DAS BABY IST DA
»Wenn ich ein Baby wär, läge ich von früh bis spät – im Bett. Wie nett!
Müsste nicht zur Arbeit gehen, wäre niedlich anzusehen.«
Ein Wort an die Eltern: Liebe
WO SIND WIR? WIR DREHEN UNS MIT DER WELT, TREIBEN IM STRUDEL DER ZEIT UND VERGESSEN ZU GENIESSEN, ZUR RUHE ZU KOMMEN, ZU SEHEN, ZU HÖREN, ZU STAUNEN.
Ich frage mich oft, wie es sein kann, dass die Menschen immer weniger Zeit haben – obwohl es doch so viele Erfindungen gibt, die uns helfen Zeit zu sparen.
Zurückkommen, innehalten, die Welt mit Kinderaugen sehen: Dabei kann Ihnen Ihr Baby helfen. Versuchen Sie einmal, die Welt mit seinen Augen zu sehen, über Wolken, Blätter im Wind, Käfer und das eigene Spiegelbild zu staunen. Regentropfen nachsehen, wenn sie um die Wette die Fensterscheibe herunterlaufen.
Spätestens wenn Ihr Baby mit etwa einem Jahr in die »Ui«-Phase kommt, werden Sie sich, wie die meisten Eltern, dabei ertappen, jeden begeisterten Laut nachzusprechen. Nur zu! Staunen Sie mit ihm, lassen Sie sich die Welt der Babys zeigen. Und kommentieren Sie jedes noch so kleine Wunder ebenfalls mit einem von Herzen kommenden »Ui«. Es geht nicht darum, Zeit zu sparen, sondern Zeit zu verbringen. Ganz bewusst.
Einmal nur das Baby beim Spielen beobachten. Stattdessen haben wir irgendwann angefangen, uns die meiste Zeit nicht mehr nur einer Sache zu widmen, sondern lieber mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Ich kenne das ja von mir selbst: Wenn ich mir die Zähne putze, wische ich mit einem Tuch in der anderen Hand noch schnell das Waschbecken blank.
INVESTIEREN SIE IN IHR ZEITKONTO
Oft höre ich von anderen Eltern den Satz: »Ja, wenn du für so etwas Zeit hast.« Ich glaube, Zeit hat heutzutage leider niemand mehr. Zeit ist kostbar. Zeit hat man nicht, die muss man sich nehmen. Indem man Prioritäten setzt: Was ist jetzt wirklich wichtig? Für was nehme ich mir jetzt die Zeit? Es gibt Mütter, die lesen immer noch Bücher, andere gehen nach wie vor zur Kosmetikerin oder räumen jeden Tag ihre Wohnung tipptopp auf. Aber wenn Sie Ihren Babys Ihre kostbare Zeit schenken, werden die Kleinen zu ausgeglichenen, lustigen, fröhlichen Kindern und schließlich zu glücklichen Erwachsenen heranwachsen, die behaupten können: Ich hatte eine schöne Kindheit.
ALLES IST MÖGLICH
Die Babyzeit ist die kürzeste Phase unseres Lebens. Und auch wenn wir uns nicht bewusst an sie erinnern können, prägt sie uns doch für das ganze Leben. Als ich damit begann, die ersten Babyspiele aufzuschreiben, ertappte ich mich dabei, dass ich ständig vor Gefahren warnte, die dieses oder jenes Spiel mit sich bringen kann. Verschlucken, Fallen, Verletzen … Dabei finde ich, dass Mütter mit Babys sowieso schon oft genug die verschiedensten Ängste mit sich herumtragen. Meine Spielideen sollen unbefangen und lustig sein. Hören Sie daher auf Ihr Herz und Ihr Bauchgefühl. Glauben Sie mir, diese Gefühle sind noch da, wir verlernen oft nur, sie zu hören und ihnen Beachtung zu schenken. Trotzdem, einmal muss ich es schreiben – auch wenn ich überzeugt davon bin, dass Sie das alles ohnehin bereits wissen: Passen Sie bei allen Spielen auf Ihr Baby auf. Nähen Sie bei den Bastelvorschlägen Knöpfe und andere Kleinigkeiten gut fest, damit das Baby sie nicht verschluckt. Aber trauen Sie sich auch durchaus etwas zu. Hätte man nicht auch ein wenig Mut, könnte man gleich zu Hause bleiben. Schließlich kann immer passieren, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt. Möglich ist alles!
Da waren’s plötzlich drei!
MIT DEM NEUGEBORENEN NACH HAUSE ZU KOMMEN, DAS IST EIN GANZ BESONDERER AUGENBLICK.
ICH KANN MICH SELBST NOCH SEHR GUT DARAN ERINNERN.
Plötzlich waren wir zu dritt. Unsere Nachbarn hatten unsere Wohnungstür mit einem Willkommensschild und bunten Luftballons geschmückt. In dem Bettchen, das schon eine ganze Zeit über in der Wohnung stand, lag plötzlich wirklich ein Baby. Ein echtes Baby. Und dann zeigten wir unserem Jakob sein neues Heim. Wir trugen ihn von Zimmer zu Zimmer und erklärten ihm alles. Ich glaube noch heute, dass ihm das gefiel. Wir wiederholten diese Wohnungsbegehung viele, viele Male. Mit der Zeit entdeckten wir dabei, dass ihn manche Dinge mehr faszinierten als andere.
EIN BABY – WAS IST DAS EIGENTLICH?
Ein Baby ist ein Kind im ersten Lebensjahr. Vom Saugreflex leitet sich die Bezeichnung Säugling ab. Während der ersten vier Wochen heißt es Neugeborenes. Nach Vollendung des ersten Lebensjahres schließt sich dann das Kleinkindalter an.
Ein Baby ist also ein klitzekleiner Mensch am Anfang seines Lebens. Es ist hilflos. Ohne uns kann es nicht überleben. Es entwickelt sich so schnell und lernt so viel wie in seinem ganzen restlichen Leben nicht mehr.
JEDES BABY IST ANDERS
Die Babys kommen auf die Welt und haben einfach schon so vieles »im Gepäck«. So viele Anlagen. Manche sind ruhig, manche temperamentvoll. Einige sind kleine Denker, andere eher Draufgänger, wieder andere eher ängstlich. Die meisten sind Forscher und Entdecker, und manche sind Träumer. Es gibt Schlafbabys (das habe ich jedenfalls mal gehört), und es gibt Babys, die das Autofahren lieben. Andere schlafen kaum und sind trotzdem kleine Sonnenscheine.
Schon Säuglinge sind, wie alle Menschen, Individuen. Sie unterscheiden sich voneinander nicht nur durch ihr Äußeres, sondern auch durch ihre unterschiedlichen Charaktereigenschaften. Begrüßen Sie Ihr Baby und nehmen Sie es so an, wie es ist: »Hallo, mein Schatz – und was für ein Typ bist du?« Die Antwort auf diese Frage werden Sie allerdings erst nach und nach herausbekommen. Es bleibt spannend. Spielt es wirklich eine Rolle, zu welchem Zeitpunkt, an welchem Tag, zu welcher Stunde und Minute, ein Kind das Licht der Welt erblickt? Sind seine Anlagen nicht alle schon vorher da? Es lebt ja immerhin bereits neun Monate im Mutterleib. Mein eines Kind war schon im Bauch ruhig und zart. Und so kam es auch auf die Welt: ruhig, langsam und zart. Mein anderes versetzte mir schon als Fötus ohne Ankündigung solche Fußtritte und Haken, dass ich mir jedes Mal mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Bauch fasste. Mit genauso viel Kraft und Energie kam es auch zur Welt. Die Geburt war nach zwei Stunden beendet, und es schrie in die Welt hinaus, noch bevor es ganz da war. Bis heute ist es ein sehr lebhaftes, zielstrebiges, aktives Kind, während das andere noch heute eher ein stiller Beobachter ist.
WILLKOMMEN ZU HAUSE, BABY
Kaum ist das Baby da, kann es natürlich niemand abwarten, den neuen Erdbewohner zu sehen und zu begrüßen. Aber Achtung: Überfordern Sie sich jetzt nicht.
Schrauben Sie Ihre Ansprüche an sich selbst zurück. Ihre Wohnung muss jetzt nicht wie aus dem Ei gepellt sein, und Sie müssen auch nicht jedem Besucher Kuchen anbieten. Wenn Sie das aber gerne möchten, gönnen Sie sich den Luxus und kaufen Sie Kuchen beim Bäcker. Oder wie wäre es mit Keksen?
SCHÖNE NEUE WELT
Wie sich das Leben durch das Baby verändert? Am meisten ist mir im Gedächtnis geblieben, dass manche Dinge von heute auf morgen so gut wie unmöglich waren. Dabei hatte ich vorher nie über sie nachgedacht, weil sie so normal waren und einfach zum Tagesablauf dazugehörten.
Es fiel mir schwer, Zeit zum Duschen zu finden (vom Baden ganz abgesehen), manchmal war es einfach nicht drin, auf die Toilette zu gehen oder daran zu denken, ausreichend zu trinken. Mein Mittagessen nahm ich meist kalt zu mir, weil das Baby gerade mittags getragen oder gestillt werden wollte. Irgendwie aber schafft man die Dinge, die getan werden müssen, dann doch. Und wenn man sich an die Zeiten des Babys gewöhnt hat oder das Baby erst einmal einen geregelten Tagesablauf hat, wird all dies wieder besser.
SCHRITT FÜR SCHRITT INS LEBEN
Wie schön, wenn Ihr Baby Fortschritte macht – man freut sich über jeden noch so kleinen. Aber was heißt eigentlich Fortschritt? Doch nur, dass das Kind immer mehr kann, bis es schließlich so weit ist, dass es »fort« schreiten kann. Schade, dass manche Mütter diese Entwicklung als einen regelrechten Wettkampf verstehen. Lassen Sie sich nicht verrückt machen, wenn Ihnen eine andere Mama sagt: »Was? Deins kann noch immer nicht sitzen? Das hat meins schon mit fünf Monaten gekonnt!« Jedes Baby lernt nach seinem eigenen Rhythmus. Die einen können früher sprechen, die anderen früher laufen. Die Dritten lassen sich bei allem ein wenig mehr Zeit. Sie sind vielleicht einfach noch nicht bereit und dann – schwuppdiwupp – geht plötzlich alles ganz schnell. Jedes Kind ist von Anfang an schon ein kleines Individuum, das eine eigene kleine Persönlichkeit und einen eigenen Rhythmus mitbringt. Lassen Sie sich auf keinen Fall von anderen verunsichern. Werden Sie nicht nervös, wenn Ihr Kind nicht ins »Raster« passt. Jedes Kind ist anders und jeder Mensch ist es schließlich auch.
Für Mamas und Papas
Warum ich in diesem Buch öfter die Mütter anspreche als die Väter? Liebe Papas, Daddys, Vatis: Weil der Prozentsatz der erziehenden, daheimbleibenden Väter immer noch sehr gering ist, bitte ich zu verzeihen, dass ich mich öfter an die Mamas wende. Das Buch...