LEBEN IN ANDEREN UMSTÄNDEN
In der Schwangerschaft wächst Zelle um Zelle neues Leben in Ihnen heran, und das stellt Ihren Hormonhaushalt auf den Kopf. Zahlreiche Tipps in diesem Kapitel helfen Ihnen bei lästigen Nebenwirkungen, damit Sie die Zeit der »guten Hoffnung« sorgenfrei erleben können.
GESUNDHEITSCHECK FÜR MUTTER UND KIND
Noch vor 50 Jahren haben Schwangere den Arzt erst bei der Entbindung kennengelernt. Der modernen Diagnostik sei Dank, dass eine werdende Mutter ihn heute früher an ihrer Seite haben darf und medizinisch gut betreut wird. Mindestens zehn Vorsorgeuntersuchungen sind während der Schwangerschaft vorgesehen, um wachsam zu beobachten, wie sich das ungeborene Baby entwickelt.
Die Vorsorgeuntersuchungen
Wenn Sie schwanger sind, sollten Sie sich einen Frauenarzt suchen, dem Sie absolut vertrauen. Denn in Zukunft werden Sie ihn häufiger sehen. Prüfen Sie also genau, ob Sie sich bei ihm wohlfühlen oder nicht. Er sollte Zeit für Ihre Probleme haben, sich die Mühe machen, Ihnen die Ultraschallbilder zu erklären, und über alle anstehenden Untersuchungen informieren. Vor allem aber sollte er Ihnen das Gefühl geben, dass er Sie ernst nimmt. Fühlen Sie sich nicht gut aufgehoben, zögern Sie nicht, den Arzt zu wechseln. Ihre Krankenkasse befürwortet und finanziert eine sinnvolle Schwangerschaftsbetreuung mit allen Untersuchungen. In den ersten Monaten finden sie alle vier Wochen statt, in den letzten Wochen vor der Geburt alle 14 Tage. Tauchen zwischendurch Probleme auf, können Sie Ihren Frauenarzt natürlich jederzeit aufsuchen.
ÜBLICHE VORSORGEUNTERSUCHUNGEN
Die folgenden Untersuchungen werden bei jedem Vorsorgetermin durchgeführt:
Blutdruckmessung
Ein normaler Blutdruck liegt in der Regel bei 120/80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule, Hg steht für das lateinische »hydrargyrum« was so viel wie »flüssiges Silber« bedeutet). Als obere Grenze toleriert man 140/90 mmHg. Liegt der Blutdruck deutlich höher (ab 150/100 mmHg), spricht man von hohem Blutdruck (Hypertonie). Auffällig ist auch, wenn Sie zu Beginn der Schwangerschaft sehr niedrige Werte hatten und diese dann plötzlich ansteigen, etwa von 100/70 auf 130/90. Beides könnte eine Gefahr für Mutter und Kind darstellen. Kommen Symptome wie Wasseransammlungen und/oder Eiweiß im Urin dazu, spricht man von einer Schwangerschaftsvergiftung (Gestose, siehe >).
Urinanalyse
Bei jedem Termin wird eine Urinprobe von Ihnen einbehalten. Sie wird untersucht auf Eiweiß (kann auf Nierenprobleme oder Schwangerschaftsvergiftung hinweisen), Zucker (kann ein Hinweis auf Diabetes mellitus sein), Nitrit (Salze) und Blut (dann könnte ein Harnwegsinfekt oder eine Nierenbeckenentzündung vorliegen).
Blutanalyse
Mindestens bei jeder zweiten Vorsorgeuntersuchung wird in Ihren Finger gepikst und ein kleiner Blutstropfen entnommen, um den Hb-Wert zu bestimmen. So kann frühzeitig ein Eisenmangel erkannt werden.
Gewichtskontrolle
Durch das regelmäßige Wiegen (immer auf derselben Waage) können Sie und Ihr Arzt Ihre Gewichtsveränderung beobachten. Nicht immer sind Naschereien für eine übermäßige Gewichtszunahme verantwortlich, manchmal können auch Wassereinlagerungen die Ursache sein.
Abtasten
Bei jedem Termin tastet der Arzt Ihren Unterleib ab. Vorsichtig fühlt er mit ein oder zwei Fingern einer Hand durch die Scheide nach Muttermund und Gebärmutterhals, mit der anderen Hand tastet er gleichzeitig Ihren Bauch ab. Dadurch kann er den aktuellen Stand der Gebärmutter (Fundusstand, siehe >) sowie die Lage des Kindes ermitteln und feststellen, ob der Muttermund noch fest verschlossen ist.
ULTRASCHALLDIAGNOSTIK
Ursprünglich wurde die Ultraschalltechnik im Zweiten Weltkrieg entwickelt, um mit ihr U-Boote aufzuspüren. Heute ist sie aus der Schwangerschaftsvorsorge nicht mehr wegzudenken. Viele Eltern können diese Ultraschalltermine kaum erwarten und freuen sich sehr auf die nächsten Ultraschallaufnahmen ihres Babys – sie können sehen, wie sein Herz pocht, wie es die Hände bewegt, mit seinen Beinen strampelt und am Daumen lutscht. Viele Väter nehmen sich frei, um an diesen Vorsorgeterminen dabei zu sein. Aber die Ultraschalldiagnostik (Sonografie) ist weit mehr als nur ein »Baby-Watching«: Sie liefert dem Arzt die Möglichkeit, auf schmerzlose und ungefährliche Weise das Ungeborene zu beobachten: wie sein Herz schlägt, wie es wächst, wie es sich bewegt, wie es sich entwickelt. Durch das Ultraschallverfahren kann sich der Arzt im Laufe der Schwangerschaft ein Bild von der Plazenta, der Fruchtwassermenge und dem Muttermund machen. Wesentliche Bedeutung erhält die Ultraschalldiagnostik in der Aufdeckung von kindlichen Fehlbildungen, etwa Wasserkopf (Hydrozephalie), offener Rücken (Spina bifida), Wirbelsäulenspaltbildung (Meningomyelozele) und Nabelschnurbruch (Omphalozele). Ebenso können mögliche Hinweise für genetische Defekte (beispielsweise ein verbreitertes Nackenödem) entdeckt werden. Schon bei der zweiten großen Ultraschalluntersuchung zwischen der 19. und 22., spätestens aber ab der 30. Schwangerschaftswoche kann der Arzt per Ultraschall das Geschlecht Ihres Babys zuverlässig erkennen. Nehmen Sie es ihm aber nicht übel, wenn er es nicht auf Anhieb klar bestimmen kann, denn manchmal ist es aufgrund der Lage des Babys nicht eindeutig erkennbar. Wenn Sie sich lieber überraschen lassen möchten und das Geheimnis »Junge oder Mädchen?« erst nach der Geburt gelüftet werden soll, sagen Sie Ihrem Arzt frühzeitig Bescheid.
DREI ULTRASCHALLTERMINE
In der Schwangerschaft sind mindestens drei große, von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlte Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen finden Sie im Mutterpass (siehe >) auf den > bis >.
Wie funktioniert der Ultraschall?
In Höhe der Gebärmutter verteilt der Arzt Kontaktgel auf Ihrem Bauch. Anschließend bewegt er den Ultraschallkopf, der gleichzeitig Sender und Empfänger ist, sanft über Ihre Bauchdecke. Das Gerät sendet schnell schwingende Schallwellen durch die Muskeln ins Fruchtwasser. Ähnlich wie beim Radar werden diese Klangwellen (Echos) zurückgeworfen, vom Ultraschallkopf wieder aufgefangen und in elektrische Signale umgewandelt. Auf dem Monitor entsteht dann aus den Lichtpunkten ein Bild. Dabei handelt es sich nicht um eine Fotografie, sondern um eine skizzenhafte Darstellung aus Ihrem Bauchinneren.
Der 3-D-Ultraschall
Noch schöner anzuschauen sind die Ultraschallbilder, die der Arzt mit einem 3-D-Ultraschallgerät (3-D-Sonografie) machen kann. Hierbei ist der normale 2-D-Ultraschall um eine Dimension erweitert, denn es kommt noch die räumliche Komponente hinzu. Dies ist eine gelungene Möglichkeit, das Baby mit seinen Organen und Körperteilen räumlich darzustellen (so ist etwa der Kopf des Kindes nicht nur als flacher Kreis zu sehen, sondern als »Kugel«). Allerdings bietet nicht jeder Gynäkologe diese Untersuchung an, da der medizinische Nutzen eher begrenzt ist. Es können jedoch einige körperliche Besonderheiten wie Neuralrohrdefektbildungen oder Gesichtsspalten mithilfe einer 3-D-Sonografie deutlicher dargestellt werden.
Bis zur Geburt dauert es nun nicht mehr lange – das Ungeborene tankt in den letzten Tagen Kraft für das große Ereignis. Hier hat es seine Augen geschlossen und ruht …
DER HERZTON-WEHEN-SCHREIBER (CARDIOTOKOGRAPH, CTG)
Mit dem Herzton-Wehen-Schreiber können die kindlichen Herztöne über die mütterliche Bauchdecke durch einen Ultraschallabnehmer hörbar gemacht und aufgezeichnet werden. Ein Schallempfänger wird mit einem elastischen Gurt oder einer schlauchförmigen, handbreiten Bauchbinde an der Stelle am Bauch platziert, wo die Herztöne am deutlichsten zu hören sind. Gleichzeitig liegt ein sogenannter Wehentaster auf dem Bauch. Er registriert die Gebärmutterbewegungen und zeichnet die Anzahl, den Abstand und die Dauer der Wehen auf. Während der Vorsorgeuntersuchungen kann er Aufschluss darüber geben, ob bereits vorzeitige Wehen vorhanden sind.
Das angeschlossene Gerät druckt die Ergebnisse direkt aus: Auf einem breiten Papierstreifen werden zwei parallele Kurven aufgezeichnet, eine für die Herztöne, die andere für den Wehenverlauf. Mit dem CTG und seinen schriftlichen Aufzeichnungen verschaffen sich die Geburtshelfer ein Bild über die Sauerstoffversorgung des Babys sowie über die Häufigkeit und Stärke der Wehen. Das ist auch der Grund, weshalb der Herzton-Wehen-Schreiber auch während der Geburt zum Einsatz kommt. Denn anhand der aufgezeichneten Kurven und Linien können Hebamme und Gynäkologe erkennen, wie es dem Baby unter den Wehen geht und wie stabil seine Belastbarkeit im Geburtsverlauf bleibt.
CTG-AUFZEICHNUNGEN RICHTIG INTERPRETIEREN
Das CTG kommt im letzten Drittel der Schwangerschaft und während der Geburt zum Einsatz. Die Aufzeichnungen können Hinweise auf eine drohende Gefährdung des Kindes geben....