Die Programmiersprache Swift hat sich seit ihrer erstmaligen Vorstellung im Juni 2014 immens weiterentwickelt und dabei mehrere spannende Meilensteine durchlaufen. Nicht nur, dass wir zwischenzeitlich bereits bei Version 3 von Swift angelangt sind, nein, inzwischen ist die Programmiersprache auch Open Source und besitzt eine eigene Online-Plattform unter https://swift.org (siehe Bild 1.1). Dort finden sich ein Blog mit Informationen zur Weiterentwicklung der Sprache, vorgefertigte Downloadpakete, eine Dokumentation, Verweise auf weitere Swift-Projekte und vieles mehr (mehr zu Swift.org erfahren Sie in Abschnitt 1.8, „Swift-Ressourcen und weiterführende Informationen“).
Bild 1.1 Die Plattform Swift.org ist die zentrale Anlaufstelle für die Programmiersprache Swift.
Aufgrund dieser massiven Weiterentwicklungen ist Swift inzwischen mitnichten nur eine Programmiersprache für die Plattformen von Apple. Auf Linux ist es bereits heute möglich, Swift-Code auszuführen, weitere Plattformen werden mit Sicherheit folgen. Dank IBM hat es Swift sogar schon auf die Server und in die Cloud geschafft, woraus sich ebenfalls ganz neue Einsatzgebiete und Möglichkeiten zur Nutzung von Swift für Entwickler ergeben.
Deswegen richtet sich dieses Buch auch nicht ausschließlich an Apple-Entwickler, die mehr über Swift erfahren oder ein deutschsprachiges Referenzwerk dazu besitzen möchten. Vielmehr ist das Buch für all jene geschrieben, die sich für Swift begeistern ‒ egal auf welcher Plattform ‒ und mehr über die Möglichkeiten der Sprache, ihre Syntax und ihre einzigartigen Merkmale erfahren möchten. Es ist ein Buch zu und über Swift und behandelt ausschließlich die Sprache selbst; Informationen zur Entwicklung für spezifische Plattformen wie macOS, iOS oder Linux finden Sie an anderer Stelle, z. B. in meinem Buch „Apps für iOS 10 professionell entwickeln“, das ebenfalls im Hanser Verlag erschienen ist.
1.1 | Die Geschichte von Swift |
Viele Details sind über die genaue Entstehungsgeschichte von Swift nicht bekannt. Was man weiß, ist, dass der Apple-Entwickler Chris Lattner wohl in gewisser Weise als „Vater“ von Swift bezeichnet werden kann. Dieser begann die Entwicklung an Swift im Juli 2010 aus eigenem Antrieb heraus und zunächst im Alleingang. Ab Ende 2011 kamen dann weitere Entwickler dazu, währen das Projekt im Geheimen bei Apple fortgeführt wurde. Das erste Mal zeigte Apple die neue Sprache der Weltöffentlichkeit auf der WWDC (Worldwide Developers Conference) 2014 (siehe Bild 1.2).
Bild 1.2 Auf der WWDC 2014 präsentierte Apple Swift erstmals der Weltöffentlichkeit.
Mit dieser erstmaligen Präsentation von Swift überraschte Apple sowohl Presse als auch Entwickler gleichermaßen. Dabei war die Sprache zunächst ‒ ähnlich wie Objective-C ‒ ausschließlich auf die Plattformen von Apple beschränkt; ein Mac mitsamt der zugehörigen IDE Xcode von Apple waren also Pflicht, wollte man mit Swift Apps für macOS, iOS, watchOS oder tvOS entwickeln. Im Herbst 2014 folgte dann die erste finale Version von Swift, die Apple den Entwicklern zusammen mit einem Update für Xcode zugänglich machte.
Auf der im darauffolgenden Jahr stattgefundenen WWDC 2015 sorgte Apple dann für die nächste große Überraschung. Nicht nur präsentierten sie die neue Version 2 von Swift, sondern gaben auch bekannt, dass Swift noch im gleichen Jahr Open Source werden würde. Dieses Versprechen wurde dann am 03. Dezember 2015 umgesetzt und Apple startete die Plattform Swift.org, um darüber zukünftig alle Weiterentwicklungen und Neuerungen zu Swift zusammenzutragen.
Auf der WWDC 2016 folgte sodann die Vorstellung der neuen Version 3 von Swift, die im Herbst desselben Jahres offiziell veröffentlicht wurde.
Die Sprache Swift hat in den wenigen Jahren, die sie bisher verfügbar ist, bereits einige große Versionssprünge hingelegt. Gerade am Anfang war das für Swift-Entwickler der ersten Stunde durchaus ein Problem, denn diese Versionssprünge änderten den Code und die Syntax von Swift bisweilen so stark, dass sich Projekte, die mit einer früheren Swift-Version als der aktuellen geschrieben wurden, nicht mehr kompilieren und damit ausführen ließen.
Zwar bietet Apple in seiner Entwicklungsumgebung Xcode einen Assistenten, der Swift-Code einer älteren Version nach der aktuellen migriert, aber meistens konnte auch dieser nicht alle Probleme und Fehler vollumfänglich auflösen, was bedeutete, dass Entwickler ‒ je nach Größe des zugrunde liegenden Projekts ‒ mal mehr, mal weniger Zeit damit verbringen mussten, ihren Code auf die neue Swift-Version zu aktualisieren und entsprechend anzupassen.
Diese Problematik soll ab Version 3 von Swift nun ein Ende haben. Natürlich wird es in Zukunft weitere Versionen der Programmiersprache geben, diese sollen nun aber nicht mehr Code, der in einer älteren Swift-Version geschrieben wurde (solange er mindestens auf Version 3 basiert), gänzlich unbrauchbar und unausführbar machen. Swift 3 stellt somit einen gewissen Meilenstein in dieser noch jungen Programmiersprache dar und stellt nicht zuletzt aus diesem Grund einen idealen Zeitpunkt dar, sich spätestens jetzt einmal ausführlich mit Swift auseinanderzusetzen.
Trotzdem sollen und wollen Sie als Swift-Entwickler natürlich auch up to date bleiben und wissen, wie sich die Sprache weiterentwickelt und welche Neuerungen sie im Laufe der Zeit mit sich bringt. In Abschnitt 1.8, „Swift-Ressourcen und weiterführende Informationen“, am Ende dieses Kapitels stelle ich Ihnen einige wichtige und hilfreiche Ressourcen vor, die Ihnen dabei helfen, Ihr Swift-Know-How stets auf dem neuesten Stand zu halten.
1.3 | Voraussetzungen zur Nutzung von Swift |
Swift wird aktuell offiziell auf den folgenden Plattformen unterstützt:
Auf diesen kann Swift-Code ausgeführt und mithilfe passender Tools geschrieben werden. Unter macOS ist Apples Entwicklungsumgebung Xcode die erste Wahl, wenn es um die Entwicklung mit Swift geht. Unter Linux stellt Apple bisher ausschließlich die sogenannte REPL (Read Eval Print Loop) bereit, die es erlaubt, Swift-Code über das Terminal auszuführen. Darüber hinaus kann Swift-Code noch auf den weiteren Apple-Plattformen iOS, watchOS und tvOS ausgeführt werden.
Wer ernsthaft mit Swift entwickeln möchte, sollte zum jetzigen Zeitpunkt trotz offiziellem Linux-Support nichtsdestoweniger vorzugsweise auf einen Mac mitsamt macOS zurückgreifen. Dank der vollwerten Entwicklungsumgebung Xcode, die Apple kostenlos bereitstellt und in der Swift vollumfänglich integriert ist, ist diese IDE noch immer das Mittel der Wahl für professionelle Software-Entwicklung mit Swift. Die ebenfalls unter Linux zur Verfügung stehende REPL eignet sich ideal für Tests und zum Ausprobieren verschiedener Eigenschaften und Mechanismen der Programmiersprache.
Swift Playgrounds auf dem iPad
Neben den genannten Plattformen ist es auch möglich, Swift-Code auf Apples iPad zu schreiben und auszuführen. Seit Version 10 von iOS ‒ dem Betriebssystem des iPad ‒ bringt dieses nämlich eine kostenlose App namens Swift Playgrounds mit. Darüber ist es möglich ‒ wie der Name bereits andeutet ‒ sogenannte Playgrounds zu erstellen und darin Swift-Code zu schreiben und ausführen zu lassen (siehe Bild 1.3). Die App kompiliert die Eingaben und gibt direkt Feedback über mögliche Syntaxfehler oder andere Probleme.
Bild 1.3 Swift Playgrounds erlaubt das Schreiben und Ausführen von Swift-Code auf dem iPad.
Da die App keine kompletten Projekte, sondern ausschließlich die Playgrounds verwalten kann, ist sie primär dafür gedacht, einzelne Code-Fragmente zu testen oder eine Idee für eine Funktion umzusetzen und zu überprüfen. Dabei kann die App die erzeugten Playgrounds auch mit Xcode auf dem Mac austauschen, damit diese dort weiter genutzt werden können. Mehr zu Playgrounds im Allgemeinen erfahren Sie in Abschnitt 1.6, „Playgrounds“.
1.4 | Installation von Swift |
Je nachdem, auf welcher Plattform Sie Swift nutzen möchten ‒ macOS oder Linux ‒ verläuft die Installation ein wenig anders und es stehen Ihnen unterschiedliche Tools zur Arbeit mit Swift zur Verfügung (wie im vorherigen Abschnitt 1.3, „Voraussetzungen zur Nutzung von Swift“, beschrieben). Im Folgenden stelle ich Ihnen den Installationsprozess für beide Plattformen im Detail vor.
Um Swift unter macOS nutzen zu können, brauchen Sie im einfachsten Fall nur Folgendes zu tun: Öffnen Sie die App Store-App, suchen Sie nach Xcode und klicken Sie auf die Schaltfläche Laden. Die aktuelle Version von Xcode wird anschließend heruntergeladen und auf Ihrem Mac installiert (siehe Bild 1.4).
Bild 1.4 Laden Sie auf dem Mac einfach die aktuelle Version von Xcode aus dem Mac App Store, um mit der Entwicklung eigener Swift-Anwendungen zu beginnen.
Über den Mac App Store erhalten Sie immer den jeweils aktuellsten Stable-Release von Xcode. Damit können Sie direkt mit der Swift-Programmierung loslegen, allerdings nur für die jeweils aktuell freigegebene Swift-Version. Wenn Sie sich stattdessen für...