KAPITEL Eins
ARBEITSGRUNDLAGE
Was genau ist Transzendentale Meditation? Um TM zu definieren, beginne ich immer mit drei Adjektiven: einfach, natürlich und mühelos.
TM ist einfach, nicht weil sie simpel wäre oder nur etwas für Einsteiger in die Meditation, sondern weil diese Praxis von eleganter Einfachheit ist.
Sie ist natürlich, weil es bei ihr keine Suggestion oder Manipulation gibt.
Sie ist mühelos, weil sie keine Konzentration oder Kontrolle verlangt.
Und das ist TM nicht:
Sie ist keine Religion. Fast acht Millionen Menschen aller Religionen, selbst Menschen ohne jede religiöse Überzeugung, haben in den letzten sechzig Jahren TM erlernt.
Sie ist keine Philosophie. TM ist eine Technik, die Sie erlernen und dann alleine praktizieren, sonst nichts.
Sie stellt keine Änderung im Lebensstil dar. Haben Sie zu meditieren gelernt, müssen Sie nicht ihre Ernährungsweise umstellen und plötzlich Tofu essen (es sei denn, Sie mögen Tofu).
Und nicht zuletzt: Sie müssen an nichts glauben. Selbst wenn Sie ein hundertprozentiger Skeptiker sind, spielt das keine Rolle. Die Technik funktioniert, ob Sie daran glauben oder nicht.
TM ist auch keine erworbene Fähigkeit, bei der Sie im Laufe von Wochen oder Monaten der Praxis immer »besser« werden können. Sie meistern alles in ein paar Unterrichtsstunden, in wenigen Tagen, und dann gehört TM Ihnen, für den Rest Ihres Lebens.
Wie schon gesagt, TM wird zwanzig Minuten lang praktiziert, zweimal am Tag. Sie sitzen dabei mit geschlossenen Augen bequem und aufrecht auf einem Stuhl (oder auf Ihrem Bett oder wo es sonst bequem für Sie ist). Sie können im privaten Umfeld meditieren, aber genauso leicht im Zug, im Flugzeug oder im Auto (dann sollte aber jemand anderes fahren!). Es ist eine stille Technik, Sie nerven also niemanden, wenn Sie meditieren. Juckt es irgendwo, dann kratzen Sie sich einfach. Ich hatte einmal jemanden aus der Chefetage einer Plattenfirma als Kursteilnehmer. Als ich ihm erklärte, dass er sich während der Meditation bewegen dürfe, wurden seine Augen richtig feucht vor Erleichterung. Jahrzehntelang hatte er sich abgemüht, Meditationstechniken zu meistern, die Konzentration und Kontrolle von Körper und Geist verlangt hatten. Und er fühlte sich wie ein Versager, wenn er zu viele Gedanken hatte oder sich kratzen oder die Beine in eine angenehmere Lage bringen wollte.
Und mehr noch: Werden Sie während der Meditation schläfrig, dann kämpfen Sie nicht dagegen an. Alles ist gut. Schlafen Sie ein, wenn Sie müde sind. Das dauert gewöhnlich nur wenige Minuten. Danach erwachen Sie erfrischt und machen einfach weiter. Es zeigt nur, dass Ihr Körper mehr Ruhe braucht. Auch solche Zeiten gehören zur Meditation.
Vielleicht spielen Sie auch schon mit der Idee, mit dem Meditieren zu beginnen, aber dass Sie dabei zwanzig Minuten stillsitzen sollen, das schreckt Sie ab. Das scheint Ihnen nicht machbar zu sein. Doch, das geht. Ich habe Zehnjährige mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) unterrichtet, die vorher keine zehn Sekunden mit geschlossenen Augen stillsitzen konnten. Und es gefiel ihnen! Wenn diese Kinder es können, können Sie es auch.
Warum halten so viele Menschen Meditation für etwas Schwieriges? Die Antwort lautet leider: Missverständnisse bezüglich der Natur unseres Geistes. Lange Zeit wurde verbreitet, Gedanken seien der Feind der Meditation – sie lenkten ab, störten und schmälerten die Wirkung – und müssten deshalb minimiert, wenn nicht gar gänzlich ausgeblendet werden.
Auch Oprah Winfrey, der ich das Meditieren beibrachte, dachte erst so. Sie meinte, sie würde sicher versagen, weil sie ihre Gedanken einfach nicht abstellen könne. Nach ihrer ersten Erfahrung mit Transzendentaler Meditation war sie sichtlich erleichtert. »Das ist sehr menschenfreundlich«, kommentierte sie die entspannte Haltung gegenüber den Gedanken während der Praxis. Oprah war so zufrieden mit ihrer Erfahrung, dass sie uns bat, all ihre 400 Mitarbeiter sowohl bei Harpo, ihrer Produktionsgesellschaft, als auch beim Oprah Winfrey Network in Meditation zu unterweisen.
Schauen wir uns nun an, wie TM grundsätzlich funktioniert.
Anders als bei anderen Meditationspraktiken sind Gedanken hier ein Teil des Prozesses: Sie müssen Ihren »Affengeist« nicht unter Kontrolle bringen, denn Ihr Geist ist gar kein Affe, der kontrolliert werden müsste. Er streift nicht nur nicht ziellos umher – er streift überhaupt nicht umher.
Maharishi gelangte zu der Einsicht, dass es die natürliche Neigung des Geistes sei, nicht etwa ziellos umherzustreifen, sondern stattdessen etwas Befriedigenderes und Angenehmeres zu suchen: mehr Wissen, mehr Glück. Diese Erkenntnis ist der Kern nicht nur der Funktionsweise der TM, sondern auch, warum sie sich von anderen Formen der Meditation unterscheidet.
Stellen Sie sich vor, Sie säßen in einem Zimmer und hörten grässliche Musik. Plötzlich ertönt aus einem anderen Raum eine sehr schöne Musik. Es ist die beste Musik, die Sie seit langem gehört haben. Wohin wohl richtet sich nun automatisch Ihre Aufmerksamkeit? Natürlich auf die tolle Musik. Sie wollen die grässliche Musik ausschalten und die schönere lauter drehen.
Oder Sie befinden sich auf einem Empfang, vor einem Abendessen, stehen in einer Ecke, hören jemandem zu, den Sie kaum kennen; er langweilt Sie mit etwas, das Sie nicht wirklich interessiert. Sie sind ganz benommen. Plötzlich hören Sie mit halbem Ohr, wie sich, kaum einen Meter entfernt, eine Gruppe angeregt über ein spannendes Thema unterhält. Sie versuchen, höflich zu bleiben, halten Blickkontakt zu Ihrem Gegenüber, aber Ihre Aufmerksamkeit wird von dem viel interessanteren Gespräch angezogen.
Oder, letztes Beispiel, Sie sind im Urlaub und haben zwei Bücher dabei. Ein Buch langweilt Sie so sehr, dass Sie über die erste Seite nicht hinauskommen. Das andere Buch packt Sie so, dass Sie stundenlang lesen und gar nicht merken, wie die Zeit vergeht.
Diese drei vertrauten Erfahrungen haben eines gemeinsam: Ihr Geist wird wie von selbst auf das Zufriedenstellendere gelenkt. Kein Abwägen, kein intellektuelles Verhandeln, kein Erörtern der Vor- und Nachteile ist nötig, etwa, welche Musik Ihnen denn nun besser gefällt. Ist die Musik toll, wird Ihr Geist ganz von selbst davon angezogen.
Bei seiner unablässigen Suche nach Befriedigung und Glück wird der Geist mittels der Sinne nach außen gezogen, in die Umgebung. Sie suchen einen neuen Film aus, ein neues Restaurant oder einen Urlaubsort. Sie kaufen neue Kleider oder treffen sich mit einem neuen Freund. In diesen Fällen entspringt das Glück einer Erfahrung im Außen. Es ist schön, es ist angenehm – so lange es anhält. Doch es ist flüchtig, es vergeht. Der Urlaub geht zu Ende, der Film endet, der Freund geht nach Hause. Und unweigerlich schauen Sie wieder nach außen und suchen das nächste »Glück«.
Es gibt nun aber ein Feld der Zufriedenheit und des Glücks, das sich nicht bewegt, das nicht flüchtig ist und das alles »Äußere« überbietet. Und das finden Sie an der ruhigsten, tiefsten Stelle des denkenden Geistes. Transzendentale Meditation baut die Brücke zwischen Oberfläche und Tiefe. Sie benutzt dazu die natürliche Neigung des Geistes, etwas Befriedigenderes zu suchen, und lenkt die Aufmerksamkeit nach innen. Augenblicklich, automatisch und mühelos wird Ihr Geist nach innen gezogen. Der aktive, denkende Geist kommt auf der Ebene des Bewusstseins zur Ruhe, die für ihn am befriedigendsten ist. Das ist die Erfahrung des »Inneren«, wie sie von den Meditationsexperten aller Epochen so sehr gepriesen wird.
Wie gelangt man dorthin? Durch ein Mantra, ein Wort (einen Klang), das als Fahrzeug dient und den Prozess des stillen Zur-Ruhe-Kommens von der Oberfläche in die Tiefe, vom Lärm zur Ruhe unterstützt. Das Mantra selbst ist kein Träger von Bedeutung; und aus den alten Schriften zur Meditation weiß man, dass es positiv und lebensfördernd wirkt. Sein Zweck liegt darin, dem Geist einen mühelosen Zugang zu dieser inneren Ruhe zu ermöglichen.
Wie bekommen Sie bei Transzendentaler Meditation Ihr Mantra? Genauso wie in den letzten 5000 Jahren, von einem besonders ausgebildeten Lehrer. Er oder sie gibt Ihnen Ihr Mantra und erklärt Ihnen dann, wie Sie es richtig gebrauchen: natürlich und mühelos –, ohne Konzentration oder Kontrolle des Geistes. Sie erlernen die subtilen Mechanismen, wie Sie die Aufmerksamkeit Ihres »Ich-muss-ich-muss«-Geistes nach innen lenken, sodass Sie automatisch beginnen, zur Ruhe zu kommen. Sie transzendieren, Sie tauchen in die Stille ein. Des Weiteren lernen Sie, wie Sie mit dem steten Strom von Gedanken umgehen, mit Geräuschen von außen, mit...