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E-Book

So können starke Männer starke Frauen lieben

Warum manche Männer wieder Machos werden müssen

AutorJohannes Storch, Maja Storch
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783451809958
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Starke Frauen sind emanzipiert und wissen, was sie wollen. Starke Männer haben die Gleichberechtigung der Geschlechter akzeptiert und leben diese auch in ihrer Beziehung. Eigentlich sollten starke Frauen und Männer also perfekte Paare sein. Warum kommt es in diesen Beziehungen trotzdem oft zu Verletzungen und Trennungen? Warum sind es häufig gerade die Männer mit Alice-Schwarzer-Gütesiegel, die sitzengelassen werden? Maja und Johannes Storch, die renommierte Psychologin und ihr Bruder, beleuchten amüsant und aufschlussreich, welche tiefenpsychologischen Mechanismen zu den fatalen Missverständnissen führen. Und sie zeigen auf, wie diese Männer und Frauen wirklich miteinander glücklich werden.

Johannes Storch, ZRM-Trainer und Zahntechnikermeister. Maja Storch, Dr., ist Psychologin und Psychoanalytikerin, Begründerin des Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) (zusammen mit Frank Krause) und Bestsellerautorin.

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Leseprobe

Maja Storch & Johannes Storch
Wenn starke Frauen sich verlieben


Johannes:

Hallo Maja, ich muss mit dir reden. Du weißt ja, dass ich mich nach zwei Jahren gewolltem Singledasein vor ein paar Monaten neu verliebt habe. Für mich war damals klar: Entweder finde ich eine selbstständige Frau, die ihr Leben im Griff hat und ihr eigenes Geld verdient, oder ich bleibe eben Single. Und genau so eine Frau lief mir vor einem Vierteljahr bei der Hochzeit eines guten Freundes über den Weg. Ines ist Rechtsanwältin in einer Kanzlei, die sie zusammen mit zwei Partnern führt. Sie hat zwei Kinder, die sie allein erzieht, und ihre Tage sind so gut durchorganisiert, dass sie noch genügend Zeit fürs Segelfliegen hat. Ines hat sich vor einem Jahr von ihrem Mann getrennt, nachdem sich herausstellte, dass er seit Jahren Affären hatte. Sie suchte nach einem treuen und zuverlässigen Mann, von Schürzenjägern hatte sie genug. Du erinnerst dich sicher noch, wie ich dir damals mit leuchtenden Augen erzählt habe, dass sie eine ausgefüllte Woche hat und gleich zu Beginn der Beziehung sagte, dass wir uns sicher nicht jeden Tag sehen werden und ich hoffentlich damit leben kann.

Genau danach hatte ich gesucht! Meine letzte Beziehung war sehr zeitintensiv und aufreibend gewesen. Jetzt war da eine Frau, die auch nicht jeden Tag Zeit hatte und bei der ich nicht pünktlich um sieben Uhr abends auf der Matte stehen musste. Das sah alles nach einer Partnerschaft aus, bei der jeder seine Auszeit haben kann – ganz ohne schlechtes Gewissen.

Das war vor gerade mal drei Monaten. Du hast ja gestern Abend gemerkt, dass ich dir eine SMS geschrieben habe, anstatt wie sonst ein WhatsApp. Du hast mir per WhatsApp zurückgeschrieben, was los sei, warum auf einmal kostenpflichtig SMS geschrieben wird und ob mein Handy kaputt sei. Und was ich dann geschrieben habe – wieder per SMS wohlgemerkt –, zeigt das ganze Elend: Ich konnte dir keine Nachricht über WhatsApp schicken, weil sonst Ines spitzkriegt, dass ich online bin. Was ich dir nicht geschrieben habe: Wenn sie das merkt, folgt seit einigen Wochen unausweichlich eine stundenlange WhatsApp-Konversation, die im Regelfall in dem Vorwurf gipfelt, ich hätte nie Zeit für sie! Warum ich jetzt nicht bei ihr sei, wenn ich doch Zeit hätte zu appen, will sie dann wissen. Und: Ich würde sie nicht lieben, ich solle ihr doch gleich sagen, dass ich eine andere habe.

Liebe Maja, ich bin verzweifelt! Ich liebe Ines wirklich, aber ich liebe die alte, nämlich die selbstständige und souveräne Ines, die ich am Anfang kennengelernt habe. Mit der neuen Ines, anhänglich und weinerlich, habe ich große Mühe. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll: Mehr Zeit mit Ines verbringen, wobei ihre Tage wirklich straff organisiert und eigentlich voll sind? Oder mich doch lieber zurückziehen, weil die Beziehung wahrscheinlich wieder so werden wird wie meine letzte? Meine Frage an dich als Frau und Psychotherapeutin: Das ist doch genau die Sorte Frau, die du in deinem Buch beschrieben hast, richtig? Kommt stark daher und fasziniert Männer wie mich mit ihrer Souveränität und Selbstständigkeit – und mutiert dann zur Tussi, die ich gar nicht haben wollte. Nur damit wir uns recht verstehen: nichts gegen Tussis, die mag ich auch, aber die suche ich mir dann aus, im vollen Bewusstsein. Ich habe dann eine Prinzessin an meiner Seite und weiß, womit ich rechnen muss. Was mich so fertig macht, ist diese plötzliche Verwandlung. Damit rechnet doch niemand.

Ich bin Jahrgang 1960. Meine Generation ist groß geworden, als der Feminismus aufkam. Das oberste Ziel für einen aufgeklärten Mann war, sich zu erforschen und seine Rolle zu reflektieren, die Frauen zu verstehen und seine Verhaltensweise daraufhin anzupassen. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mich in Frage zu stellen. Ich habe mit dir über Frauen und ihre Wünsche diskutiert, und meine Freundinnen waren immer emanzipierte Frauen. Ich bin enttäuscht und verlassen worden, habe mich belehren lassen – und den Fehler meistens bei mir gesucht, so wie es eben üblich war zu dieser Zeit. Mich gefunden habe ich allerdings nie. Gewusst, wer ich wirklich bin? Fehlanzeige. Ich verhielt mich eher wie ein amöboider Organismus, der in Richtung Licht schwimmt, ohne eigene Ziele und ohne die geringste Ahnung, was die Frauen jetzt wirklich von mir erwarteten.

Erst seit einigen Jahren und schon in der zweiten Lebenshälfte merke ich, was ich wirklich will. Inzwischen kann ich das für mich genauer definieren und leben – insbesondere im Hinblick auf meine Partnerschaften. Und jetzt stelle ich fest, dass Frauen offensichtlich selbst nicht wissen, was sie wollen! Frauen wie Ines, erfolgreich, stark und unabhängig, werden plötzlich anhänglich. Der Freiraum, der beiden vorher so wichtig war, wird von ihrer Seite her eingeschränkt – und ehe du dich versiehst, ist alles wieder beim Alten!

 

Maja:

Was du da von dir erzählst, ist aus Männersicht genau das, worüber ich in »Die Sehnsucht der starken Frau nach dem starken Mann« geschrieben habe. Viele emanzipierte Frauen suchen auf der bewussten Ebene nach einem ebenso emanzipierten Mann, wie du einer bist. Ein Mann, der sich auf diese Aussagen verlässt, kann aber sein blaues Wunder erleben – wenn er es mit einer Frau zu tun hat, die ihren Schatten noch nicht integriert hat. Er hat es nämlich nicht mit einer komplett starken Frau zu tun, sondern gewissermaßen nur mit einer halbstarken Frau. Emanzipiert ist nur der bewusste Teil ihrer Psyche, die Persona. Der Schattenanteil im Unbewussten, die Tussi, ist überhaupt nicht emanzipiert. Ein Mann, der sich mit einer in diesem Sinne halbstarken Frau einlässt, wird immer wieder Situationen erleben, in denen diese Frau durch ihr Verhalten ihre eigenen »offiziellen« Aussagen Lügen straft. Und ich kann dir versichern: Den Frauen, denen dies widerfährt, geht es wirklich schlecht. Denn sie sind intelligent, und sie denken über sich selber nach. Deswegen ist ihnen selber völlig klar, dass sie sich absolut unlogisch verhalten. Sie fühlen sich auch in den meisten Fällen schrecklich schuldig, wenn sie einen armen Kerl vergrault haben, obwohl er scheinbar ihrem bewussten Wunsch als Partner entsprochen hat. Aber das Unbewusste lässt sich halt nicht mit Verstandeskraft in den Griff kriegen! Und das Unbewusste entscheidet darüber, in wen wir uns verlieben, nicht der Verstand.

Am besten, wir schauen uns jetzt die einzelnen Stufen des Dilemmas in Ruhe zusammen an und du erzählst mir, was im Mann passiert, wenn er ein Teilnehmer bei diesem Wechselbadspiel ist.



Dies ist eine starke Frau. Sie ist im besten Sinne emanzipiert. Sie ist autonom, sie liebt ihren Beruf und arbeitet gerne. Wenn sie Familie hat, betrachtet sie sich als Familienmanagerin.

 

Dies ist unsere Heldin, die starke Frau. Sie ist autonom, liebt ihren Beruf, organisiert sich und, falls vorhanden, ihre Familie tiptop. Wahrscheinlich ist sie auch erfolgreich, intelligent, attraktiv, selbstbewusst – und hat somit viele Eigenschaften, die Männer faszinieren.

 

Johannes:

Ja, so stellen auch wir Männer uns die starken Frauen vor. Und wir haben noch einen Wunsch: Wir finden es unerlässlich, dass sie weiß, was sie von Männern erwartet. Ob sie einen richtigen Kerl will, eigenständig, egoistisch und freiheitsliebend, eben Macho durch und durch. Oder ob sie lieber einen will, mit dem sie nächtelang reden kann, der sich klar über seine Gefühle ist und also lieb, treu und zuverlässig ist? Will sie ein kurzes, wildes Abenteuer oder besser eine lange, zärtliche Romanze?

Wenn sie sich darüber auch noch im Klaren ist, dann ist sie für mich und andere Männer, die wie ich denken und fühlen, eine wirklich starke Frau, mit der wir gerne bereit sind, unser Leben zu verbringen. Aber ich befürchte, dass die wenigsten Frauen tatsächlich wissen, was für einen Mann, was für eine Beziehung oder Partnerschaft sie wirklich wollen. Oft geraten Männer wie ich an die halbstarken Frauen, und dann geht es uns schlecht.

 

Maja:

In der Tat ist es für einen Mann, der gerne eine ebenbürtige Partnerin hat, am Anfang der Beziehung unmöglich herauszufinden, woran er wirklich ist. So viel sei zu deiner Entlastung gesagt: Ob halbstark oder stark, das wird erst nach einiger Zeit klar. Zuerst, in der Phase der Verliebtheit, hängt ja der Himmel voller Geigen.



Wenn sie sich verliebt, können merkwürdige Dinge geschehen.


Johannes:

Ein schönes Bild hast du da gezeichnet! Genau so erlebe ich zurzeit meine Steuerberaterin, eine frisch verliebte starke Frau. Sie sieht ihren neuen Freund durch eine rosa Brille, er ist der Beste, er ist ihr Held, und er macht alles richtig. Man könnte neidisch werden auf diesen Mann! Aber auch wenn man selber nicht der Auserwählte ist – auch als Freund oder Bekannter ist es schön, ein solches Paar zu sehen. Verliebte starke Frauen sind eine wahre Freude, sie werden weich und witzig, fürsorglich und dankbar für Kleinigkeiten. Die härtesten Schalen platzen auf, und sie zeigen ein schillerndes, buntes, kicherndes Inneres – es ist einfach nur herrlich!

 

Maja:

Mein Tipp an die Männer: Genießt diese Zeit, denn das kann sich schnell ändern! Wenn ihr es mit einer wirklich starken Frau zu tun habt, die vom Bewusstsein und vom Unbewussten her stark sein kann, ist alles in Ordnung. Bei einer verliebten halbstarken Frau...

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