PRAKTISCHES RUND UM DIE PRAXIS
DEINE GRUNDAUSSTATTUNG
Was brauchst du nun zum Yoga-Üben? Zum Glück nicht viel: bequeme Kleidung, die dich nicht einengt, in der du dich wohlfühlst, außerdem eine rutschfeste Matte, eine feste Decke, zwei Blöcke, einen Gurt, und − falls du dir diesen Luxus gönnen möchtest − ein Yoga-Bolster, also ein längliches Kissen. Du bekommst eine Yoga-Ausrüstung inzwischen ziemlich problemlos und günstig – entweder in einem Yogastudio, bei einem gut sortierten Sportausstatter, im Esoterik-Laden um die Ecke oder auch in einem speziellen Yoga-Geschäft, die vielerorts aus dem Boden sprießen, weil die „Bewegung“ beständig wächst. Auch im Internet gibt es zahlreiche Anbieter, bei denen du bestellen kannst. Wenn du es dir leisten kannst, achte möglichst auf gute Naturmaterialien und eine nachhaltige, faire Produktion – du vermeidest dadurch den Widerspruch, einerseits deine Verbindung mit der Erde verstärken zu wollen und ihr andererseits gleichzeitig mit deinem Konsum zu schaden. Das wäre die Umsetzung der ersten Empfehlung für den Umgang mit der Mitwelt: Wir versuchen, uns gewaltlos zu verhalten, möglichst wenig Schaden anzurichten. Aber wir sollten natürlich auch realistisch und nicht allzu perfektionistisch sein: Kaufe − den Möglichkeiten deines Budgets entsprechend − die beste Ausstattung, und freue dich ohne schlechtes Gewissen über die gute Investition.
Die Yogamatte ist die Grundlage, deine Unterlage fürs Üben. Sie sollte ungiftig sein und eine hautfreundliche, angenehme Oberfläche haben, beispielsweise aus Naturkautschuk und nicht zu dünn sein, aber auch nicht zu dick, sodass du sie vielleicht auch auf Reisen oder in den Park mitnehmen kannst. Zur Pflege deiner Matte reicht es aus, wenn du sie ab und an mit einem nassen Tuch und neutraler milder Seife reinigst, diese abspülst und die Matte, am besten zunächst in ein Handtuch eingewickelt, trocknen lässt. Je nach Material deiner Matte gibt der Hersteller vielleicht andere Empfehlungen, dann folge natürlich diesen. Im Lauf der Zeit wird die Matte an Rutschfestigkeit gewinnen, und du wirst dich auf der Matte und in deinen Haltungen immer stabiler und sicherer fühlen.
Bei der Decke empfehlen wir ein festes, stabiles Material, am besten Bio-Baumwolle. Gefaltet oder eingerollt kann sie dich unterstützen, und sie wärmt dich, wenn du dich in der Entspannungsphase damit zudeckst. Für den Anfang brauchst du dir vielleicht gar keine neue Decke zu kaufen, wahrscheinlich hast du schon eine geeignete zu Hause.
Blöcke nimmst du am besten aus Kork, einem nachwachsenden und leichten Rohstoff. Sie dienen zumeist dazu, den Boden näher zu dir zu bringen. Die Machbarkeit einer Asana ist zu einem guten Teil abhängig von den Proportionen deines Körpers – du kannst dich noch so viel dehnen und strecken, manchmal sind deine Arme in der Relation vielleicht einfach zu kurz. Scheue dich also nicht, Hilfsmittel einzusetzen, sie werden − gerade am Anfang − deine Asana-Praxis sicherer, effektiver und erfreulicher machen. Manchmal nutzen wir einen Block auch, um Kraft zu sparen, als Unterstützung, oder wir verwenden ihn, um Kraft aufzubauen, zum Beispiel, indem wir ihn gegen die Schwerkraft heben und festhalten. Auf Blöcken kannst du natürlich auch sitzen, wie auch auf deiner gefalteten Decke. Anstelle von speziellen Yogablöcken kannst du natürlich auch dicke Bücher oder ähnliches verwenden – sei einfach kreativ.
Gurte sind meist aus festem Stoff gefertigt und mit einer Kunststoff- oder Metallschließe versehen, wir empfehlen Bio-Baumwolle und Metall wegen der längeren Haltbarkeit. Auch der Gurt kann dazu verwendet werden, Körperteile zu verlängern, Füße zu erreichen, die zu weit entfernt scheinen, um eine sichere und wirkungsvolle Dehnung zu ermöglichen. Er kann dir aber auch helfen, den Körper zu kräftigen, indem du gegen den Gurt arbeitest, schiebst oder ziehst.
CATHY
Ich nutze meine Blöcke sehr viel – meine Körperproportionen machen mir viele Haltungen nicht gerade einfach, irgendwie sind ganz oft die Beine zu lang, die Arme zu kurz, meine Brüste zu groß … Mit Blöcken werden die Haltungen machbarer und effektiver und Übergangsbewegungen runder.
Das Bolster − sehr günstig sind ein abnehmbarer Bezug aus Bio- Baumwolle und eine Füllung beispielsweise aus Dinkelspelz − verwenden wir, um den Körper angenehm entlastend zu stützen. Es kommt vor allem in Entspannungshaltungen zum Einsatz, beim regenerativen Üben – ein Luxus-Accessoire, das du auch durch feste Sofakissen und Decken ersetzen kannst.
Spezielle Kleidung brauchst du nicht, ziehe das an, worin du dich wohlfühlst. Manche Lehrer oder Lehrerinnen oder Yogaschulen werden dich möglicherweise bitten, beim Besuch ihrer Klassen eher enganliegende Kleidung zu tragen, damit sie sehen können, ob du beispielsweise das Knie beugst oder streckst oder sogar überstreckst. Wichtig ist aber auch, dass dich nichts unangenehm einengt, einschränkt oder sich zu sehr mitbewegt – einfache Baumwollleggins und ein nicht zu weites Oberteil reichen vollkommen aus. Aber wenn du dich in einem schönen Yoga-Outfit noch wohler fühlst, dann gönn dir eines und erfreue dich daran.
Suche dir deine Grundausstattung also nach deinem Geschmack und Gespür aus, ruhig mit Rücksicht auf unsere Umwelt, in deinen Lieblingsfarben und vor allem: mit Freude, und dann finde einen gut geeigneten Platz zum Üben.
Am besten schaltest du dein (Mobil-)Telefon aus, während du übst – eine Timerfunktion kann allerdings für die Schlussentspannung, für Meditation, Atemübungen oder auch lang gehaltene (Yin- oder restorative) Positionen hilfreich sein. Es gibt auch spezielle Meditations- oder Yoga-Apps, die dich noch zusätzlich ein wenig motivieren.
DER IDEALE ORT FÜR DEINE YOGAPRAXIS
Um deine Matte herum brauchst du etwas Raum nach vorne und hinten, und auch zu den Seiten schaffst du dir am besten so viel Platz, dass du deine Arme ausstrecken kannst, ohne anzustoßen. Besonders schön ist es natürlich, wenn du in einer luftigen, schönen Umgebung üben kannst, ungestört von deiner Familie, deinem Partner oder anderen Mitbewohnern. Yoga ist Zeit und Raum für dich. Und dieser Raum sollte gut belüftet und beleuchtet, angenehm warm sowie klar und ordentlich sein, damit du dich ganz auf dich konzentrieren kannst – ohne an die anstehende Wäsche oder zu begleichende Rechnungen oder Ähnliches zu denken. Idealerweise hast du auch eine freie Wandfläche zur Verfügung, die dich stützen kann oder dir eine Ausrichtungshilfe bietet.
CATHY
Mein Lieblingsort zum Üben ist in Kroatien, am Meer auf einem Steg. Natürlich kann ich nicht immer dort sein, deshalb stelle ich mir diesen Ort oft vor, wenn ich übe. Das macht mich dann noch glücklicher und ruhiger als ich auf meiner Matte sowieso schon bin, egal wo.
DIE IDEALE ZEIT FÜR DEINE YOGAPRAXIS
Traditionell wird empfohlen, frühmorgens oder am nicht zu späten Abend zu üben, bevorzugt aber am Tagesanfang. Es mag eine grässliche Vorstellung für dich sein, gleich nach dem Aufstehen deine Praxis zu beginnen – der Körper ist noch bettschwer und unbeweglich, aber dafür wird dein Geist angenehm klar sein. Vielleicht probierst du aus, wie es sich anfühlt, am Morgen ein paar Minuten ganz ohne Anstrengung und Erwartung deinen Körper sanft aufzuwecken – im Praxisteil findest du Übungen für einen guten Start in den Tag (siehe hier). Am Abend ist dein Ziel, wenn nicht gerade eine lange wache Nacht auf dich wartet, den Körper nach der Aktivität des Tages herunterzufahren. Nachdem wir uns mit Yoga ausgleichen wollen, kann es gut sein, dass du dich nach einem zwar arbeitsreichen, aber körperlich inaktiven Tag im Büro erst einmal bewegen und „durchturnen“ möchtest, bevor du dich genüsslich dehnst und entspannst. Auch hierfür findest du Vorschläge weiter hinten im Buch (siehe hier und hier). Je nach Bedürfnis nutzt du die Praxis also zum Aktivieren oder zum Entspannen, wobei Entspannung eben auch durch Aktivität zu erreichen ist. Du kannst dir natürlich auch morgens und abends jeweils Zeit für eine – dann wahrscheinlich eher kurze – Yogapraxis nehmen, um deinen Tag für dich gut zu rahmen, ihn bewusst zu starten und bewusst abzuschließen.
CATHY
Ich mache Yoga meist am Morgen oder Vormittag und oft noch im Schlafanzug. So fühle ich mich wohl, und es geht schließlich nicht um Äußerlichkeiten. Ein bisschen lustig ist das natürlich schon, denn in der Öffentlichkeit bin ich ja eigentlich immer mehr oder weniger perfekt gestylt – aber wer will schon immer perfekt sein und aussehen …?
Wenn du morgens übst, versuche, nüchtern auf die Matte zu gehen. Idealerweise trinkst du nach dem Aufstehen ein bis zwei Tassen warmes Wasser, vielleicht mit Zitrone und etwas Zuckerrübensirup oder hochwertigem Honig. Dann gehst du auf die Toilette – vielleicht nicht das delikateste Thema, aber es wäre wünschenswert, dass sich...