Die Entwicklung des Substanzkonsums und der Suchtproblematik in den letzten Jahrzehnten zeigt, dass vor allem in Verbindung mit dem Konsum legaler Substanzen Gesundheitsgefährdungen auftreten, wobei der Konsum von Tabak und Alkohol in der Gesamtbevölkerung stagniert. Suchtprobleme sind unter erwachsenen Alkoholkonsumenten am stärksten ausgeprägt, während sich Suchtprävention eher an jugendliche Konsumentengruppen richtet. Zu den substanzungebundenen Suchtformen gibt es bisher nur wenig aussagekräftige Daten.Substanzkonsum zielt nicht auf Sucht, sondern auf Rauscherfahrungen. Während der Rausch in unserer Gesellschaft trotz Tabuisierungen zum Teil positiv besetzt ist, sind Sucht und Abhängigkeit eindeutig negativ konnotiert. Unsere heutige Sucht-Idee orientiert sich am Leitmodell des Alkoholismus mit den Elementen Wiederholungszwang, Kontrollverlust, progressiver Verlauf, Therapieziel Abstinenz bei Gefahr des Rückfalls, das jedoch nicht für alle Suchtformen passend ist. Die im medizinischen Kontext vorgenommene Ersetzung des Suchtbegriffs durch den Begriff der 'Abhängigkeitserkrankung' konnte sich nicht im gesamten Suchtdiskurs durchsetzen. Vor allem im Bereich der Prävention dominiert weiterhin der Suchtbegriff.Suchtprävention verfolgt inzwischen sehr ausdifferenzierte Strategien. Trotz negativer Evaluationen sind informationsbasierte Ansätze, die durch die Vermittlung von Wissen über die Wirkungsweisen von Substanzen und die Gefahren von Sucht aufklären wollen, nach wie vor am meisten verbreitet. Ebenfalls häufig eingesetzt werden Aktivitäten zur Lebenskompetenzförderung, die auf die Stärkung von Selbstwert und Selbstwirksamkeit, auf die Förderung sozialer und kommunikativer Kompetenzen sowie auf Widerstandsfähigkeit und Bewältigungsfertigkeiten zielen. In der Arbeit mit Jugendlichen stellt das Konzept der Risikoalternativen eine Grundlage für jugendgemäße Präventionsangebote dar. In den letzten Jahren sind insbesondere im Bereich der Sekundärprävention bzw. der selektiven und indizierten Prävention neue Zugänge zur Schadensminimierung und zur Früherkennung und -intervention entwickelt worden. Schließlich finden sich Versuche, die Auseinandersetzung mit Konsumerfahrungen als Bestandteil einer übergreifenden Erziehungs- und Bildungsarbeit zu begreifen und damit den Blick von der Präventions- und Gefährdungsperspektive auf die Entwicklungs- und Bildungsperspektive zu verlagern.Im Bereich der Suchtrehabilitation ist in den letzten Jahrzehnten eine 'lebensweltorientierte Drogenhilfe' entstanden, die nicht mehr allein auf alltagsferne Langzeittherapien mit dem Endziel Abstinenz setzt, sondern die unterschiedliche, biographisch angepasste Zielvorstellungen entwickelt und diese mittels niederschwelliger Angebote, ambulanter Behandlungsformen, Substitutionsbehandlungen, Strategien kontrollierten Konsums etc. verfolgt. Die Suchtrehabilitation fügt sich in eine umfassende 'soziale Rehabilitation' ein, bei der neben der medizinischen und psychischen Stabilisierung pädagogische Begleitung, alltagspraktische Unterstützung und berufliche Integration eine wichtige Rolle spielen. Ähnlich wie in der Suchtprävention scheinen auch hier positive, entwicklungsförderlich und salutogenetisch ausgerichtete Zugänge erfolgversprechender zu sein als kontrollierend-repressive Ansätze. Die Prämissen der Suchtarbeit -- Partizipation, Ressourcenorientierung und Unterstützung der Adressatinnen und Adressaten bei ihren Anliegen -- decken sich zunehmend mit den Vorgehensweisen der Sozialen Arbeit insgesamt.
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