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Schwerer Kreuzer Blücher

AutorFrank Binder, Hans H. Schluenz
VerlagKoehlers Verlagsgesellschaft
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl188 Seiten
ISBN9783782211314
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
»Stählerner Sarg«, »Zeitbombe«, »Umwelt-Gefahr« - wohl kaum ein deutsches Kriegsschiff hat international für mehr Schlagzeilen gesorgt als der Schwere Kreuzer BLÜCHER. Seit mehr als 70 Jahren liegt er kieloben auf dem Grund des Oslo-Fjords in 90 Metern Tiefe, versenkt von uralten Krupp-Kanonen. Die Essener Waffenschmiede hatte die Geschütze 1892 nach Norwegen geliefert. Zwei Volltreffer besiegelten schließlich das Schicksal des Schweren Kreuzers, bereiteten der Jungfernfahrt am 9. April 1940 ein jähes Ende. Hunderte von Soldaten ertranken oder verbrannten. Dabei galt das damals modernste Schiff der deutschen Kriegsmarine als unsinkbar. Nach dem Inferno im Morgengrauen hielt BLÜCHER bis heute die Menschen in Atem. Aus dem Wrack blubberte Öl. Ein buntschillernder Fleck markierte die Untergangsstelle. Norwegen drohte die schlimmste Naturkatastrophe - bis zur »Operation Blücher«. ----Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Titel um eine Fixed Layout-Version handelt. Bitte prüfen Sie, ob Ihr Reader dieses ebook lesen kann.----

Frank Binder ist ein profunder Kenner dieses Themengebiets und bereitet die Geschichte der BLÜCHER packend und kompetent auf.

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Leseprobe

Einführung


Die deutsche Marinerüstung zwischen beiden Weltkriegen entwickelte sich bis zur Jahreswende 1938/39 im Rahmen vertraglicher Vereinbarungen, die das Reich eingehen mußte bzw. mit Großbritannien frei vereinbarte. Am Anfang stand 1919 der Friedensvertrag von Versailles, der alle deutschen Streitkräfte drastisch begrenzte und damit auch die personelle und materielle Struktur der Reichsmarine bestimmte. Den vorläufigen Abschluß bildete 1935 das deutsch-britische Flottenabkommen, das die künftige Größe der deutschen Marine auf 35 Prozent der Gesamtflottenstärke des britischen Weltreiches festlegte.
Die im Versailler Vertrag vorgeschriebene zahlenmäßige Höchstgrenze der im Dienst befindlichen Seestreitkräfte lag bei sechs älteren Linienschiffen, sechs Leichten Kreuzern, 12 Zerstörern und 12 Torpedobooten. U-Boote und Flugzeuge waren generell verboten. Damit fehlten der Marine moderne Waffensysteme, ohne die ein künftiger Seekrieg kaum denkbar schien. Die erlaubten Kriegsschiffe durften nur nach einer festgelegten Altersfrist durch Neubauten mit vorgeschriebener Wasserverdrängung ersetzt werden, z. B. bei gepanzerten Schiffen 10000 Tonnen. Der Personalumfang war auf 15000 längerdienende Freiwillige festgelegt.
Der materielle Neubeginn setzte erst allmählich mit dem Bau von einigen Torpedobooten und Leichten Kreuzern ein. Internationales Aufsehen erregte dagegen das Projekt eines 10000-t-Panzerschiffes. Dieses bemerkenswerte Schiff, das 1927 entworfen wurde, ist in seiner Konzeption nur verständlich vor dem Hintergrund der internationalen Seerüstung, deren Entwicklung ab 1922 durch ein Flottenabkommen der führenden Seemächte geprägt war.
Nach 1919 waren die Siegermächte des Ersten Weltkrieges aus wirtschaftlichen Gründen daran interessiert, ihre Rüstungsausgaben zu begrenzen. Die amerikanische Regierung ergriff die Initiative und lud im Herbst 1921 die größeren Seemächte Großbritannien, Japan, Frankreich und Italien zu einer Konferenz ein, um eine Reduzierung der Flottenstärken und eine Rüstungspause durchzusetzen. Zwei Mächte blieben dabei unberücksichtigt: das Deutsche Reich, das durch den Versailler Vertrag ohnehin in seinen Seerüstungen begrenzt war, und die Sowjetunion, die diplomatisch nicht zur Kenntnis genommen wurde.
Die fünf Mächte vereinbarten im Februar 1922 ein Stärkeverhältnis der Flotten zueinander anhand der Gesamttonnage der Großkampfschiffe und Flugzeugträger: Die Vereinigten Staaten und Großbritannien durften bei den Großkampfschiffen eine Gesamttonnage von 525000 ts besitzen, während die Obergrenze für Japan bei 315000 ts und für Frankreich und Italien bei jeweils 175000 ts lag. Darüber hinaus wurde für Großkampfschiffe ein Baustopp und eine Baupause von 10 Jahren vereinbart. Die qualitative Beschränkung bezog sich auf Altersgrenze, maximale Tonnage und Bewaffnung für Großkampfschiffe und Flugzeugträger.
Mit Ausnahme der Flugzeugträger galt jedes Schiff über 10000 Tonnen oder mit einem Geschützkaliber von über 20,3 cm als Großkampfschiff. Damit waren gleichzeitig die Grenzen der künftigen Kreuzerbauten markiert: bis 10000 ts Größe oder maximal 20,3-cm-Geschütze.
Die möglichen Operationsgebiete und die vorhandenen Stützpunkte der Vertragsmächte hatten bislang dazu geführt, daß diese bei ihren Kriegsschiffen unterschiedliche Fahrstrecken und damit Brennstoffvorräte berücksichtigen mußten. Um nun für alle Beteiligten die gleichen Voraussetzungen zu schaffen, wurde für die Größe der einzelnen Schiffstypen eine »Standard-Wasserverdrängung« (auch Typ-Verdrängung genannt) eingeführt. Diese Verdrängung umfaßt das Gewicht des vollständig ausgerüsteten und seeklaren Schiffes, angegeben in englischen tons (ts.) Nicht enthalten ist darin das Gewicht des Brennstoffes und des Speisewassers1. Unter Anwendung der Standard-Verdrängung konnte jetzt jede Marine im Vergleich zum potentiellen Gegner gleichwertige Schiffe bauen, was die Gewichtsanteile für Panzerung, Bewaffnung und Antriebsanlage betraf.
Die generelle Schwäche des Flottenabkommens lag darin, daß es die Seestreitkräfte nicht insgesamt, sondern lediglich die beiden wichtigsten Kriegsschifftypen, Großkampfschiff und Flugzeugträger, nach Zahl und Größe begrenzte. Eine Baubeschränkung für leichte Seestreitkräfte, insbesondere für U-Boote, fehlte ebenso wie eine Begrenzung der Seeluftstreitkräfte und des Personals. Die britische Forderung nach einer generellen Abschaffung der U-Boote war am Widerstand vor allem Frankreichs gescheitert.
Mit dem Washingtoner Abkommen war die künftige Struktur der Flotten auf Jahre hinaus festgeschrieben. Bei allen Seemächten dominierte das relativ langsame Großkampfschiff mit schwerer Artillerie. Lediglich Großbritannien und Japan besaßen noch Schlachtkreuzer, die bis zu 30 Knoten erreichten. Die Baupause bei den Großkampfschiffen und die Festlegung der Obergrenze bei den Kreuzern führten dazu, daß ein neuer Schiffstyp entstand – der Schwere Kreuzer: schnell, leicht gepanzert und mit einer Hauptbewaffnung von 20,3-cm-Geschützen.
Als sich Ende der 1920er Jahre ein Wettrüsten im Kreuzerbau abzeichnete, kam es im Frühjahr 1930 in London zwischen den USA, Großbritannien und Japan zu neuen Verhandlungen, die zum Londoner Flottenabkommen führten. Die Vertragspartner vereinbarten nicht nur eine Fortsetzung der Baupause für Großkampfschiffe bis 1936, sondern legten jetzt auch ihre jeweilige Gesamttonnage für Kreuzer, Zerstörer und U-Boote fest. Dabei wurden die Kreuzer je nach Artilleriebewaffnung in die Unterklassen A (= Schwerer Kreuzer maximales Geschützkaliber 20,3 cm) und B (= Leichter Kreuzer, maximales Geschützkaliber 15,5 cm) eingeteilt2.
In Berlin wurden die Auseinandersetzungen der großen Seemächte aufmerksam beobachtet. Bereits im Sommer 1923 kam die Marineleitung zu dem Ergebnis, daß die stillschweigende Übernahme der in Washington neu eingeführten »Standard-Verdrängung« Vorteile bringen würde. Denn im Versailler Vertrag fehlte bei der Begrenzung der Schiffsgröße eine genaue Definition der Wasserverdrängung. Nun war es möglich, die erlaubten Neubauten gegenüber der früheren Berechnungsgrundlage der Konstruktionsverdrängung (fertig ausgerüstetes Schiff mit 50 Prozent der Brennstoffvorräte an Bord) um etwa 20 Prozent zu vergrößern, ohne den Friedensvertrag zu verletzen3.
Bei der Planung für den Ersatz der alten Linienschiffe ging die Marineleitung nach mehreren vergeblichen Anläufen, die zu keinem überzeugenden Kompromiß zwischen Standfestigkeit und Schlagkraft geführt hatten, ab 1927 neue Wege. Da der Kern der französischen Flotte, die als potentieller Gegner angesehen wurde, aus langsamen Großkampfschiffen und schnellen Schweren Kreuzern bestand, gab die Marineleitung ihrem 10000-t-Ersatzbau mit sechs 28-cm-Geschützen und einer Geschwindigkeit von 28 Knoten ganz bewußt die Eigenschaften eines »Kleinen Schlachtkreuzers«, um den Kreuzern zumindest artilleristisch und den Großkampfschiffen geschwindigkeitsgemäß überlegen zu sein.
Die Marineleitung sah jedoch im Panzerschiffbau nicht allein eine militärische Notwendigkeit, sondern auch einen militärpolitischen Hebel, um die in Washington 1922 ohne deutsche Beteiligung festgelegte Systematik der internationalen Seerüstung zu stören, damit Deutschland die Chance erhielt, wieder in den Kreis der Seemächte aufgenommen zu werden. Die Einbeziehung Deutschlands in das Washingtoner Flottenabkommen wäre einer weitgehenden Annullierung der im Friedensvertrag festgelegten Rüstungsbeschränkungen für Seestreitkräfte gleichgekommen, da durch die Festlegung einer auch noch so geringen deutschen Gesamttonnage die Reichsmarine mehr Freiheit bei der Konstruktion des Einzelschiffes gewonnen hätte und darüber hinaus U-Boote und Flugzeuge wieder erlaubt gewesen wären.
Die militärische Argumentation, die durchaus für den Panzerschifftyp sprach, wurde auch von einem ausgeprägten machtpolitischen Kalkül der Marineführung getragen. Man wollte eben nicht auf den Status einer »Küstenmarine« absinken, sondern einen Weg gehen, der zu einer maritimen Machtposition des Reiches führen sollte, eine Machtposition, von der die Marineführung glaubte, daß nur diese dem deutschen Wirtschaftspotential angemessen sei4. Derartige Zielvorstellungen waren in einer parlamentarischen Demokratie kaum durchzusetzen. Es bedurfte erst einer diktatorischen politischen Führung, die von vornherein gewillt war, Streitkräfte nicht allein zur Landesverteidigung, sondern vor allem zur Erreichung einer deutschen Hegemonialstellung in Europa einzusetzen.
Nach der Machtübernahme durch Hitler im Jahre 1933 spielte die Marinerüstung zunächst nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn bald die Beschränkungen des Versailler Vertrages fielen und die Marine ab 1935 wieder über eigene Seeluftstreitkräft und U-Boote verfügte. Die Konzeption des Panzerschiffes als »Kleiner Schlachtkreuzer« wurde in Frankreich durchaus erkannt und führte bald darauf zu entsprechenden Reaktionen in Gestalt von neuen Schlachtkreuzern, die den deutschen Panzerschiffen in jeder Hinsicht überlegen waren.
Die Überlegungen der Reichsmarine für den künftigen Bau großer Einheiten konzentrierten sich daraufhin mehr und mehr auf schnelle Großkampfschiffe, die den vergleichbaren Einheiten der französischen Marine ebenbürtig, wenn nicht überlegen sein sollten. Der durchaus naheliegende Gedanke, mit den bisherigen Panzerschiffen und einer neuen taktischen Konzeption (Kampfgruppen) den gegnerischen Großkampfschiffen Paroli zu bieten,...
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