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Steuerung der Effektivität kapitalmarktorientierter Unternehmenspublizität

Eine kennzahlengestützte Konzeption am Beispiel des Geschäftsberichts

AutorSven Morich
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl389 Seiten
ISBN9783835055216
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis56,64 EUR
Sven Morich untersucht, in welchem Umfang und Detaillierungsgrad Unternehmensinformationen publiziert werden sollten und entwickelt ein praxisrelevantes Konzept für ein Publizitäts-Controlling.

Dr. Sven Morich promovierte bei Prof. Dr. Burkhard Huch am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Er ist als Wirtschaftsprüfer bei PricewaterhouseCoopers tätig. Ferner arbeitet er bei der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) für die Europäische Kommission als Sachverständiger in Fragen der internationalen Rechnungslegung.

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Leseprobe
1 Einleitung (S. 1)

1.1 Problemstellung und Hintergrund

Die Gültigkeit dieses Sprichworts für das Kommunikationsverhalten von Unternehmungen gegenüber ihrem ökonomischen Umfeld wird im Schrifttum kontrovers diskutiert. Insbesondere sozialwissenschaftliche Ansätze fordern einen umfassenden Informationsaustausch zwischen der Unternehmung und den relevanten Bezugsgruppen. Dabei werden abstrakte Funktionsdimensionen wie Reputationsbildung und Imagepflege der Unternehmung als Begründung herangezogen, ohne einen direkten ökonomischen Bezug herzustellen.

Aber auch in der managementorientierten Betriebswirtschaftslehre wird die Bedeutung von Unternehmenskommunikation erkannt. Neben dem Bereich des Marketing beschäftigen sich dabei auch finanzwirtschaftliche Disziplinen mit der Thematik. Insbesondere die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt in Form der Unternehmenspublizität wird hier als wesentliches Element der unternehmerischen Zielerreichung verstanden. Hintergrund für diese Einschätzung der Unternehmenspublizität ist die Erkenntnis, dass real existierende Kapitalmärkte keine reibungslose Interaktion zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern gewährleisten, sondern vielmehr durch Ineffizienzen, Informationsasymmetrien und Kosten gekennzeichnet sind.

Bei der Konzeptionierung der Unternehmenspublizität wird dabei zumeist von einem unbeschränkt rationalen Management der Unternehmung ausgegangen und das Erfordernis einer vollständigen Offenlegung im Rahmen der Berichterstattung aus dem Zielsystem der kapitalmarktorientierten Unternehmensführung abgeleitet. Derart idealtypische Konzepte erklären jedoch nicht das reale Publizitätsverhalten von Unternehmungen. Offen bleibt die Frage, warum Unternehmungen nicht aus Eigeninitiative transparent mit dem Kapitalmarkt kommunizieren.

Vielmehr ist zu beobachten, dass Interessenverbände von Investoren und Finanzanalysten proaktiv Anforderungen an Unternehmenspublizität formulieren, da sie ihre Informationsbedürfnisse bislang als nicht befriedigt ansehen. Darüber hinaus existiert im theoretischen Schrifttum eine Vielzahl von Konzepten zur inhaltlichen Strukturierung von Unternehmenspublizität. Besonders hervorzuheben ist hierbei der Teilbereich der wertorientierten Berichterstattung.

In den vergangenen Jahren sind zudem verstärkt regulative Bestrebungen zu beobachten, die Transparenz der Unternehmensberichterstattung zu erhöhen. Hierzu zählen in Deutschland neben erweiterten Pflichten der Rechnungslegung durch das Transparenz- und Publizitätsgesetz und das Bilanzrechtsreformgesetz6 auch zusätzliche Berichts- und Auskunftspflichten für kapitalmarktorientierte Unternehmungen durch das vierte Finanzmarktförderungsgesetz. Offenbar sind derartige regulative Eingriffe notwendig, um die Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte sicherzustellen.

Von Seiten der Unternehmungen wird der geforderten Transparenz kritisch begegnet. Vielfach wird dabei argumentiert, dass die Veröffentlichung unternehmensprivater Informationen nicht mit dem erfolgsorientierten Zielsystem der Unternehmensführung vereinbar sei, da sie ungewollte Wechselwirkungen mit dem außerkapitalmarktlichen Umfeld hervorrufe. Als Beispiel wird allzu oft die Offenbarung von Geschäftsgeheimnissen der Unternehmung an Konkurrenten angeführt. In diesem Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen ist zur Rationalitätssicherung der Unternehmensführung die Einführung einer kontextbezogenen Controlling-Konzeption angezeigt.

Umso erstaunlicher ist es, dass sich Controlling bislang nur unzureichend auf Kommunikation richtet. Im Allgemeinen wird dieser Bereich anderen betriebswirtschaftlichen Disziplinen wie dem Marketing zugeordnet. Für den speziellen Bereich der Kommunikation mit Kapitalmärkten hat sich gar eine eigene Disziplin, die Investor Relations, etabliert. Zumeist stellen bisherige Konzepte das Verhältnis zwischen dem erzielten Nutzen und den eingesetzten Mitteln, die Effizienz, in den Vordergrund.

Eine am Zielsystem der Unternehmensführung ausgerichtete effektivitätsorientierte Planung und Kontrolle der Unternehmenspublizität findet hingegen vielfach nicht statt. Gleichwohl ist zur Erfüllung der Rationalitätssicherungsfunktion auch das Ausmaß, in dem geplante Publizitätsmaßnahmen verwirklicht und geplante Ergebnisse erreicht werden, zu bestimmen. Eine einseitige Fokussierung auf Investoren als zentrale Anspruchsgruppe im Umsystem der Unternehmung greift dabei zu kurz.

Für die Erreichung des unternehmerischen Oberziels ist eine grenzenlose Veröffentlichung von Informationen nicht zweckmäßig. Vielmehr muss ein differenziertes Informationsverhalten der Unternehmung etabliert werden, das die Wechselwirkungen der Publizität auch außerhalb des Kapitalmarkts betrachtet. In der Konzeption des Publizitäts-Controlling stellt damit die Steuerung der Effektivität der Unternehmenspublizität eine zentrale Aufgabenstellung dar.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort7
Inhaltsverzeichnis10
Abkürzungsverzeichnis18
Symbolverzeichnis24
Abbildungsverzeichnis30
Tabellenverzeichnis33
1 Einleitung34
1.1 Problemstellung und Hintergrund34
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit37
2 Theoretischer Bezugsrahmen kapitalmarktorientierter Unternehmenspublizität42
2.1 Erkenntnis- und erfahrungstheoretischer Bezug42
2.1.1 Publizität und Öffentlichkeit42
2.1.2 Unternehmenspublizität im Theoriegefüge der Investor Relations45
2.1.3 System- und akteurstheoretische Einordnung53
2.2 Kommunikationstheoretischer Bezug60
2.2.1 Information und Kommunikation60
2.2.2 Kommunikation der Unternehmung und Unternehmenspublizität63
2.2.3 Kommunikationstheoretische Konzepte65
2.3 Finanzierungstheoretischer Bezug73
2.3.1 Mikroökonomische Konzepte73
2.3.2 Unternehmenspublizität im Kontext der Finanzierungstheorie81
2.4 Entscheidungstheoretischer Bezug90
2.4.1 Unternehmenspublizität als Informationssystem im friktionslosen Individualkontext90
2.4.2 Informationsbeschaffungskosten und Mehrinvestorenkontext95
3 Effektivitätsorientierte Zielbildung der Unternehmenspublizität100
3.1 Zielobjekt100
3.2 Zielinhalte101
3.2.1 Formalziele101
3.2.2 Sachziele105
3.3 Deduktionsbasis110
3.3.1 Shareholder Value in der Neoklassik110
3.3.2 Shareholder Value in der Neuen Institutionenökonomik115
3.4 Zieldimensionen126
3.4.1 Hierarchie der Zielinhalte126
3.4.2 Erfolg als Operationalisierung des Zielausmaßes129
3.4.3 Zeitbezug des mehrdimensionalen Publizitäts-Controlling133
4 Steuerungsfunktionen des Publizitäts- Controlling136
4.1 Planung und Kontrolle in der zyklischen Koordination von Unternehmenspublizität136
4.1.1 Regelung und kybernetischer Prozess136
4.1.2 Steuerung und Gestaltungsdimensionen138
4.2 Charakterisierung der Akteure139
4.2.1 Regulatoren139
4.2.2 Investoren142
4.2.3 Multiplikatoren145
4.2.4 Gütermarktteilnehmer149
4.3 Systematisierung der Inhalte151
4.3.1 Induktiv versus deduktiv geprägte Systematisierung151
4.3.2 Filterung kapitalmarktorientierter Informationen153
4.3.3 Einbettung in einen Ordnungsrahmen164
4.4 Auswahl der Maßnahmen166
5 Kennzahlensysteme als Instrumente des Publizitäts- Controlling172
5.1 Steuerung der Unternehmenspublizität mit Hilfe von Kennzahlensystemen172
5.1.1 Normation und Zweckeignung von Kennzahlensystemen172
5.1.2 Publizitätskennzahlensysteme173
5.1.3 Kommunikationsorientierte Balanced Scorecards180
5.1.4 Kritik und Handlungsbedarf183
5.2 Methodische Vorüberlegungen zur Entwicklung eines Publizitätskennzahlensystems185
5.2.1 Dimensionierung185
5.2.2 Konstruktion von explikativen Publizitätsmodellen als erste Reduktion192
5.2.3 Selektion von Publizitätskennzahlen als zweite Reduktion194
5.2.4 Synthese des normativen Publizitätskennzahlensystems200
5.3 Explikative Publizitätskennzahlensysteme der Wertsicherungsachse202
5.3.1 Unraveling-Prinzip als Grundmodell202
5.3.2 Exogene Publizitätskosten210
5.3.3 Unsicherer Informationsstand217
5.3.4 Reliabilität publizierter Informationen229
5.4 Explikative Publizitätskennzahlensysteme der Wertschöpfungsachse233
5.4.1 Triebkräfte des Gütermarkts und Unternehmenspublizität233
5.4.2 Gegenwärtige Gütermarktteilnehmer235
5.4.3 Potenzielle Wettbewerber248
5.5 Synthese des normativen Publizitätskennzahlensystems257
5.5.1 Ausgewählte Problemkreise257
5.5.2 Methodenorientierte Kritik267
6 Organisation effektiver Unternehmensberichterstattung280
6.1 Institutionelle Ausgestaltung des Publizitäts- Controlling280
6.1.1 Aufbauorganisation280
6.1.2 Ablauforganisation283
6.2 Analyse287
6.2.1 Medienbezogene Dimension287
6.2.2 Akteursbezogene Dimension288
6.2.3 Inhaltsbezogene Dimension289
6.3 Planung290
6.3.1 Regulatoreninduzierte Berichterstattung290
6.3.2 Investoreninduzierte Berichterstattung301
6.3.3 Multiplikatoreninduzierte Berichterstattung315
6.3.4 Ordnungsrahmen der induzierten Berichterstattung319
6.3.5 Intellectual Capital Statement323
6.4 Durchführung331
6.4.1 Implementierung des normativen Publizitätskennzahlensystems331
6.4.2 Erfolgsebene Output333
6.4.3 Erfolgsebene Outcome342
6.4.4 Ermittlung weiterer Eingangsgrößen der Erklärungssysteme347
6.4.5 Erfolgsebene Outflow354
6.4.6 Aggregation363
6.5 Kontrolle366
7 Zusammenfassung und Ausblick370
Literaturverzeichnis380

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