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Strategisches Kostenmanagement in der öffentlichen Verwaltung am Beispiel einer Kommunalverwaltung

AutorSebastian Knull
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl165 Seiten
ISBN9783656746867
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,3, Hochschule Wismar (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Öffentliche Haushalte zeichnen sich durch tiefgreifende strukturelle Defizite und immense Verschuldung aus. Der Verwaltungsalltag ist durch finanzielle Einschränkungen und Sparmaßnahmen geprägt. Modernisierungsprozesse dauern an, trotzdem reichen bisher gängige Einsparmethoden nicht aus, um die Finanzlage effektiv zu verbessern. Auch die vom Verfasser untersuchte Beispielkommune hat ein hohes Haushaltsdefizit. Es ist daher notwendig neue, intelligente und nachhaltige Ansätze zu entwickeln, Kosten einzusparen, Erlöse zu generieren und Prozesse effizienter zu gestalten. In dieser Arbeit wird ein strategisches Kostenmanagement-Konzept erarbeitet. Kostenmanagement dient der aktiven und zielorientierten Beeinflussung von Kosten mit dem Ziel, Kosten zu senken und Kostenverläufe zu optimieren. Dafür bedient sich das Kostenmanagement zahlreichen Kostenmanagement-Instrumenten, die sich je nach Zielsetzung unterschiedlich eignen und unterschiedliche Erfolge versprechen. Im Fokus dieser Masterarbeit steht die Hypothese, dass durch den Einsatz betriebswirtschaftlicher Kostenmanagement-Instrumente in der öffentlichen Verwaltung nachhaltige Konsolidierungspotenziale ausgeschöpft werden können. Aufgrund der Besonderheiten der öffentlichen Verwaltung ist der Einsatz betriebswirtschaftlicher Methoden mit Schwierigkeiten verbunden. Die Strukturen öffentlicher Verwaltungen unterscheiden sich erheblich von der Marktwirtschaft. Verwaltungshandeln wird von Rechtsvorschriften und politischen Entscheidungsträgern und nicht vom Markt geprägt. Es bestehen keine Gewinnerzielungsabsichten. Öffentliche Leistungen sind meist gesetzlich vorgeschrieben und daher indisponibel, kaum zu beeinflussen, monetär nicht zu bewerten und unentgeltlich bzw. durch allgemeine Steuern finanziert. Der Generierung neuer, zusätzlicher Einnahmen sind Grenzen gesetzt. Zudem zeichnet sich die Kostenstruktur durch einen sehr hohen Anteil an fixen Kosten aus, was die Anpassungsfähigkeit an Veränderungen erschwert und das Risiko vor ungenutzten Kosten erhöht. Die Prüfung der Praktikabilität von ausgewählten, strategischen Kostenmanagement-Instrumenten auf die öffentliche Verwaltung ist daher ein Schwerpunkt dieser Arbeit. Durch eine strategischen Analyse in Form einer Umweltanalyse muss zunächst eine Strategie entwickelt werden, welche als Fundament dient. Konkretisiert wird die Analyse durch die Anwendung ausgewählter Instrumente auf die Beispielkommune mit vielen Beispielen und umfangreichen Anlagen.

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Leseprobe

2 Kostenmanagement


 

2.1 Bedeutung und Ziele des Kostenmanagements


 

Produktvielfalt, kleinere Auftragsstückzahlen und hohe Nachfragemacht mit steigenden Qualitäts- und Preisansprüchen bewirken eine Zunahme und reduzieren die kurzfristige Beeinflussbarkeit von Kosten[4]. Bei gleichzeitig steigendem Kostendruck und Wettbewerb werden Unternehmen gezwungen, immer effektiver zu wirtschaften.[5] Vor dem Hintergrund der umfangreichen öffentlichen Pflichtleistungen und der seit Jahren leeren öffentlichen Kassen trifft dieses Problem besonders auf die öffentliche Verwaltung zu. Damit steigt die Notwendigkeit und die Bedeutung eines effektiven Kostenmanagements.

 

Unter dem Begriff Kostenmanagement versteht man die aktive, zielorientierte Gestaltung und Beeinflussung der Kosten, mit dem Ziel Unwirtschaftlichkeiten festzustellen und abzubauen, Effizienz und Effektivität zu erhöhen. Während in der Kostenrechnung die Kosten eines Unternehmens erfasst und verursachungsgerecht verrechnet werden, werden im Kostenmanagement die Rahmenbedingungen, die zu der Entstehung der Kosten geführt haben, in die Überlegungen mit eingebracht. Dabei soll die Unternehmensleitung bei ihren Entscheidungen unterstützt und das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Unternehmen optimiert werden. Aus diesem Kontext heraus zeigt sich, dass ein Kostenmanagement immer auch mit einem Erlös- und Leistungsmanagement verbunden ist.[6]

 

Das oberste Ziel des Kostenmanagements ist die Senkung der Kosten. Zudem soll die Kostentransparenz und damit das Kostenbewusstsein verbessert werden, denn nur wenn die Kosten bekannt und die Auswirkungen von Entscheidungen eingeschätzt werden können, können Kosten effektiv beeinflusst werden. Um das Beschäftigungsrisiko zu minimieren, ist außerdem die Schaffung und Verbesserung der Kostenflexibilität anzustreben, um auf Nachfrageschwankungen und Umwelteinflüsse besser reagieren zu können. Als untergeordnete Ziele beschreibt Schild ergänzend noch ein günstiges Kostenverhalten, auf welches im Verlauf dieses Kapitels noch näher eingegangen wird und die Optimierung des zeitlichen Anfalls von Kosten.[7] Die Ziele des Kostenmanagement fasst Schild in einem gesamtunternehmerischen Zielsystem zusammen, wobei er die Ziele des Kosten-managements dem Oberziel des Unternehmens, langfristig Gewinne zu erzielen, unterstellt. Dabei berücksichtigt er die strengen Nebenbedingungen, die stetige Zahlungsfähigkeit zu sichern und die bilanzielle Überschuldung zu vermeiden, welche den Fortbestand des Unternehmens überhaupt sichern.[8]

 

Die frühzeitige Beeinflussung des Kostenniveaus, der Kostenstruktur und des Kosten-verhaltens bilden die zentralen Elemente eines effektiven Kostenmanagements.[9]

 

Kostenniveaumanagement

 

Verfolgt das Unternehmen das Ziel, die absolute Kostenhöhe des gesamten Unternehmens, einzelner Unternehmensbereiche oder einzelner Produkte zu senken, spricht man vom Kostenniveaumanagement. Dreh- und Angelpunkt ist die Identifizierung und Analyse der Potenziale, Kosten durch Auffinden unwirtschaftlicher Prozesse, Effizienzsteigerung und Rationalisierungsmaßnahmen zu reduzieren. Ansatzpunkt für die angestrebte Kosten-reduzierung bildet die Mengenkomponente, z.B. durch Reduzierung des Materialverbrauchs und des Personaleinsatzes und vor allem die Wertkomponente, welche sich durch Effizienzsteigerung in den Prozessen der Leistungserstellung und die damit verbundende Produktivitätssteigerung kennzeichnet, z.B. durch Aufdeckung von Doppelstrukturen oder kostengünstigeren Bezugsquellen. Die verschiedenen Instrumente, auf welche im Rahmen des Kostenniveaumanagements zurückgegriffen werden kann, um die allgemeine Kosten-höhe zu senken, werden im Kapitel 2.3 vorgestellt.[10]

 

Kostenstrukturmanagement

 

Ein wichtiger Kostenbestimmungsfaktor ist das Verhältnis der Kostenarten zueinander – die sogenannte Kostenstruktur. Grundlage eines ganzheitlichen Kostenmanagements bildet die Analyse der Kostenstrukturen im Unternehmen.[11] Eine übliche Einteilung der Kosten stellt die Trennung in fixe und variable Kosten dar. Differenzierungsmerkmal ist die Abhängigkeit der Kosten von einer bestimmten Kosteneinflussgröße. Während die Höhe der variablen Kosten mit Änderung der Einflussgröße variiert, bleibt die Höhe der fixen Kosten bei einer solchen Änderung konstant. Die vorherrschende Kosteneinflussgröße ist der Ausnutzungs-grad der vorhandenen Kapazitäten der Unternehmung – die sogenannte Beschäftigung.[12] Man spricht von sprungfixen Kosten, wenn sich die Kosten bei Erreichen einer bestimmten Beschäftigungsgrenze sprunghaft ändern. Fixkosten werden auch als Bereitschaftskosten bezeichnet, denn durch sie werden die notwendigen Kapazitäten zur Leistungserstellung geschaffen.

 

 

Abbildung 1: Charakteristische Kostenverläufe, Quelle: eigene Darstellung

 

Da ein effektives Kostenmanagement voraussetzt, dass sich die Entscheidungsträger über die Art und Eigenschaften der Kosteneinflussgrößen bewusst sind, ist es sinnvoll, die Kosten eines Unternehmens in entscheidungsrelevante und entscheidungsirrelevante Kosten zu strukturieren. Die Trennung in fixe und variable Kosten bekommt hier eine besondere Bedeutung. Da variable Kosten von den Kosteneinflussgrößen direkt abhängig sind, sind sie auch kurzfristig durch Unternehmensentscheidungen zu beeinflussen. Die im Unternehmen bereits gebundenen[13] Fixkosten dagegen werden von unternehmerischen Entscheidungen zumindest kurzfristig nicht tangiert und haben damit keinen Einfluss auf die kostenmäßige Beurteilung von Entscheidungsalternativen. Sie bedürfen einer gesonderten Betrachtung. Man unterscheidet sie deshalb in relativ fixe Kosten, welche noch beeinflusst werden können und absolute fixe Kosten („sunk costs“), die nicht mehr beeinflussbar sind.[14]

 

Die häufig vorgefundene Aussage „langfristig sind alle Kosten, auch die Fixkosten, variabel“ ist jedoch nicht richtig. Auch wenn Fixkosten mit der Länge des Betrachtungszeitraums immer beeinflussbarer und damit steuerbarer werden, bleibt das Einteilungskriterium die Veränderbarkeit bei Beschäftigungsänderungen.[15] Da aber auch Fixkosten Folge von unternehmerischen Entscheidungen sind und damit zumindest im Vorfeld beeinflusst werden können, haben sie eine wesentliche Bedeutung im Kostenmanagement.[16] Fixkosten fallen, entgegen häufiger Behauptungen, nicht in jeder Periode in gleicher Höhe an. So können, z.B. durch eine unterjährige Mietpreiserhöhung die Raumkosten steigen, ohne dass diese Kostenart ihren Charakter als beschäftigungsunabhängige Fixkosten verliert.

 

Eine andere, häufig angewandte, Unterteilung der Kosten ist die Trennung in Einzel- und Gemeinkosten. Hier ist das Unterscheidungsmerkmal die Zurechenbarkeit auf die einzelnen Verrechnungseinheiten oder Produkte. Einzelkosten können einem Produkt eindeutig zu-geordnet werden, für Gemeinkosten ist eine unmittelbare Zuordnung nicht möglich. Dies tritt vor allem dann auf, wenn Kosten für mehrere Verrechnungseinheiten anfallen, z.B. Kosten der Unternehmensleitung oder Forschungs- und Entwicklungskosten. Die Zurechnung bedarf einer verursachungsgemäßen Schlüsselung, was in der Regel einen gewissen Grad an Subjektivität zur Folge hat.[17]

 

Fixkosten und Gemeinkosten werden oft fälschlicherweise synonym verwendet. Zwar weist der Großteil der fixen Kosten Gemeinkostencharakter auf, fixe Kosten können aber ebenso gut auch Einzelkosten darstellen. So ist z.B. die Miete einer Halle, die für die Produktion eines bestimmten Produkts angemietet wurde, einerseits beschäftigungsunabhängig, andererseits auch einem bestimmten Produkt direkt zurechenbar und damit den Einzel-kosten zuzuordnen.[18]

 

Ohne explizite Angabe einer bestimmten Kosteneinflussgröße bezieht sich die Unterteilung in fixe und variable Kosten in der Regel, so auch in dieser Arbeit, auf die dominierende Kosteneinflussgröße der Beschäftigung.

 

Es gibt verschiedene Ansatzpunkte für die Optimierung der Kostenstrukturen. Die wohl üblichste Form ist die Gestaltung des Verhältnisses zwischen fixen und variablen Kosten, mit dem Ziel, die Kostenreagibilität mit gleichzeitig zunehmender Flexibilität durch einen möglichst geringen Anteil fixer Kosten zu steigern. Ebenso hat die Suche nach günstigeren alternativen Ressourceneinsätzen eine hohe Bedeutung. So können z.B. steigende Personal-kosten durch den Einsatz von Technologien ersetzt werden. Durch eine effiziente Allokation der Ressourcen zwischen den Unternehmensbereichen können z.B. die Kapazitäten besser ausgelastet und die Produktivität gesteigert werden. Eine weitere Möglichkeit zur Verbes-serung der Kostenstruktur bietet die Erhöhung der Transparenz durch die Verringerung von nicht verursachungsgerecht zuordbaren Gemeinkosten.[19]

 

Kostenverlaufsmanagement

 

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