Anpassungen und Häutung
Süßwassergarnelen haben die unterschiedlichsten Lebensräume bis hin zu Bergbächen und Höhlenseen erobert. Nur in sehr kalten Gewässern der gemäßigten Breiten sind sie selten.
Anpassung an den Lebensraum
Schnellschwimmer An Land gegangen wie die Krabben und einige Flusskrebse sind Garnelen nie. Dafür sind sie ihrer Verwandtschaft beim Schwimmen an Tempo und Ausdauer überlegen. Als Vorteil erweisen sich dabei ihr leichter Panzer und das geringe Gewicht, das schnelle Bewegungen und Kursänderungen erlaubt, was auf der Flucht lebensrettend sein kann. Für Vortrieb sorgen die kräftigen Beine am Hinterleib und wenn es ganz eilig ist, schlägt die Garnele den muskulösen Hinterleib ein und vollführt einen so gewaltigen Sprung, dass ihm das menschliche Auge kaum folgen kann. Vermehrung Die meisten Garnelenarten leben im Salzwasser und haben frei schwimmende Larven. Im Süßwasser können solche Larvenformen nur schwer überleben, daher haben die »echten« Süßwassergarnelen völlig andere Entwicklungsstadien ausgebildet als die Meeresbewohner (>).
Scherenbeine Die Form der Scheren hat sich den unterschiedlichen Ernährungsweisen angepasst. Großarmgarnelen haben krebsähnliche Scheren, auch wenn bei ihnen die Arme viel dünner sind. Sie können sich damit verteidigen und ihre Beute festhalten und überwältigen. Fächergarnelen ernähren sich als Filtrierer, bei ihnen sind die Scherenbeine zu schirmähnlichen Fangnetzen umgewandelt. Manche Fächergarnelen besitzen extrem starke Schreitbeine, mit denen sie sich sogar in reißender Strömung unter Steinen festklemmen können.
Höhlenbewohner Die Höhlengarnelen haben alle Farben verloren und im Laufe der Zeit auch ihre Augen zurückgebildet, da sie für das Leben in vollkommener Dunkelheit nicht notwendig sind.
Leben in Salz- und Süßwasser Einige Garnelenarten leben im Tidenbereich der Flüsse, wo Ebbe und Flut für einen ständigen Wechsel von Salz- und Süßwasser sorgen. Die Arten dieses Lebensraums besitzen spezielle physiologische Anpassungen, um mit den ständigen Veränderungen des osmotischen Drucks in ihrem Körper zurechtzukommen. Die erwachsenen Garnelen können zwar auch auf Dauer im Süßwasser leben, ihre Larven brauchen jedoch für die Entwicklung Meerwasser.
Nach der Häutung bleibt die leere Hülle, Exuvie genannt, zurück. Sie wird später von den Garnelen zerpflückt und gefressen.
Häutung und Wachstum
Das Außenskelett einer Garnele besteht aus Chitin, einem celluloseähnlichen Polysaccharid (Mehrfachzucker), und dem Strukturprotein Athropodin, das dem Panzer Festigkeit und Elastizität verleiht. Die eingelagerten Mineralien, vor allem Kalk, geben der Kutikula zusätzliche Härte und Formstabilität.
> Wie alle Krebstiere müssen Garnelen aus ihrem harten Panzer schlüpfen, um überhaupt wachsen zu können. Die Häutung ist eine komplizierte und auch gefährliche Angelegenheit ( > Kasten).
> Wird der Panzer zu eng, verstärkt das Y-Organ (die Häutungsdrüse) seine Aktivität, schüttet das Häutungshormon Ecdyson aus und initiiert so den Häutungsprozess. Um die starre Hülle ablegen zu können, muss sie elastisch werden. Das geschieht durch Auslagern von Kalzium. Der für das spätere Aushärten des neuen Panzers wichtige Kalk stammt aus den Magensteinen (Gastrolithen).
>Mitgehäutet werden alle Körperanhänge wie Fühler, Beine, Augen und selbst die Kiemen und Teile des Kaumagens. Der Panzer platzt an einer Naht zwischen Brustpanzer und Hinterleib auf und die Garnele zieht Fühler und Beine aus der alten Hülle. Mit einem kräftigen Schlag befreit sie auch ihren Hinterleib von der alten Haut. Am Ende bleibt der alte und leere Panzer, die Exuvie, wie ein Abbild des Krebses zurück.
> Nach der Häutung sind die Tiere weich und sehr verletzlich. Da der neue Panzer unter dem alten gebildet wurde, ist er anfangs kleiner. Die Garnele nimmt Wasser auf und pumpt den Panzer regelrecht auf, um ihn zu vergrößern. In diesem Stadium ist sie eine leichte Beute für Fressfeinde. Daher vollzieht sich der eigentliche Häutungsvorgang sehr rasch und meist in einer geschützten Umgebung oder während der Nachtstunden.
Die Häutung der Krebse durchläuft vier Phasen. |
PHASE 1: PROECDYSIS | Häutungsvorbereitung. Zuerst werden dem Panzer Mineralstoffe entzogen, damit er weich und elastisch wird. Die wertvollen Baustoffe werden in den Magensteinen (Gastrolithen) zwischen gelagert. Der neue Panzer bildet sich unter dem alten Exoskelett . Am Ende der Proecdysis nimmt der Krebs keine Nahrung mehr auf. Dauer: bis zu zwei Wochen. |
PHASE 2: ECDYSIS | Eigentliche Häutung. Läuft sehr schnell ab: Der Panzer platzt auf und die Garnele schlüpft aus der alten Haut. Sie ist jetzt weich und ungeschützt und nimmt Wasser auf, damit sich der neue Panzer ausdehnt. Die Atmung ist behindert, da die Kiemen mitgehäutet werden. Dauer: einige Sekunden bis wenige Minuten. |
PHASE 3: PROECDYSIS | Nachhäutungsphase. Weitere Postecdysis Aufnahme von Wasser, Einlagern von Kalzium in den Panzer. Erst nach Aushärten der Mundwerk- zeuge nimmt die Garnele wieder Nahrung auf. Dauer: einige Tage. |
PHASE 4: ANECDYSIS | In der Zwischenhäutungsphase wächst die Garnele allmählich in ihren anfangs zu großen Panzer hinein. Die Ausbildung der Kutikula wird abgeschlossen. Dauer: mehrere Tage bis einige Wochen. |
Garnelenarten im Porträt
Caridina logemanni
Bienengarnele
Natürlicher Lebensraum Die Zwerggarnele Caridina logemanni ist im südchinesischen Raum weit verbreitet. Färbung Diese Garnelenart bildet auch in freier Natur eine Vielzahl farblicher und morphologischer Variationen und Lokalformen aus. Eine der Farbformen, die in der Aquaristik als Schwarzweiße Bienengarnele bekannt ist, kommt aus der Gegend um Hongkong, wo sie klare, schnell fließende Gewässer besiedelt. Wassertemperatur Die Tiere fühlen sich in relativ kühlem Wasser wohl. Daher kann auf die Beheizung des Aquariums verzichtet werden, wenn man ausschließlich diese Garnelen in einem Artbecken hält. Bei Wassertemperaturen von deutlich unter 20°C stellen die Garnelen ihre Vermehrungsaktivitäten ein. Jahreszeitlich bedingt schwankt die Temperatur des Wassers auch im natürlichen Verbreitungsgebiet zwischen 10–15°C im Winter und 23–30°C im Sommer. Während einer Ruhephase in den kühleren Jahreszeiten können sich die Garnelen von den Strapazender Fortpflanzungszeit erholen. Bei steigenden Wassertemperaturen im Frühjahr findet man dann bald wieder vermehrt Weibchen mit Eiern. Haltung In den natürlichen Gewässern sind Bienengarnelen häufig in Laubansammlungen am Grund kleinerer Bäche zu finden, wo sie im Detritus Deckung und Nahrung finden. Ein typisches Artbecken sollte deshalb eine den Boden bedeckende Schicht Herbstlaub aufweisen und zusätzlich mit einigen Wurzeln und Steinen strukturiert werden. Der Bodengrund darf nicht zu grob sein, empfehlenswert sind Sand oder feiner Kies. Ebenfalls wichtig ist eine leichte Strömung. Die Garnelen halten sich gerne in dieser Strömungszone auf, um hier Algen oder andere kleine Organismen zu fangen. Ein üppiger Bewuchs mit Wasserpflanzen bietet gute Verstecke, und Schwimmpflanzen, die den Lichteinfall dämmen, fördern erkennbar das Wohlbefinden der Garnelen. Besonderheiten Bienengarnelen werden zum Teil in sehr weichem Wasser gezüchtet. Setzt man die Tiere dann in härteres Wasser um, sind Todesfälle nicht selten. Fragen Sie beim Kauf daher unbedingt immer nach den Wasserwerten! Auf einen Blick Größe: 2–3 cm, Wasserhärte: bis ca. 10 °KH, pHWert: 6,25–7,5, Temperatur: 10–28°C, Beckengröße: mindestens 20 Liter.
Was bedeutet »cf.« im Artnamen?
ÄHNLICHE ART Einige Garnelen führen ein »cf.« im Namen. Das Kürzel steht für »vergleiche« (lat. »conferre«) und sagt aus, dass die Bestimmung nicht sicher ist, das Tier dieser Art aber fast gleicht. ...