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E-Book

Schulstress, lass nach!

Die psychische Widerstandsfähigkeit stärken - als Lehrer gesund und gelassen bleiben (Alle Klassenstufen)

AutorDieter Sommer
Verlagscolix
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783403703051
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Prioritäten setzen, Handlungsstrategien entwickeln und im Team arbeiten: So finden Sie Ihren Weg zu einem glücklichen Lehrerleben!
Die Belastungen am Arbeitsplatz Schule haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Sie sind nicht nur durch zahlreiche zusätzliche Aufgaben stärker gefordert, auch die Erwartung, ständig erreichbar sein zu müssen, lässt immer weniger Raum für Erholung und Regeneration. Wie kann es trotzdem gelingen, den Schulalltag entspannt zu meistern?

Der Autor, Organisationsberater mit dem Schwerpunkt Gesundheit, verrät in diesem Ratgeber zahlreiche Tipps und Handlungsanweisungen zum erfolgreichen Umgang mit typischen Belastungen des Schulalltags, sei es Stress, Lärm, Konflikte oder Zeitmangel.

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Leseprobe

2. Was die einzelne Lehrkraft tun kann


Der Arbeitsplatz Schule ist belastet. Viele Lehrende haben das Gefühl, am Ende ihrer Kraft zu sein. Die Arbeitsdichte und die Atemlosigkeit der Schule wachsen Ihnen über den Kopf. Aber es gibt auch die aktiven und erfolgreichen Lehrer, die Leistungsträger des Schulalltags – immer gut erholt, bestens vorbereitet und stets beliebt. Sie wirft nichts aus der Bahn, sie strahlen Gelassenheit, Optimismus und Freude an der Arbeit aus. Sie pflegen gute Beziehungen zu sich selbst und wissen, dass sie sich auf die eigenen Fähigkeiten verlassen können. Auch sie kennen Krisen und erleben außergewöhnliche Belastungen, aber sie gehen gestärkt aus diesen Situationen hervor. Was machen diese Lehrer anders?

Viele Menschen, die in einem solch hohen Maße widerstandsfähig sind, haben irgendwann ganz bewusst angefangen, ihre Haltungen und Einstellungen zu verändern – vor allem bei sich selbst. Wenn über Veränderungen gesprochen wird, denken die meisten Menschen daran, dass die anderen damit beginnen sollten. Die eigenen Veränderungen auf den Weg zu bringen, ist vergleichsweise schwieriger und unbequemer. Es würde bedeuten, die Komfortzone der eigenen Erfahrungen zu verlassen und sich auf Neues einzulassen. Genau darin liegt aber das Geheimnis: sich selbst auf den Weg zu machen, Prioritäten zu setzen und sich aus der Opferrolle herauszuarbeiten.

Von präventiven Maßnahmen werden oft in erster Linie Handlungsanweisungen erwartet. Viel wirkungsvoller sind dagegen Maßnahmen, die das eigene Kommunikationsverhalten und die Zusammenarbeit mit Lernenden, Lehrenden, Eltern und auch der Schulleitung reflektieren. Darauf wird in Teil 3 ausführlich eingegangen.

Die folgenden Kapitel zeigen dagegen einige wichtige Faktoren einer gelassenen und psychisch gesunden Einstellung im Lehrerberuf auf. Ganz deutlich und ermunternd sei hier darauf hingewiesen, dass Sie diese Faktoren erlernen und trainieren können, häufig fällt allerdings der erste Schritt am schwersten.

Literaturtipp

  • Sommer, Dieter; Kuhn, Detlef; Milletat, Antonia; Blaschka, Anke; Redetzky, Claudia: Resilienz am Arbeitsplatz. Frankfurt am Main: Mabuse, 2014

2.1. Sich motivieren


Die meisten Menschen haben recht genaue Vorstellungen davon, welche Veränderungen ihnen in ihrem Leben guttun würden. Trotzdem gelingen diese Veränderungen nur selten. Für die Gesundheit im Allgemeinen und die Stressbewältigung im Besonderen gibt es dafür einen einfachen Grund: Wir zahlen die Rechnung zu spät. Die Konsequenzen für das Fehlverhalten jetzt müssen wir erst in 10 oder 20 Jahren tragen. Dieser Zeitraum ist aber zu weit entfernt, um eine derartige Begeisterung zu wecken, dass man auch tätig wird. Um sich dazu zu überwinden, ist die Grundvoraussetzung die richtige Motivation. Motivation baut auf kurzfristige Belohnungen – oder einfacher gesagt: Die Veränderungen im Leben müssen sofort als positiv erlebt werden und am besten Spaß machen.

Dazu kommt, dass wir nur allzu leicht auf externe Belohnungen schauen (daran ist die Notengebung in der Schule nicht ganz unschuldig). Nachteilig ist allerdings, dass Belohnungen im Grunde kurze Beine haben: Sie wollen immer ein bisschen gesteigert werden, die gleiche Belohnung wie beim letzten Mal reicht nicht aus, viel zu schnell haben wir uns daran gewöhnt.

Der erste Schritt in die andere Richtung ist, sich die positiven Dinge einmal bewusst zu machen. Sie wollen bilanziert werden, um auf ihnen weitere Veränderungen aufzubauen. Zu dieser positiven Bilanz gehört im Lehrerberuf auf jeden Fall die große Sinnstiftung der alltäglichen Arbeit. Es ist eben ein Unterschied, ob Sie in einer Vertriebsabteilung Kunden akquirieren und Konsumgüter anpreisen, die oft nicht wirklich benötigt werden – oder ob Sie sich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen einsetzen dürfen, auch wenn es manchmal Lernwiderstände gibt. Der Lehrerberuf wird dabei häufig – wenn auch nicht immer – von einer großen sozialen Sicherheit begleitet. Langfristiges Denken und eine verlässliche Lebensplanung werden dadurch eigentlich erleichtert. Das ist also schon einmal eine motivierende Voraussetzung dafür, dass der Nutzen gesundheitsgerechten Verhaltens am zeitlichen Horizont erkennbar wird. Gesund in Pension oder Rente zu gehen ist durchaus ein erstrebenswertes Ziel, Sie müssen es nur rechtzeitig ins Auge fassen und dann engagiert verfolgen.

Mit dieser positiven Bilanz wird auch das Selbstbewusstsein gestärkt. Der Lehrerberuf hat in den letzten Jahrzehnten einen ständigen Imageverlust erfahren. Öffentlicher Meinungsmache mit den Klischees „Halbtagsjobber“ und „faule Säcke“ muss daher aktiv begegnet werden. Da ist eine gute Selbstdarstellung der Lehrer die richtige Antwort. Schon die Investition in eine eigene Visitenkarte verspricht eine äußere und innere Aufwertung.

Auch der Elternabend bietet eine wichtige Plattform, das eigene Selbstverständnis zu betonen. Ein angemessener Bekleidungsstil gehört zum Pflichtprogramm. Sind dann noch die Präsentationsfolien in einem durchgängigen und wiedererkennbaren Design gestaltet, signalisieren Sie den Eltern ganz deutlich, dass sie es mit einem Profi zu tun haben.

Nach solchen Elternabenden können Sie gemeinsam mit den Elternvertretern ruhig ein Feedback einholen, das eine erstaunliche positive Wirkung auf Ihre Motivation haben kann. Folgende Aspekte sind für eine Punktabfrage (am besten mit Klebepunkten auf einem Flipchart am Ausgang) gut geeignet:

  • Wie bewerten Sie die Moderation?
  • Wie zufrieden sind Sie mit dem inhaltlichen Verlauf des Elternabends?
  • Wie nützlich sind die erhaltenen Informationen für Sie?
  • Wie bewerten Sie die Stimmung auf dem Elternabend?

Falls nicht ganz so viele Eltern gekommen sind, kann auch ein Blitzlicht am Ende Dank und Wertschätzung einfahren. Hierbei gibt jeder Teilnehmer aus seiner ganz persönlichen Sicht eine kurze Rückmeldung zum Elternabend, ohne dass diese Rückmeldungen noch einmal diskutiert werden. Solche Feedbacks fallen eigentlich immer günstig aus. Häufig ist das Ergebnis: Mit den meisten Dingen sind die Eltern sehr zufrieden, und die Lehrer liefern (gemeinsam mit den Elternvertretern) eine gute Leistung ab. Auf dieser Grundlage wird dann auch viel deutlicher, dass Eltern und Lehrer die Ursachen für eventuelle Unzufriedenheiten am besten gemeinsam bearbeiten sollten.

Wenn es doch einmal Kritik gibt, dann ist sie in der Regel sehr moderat, gleich richtig adressiert und wird nicht demotivierend auf anderen Kanälen geäußert. Allein schon zu fragen ist ein Signal an die Eltern, dass ihre Meinung wichtig ist. Dieses Signal kommt in der Regel sehr gut an.

Die positiven Rückmeldungen sind jedenfalls eine kraftvolle Motivation, und mit den guten Noten der Eltern stärken Sie sich selbst den Rücken. Für Lehrerkonferenzen ist diese Form des Feedbacks übrigens auch sehr gut geeignet, und sie gibt wertvolle Hinweise darauf, wie die nächste Konferenz noch besser gestaltet werden kann.

Auf diesem Weg sind Eltern und auch Kollegen viel eher geneigt, ihrerseits Respekt und Wertschätzung auszudrücken. Gelingt es Ihnen dann selbst, den wertschätzenden Umgang zu erwidern, kommen unverhofft Spaß und Freude in Ihren Schulalltag, und Sie fiebern schon erwartungsfroh dem nächsten Elternabend entgegen (weitere Hinweise zu einer erfolgreichen Elternkommunikation finden Sie in Kapitel 3.3.).

Tipps

  • Machen Sie sich klar, wie sinnstiftend und motivierend Ihr Beruf als Lehrer im Vergleich zu vielen anderen ist.
  • Legen Sie Wert auf eine gute Selbstdarstellung (z. B. durch Visitenkarten, einen guten Kleidungsstil, professionell gestaltete Präsentationsfolien).
  • Holen Sie aktiv Feedback ein, besonders von den Eltern.
  • Bringen Sie den Eltern und Kollegen gegenüber ganz bewusst Respekt und Wertschätzung zum Ausdruck – und seien Sie offen für die motivierende Wirkung.

Literaturtipp

  • Sprenger, Reinhard K.: Mythos Motivation. Wege aus einer Sackgasse. Frankfurt am Main, New York: Campus, 2014 (20. Aufl.)

2.2. Prioritäten setzen


Prioritäten sind immer dann erforderlich, wenn Ressourcen knapp sind. Das ist beim Geld unmittelbar einsichtig, gilt aber genauso für Ihre Zeit. Jede Arbeitsstunde kann nur einmal eingesetzt und dann auch nicht mehr für Privates verwendet werden. Insofern hat das Thema „Prioritäten setzen“ sehr viel mit einem guten Zeitmanagement zu tun.

Das wirksamste Zeitmanagement ist zunächst einmal das „Neinsagen“. Nach einem klaren Nein kann sofort die nächste Priorität in Angriff genommen werden. Gerade in Schulen herrscht hier aber häufig keine ausgeprägte Kultur vor. Viele Lehrkräfte sagen nicht gerne Nein, und die Schüler, die Kollegen, die Schulleitung und die Eltern akzeptieren dies bereitwillig.

In der Praxis entsteht dann das Gefühl, dass alles gleich wichtig ist: Die Frage, was in der nächsten Mathestunde behandelt wird, hat dann die gleiche Priorität wie der akute Hinweis der...

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