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Selbstbestimmung bei Menschen mit geistiger Behinderung? Studie zur Theorie und Praxis der Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Behinderung im Wohnheim

Studie zur Theorie und Praxis der Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Behinderung im Wohnheim

AutorJasmin Gutenberger
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl327 Seiten
ISBN9783842801318
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
"Viele Diskussionen kursieren um das Thema Selbstbestimmung. Unsere Selbstbestimmung wird sowohl durch Gesetze als auch durch Regeln und Verbote eingeschränkt. Niemand kann alles tun, wonach ihm beliebt. Doch kann wohl fast jeder erwachsene Mensch, der in seinen eigenen vier Wänden wohnt, selbst entscheiden, zu welchem Zeitpunkt er ins Bett geht, welches Bild an seiner Wand hängt und auch welche Marmelade er morgens auf sein Brötchen schmiert! Dies sind für uns selbstverständliche Tatsachen.
Wies sieht es aber bei erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung aus, die in einem Wohnheim leben? Oft werden Menschen mit geistiger Behinderung ab einem bestimmten Alter von ihren Eltern in ein entsprechendes Wohnheim gebracht - meistens mit der Hoffnung verbunden: Mein Kind wird selbstständiger und kann somit selbst bestimmter leben. Ist das so? Viele haben wohl schon von Personalknappheit und Sätzen wie ""Die werden da behandelt wie Kleinkinder!"" gehört. Ziel der Studie soll es sein, herauszufinden, inwieweit solche Bedingungen der Wahrheit entsprechen und ob sich diese negativ auf die Selbstbestimmung der Bewohner auswirken.
Zunächst soll das nötige Wissen über Menschen mit geistiger Behinderung vermittelt werden: Wie entwickelte sich die Bezeichnung ""geistige Behinderung"", wie wird diese festgestellt und welche Auswirkungen haben die medizinischen Faktoren auf juristischer Ebene? Auch ist es wichtig zu wissen, welche Bedeutung ""Selbstbestimmung"" hat, wie der Begriff entstanden ist und sich bis heute - auch in der Geistigbehindertenpädagogik - durchgesetzt hat. Nach theoretischen Einführungen - u.a. auch zum Thema ""Wohnen"" - geht das Werk in eine Datenerhebung in zwei Wohnheimen des Internationalen Bundes über. In beiden Wohnheimen für Menschen mit geistiger Behinderung werden Bewohner und zum Teil auch Betreuer zum Thema ""Selbst bestimmt leben"" befragt. Durch die Interviews mit den Bewohnern soll herausgefunden werden, inwieweit die Bewohner zufrieden sind und wo die Grenzen ihrer Selbstbestimmung liegen - auch bei Dingen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Letztendlich werden die Ergebnisse aus der Studie mit dem zuvor theoretisch dargestellten Soll-Zustand eines selbst bestimmten Lebens verglichen. Des weiteren werden am Ende die Bedingungen und Recherchenergebnisse der beiden vorgestellten Wohnheime gegenübergestellt.
Die Studie ermöglicht einen realen Einblick in das Leben von Menschen mit geistiger Behindeurng. "

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.5.1.5, Veränderung der Beziehung zwischen Bewohnern und Betreuern: Um Selbstbestimmung für Menschen mit geistiger Behinderung zu erreichen, genügt es nicht, wenn in einem Wohnheim lediglich bestimmte Regeln eingehalten werden. Auch muss sich die Beziehung zwischen dem Personal und den Bewohnern grundlegend ändern. RUDI SACK spricht in seinen Ausführungen bewusst von Begleitern und nicht von Betreuern. Schließlich geht es beim Thema Selbstbestimmung um die Tatsache, dass die Menschen mit Behinderung nicht bevormundet werden sollen, sondern lediglich darum, dass eine Person zur Stelle ist, wenn sie selbst die Hilfe wünschen. (Es wird in vorliegender Arbeit dennoch der Ausdruck 'Betreuer' benutzt, da dieser auch in den Wohnheimen und in der verwendeten Literatur hauptsächlich angewandt wird.) Für die Selbstbestimmung, ist nach RUDI SACK folgendes notwendig: Verbesserung der Kommunikation: Er spricht hier von der gemeinsamen Aufgabe, 'die Frequenzen von Sender und Empfänger aufeinander abzustimmen.'. Je besser die Betreuer die Bewohner im Wohnheim verstehen, desto eher können sie auf deren Wünsche eingehen. Auch die nonverbale Kommunikation ist dabei mit inbegriffen, da viele Menschen mit geistiger Behinderung sich ausschließlich durch Gestik und Mimik zu verständigen wissen. Wichtig ist auch, dass keine Schonung des Menschen mit Behinderung stattfindet, wenn diesem etwa ein Thema vorenthalten wird, weil man davon ausgeht, dass dieser es nicht versteht. Zurückhaltung der Betreuer und Abbau von fachlicher Distanz: Des Weiteren soll zwischen den Betreuern und den Menschen mit geistiger Behinderung der Aufbau einer Beziehung nicht durch fachliche Distanz vermieden werden. Dabei steht aber nicht mehr die Aktivität, sondern die Zurückhaltung der Betreuer im Vordergrund, damit die Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderung gewährleistet werden kann. Es sollen außerdem fachliche Ausdrucksweisen, die eine Abwertung von Menschen mit Behinderung beinhalten, vermieden werden und auch eine Infantilisierung im Umgang mit diesen soll nicht mehr stattfinden. Somit wird ihnen nicht länger eine lebenslange Erziehungsbedürftigkeit unterstellt. Abbau der Hilfslosigkeit von Menschen mit geistiger Behinderung: Ebenso soll die erlernte Hilflosigkeit der Menschen mit Behinderung abgebaut werden, indem diese durch ihr Zutun mit auf die Qualität der Beziehung einwirken. Die Beziehung sollte auch gewinnbringend für beide Seiten sein. Hierzu müssen die Betreuer lernen, die persönlichen Stärken der Menschen mit geistiger Behinderung zu sehen und sich eingestehen, dass diese ihnen zu Gute kommen. Einstellungsänderung des Personals: Letztendlich, so sagt RUDI SACK, müssen die Betreuer darauf verzichten, ihr berufliches Selbstwertgefühl dadurch zu stärken, dass sie die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung als eine besonders schwierige ansehen und hinstellen. Somit stellen sie nämlich auch diese Menschen als schwierig dar, was nicht länger passieren sollte. Gleichberechtigung zwischen Bewohnern und Betreuern: Eine pädagogische Fachkraft im Wohnheim sollte nicht länger über den Bewohner bestimmen, sondern der Bewohner soll grundsätzlich mit entscheiden können und über alles Bescheid wissen. Neben den Forderungen von RUDI SACK sind im Weiteren gewisse Mindeststandards und auch Schutzmaßnahmen von Menschen mit Behinderung durch allgemeine Gesetze geregelt. Darüber hinaus gibt es in jedem Wohnheim individuelle Hausordnungen und Regeln. Einige der Gesetze und auch die üblichen Festlegungen von Hausordnungen werden im Folgenden erläutert.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Selbstbestimmung bei Menschen mit geistiger Behinderung?1
Inhaltsverzeichnis3
Abkürzungsverzeichnis7
Tabellenverzeichnis8
1 Einleitung9
1.1 Motivation und Gegenstand9
1.2 Vorgehensweise und Aufbau10
2 Der Personenkreis der Menschen mit geistigerBehinderung13
2.1 Bezeichnungen14
2.2 Der Versuch einer Begriffsklärung15
2.3 Definitionen und Ansätze aus verschiedenen Sichtweisen17
2.3.1 Rechtliche und sozial rechtliche Sichtweise19
2.3.2 Medizinische Sichtweise20
2.3.3 Pädagogische Sichtweise22
2.3.4 Soziologische Sichtweise23
2.3.5 Psychologische Sichtweise25
2.3.6 Verschiedene Sichtweisen – Schlussbetrachtung30
2.4 Einstellungswandel gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung30
2.5 Verhalten der Bevölkerung im Laufe der Geschichte32
2.6 Zusammenfassung35
3 Aktuelle Leitideen in der Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung37
3.1 Das Normalisierungsprinzip37
3.1.1 Entstehung des Normalisierungsgedankens37
3.1.2 Zusammenfassung der Forderungen des Normalisierungprinzips43
3.1.3 Das Normalisierungsprinzip in Deutschland44
3.1.4 Aktuelle Entwicklungen45
3.1.5 Der Zusammenhang von Normalisierung und Selbstbestimmung46
3.2 Das Paradigma der Selbstbestimmung46
3.2.1 Der Begriff der Selbstbestimmung47
3.2.2 Entstehungsgeschichte der Selbstbestimmung48
3.2.3 Selbstbestimmung bei Menschen mit geistiger Behinderung51
3.3 Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung am gesellschaftlichen Leben: Komponenten der Inklusion60
3.3.1 Barrierefreiheit61
3.3.2 Das Gleichbehandlungsgesetz63
3.3.3 Die Konvention der Vereinten Nationen64
3.4 Zusammenfassung67
4 Wohnen69
4.1 Bedeutung des Wohnens69
4.2 Wohnqualität und Wohnbedürfnisse71
4.3 Zentrale soziale Funktionen einer Wohnung73
4.4 Wohnen bei Menschen mit geistiger Behinderung74
4.4.1 Geschichte der Unterbringung74
4.4.2 Gegenwärtige Wohnformen76
4.4.3 Charakterisierung eines Wohnheims79
4.5 Selbst bestimmtes Leben in Wohnheimen für Menschen mit geistiger Behinderung83
4.5.1 Kriterien für das selbst bestimmte Wohnen83
4.5.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen als Voraussetzung89
4.5.3 Qualitätsmessung in Wohnheimen93
4.5.4 Schwierigkeiten bei der Umsetzung94
4.6 Zusammenfassung95
5 Vorstellung der Trägerschaft und der Wohnheime97
5.1 Der Internationale Bund (IB)97
5.1.1 Gründung97
5.1.2 Geschichtliche Entwicklung98
5.1.3 Zahlen: Mitarbeiter/ Einrichtungen/ Hilfeempfänger99
5.1.4 Arbeitsfelder des IB99
5.1.5 Die IB-Behindertenhilfe100
5.2 Vorstellung der Wohnheime105
5.2.1 Wohnheim I105
5.2.2 Wohnheim II119
5.3 Zusammenfassung131
6 Die Interviews mit den Bewohnern132
6.1 Vorbereitungen132
6.2 Vorstellung der Interviewpartner132
6.2.1 Bewohner des Wohnheims I133
6.2.2 Bewohner des Wohnheims II136
6.3 Die Forschungsmethodik140
6.3.1 Wahl des Interviews als Befragungsmethode140
6.3.2 Vorgehensweise unter Berücksichtigung des Personenkreises140
6.3.3 Das Leitfadeninterview141
6.3.4 Die Interviewfragen142
6.4 Durchführung der Interviews143
6.5 Vorgehen bei der Auswertung der Interviews144
6.5.1 Einteilung in Themenbereiche144
6.5.2 Transkription145
6.5.3 Anwendung der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philip Mayring145
6.6 Zusammenfassung147
7 Ergebnisse der Interviews und Ergänzung durch Fragebögen149
7.1 Ergebnisse der Interviews149
7.1.1 Wohlfühlfaktor im Wohnheim und Selbstbestimmung beim Ein- und Auszug150
7.1.2 Privatsphäre152
7.1.3 Selbstbestimmung im Alltag I (Zimmergestaltung/Ernährung/Bekleidung)153
7.1.4 Selbstbestimmung im Alltag II (Freizeit/Urlaub/Schlafenszeiten)156
7.1.5 Zwischenmenschliche Kontakte und Beziehungen159
7.1.6 Umgang der Betreuer mit den Bewohnern161
7.1.7 Verfügungsgewalt der Bewohner über das Taschengeld164
7.2 Darstellung des Fragebogens für die Betreuer165
7.2.1 Aufbau des Fragebogens166
7.2.2 Die Fragen166
7.2.3 Ergebnisse der Befragung167
7.3 Zusammenfassung173
8 Reflexion und Interpretation der Ergebnisse175
8.1 Zusammenfassung185
9 Fazit186
10 Literaturverzeichnis188
11 Anhang201
Interviewfragen203
Autorenvita326

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