SHETLANDPONYS
HEUTE
Arbeit vor dem Karren verrichten Shettys heute fast nur noch zu Demonstrationszwecken.
Foto: Christiane Slawik
Klein und zäh sind sie immer noch, aber das Bild hat sich gewandelt. Inzwischen gibt es verschiedene Shetlandpony-Typen und ihr Hauptjob ist es nun, Kindern und Erwachsenen ein schönes Freizeitvergnügen zu bereiten. Früher waren die kräftigen Zug- und Lastentiere aus dem Arbeitsalltag kaum wegzudenken.
VON DEN INSELN AUFS FESTLAND: WIE DIE ZWERGE ZU UNS KAMEN
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden viele Shetlandponys von den Inseln in die Niederlande, nach Deutschland und in die USA exportiert. Sie kamen mit dem Schiff und später auch mit dem Flugzeug. Die Niederlande waren das erste Land, das Shetlandponys direkt von den Inseln importierte und heute gibt es in den Niederlanden mehr Shetlandponys als in Großbritannien. Damals war in den Niederlanden die häufig eingesetzte Hundekarre, ein kleiner, tatsächlich von einem Hund gezogener Wagen, verboten worden. Nun suchte man kleine Zugtiere, die die gleiche Arbeit mit den gleichen Wagen verrichten konnten.
Der Ponytyp hat sich dort im Laufe der Zeit deutlich gewandelt. Die Ponys wurden früher als kleine Arbeitspferde gezüchtet und entwickelten sich in den Niederlanden, nicht zuletzt wegen der Arbeitsbereiche, in denen sie eingesetzt wurden, zu einem schweren Typ, mit recht kurzen Beinen und häufig gerader Schulter. Zwei Hengste aus der berühmten englischen Marshwood-Linie, Supreme of Marshwood und Spotlight of Marshwood, haben die Entwicklung der niederländischen Shetlandpony-Zucht deutlich geprägt, die sich im Laufe der Zeit wieder zu einem leichteren und typischeren Shetlandpony hin entwickelte.
Früher und heute sind Shettys gerne gesehene Gäste bei Festtagsumzügen.
Foto: Christiane Slawik
In Deutschland gibt es, anders als in den Niederlanden, in jedem Bundesland einen eigenständigen Zuchtverband mit unterschiedlichen Bestimmungen, so dass für den Laien nicht immer deutlich ist, ob es sich um ein echtes Shetlandpony handelt oder nicht. Die Interessengemeinschaft der Shetlandponyzüchter und Liebhaber e.V. kann aber jedem weiterhelfen, wenn es um Ahnenforschung und Abstammungsnachweise deutscher und ausländischer Shetlandponys geht.
Als es noch keine Traktoren gab, wurden die kleinen, trittsicheren und zugkräftigen Shetlandponys auch in Deutschland als Arbeitstiere eingesetzt. Fütterung und Haltung erforderten wenig Aufwand und die beträchtliche Zugleistung konnte für das Ziehen von Milchkarren, aber auch in Gärtnereien und auf Obstbetrieben genutzt werden. Nebenbei war es zu der Zeit auch schon das Freizeitvergnügen der Kinder, auf den Ponys zu reiten und an Festtagsumzügen teilzunehmen.
Inzwischen ist das Shetlandpony ein Freizeitpony für Kinder und Erwachsene, mit dem man reiten und fahren kann; nach wie vor machen sich aber auch Zirkus und Pferdeshowunternehmen die Gelehrigkeit und das sehr ansprechende Aussehen der Shetlandponys zunutze. Es gibt schöne Schaubilder mit winzigen Shettys und riesigen Shire Horses, Freiheitsdressuren und sogar hohe Schule an der Hand mit Shetlandponys, die den Vergleich mit den großen Pferden ohne Weiteres aufnehmen kann.
Und sogar in Detschland gab es Shetlandponys auf einer Insel! Bis 2004 lebten auf der Greifswalder Oie, einer kleinen Insel in der Ostsee, ehemals militärisches Sperrgebiet der damaligen DDR, eine halbwilde Herde von etwa 50 Shetlandponys. Sie waren dort zwar nicht den rauen Bedingungen der Shetland-Inseln ausgesetzt, aber mit guter Betreuung lebten sie weitgehend artgerecht und waren gesund, harmonisch gebaut, fruchtbar und widerstandsfähig – Shettys eben.
Sabine Ellinger zeigt mit Mini-Appaloosa Lancelot, dass die Kleinen den Großen auch bei der Hohen Schule an der Hand in nichts nachstehen.
Foto: Christiane Slawik
MINI BIS CLASSIC: TYPEN UND ZUCHTZIELE
Die Kleinen gibt´s in allen Größen und Farben! Aber gerade deshalb gab es über die Frage, welches Pony sich nun wirklich Shetlandpony nennen darf, bisher immer wieder geteilte Meinungen. Der von der deutschen Interessengemeinschaft der Shetlandponyzüchter e. V. festgelegte Standard, der die verschiedenen Zuchtziele beschreibt, bringt aber Deutlichkeit. Ältestes Zuchtziel ist das Shetlandpony, für das das englische Mutterstutbuch maßgeblich ist.
Mini-Shetland-Pony Fohlen sind natürlich besonders klein und knuffig, jedoch keinesfalls als Spielzeug für Kinder geeignet.
Foto: Christiane Slawik
Diese Ponys müssen mindestens drei Generationen englisches Blut führen, dürfen alle Farben bis auf Tigerschecke zeigen und kein amerikanisches Blut führen. Dreijährig dürfen Stuten bei der Eintragung und Hengste bei der Körung nicht größer als 105 Zentimeter sein, wobei hier die Bestimmungen in den 15 deutschen Zuchtverbänden unterschiedlich sind; vierjährig und älter liegt das Endmaß für alle Shetlandponys bei 107 Zentimetern. Alle Tiere unter 87 Zentimeter sind Mini-Shetlandponys. Nicht vom englischen Mutterstutbuch anerkannt, aber nach deutschen Regeln gezogene Tiere werden im sogenannten Deutschen Part-Bred Shetlandpony zusammengefasst, bei dem alle Farben, auch die Tigerschecken, vertreten sind. Größenmäßig gilt auch das Endmaß von 107 Zentimetern, außerdem gibt es das Deutsche Part-Bred Shetlandpony im Mini-Typ unter 87 Zentimeter und im sportlichen Typ.
Diese fuchsund isabellfarbenen Mini-Shetland-Ponys sind wunderschöne Vertreter ihrer Rasse.
Foto: Christiane Slawik
Es ist hier eine neue Rasse entstanden, die nicht schlechter ist als das urenglische Shetlandpony, sondern durch fremdes Blut nur anders als die Prototypen von den Inseln.
Grundsätzlich meine ich, dass die dem Urtyp der Inselponys ähnlichsten Shetlandponys unbedingt so rein wie möglich erhalten werden sollten. Die unter anderem durch Klima und Nahrungsangebot auf den Inseln entstandenen rassetypischen Merkmale bleiben so am ehesten erhalten, auch wenn sich der Gesamttyp durch einen Umzug in andere Lebensbedingungen, wie die Shetlandponys sie bei uns vorfinden, verändert. Durch Zucht mit importierten Shetlandponys von den Shetland-Inseln kann aber immer wieder auf den reinen Typ zurückgegriffen werden.
Ein Shetlandpony, das zwar Shetland im Namen führt, aber nicht mehr so aussieht, ist das American Shetlandpony, von dem es in Amerika inzwischen um die 50.000 Exemplare gibt. Es wurde aus dem englischen Shetlandpony und Einkreuzungen von Hackneys, Arabern und Vollblütern gezüchtet.
Bei diesem Deutschen Part-Bred Shetland-Pony namens Wirbelwind kann man schon auf der Weide eine gute Bewegungsveranlagung erkennen.
Foto: Christiane Slawik
Es entspricht deutlich dem Pferdenicht dem Ponytyp, und nur noch das dicke Langhaar im Winter erinnert an die Vorfahren. Viele moderne Ponyrassen, wie das australische Pony oder das Pony of the Americas führen Shetland-Blut. Der kleinste Vertreter ist das Falabella-Pferd, bei dem Shetlandponys mit englischem Vollblut und Arabern in kontinuierlicher Zucht auf Kleinwüchsigkeit gekreuzt wurden, bis das wohl kleinste Pferd der Welt entstand, das Charakter und Proportionen eines Pferdes und nicht eines Ponys zeigt.
EXTERIEUR UND GÄNGE: WAS KURZE BEINE ALLES KÖNNEN
Das Shetlandpony hat ein Rechteckformat mit schräger Schulter und breiter Brust, eine nicht zu kurze Kruppe mit gut bemuskelter Hinterhand und gut behaartem Schweif. Der Kopf ist klein, gut getragen und proportioniert, mit intelligenten dunklen und freundlichen Augen. Die Ohren sollen klein sein und nicht zu eng stehen, die Maulspalte genügend lang, die Zähne und der Kiefer müssen korrekt und die Nüstern groß sein. Der Hals ist kräftig mit sehr dichter Mähne und nicht zu tief angesetzt.
Das Fundament ist stabil, mit kurzem kräftigem Röhrbein und harten, runden Hufen.
Trotz der geringen Größe und den kurzen Beinen ist der Bewegungsablauf des korrekten Shetlandponys raumgreifend, elastisch und leichtfüßig.
Beim deutschen Part-Bred Shetlandpony ist der Standard insgesamt vergleichbar, der Kopf ist aber kleiner und edler, das Fundament ist trocken und der Bewegungsablauf schwungvoll, mit elastisch schwingendem Rücken. Die Brust darf nicht zu schmal sein. Beim sportlichen Typ kann die Stirn schmaler sein, insgesamt ist das Pony etwas höher gestellt.
INTERIEUR: KLEIN, ABER OHO!
Shetlandponys zeichnen sich durch besondere Merkmale aus, die die Rasse prägen und die aus diesen kleinen Tieren echte Persönlichkeiten machen. Es sind robuste Tiere, die in ihrem meist langen Leben sehr fruchtbar sein können. Es ist schon eine Wucht, was die kleinen Kraftpakete so zu bieten haben. Ausgeglichenheit und besonnenen Umgang mit aufregenden Dingen bringen sie von Natur aus mit und wenn wir unsere Shettys nicht verunsichern, werden wir sehr selten ein Shetlandpony in Panik erleben. Haben die intelligenten Shettys erst einmal etwas gelernt, vergessen sie es so schnell nicht mehr, egal, ob es sich um das Ziehen einer Kutsche oder das geschickte Öffnen des Weidetores handelt. So ruhig sie sein können, so ehrgeizig geben sie alles,...