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E-Book

Selbstbildnis eines Hautarztes, Band 2

AutorHans Schulz
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl568 Seiten
ISBN9783752863369
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis57,99 EUR
In seinem zweibändigen Werk 'Selbstbildnis eines Hautarztes' (Band 1 1940-1974; Band 2 1974-2017) lässt Hans Schulz über einen Zeitraum von 77 Jahren private und berufliche Ereignisse sowie Personen aus seinem näheren Umfeld Revue passieren. Dabei war es im wichtig, zur Textillustration außer Fotos auch eigene Zeichnungen und Gemälde einschließlich derjenigen seiner Frau Annette zu verwenden. Sowohl die kurzweiligen Schilderungen in chronologischer Abfolge als auch das Bildmaterial bieten dem Leser Einblicke in ein bewegtes, durch den Arztberuf und musische Ambitionen geprägtes Leben.

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Leseprobe

1979


Skiurlaub
Unser Haus
Cap d'Agde


Im Februar 1979 stand ich zum ersten Mal auf Brettern, genannt Langlaufskier. Abfahrtslauf hielt ich in Bezug auf meine Tätigkeit als Freiberufler, der sich mit Praxiskauf und Hausbau über Gebühr belastet hatte, für zu risikoreich. Außerdem war mir bewusst, dass ich bei körperlichem Einsatz ziemlich leichtsinnig sein konnte. Meine Knochen sollten auf jeden Fall über die Zeiten hoher Verschuldung unversehrt bleiben. Also versuchte ich mich im Skilanglauf, der ungefährlicheren Variante auf rutschenden Brettern. Annette hatte bereits als Jugendliche Abfahrtskurse im Sauerland belegt, wollte sich jetzt aber auf Langlauf umstellen. Diese Sportart begeisterte mich derart, dass ich schließlich die ganze Familie an dem Spaß teilhaben lassen wollte, so rüstete ich die Kinder entsprechend aus.

Ganz abstellen ließ sich mein Leichtsinn indessen nicht. Auf steiler Piste versuchte ich Abfahrten auf Langlaufskiern. Bei hohem Tempo verlor ich die Gewalt über das Gerät, überschlug mich mehrfach, die Bretter lösten sich und wirbelten pfeifend durch die Luft, während ich als perfekter Schneemann irgendwo unten ankam, Gott sei Dank ohne Blessuren erlitten zu haben. Danach ließ ich Vorsicht walten.

Annette und Hans beim Skilanglauf, Obermaiselstein 1979

Beim Architekten Werner Stock konnten wir unseren Gefühlen bezüglich Gestaltungsvorstellungen und Grundrisskonzeption des Eigenheims völlig freien Lauf lassen. Denn zur Mitte der 1970er Jahre herrschte eine Art Goldgräberstimmung im ganzen Lande, vor allem bezogen auf niederlassungswillige Freiberufler. Die Banken räumten ohne Zögern, je nach Wunsch der jungen Existenzgründer, Kreditsummen bis in den Millionen-DM-Bereich ein. Zum Glück benötigte ich nur knapp ein Viertel davon.

Als uns Bedenken hinsichtlich des zu erwartenden finanziellen Mehraufwandes für ein in den Neubau integriertes Schwimmbad kamen, wischte Stock nonchalant feundlich lächelnd alle Zweifel vom Tisch, er meinte: „Das kostet sie keinen Pfennig mehr, wir biegen's schon zurecht“.

Was die Bautechnik betraf, behielt er tatsächlich recht. Die zusätzlich umbaute, immerhin 60 Quadratmeter große Fläche trieb die Gesamtkosten des neuen Gebäudes nicht weiter in die Höhe. Allerdings dachten wir an die damit verbundenen laufenden Energiekosten. Auch in diesem Punkt beruhigte uns der Architekt, indem er meinte: „Wir konstruieren die südwärts weisende große Dachfläche in einem für Solarzellen günstigen Winkel. Der Pool kann dann mit solarer Energie, falls es nicht reichen sollte, zusätzlich mit Erdwärme beheizt werden. Das erspart ihnen ein Mehr an Strom- und Heizkosten“.

Letztlich entschieden wir uns für die abgespeckte Variante, nämlich das bereits fertiggestellte Betonbecken mit Planken abzudecken, womit zusätzlicher Wohnraum entstand. Zu den Hauptgründen unseres Rückziehers zählte die Tatsache, dass am Schwimmbad in der Nachbarschaft Kapillarrisse aufgetreten waren, hervorgerufen durch Bergschäden. Als eines Morgens die Familie das Bad betreten wollte, lag das geflieste Becken trocken. Der gesamte flüssige Inhalt war über Nacht durch haarfeine Risse ins Erdreich gesickert. Erforderliche Reparaturarbeiten gestalteten sich extrem aufwendig und kostenträchtig.

Unser Haus in Bergkamen-Weddinghofen

Auch befürchteten wir finanzielle Mehrbelastung infolge laufend ansteigender Energiekosten. Ursprünglich vorgesehen war eine oben vom Schlafzimmer ausgehende zum Schwimmbecken weisende, verglaste Empore mit Treppenverbindung zum Bad und von dort einen weiteren Treppenzugang abwärts zum Saunakeller. Das Wohnzimmer wurde vom Schwimmbad durch ein großes Glasfenster getrennt, so dass man vom Sessel aus den Badebetrieb hätte beobachten können. Brach liegende Schwimmbadarmaturen, verglaste Frontseiten der genannten Räume und Sauna bestehen bis heute, während es zum Einbau der Treppen nie gekommen ist.

Nach Zwischenstopp in Paris genossen wir die Sommerferien mit den Kindern in Südfrankreich. Das Mittelmeer bei Cap d'Agde am Golf du Lion eignete sich besonders gut zum Schnorcheln und Tauchen. Aus den Tiefen beförderten wir Muscheln und Meeresschnecken an die Oberfläche, um sie dann in unserer Ferienwohnung, gekocht in exquisiten französischen Weiß- und Rotweinen (Halbe/Halbe) mit Knoblauch, Herbes de Provence, Gewürzen, Apfelsinen, Zitronen, genüsslich zu verzehren. Was die Muschelzubereitung betraf, avancierte ich zum Spezialisten und imaginären Sternekoch, laut Urteil derjenigen, die das „Glück“ und Vergnügen hatten, meine Muschelgerichte zu verkosten. Mit dem Plazet meiner Familie darf ich mich bis zum heutigen Tag als Muschelkoch mit fünf imaginären Sternen schmücken. Bei der Bundeswehr hatte ich nur drei Sterne geschafft, die fielen mir allerdings ohne mein Zutun ganz von selbst auf die Schulterklappen. Die bisher letzte Eloge ob meiner Kochkünste durfte ich am 25. Januar 2017, zum 74. Geburtstag meiner ewig jungen Annette zur Kenntnis nehmen.

Matthias und Christian erwiesen sich als mutige, ausdauernde und unter Annettes und meiner Anleitung erfahrene Taucher, um die am wasserumspülten Felsgestein haftenden Muscheln zu ernten. Für eine ausreichende Mahlzeit bedurfte es mehrerer Tauchgänge.

Zu den Ausflugszielen gehörten die Städte Séte, Montpellier, Béziers, Perpignan, Narbonne, Carcassonne und Toulouse.

In den Herbstferien war einmal mehr Obermaiselstein angesagt. Gemeinsam mit Annettes Brüdern Klaus und Dieter unternahmen wir Bergtouren in den Allgäuer Alpen, über den Weiherkopf mit Gratwanderweg zum Riedberger Horn, Rubihorn- und in die Nebelhornregion (2224 m). Mit von der Partie waren Matthias und Christian. Unsere Katharina sowie Maurus und Thilo (Söhne von Gesine und Klaus Groll) waren für ausgedehnte, meist strapaziöse Wandertouren noch zu jung.

Die Besteigung des Rubihorns mussten wir drei Männer abbrechen, da Klaus kurz vor dem Gipfel von Höhenangst geplagt wurde. Eigentlich hätten Dieter und ich Vorsicht walten lassen müssen, zumal der Gratwanderweg zum Riedberger Horn für Klaus schon heikel genug gewesen war. Die Überwindung gelang schließlich, indem wir unsere Hände auf die Schultern des Vordermannes legten, um mittels Bildung einer Menschenkette Höhenängsten vorzubeugen.

Das grandiose Erlebnis am Gipfelkreuz des Riedberger Horns bei untergehender Sonne hoch über dem Wolkenteppich versöhnte den lieben Schwager dann doch wieder mit den Höhenzügen des Alpenvorlandes.

Gratwanderung und untergehende Sonne am Riedberger Horn; Christian, Maurus, Thilo
und Katharina auf der Grasgehren-Alm

Im November trafen wir uns mit Ahnhild und Hans-Jürgen Hilpert, befreundete ehemaligen Wohnungsnachbarn aus dem Hochhaus in Münster-Coerde (1969/70), zum Städtetrip nach London. Ausflüge führten uns unter anderem nach Greenwich zu der 1675 gegründeten Sternwarte, wo der Nullmeridian der geographischen Längenzählung unsere Körper schmerzlos in eine Ost- und Westhälfte sagittal „durchschnitt“.

Selbstverständlich spulten wir das obligatorische Sightseeing-Programm ab: Tower of London, St. Paul's Cathedral, Buckingham Palace, Tower Bridge, Westminster Abbey, Big Ben, Hyde Park mit Speakers Corner, Trafalgar Square, Royal Albert Hall, Cutty Sark, Piccadilly Circus, Kaufhaus Harrods u.a.m. Die berühmten roten Telefonzellen waren noch in Betrieb, ebenso die beliebten doppelstöckigen roten Omnibusse. Das Fahren mit der U-Bahn erlebte ich als angenehm und bequem, anders als in deutschen Städten. Reichlich angestaubten Empire-Charme vergangener Jahrhunderte versprühte das Hotelzimmer. In der düsteren Bude versank man im vergammeltem, muffig riechendem Plüsch. Verklumpte Daunen im Inlett der Betten atmeten den Duft ganzer Heerscharen mehr oder weniger illustrer Kurzzeitgäste.

In London, November 1979

Obermaiselstein, Dezember 1979

Schließlich verbrachten wir die letzten Dezembertage gemeinsam mit den Gronauer Freunden Lilly und Tono Baudry zum Langlaufski in Obermaiselstein. Tono betitelte unsere kleine Katharina zutreffend als „Loipenschreck“, da sie auf der Piste plötzlich in rasendem Tempo wie aus dem Nichts auftauchte, wenn sie vorgelaufen war und an einer nicht einsehbaren Stelle wieder umkehrte, um uns in voller Fahrt entgegenzukommen.

Die Nachricht von der sowjetischen Intervention in Afghanistan (25. Dezember 1979) trübte ein wenig die...

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