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Selbst ist der Mensch

Körper, Geist und die Entstehung des menschlichen Bewusstseins

AutorAntonio Damasio
VerlagSiedler
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783641079345
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Vom Sein zum Bewusstsein
Eine atemberaubende Reise in die Tiefen des menschlichen Geistes

Antonio Damasio ist einer der bedeutendsten Neurowissenschaftler unserer Zeit, seine Bücher sind internationale Bestseller. In seinem neuesten Werk widmet er sich einer Frage, die Neurologen, Philosophen und Psychologen seit Jahrhunderten rätseln lässt: Wie entsteht Bewusstsein? Mit seiner Antwort erklärt Damasio, wie der Mensch zum selbstbewussten Wesen wurde und dabei Fähigkeiten wie Sprache, Kreativität und Moral entwickelte.

Antonio Damasio, geboren 1944, ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creativity Institute. Für seine Arbeit wurde er über die Jahre mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Damasio ist Fellow der American Academy of Arts and Sciences, Mitglied der National Academy of Sciences sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seine Bücher, darunter 'Descartes' Irrtum' und 'Ich fühle, also bin ich', sind internationale Bestseller und wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Für 'Selbst ist der Mensch' wurde er 2011 mit der Corine ausgezeichnet.

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Leseprobe
IV. Bewusstsein und seine Folgen (S. 238-239)

11. Leben mit Bewusstsein

Warum sich das Bewusstsein durchsetzte

Eigenschaften und Funktionen verändern sich in der Geschichte des Lebendigen, je nachdem, wie stark sie zum Erfolg von Lebewesen beitragen. Warum sich das Bewusstsein in der Evolution durchgesetzt hat, lässt sich am unmittelbarsten damit erklären, dass es die Überlebensaussichten der damit ausgerüsteten Spezies nennenswert verbesserte. Das Bewusstsein kam, sah und eroberte. Es gedieh. Es scheint, als werde es erhalten bleiben.

Aber welchen Beitrag hat das Bewusstsein eigentlich geleistet? Die Antwort: Es brachte viele, mehr oder weniger offensichtliche Vorteile für das Lebensmanagement mit sich. Schon auf seinen einfachsten Ebenen hilft das Bewusstsein, die Reaktionen auf Umweltbedingungen zu optimieren. Bilder, die im bewussten Geist verarbeitet werden, liefern Detailinformationen über die Umwelt, und diese Details können dafür genutzt werden, die Präzision einer notwendigen Reaktion zu verbessern – durch eine exakte Bewegung kann man beispielsweise einer Bedrohung entgehen oder eine Beute mit höherer Sicherheit packen.

Aber die Genauigkeit der Bilder ist nur einer der vielen Vorteile eines bewussten Geistes. Der Löwenanteil der Vorteile ergibt sich nach meiner Vermutung aus der Tatsache, dass die Verarbeitung von Bildern aus der Umwelt in einem bewussten Geist durch ein bestimmtes Ensemble innerer Bilder – genauer gesagt, die Bilder des eigenen, lebenden Organismus, wie er im Selbst repräsentiert ist – eine Orientierung erhält. Das Selbst fokussiert den Geistesprozess, durchtränkt das Abenteuer, anderen Objekten und Ereignissen zu begegnen, mit einer Motivation, und infiltriert den Drang, die Welt zu erkunden, mit der größten und wichtigsten Sorge, die ein Organismus haben muss: der erfolgreichen Lebenssteuerung.

Diese Besorgnis entsteht, ganz natürlich, direkt aus dem Selbst-Prozess heraus, der seine Grundlage in ursprünglichen und abgewandelten körperlichen Gefühlen hat. Das spontane und von innen heraus fühlende Selbst liefert – als Folge der Wertigkeit und Intensität seiner affektiven Zustände – unmittelbare Signale, die das Ausmaß der Sorgen und Bedürfnisse in jedem einzelnen Augenblick anzeigen. Als der Bewusstseinsprozess immer komplizierter wurde und die durch Koevolution entstandenen Funktionen Gedächtnis, Vernunft und Sprache ins Spiel kamen, konnte das Bewusstsein weiteren Nutzen bringen. Diese Nutzeffekte haben im Wesentlichen mit Planung und gezieltem Handeln zu tun. Hier sind die Vorteile Legion.

Es wurde möglich, sich Zukunftsszenarien vorzustellen und automatische Reaktionen entweder hinauszuzögern oder völlig zu unterdrücken. Ein Beispiel für diese entwicklungsgeschichtlich neue Fähigkeit ist die aufgeschobene Belohnung, das vorberechnete Eintauschen von etwas Gutem gegen etwas, das später noch besser sein wird – oder der Verzicht auf etwas Gutes, wenn die Abschätzung der Zukunft vermuten lässt, dass damit später vielleicht auch etwas Schlechtes einhergeht. Diese Bewusstseinsentwicklung brachte uns einen immer besseren Umgang mit der grundlegenden Homöostase und letztlich auch die Anfänge der soziokulturellen Homöostase (auf die ich später in diesem Kapitel zurückkommen werde).

Eine Fülle bewusster, höchst erfolgreicher Verhaltensweisen findet man auch bei vielen Tierarten, deren Gehirn komplex genug ist: Beispiele um uns herum sind nicht zu übersehen und zeigen sich am deutlichsten bei Säugetieren. Seinen bisherigen Höhepunkt hat das Bewusstsein aber dank erweitertem Gedächtnis, Vernunft und Sprache beim Menschen erreicht.
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