnen vom Gewichtsverlust verschont.
Auch bei männlichen Probanden war der Gewichtsverlust, begleitet von positiver Gemütsverfassung und ohne Hungergefühle, beeindruckend. Folgerichtig überlegte Dr. Simeons nun, ob das Fett der unästhetischen Ablagerungen an Hüften, Bauch, Beinen und Po für den Körper als Brennstoff verfügbar sein könnte, während es offensichtlich abgebaut wurde. Das war nur herauszufinden, indem er die Nahrungsmittelzufuhr von außen auf ein Minimum reduzierte und darauf spekulierte, dass dadurch die Eigenfettverbrennung angekurbelt würde. Er hatte recht: Unter Einfluss einer geringen Dosis HCG und einer Diät von nur 500 Kalorien täglich verloren die Probanden durchschnittlich ungefähr ein Pfund am Tag. Sie verbrauchten dabei tatsächlich nur ihr »abnormales« Fett, da es keine Zeichen irgendeines Schwundes von »Strukturfett« gab (siehe hier).
»Ihre Haut blieb frisch und fest. Allmählich wurde ihre Figur völlig normal, die täglichen Gaben von HCG schienen keinerlei Nebenwirkungen zu haben, außer der Wirkung, vorteilhaft zu sein.«
Dr. Simeons
Keine Frage, dass Dr. Simeons spätestens an dieser Stelle klar wurde, dass er auf eine Goldader gestoßen war. In der Folge bot er sein revolutionäres Diätkonzept in seinen Privatkliniken in Rom und Hollywood mit großem Erfolg an. Da die »Kuren« relativ teuer waren, blieb die Diät lange den Reichen und Schönen der damaligen Zeit vorbehalten: Liz Taylor soll öfter bei Dr. Simeons eingecheckt haben – genau wie Marcello Mastroianni oder Sophia Loren. Schnell wurde Dr. Simeons’ Entdeckung von anderen Medizinern aufgegriffen. Ärzte aus aller Welt reisten nach Italien, um seine Methode in Rom an seiner Klinik im Salvator Mundi Hospital zu studieren. Unter ihnen auch die Schweizer Chirurgin Trudy Vogt, die in den 1970er-Jahren in der Züricher Bellevue-Klinik mit ihren HCG-Diät-Erfolgen Furore machte und in 30 Jahren rund 18000 Patienten mit der in ihrer Klinik angebotenen HCG-Kur behandelte.
Babybauch statt Bauch: Warum eine Schwangerschaft für eine Frau im Prinzip die beste Diät ist
Laien schwärmen oft von den »körpereigenen Glücksdrogen«, die Mutter Natur Schwangeren verpasst, damit sie die unbequemen, körperlich belastenden und mühevollen Monate gut gelaunt überstehen. In der Tat sorgt eine enorm hohe HCG-Hormonausschüttung (in bestimmten Schwangerschaftsphasen bis zu 200000 IE/l) dafür, dass werdende Mütter während der Schwangerschaft im Grunde vollkommen problemlos ihre überflüssigen Kilos loswerden könnten. Sie würden dabei weder Hunger noch Mangel verspüren – und das HCG-Hormon würde dafür sorgen, dass ihr Embryo stets gut versorgt bleibt.
Die Schwangerschaftsübelkeit, die nicht nur Kate Middleton, die Herzogin von Windsor, geplagt hat und während der Frauen oft wochenlang kaum Nahrung aufnehmen können, ist hierfür der beste Beweis. Schließlich ist Kronprinz George, obwohl Herzogin Kate wochenlang nicht richtig essen konnte, kein dürres Baby, sondern im Gegenteil ein praller Wonneproppen geworden. Sicherlich würde es einer schwangeren Frau kaum einfallen, während der »anderen Umstände« eine Diät zu machen. Dennoch wären die Stoffwechselvoraussetzungen theoretisch ideal.
Sicherlich auch aufgrund seiner immuntoleranten Eigenschaften sorgt HCG auf wundersame Weise dafür, dass der Körper einer schwangeren Frau meist so gesund wie möglich ist: rheumatische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Arterienverkalkung gehen zurück oder mildern sich zumindest. Dabei gibt es zwar Ausnahmen wie Schwangerschaftsdiabetes – die vorwiegend Frauen betrifft, die bereits mit Übergewicht in eine Schwangerschaft gehen – und andere Komplikationen wie Präeklampsie (hoher Blutdruck, starke Wassereinlagerungen durch vermehrte Proteinausscheidung über die Nieren) und ein etwas erhöhtes Thromboserisiko vor allem in den...