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Straße als kultureller Aktionsraum

Interdisziplinäre Betrachtungen des Straßenraumes an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl301 Seiten
ISBN9783531913469
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Die Straße, der wohl heterogenste und handlungsreichste Raum unserer Gesellschaft, ist im Unterschied zum Privatraum ein Raum der Öffentlichkeit, der von jedem Bürger betreten, beeinflusst und auf diese Weise mitgestaltet werden kann. Um diese räumliche Handlungs- und Wirkungsvielfalt textuell abbilden zu können, nehmen alle Beiträge in diesem Band die Straße aus einem anderen Fokus unter die Lupe. An der Schnittstelle von wissenschaftlicher Theorie und projektorientierter Praxis entsteht so aus der Verbindung ethnographischer, soziologischer, künstlerischer, medialer, wirtschaftlicher, politischer, architektonischer, geographischer, sport-, kultur- und kommunikationswissenschaftlicher Sichten ein bislang unikales Spektrum an Zugangsweisen zum städtischen Straßenraum, das zeigen kann, an welchen Stellen und über welche Wege die Straße 'gelesen' und 'beschrieben' werden kann.



Sandra Maria Geschke ist Dozentin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Studiengang 'KWL - cultural engineering' am Institut für Erziehungswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

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Leseprobe
"Street Art (S. 73-75)

Kreativer Aufstand einer Zeichenkultur im urbanen Zwischenraum

Kai Jakob

1 Vorwort

In diesem Band werden die unterschiedlichsten Ausprägungsformen, welche die Straße als kulturellen Handlungsraum definieren, vorgestellt. Street Art stellt hierbei ein herausragendes Beispiel dar. Warum dies so ist, soll in den folgenden Ausführungen anschaulich gemacht werden und somit ein Verständnis für die urbane künstlerische Ausdrucksform Street Art geschaffen werden.

2 Kurzdefinition des Begriffs Street Art

Street Art (auch als Street-Art, Urban Art, seltener eingedeutscht auch als Straßenkunst bezeichnet) beschreibt allgemein eine für jeden zugängliche künstlerische Ausdrucksform im öffentlichen Raum. Dazu zählen Graffiti in den verschiedenen Formen genauso wie Stickerart (Kunst mit Aufklebern), Stencils (auch Pochoirs, Schablonengraffiti), Roll-ons, Kreidezeichnungen, direkter Farbauftrag, Skulptur, Décollage, Led- und Beamertechniken, Collagen, Scratchity (Einkratzen in harte Oberflächen), Cut-outs (Herausschneiden des eigentlichen Werks), das Verändern von Werbeplakaten (Ad-Busting), das Anbringen von Installationen oder Umbauten in einer vom Künstler ausgewählten urbanen Umgebung. Die Künstler bleiben fast immer anonym oder sind nur einem kleinen Kreis von Personen bekannt. Unter den Akteuren gibt es den Ausruf ‚Reclaim the Streets’ – die Straßen zurückerobern. Er bezieht sich auf eine Kritik an der flächendeckenden Werbung in den Städten, einem einheitlich geordneten Erscheinungsbild und der Unisexifizierung der Stadträume.

Street Art-Künstler ‚werben’ in ihren Werken für sich selbst und für eine Einstellung oder einen Gedanken. Damit werben sie für ein Individuum und nicht für ein Produkt im klassischen Sinne. Häufig finden sich auch Arbeiten, die die Werbung parodieren. Ihr Handeln wird von den Künstlern oftmals mit dem Bedürfnis begründet, das öffentliche Straßenbild individuell mitzugestalten, einen Gegenpol zur dominanten Wirkung der kommerziellen Werbung und Oberflächlichkeit zu bilden oder sich selbst kreativ zu verwirklichen.

3 Entwicklung der Street Art und erweiterte Definition

Betrachtet man die Herkunft der Street Art genauer, so kann man viele Einflüsse und zeitliche Einordnungen benennen. Das ist wichtig für eine soziale Einordnung. Wenn man so will, gab es Street Art schon in der Steinzeit, als unsere Vorfahren die Wände ihrer Höhlen mit den Umrissen ihrer Hände verzierten (Schablonengraffiti). Oder auch in der Zeit des römischen Reiches, als verstärkt politisch motivierte und kritische Parolen illegal an die Stadtmauern geschrieben wurden. Sicherlich kann man auch die gesellschaftlich akzeptierten Straßenkünstler, wie beispielsweise Pantomime oder Maler als öffentliche Attraktionen dazuzählen.

Doch wirklich fester Ausgangspunkt für das, was wir heute unter dem Begriff Street Art verstehen, ist die Graffitibewegung, welche wiederum stark verbunden ist mit der HipHop-Bewegung. Der Begriff ‚Graffiti’ stammt aus dem Lateinischen von ‚graffiare’ und bedeutet in etwa so viel wie „kratzen"". Im Zeitraum Ende der 1960er Jahre, Anfang der 1970er Jahre vermutet man den Beginn der ersten Graffitiwelle. Erstmals verewigten sich Bewohner urbaner Räume in ihrem Lebensraum in Form ihres Namens an den Oberflächen der Städte, um so ihr Revier, ihren Bereich zu markieren. In New York City waren das unter anderem zuerst ‚Julio 204’ lokal begrenzt, dann ‚Taki 183’ stadtweit als die ersten bekannten ‚Tagger’. Ein ‚Tag’ bezeichnet banalisiert einfach den jeweiligen Schriftzug. Von nun an wurden mehr und mehr urbane Räume, vor allem die Wände in den Ghettos amerikanischer Städte mit diesen so genannten ‚Tags’ versehen."
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Straße als kultureller Aktionsraum – eine Einleitung10
Vorwort8
I. Den Straßenraum sinnlich erschließen28
Sensing the Street Eine sinnliche Ethnographie der Großstadt29
II. Die Straße als Bühne kommunikativ bespielen56
Street Art Kreativer Aufstand einer Zeichenkultur im urbanen Zwischenraum69
Protest-Räume – Medien-Räume Zur rituellen Topologie der Straße als Protest-Raum94
Die Straße als politische Arena und Medium der Masse St. Petersburg 1870-1917107
III. Interventionen in straßenräumliche Kreisläufe medial repräsentieren137
Die Straße als ‚dritter Ort’ Performanzen und Publics in der Berliner Kreativwirtschaft als Ausdruck eines flexiblen und situativen Urbanismus138
Street. Sex. City. Zur identitätsstiftenden Funktion der Straße in der TV-Serie ‚Sex and the City’167
Zwischen Stillstand und Aufbruch Medial gestützte Überlegungen zum produktiven Umgang mit dem Warten als straßenräumliche Aktionsform178
Schwellenzauber und Aufmerksamkeitsstrategie Das Versprechen der Straße195
Asphalt-Denker Flaneure auf den Spuren des Zeitgeistes bei Jochen Schimmang und Richard Wagner219
IV. Den Lebensraum Straße verantwortungsvoll gestalten231
Überlegungen zu Atmosphären städtischer Straßen Martin Peschken232
Blühende Steintäler, ausgetrocknete Flussläufe Überlegungen zu Atmosphären städtischer Straßen232
Buddy Guide – Your travelling Companion250
Phantasmagorie der Straße257
Fassadenräume271
Palast der Provinz – eine Hommage278
Angaben zu den Autorinnen und Autoren294

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