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Soziale Online-Netzwerke als Medium der Ermächtigung am Beispiel Facebook: Online social networks as an empowering medium using the example of Facebook

AutorMartin Sopko
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl60 Seiten
ISBN9783955496197
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Immer wieder erregen groß angelegte Facebook-Aktionen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Das Nutzen der Seite als öffentliche Plattform zur Mobilmachung gegen Menschenrechtsverletzungen ('Kony2012') oder den Protesten von Tierschützern gegen die Europameisterschaft 2012 in der Ukraine und Polen - verschiedene Interessengruppen versuchen mithilfe des sozialen Netzwerkes im Internet, gesellschaftliche und politische Veränderungen herbeizuführen. Diese Studie beleuchtet am Beispiel der Facebook-Gruppe 'One Million Voices Against FARC' wie das soziale Netzwerk Menschen ermächtigen kann, sich für ihre Interessen einzusetzen und welchen Nutzen die Soziale Arbeit aus den Erkenntnissen ziehen kann. Es wird die These aufgestellt, dass Facebook einen öffentlichen Raum darstellt, in dem Politik stattfindet und es seinen Usern ermöglicht, sich im öffentlichen Raum zusammenzuschließen, um gemeinsame Gedanken auszutauschen und gemeinsam zu handeln. Darauf aufbauend kann Facebook der Sozialen Arbeit eine Plattform für ihren politischen Auftrag bieten: auf Ungerechtigkeiten, Wertverletzungen, verhinderte Bedürfnisbefriedigung hinzuweisen und für ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen.

Martin Sopko, B.A., wurde 1981 in der Slowakei geboren. Er studierte Soziale Arbeit an der Hochschule Landshut und Hochschule München. Dieses Studium schloss er im Jahr 2012 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Der Autor ist seit me

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.2, Virtual Community: Der Ausdruck 'virtual community' wurde erstmals von Howard Rheingold (1994) beschrieben. Er stellt dabei den Menschen als Träger der computervermittelten Kommunikationstechnologie in den Vordergrund (Bühl, 2000, S. 35). Seine Definition stützt sich auf 'WELL' (Whole Earth ´Lectronic Link, weltweiter elektronischer Zusammenschluss), ein 1985 gegründeter Dienst für Computerkonferenzen, welcher die Möglichkeit zur Unterhaltung und zum Email-Versand bietet und als früher Vorgänger von heutigen sozialen Netzwerken im Internet (z. B. Facebook, StudiVZ, Wer-kennt-wen) gelten kann. Das 'Netz' ist für Rheingold ein 'nicht näher definierter Begriff, um die lose miteinander verbundenen Computernetze zu bezeichnen, die die CMC-Technologie verwenden, um Menschen auf der ganzen Welt zu öffentlichen Diskussionsrunden zusammenzuschließen' (Rheingold, 1994, S. 16). Virtuelle Gemeinschaften stellen für ihn 'soziale Zusammenschlüsse [dar], die dann im Netz entstehen, wenn genug Leute diese öffentlichen Diskussionen lange genug führen und dabei ihre Gefühle einbringen, so daß im Cyberspace ein Geflecht persönlicher Beziehungen' (ebd.) entsteht. Und er fügt hinzu: 'Wo auch immer Menschen Zugang zu CMC-Technologie erhalten, sie damit unweigerlich virtuelle Gemeinschaften gründen' (ebd., S. 17). Rheingold sieht diese Entwicklung als eine positive soziale Errungenschaft an. Die Grundlage virtueller Gemeinschaften sind nicht 'verwandtschaftliche Verhältnisse oder räumliche Nachbarschaft, sondern allein gemeinsame Interessen im Netz' (Bühl, 2000, S. 36). Dadurch entsteht ein enormes Kommunikationspotential, das über nationale und ideologische Grenzen hinweg besteht. 4.2.1, Merkmale virtueller Communities: Für Rheingold war 1994 die Grundlage für die Bildung virtueller Communities eine lang genug geführte Diskussion und die Einbringung persönlicher Gefühle. Die neueren Definitionen von Deterding (2008) und Döring (2001) ersetzen die persönlichen Gefühle mit dem gemeinsamen Interesse, welches neben der Kontinuität der Interaktion die Basis für die Bildung virtueller Communities darstellt. Die Zeit- und Ortsunabhängigkeit als besondere Merkmale virtueller Gemeinschaften ermöglicht den Mitgliedern maximale Flexibilität - 'not tied to time, place and other physical or material circumstances, other than those of the people and media enable them' (van Dijk, 1999, S. 199, zittiert nach Kneidinger, 2010, S. 45). Durch den nicht notwendigen face-to-face Kontakt der Mitglieder haben virtuelle Communities 'ein breites Einzugsgebiet' (Winkler & Mandl, 2004, S. 3) und in der Folge die Tendenz zu einer 'großen Mitgliederzahl' (ebd.). Ein weiteres Kennzeichen von virtuellen Communities ist die Anonymität der Nutzer. Nach Winkler und Mandl (ebd., S. 5f.) besteht diese aus der möglichen 'Verschleierung von Identitätsmerkmalen'. Die Teilnehmer können ihre Identitätsmerkmale, wie Name oder Alter beliebig und nach Bedarf ändern. Oft werden auch Fantasienamen, sogenannte Nicknames, verwendet um die eigene Identität zu verbergen. Die gemeinsamen Interessen sowie die Zeit- und Ortsunabhängigkeit waren die Basis für die in Punkt 2 geschilderte Geschichte der Anti-FARC Bewegung. Weiterhin wirkt sich die Möglichkeit, erst einmal anonym bleiben zu können, positiv auf das Entstehen einer größeren Bewegung aus. Solange die Gruppe noch klein und überschaubar ist, können die Teilnehmer unter falschen Namen partizipieren. Die direkte reale Konfrontation findet durch den virtuellen Raum nicht statt und der Einzelne muss negative Folgen seines Engagements weniger fürchten. Ist eine bestimmte Gruppengröße erreicht, bietet schon allein die Masse Schutz und Selbstvertrauen. Ab dieser Phase war es für die Menschen in Kolumbien möglich, die virtuelle Welt des Internets zu verlassen und zu Demonstrationen auf die Straße zu gehen und für ihre Belange zu kämpfen. 4.2.2, Kritik an Virtual Communities: Ein Kritikpunkt der ursprüngliche Definition ist das 'Othering' (Deterding, 2008, S. 117): Es gibt nicht nur das eine oder das andere (online vs. offline) Leben. Räume, Bekanntschaften oder Beziehungen sind nicht nur real oder virtuell, sondern beides gleichzeitig. Durch das Internet werden andere Kommunikationsformen nicht verdrängt. Zum Beispiel werden 'Beziehungen [..] online und offline gleichzeitig geführt' (ebd.). Die Geschichte der Anti-FARC-Bewegung in Kolumbien ist ein Beispiel dafür, dass eine zunächst rein virtuelle, nur im Internet existierende Gruppe zu einer realen Bewegung auf der Straße wurde, im Internet aber parallel weiterexistierte. Eine weitere Schwäche von Rheingolds Definition ist eine ungerechtfertigte Vereinfachung, da es nicht DIE virtuellen Communities gibt. Diese unterscheiden sich von ihren Eigenschaften und Wirkungen, je nach dem ob sie geschlossen oder für jeden frei zugänglich sind. Auch die Gründe für deren Bildung sind verschieden - vom multikulturellen Informationssaustausch über dem Einsatz für einen bestimmten Zweck (z. B. Tierschutz) bis hin zu terroristischen rechts- und linksradikalen Netzwerken (ebd.). Weiter fehlt der ursprünglichen Definition von Rheingold die Emergenz (ebd., S. 118). Virtuelle Gesellschaften sind im Gegensatz zu realen Gesellschaften sehr dynamisch und flexibel, da sie keine direkte reale Interaktion und keine realen Kontakte benötigen. Die Mitglieder können eine bestehende Gemeinschaft ohne großen Aufwand und eventuelle soziale Schuldgefühle verlassen (vgl. Kneidinger, 2010, S. 45). Deterdings Definition von Virtual Community ist folgende: 'Virtual Community bezeichnet die (1) um ein geteiltes Interesse organisierte (2) anhaltende Interaktion von Menschen (3) über einen oder mehrere mediale Knoten im Web, aus der (4) ein soziales Netzwerk aus Beziehungen und Identitäten mit (5) einer geteilten Kultur aus Normen, Regeln, Praxen und Wissensvorräten emergiert' (Deterding, 2008, S. 118). Eine weitere Definition stammt von Döring: 'Eine virtuelle Gemeinschaft ist ein Zusammenschluss von Menschen mit gemeinsamen Interessen, die untereinander mit gewisser Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit auf computervermitteltem Wege Informationen austauschen und Kontakte knüpfen' (Döring, 2001, o. S.). Für das Entstehen einer virtuellen Gemeinschaft muss jedes einzelne Gemeinschaftsmitglied über die notwendigen technischen Geräte verfügen bzw. Zugang zu diesen besitzen sowie die Möglichkeit haben, sich mit dem Internet zu verbinden. Weiter braucht eine virtuelle Gemeinschaft einen gemeinsamen Ort, an dem sie sich treffen und Informationen austauschen kann. Social Network Sites (SNS), die im folgenden näher dargestellt werden, bieten die technische Plattform für virtuelle Gemeinschaften. Mit ihrer Hilfe kann der Austausch zwischen den einzelnen Teilnehmern erfolgen. 4.3, Social Network Sites (SNS): Die erste Online-Community im Internet war 'The Well'. Dieser Dienst war noch nicht vergleichbar mit den heutigen Social Network Sites (SNS). Nach Boyd und Ellison (2007) sind die Unterschiede zwischen früheren und heutigen Communities folgende: 'Early public online communities [...] were structured by topics or according to topical hierarchies, but social network sites are structured as personal (or 'egocentric') networks, with the individual at the center of their own community' (Boyd & Ellison, 2007, o. S.). In den Communities der Anfangszeiten waren demnach die Grundlagen einer Community im Internet ein gemeinsames Thema. Die aktuellen SNS sind eher egozentriert, daher steht das Individuum im Mittelpunkt des Interesses. Beschreiben kann man SNS als web-basierte Dienste, welche deren Benutzern die Möglichkeit geben, eigene Inhalte zu erstellen und diese mit anderen Nutzern zu teilen. Diese Inhalte werden 'User Generated Content' genannt. Der Begriff stammt aus dem angloamerikanischen Sprachraum und ist ein Sammelbegriff für 'alle von einem Internetnutzer erzeugten medialen Web-Inhalte' (Bauer, 2011, S. 7). User Generated Content markiert auch den 'Ausgangspunkt für den grundlegenden Wandel des Internets' (ebd., S. 8), weg vom 'rein statischen 'Informations-Web', [...] auch 'Web 1.0' genannt' (ebd.), hinzu zum heutigen sogenannten 'Web 2.0', bei dem der Fokus darauf liegt, die 'Anwendungen für die Nutzer interaktiver und damit noch interessanter zu gestalten' (ebd.). Bei den SNS handelt es sich um 'eine besondere Form von Gemeinschaft' (Heidemann, 2010, o. S.), bei der 'die Interaktion und Kommunikation [...] durch eine technische Plattform und die Infrastruktur des Internets unterstützt' (ebd.) wird und ein 'gemeinsames Ziel, Interesse oder Bedürfnis [ein] verbindendes Element' darstellt (ebd.). Boyd und Ellison (2007) verstehen SNS folgendermaßen: 'We define social network sites as web-based services that allow individuals to (1) construct a public or semi-public profile within a bounded system, (2) articulate a list of other users with whom they share a connection, and (3) view and traverse their list of connections and those made by others within the system.' (Boyd & Ellison, 2007, o. S.). SNS können in die Kategorien themenbezogen, austauschbezogen, transaktionsbezogen und unterhaltungsbezogen unterteilt werden (vgl. Röll, 2010, S. 209). Weiter können 'Freundesnetzwerke (wie Facebook oder Myspace) und professionelle Netzwerke (z. B. Xing oder LinkedIn)' unterschieden werden (ebd.; Heidemann, 2010, o. S.).
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