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Staat vs. Volk: Zum Missverhältnis zwischen Fußballfans und Obrigkeit in der letzten Dekade der DDR am Beispiel des 1. FC Lok Leipzig

AutorTim Mittelstraß
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl45 Seiten
ISBN9783958207110
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Fußballfans und der staatlichen Obrigkeit der DDR in den 1980er Jahren. Sie stellt am Beispiel der Fußballszene des 1. FC Lok Leipzig heraus, welche vermeintlichen Gefahren die polizeilichen und staatlichen Behörden in Fußballfans sahen. Von einer allgemeinen Übersichtsdarstellung der Leipziger Fußball-Fanszene befasst sich die Abschlussarbeit mit einem Fanclub des 1. FC Lok: die Teutonia. Dieser wurde von den DDR-Behörden als 'Schwerpunktclub' eingestuft. Ihr Interesse war es, die 'Teutonia' zu zersetzen und aufzulösen. Welche Maßnahmen von den Sicherheitsbehörden hierfür entwickelt wurden, stellt die Arbeit heraus. Führten sie zum gewünschten Erfolg? Nicht zuletzt wegen der immer wieder geführten Diskussionen über Polizeieinsätze bei (Derby-)Fußballspielen verdeutlicht die Arbeit die Brisanz des Themas und veranschaulicht, wie die Obrigkeit mit diesem Thema in der letzten Dekade der DDR umgegangen ist.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.4, Die Störungstypen: In den vorherigen Abschnitten wurde bereits herausgearbeitet, dass es zwar vor allem Jugendliche waren, die Störungen des öffentlichen Lebens verursachten. Jedoch muss der Ansatz der Volkspolizei, die Störungen seien vor allem von Fanclubs ausgegangen, kritisch hinterfragt werden. Die Bezirksbehörde der DVP Leipzig erstellte zu fast jedem Fußball-Saisonbericht eine Statistik über aufgekommene Störungen, die von den Jugendlichen verursacht wurden. Deren Darstellung wird nachfolgend erläutert. In besonderem Maße sind verbale Störungen wie 'Beleidigungen und provozierendes Verhalten gegenüber Zuschauern, Straßenpassanten und Reisenden sowie Angehörigen bewaffneter Organe' zu verzeichnen. Waren in der statistischen Erhebung vom Polizeibericht 1984/85 noch etwa 37 Prozent aller Störungen mit dieser Art begangen worden, so stieg sie in der Saison 1986/87 auf 56,5 Prozent. Über die relative Verteilung der Störungen in den Saisons 1983/84 und 1985/86 können keine Aussagen getroffen werden, weil dafür keine Angaben zugänglich waren. In der Saison 1987/88 lag die oben genannte Störung ebenfalls mit sichtlichem Abstand zu den anderen Störungen mit 52,8 Prozent auf Platz eins, auch wenn sie im Vergleich zur Vorsaison um vier Prozentpunkte abnahm. Eine signifikante Senkung dieser Störung ist nicht zu konstatieren. Im Vergleich zum Untersuchungszeitraum war die zweithäufigste Störung 'lautstarkes, belästigendes Auftreten, verbunden mit Tätlichkeiten gegenüber Bürgern'. Während der Saison 1984/85 wurden etwa 16 Prozent aller Störungen mit dieser Art begangen. 1986/87 kam es zu einer signifikanten Senkung (8,5 Prozent). In der Folgesaison trat die genannte Störung weiter rückläufig auf (5,9 Prozent). Die dritte der vier häufigsten Störungen wurde unter der Bezeichnung 'Beschädigungen und Verunreinigungen öffentlicher Einrichtungen und Beförderungsmittel sowie Werfen pyrotechnischer Erzeugnisse' statistisch erhoben. Wurde in der Saison 1984/85 nahezu jede achte Störung mit dieser Art begangen (12 Prozent), so sank diese 1986/87 auf fast jede zehnte Störung (9,2 Prozent). In der Folgesaison wurde ein nahezu konstanter Wert ermittelt (8,9 Prozent). Die vierte, der am häufigsten auftretenden Störungen vor, während und nach den Fußballspielen des 1. FC Lokomotive Leipzig waren 'Straftaten in Form von Sachbeschädigungen und Körperverletzungen'. Anfangs betrug diese 11 Prozent. In der Saison 1986/87 waren es nur noch 7,7 Prozent. Die FolgeSaison wurde durch einen zweistelligen Prozentwert gekennzeichnet (10,1 Prozent). Im Vergleich zu allen dargestellten Störungstypen im Zeitraum von 1984 bis 1988 ist festzuhalten, dass vor allem der Alkoholmissbrauch eine unterstützende Funktion beim Begehen der Störungen einnahm. Zusammenfassend müssen zwei Fakten kritisch angemerkt werden: Die statistischen Werte sind nur einer Quelle entnommen und rechtfertigen nicht uneingeschränkt deren Richtigkeit. Daher können hier nur Aussagen einer subjektiven Quelle gemacht werden, deren Verifikation fraglich ist. Infolgedessen lässt sich feststellen, dass drei der vier Störungen im Laufe der Jahre zwar an Prozentpunkten und im Vergleich zueinander verloren haben und somit auch weniger Störungen begangen wurden, jedoch sind diese Senkungen nicht signifikant. Die Störung 'in Form von Sachbeschädigungen und Körperverletzungen' nahm sogar saisonweise zu. Ein weiterer Aspekt ist ebenfalls kritisch zu begutachten: Anhand der statistischen Auswertung kann nicht lückenlos und ausnahmslos festgestellt werden, inwiefern die Fanclubs an den Störungen beteiligt waren. Das Ziel der staatlichen Sicherheitsorgane war es zwar, genau dies zu dokumentieren, allerdings bietet die Aktenlage dazu noch keine finalen Aussagen.
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