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Tabakkonsum und Tabakabhängigkeit (Reihe: Fortschritte der Psychotherapie, Bd. 31)

AutorBettina Lohmann, Christoph Kröger
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl139 Seiten
ISBN9783840918285
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Es gibt kaum ein physisches Leiden, was durch Tabakkonsum nicht ausgelöst oder verschlimmert wird. Trotzdem gibt es etwa 18 Mill. Raucher in Deutschland. Die meisten Raucher sind dissonant gegenüber ihrem Rauchverhalten und möchten dieses gerne ändern. Aber nur rund 5 % aller Versuche, das Rauchen zu beenden, sind erfolgreich. Deshalb wird Rauchern, denen es trotz guter Motivation nicht gelingt, mit dem Rauchen aufzuhören, empfohlen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Das Buch beschreibt die Grundlagen der Tabakabhängigkeit und erläutert anschließend das therapeutische Vorgehen im Rahmen der Einzelbehandlung. Ausführlich werden Interventionen zur Motivierung, zur Vorbereitung und zur Aufrechterhaltung eines rauchfreien Lebens vorgestellt.

Es werden klassisch kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden der Selbstkontrolle, die medikamentöse Behandlung sowie moderne lösungsorientierte Konzepte zur Motivationsförderung anschaulich beschrieben. Therapeuten erhalten damit eine Anleitung, wie eine individuelle Tabakentwöhnung erfolgreich durchzuführen ist.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Leitfaden zur Exploration
  3. Gesprächsprinzipien für den Erstkontakt
  4. Verhaltensanalyse des Rauchens
  5. Einleitung
  6. 1 Beschreibung der Störung
  7. 2 Störungstheorien und -modelle
  8. 3 Diagnostik und Indikation
  9. 4 Behandlung
  10. 5 Fallbericht
  11. 6 Literatur
  12. 7 Anhang
Leseprobe
2 Störungstheorien und -modelle ( S. 19)

Der Anspruch an ein umfassendes Störungsmodell der Tabakabhängigkeit besteht darin, dass es erklären kann, wie eine Person zum Raucher wird, warum einige Erstkonsumenten zu Rauchern werden, und andere nicht, warum es Gelegenheitsraucher gibt, warum es Raucher gibt, die trotz erheblicher gesundheitlicher Schäden nicht aufhören können, und warum einige Raucher relativ leicht aufhören können und andere unter starken physischen oder psychischen Entzugserscheinungen leiden.

Im besten Fall ließe sich aus diesem Störungsmodell das Rational der Behandlung schlüssig ableiten und würde Hinweise für Indikationsstellungen in der Behandlung geben. Für die Beantwortung dieser Fragen bedarf es eines detaillierten Wissens der komplexen Interaktion biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren des Rauchens.

Obwohl sich in den letzten Jahren in der Erforschung der neurobiochemischen und behavioralen Mechanismen der Nikotinwirkung große Fortschritte erzielen ließen, ist man von einer umfassenden biopsychosozialen Störungstheorie weit entfernt. Die im Folgenden dargestellten Erklärungsmodelle zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung des Rauchens erklären das Phänomen Rauchen aus unterschiedlichen Perspektiven und ergänzen sich somit gegenseitig.

2.1 Operante Konditionierung

Anerkennung und Zugehörigkeitsgefühl als positive soziale Verstärker durch Gleichaltrige spielen beim Aufbau des Rauchverhaltens eine entscheidende Rolle. Die Identifikation mit positiven rauchenden Modellen wertet den jugendlichen Raucher auf, was bei einem in der Pubertät häufig schwankenden Selbstwert besonders verstärkend wirkt.

Die positiven Konsequenzen aus der Umwelt konkurrieren zunächst mit negativen körperlichen Rauchfolgen wie Übelkeit und Kreislaufschwäche, wie sie die meisten Raucher anfänglich verspüren.

Die negativen Körperreaktionen lassen sich jedoch bei wiederholtem Rauchen in kurzer Zeit überwinden und verlieren ihren Charakter als Bestrafungsreiz, der ein wiederholtes Rauchen verhindern könnte. Das Verhalten stabilisiert sich durch soziale Verstärkung. Beim regelmäßigen und abhängigen Rauchen sind sowohl positive wie negative Verstärkungsmechanismen wirksam (vgl. Tab. 5).

Die zentralnervöse biologische Wirkung der Nikotinzufuhr im Gehirn wird subjektiv als Lustempfinden, Glücksgefühl und Entspannung erlebt: Das Rauchen macht Spaß. Das Ritual des Rauchens, bei dem die Zigarette angezündet, inhaliert und in einer bestimmten Weise gehalten wird, wirkt als solches verstärkend, kann aber durch das Einhalten bestimmter Gruppennormen noch weiter mit dem Gefühl der Gruppenzugehörigkeit verstärkt werden.

Bei der Aufrechterhaltung des Rauchens gerät das Verhalten zunehmend unter negative Kontrolle. Im Sinne der negativen Verstärkung werden unangenehme Körper- oder Gefühlszustände, die durch Entzugserscheinungen hervorgerufen werden, reduziert (s. Abb. 3).

Raucher regulieren negative psychische oder somatische Reaktionen, die sie durch das Rauchen selbst erzeugen. Entzugserscheinungen bzw. die Angst vor diesen werden durch das Rauchen vermieden. Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Frustration und Langeweile lassen nach oder verringern sich. Subjektiv empfindet der Raucher sich nach einer Zigarette wacher, leistungsfähiger, belastbarer, ausgeglichener und ruhiger.

Mittel- und langfristige Konsequenzen des Rauchens sind durchweg negativ. Unruhe und eine stärkere Stressempfindlichkeit treten nach dem Abflauen der Nikotinwirkung auf. Leistungsfähigkeit und Gesundheit werden beeinträchtigt. Das erneute Rauchen dient der Überwindung und Vermeidung negativer Empfindungen, die durch das Rauchen selbst verursacht werden. Dieser Mechanismus lässt sich als Teufelskreismodell des Rauchens darstellen (vgl. Abb. 4).

Im Fokus des Modells der Selbstmedikation steht die Vermeidung aversiver emotionaler und körperlichen Konsequenzen. Es bietet ein psychologisches Krankheitsmodell, welches insbesondere die zielgerichteten und intentionalen Aspekte des Rauchens betrachtet. Durch die Nikotinzufuhr kann der Raucher unangenehme Gefühlszustände wie Ärger, Angst oder depressive Verstimmungen selbst regulieren, Langeweile überwinden und Aufmerksamkeit und Konzentration aktivieren.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis10
Leitfaden zur Exploration13
Gesprächsprinzipien für den Erstkontakt14
Verhaltensanalyse des Rauchens15
Einleitung17
1 Beschreibung der Störung19
1.1 Definition der Tabakabhängigkeit19
1.2 Epidemiologische Daten23
1.3 Pharmakologische Aspekte des Rauchens24
1.4 Gesundheitliche Schäden durch das Rauchen27
1.5 Verlauf und Prognose30
1.6 Komorbidität33
2 Störungstheorien und -modelle35
2.1 Operante Konditionierung36
2.2 Klassische Konditionierung38
2.3 Kognitive Modelle40
2.4 Rückfallmodell42
2.5 Integratives Modell der Suchtentstehung43
3 Diagnostik und Indikation44
3.1 Erstkontakt45
3.2 Diagnostisches Vorgehen50
3.3 Indikationsstellung61
4 Behandlung63
4.1 Modell der individuellen Tabakentwöhnung (MIT)63
4.2 Motivationsförderung66
4.3 Vorbereiten des rauchfreien Lebens74
4.4 Stabilisierung des rauchfreien Lebens98
4.5 Dauer und Finanzierung der Behandlung105
4.6 Wirkungsweise der Methoden107
4.7 Effektivität und Prognose109
4.8 Varianten der Methode und Kombinationen111
4.9 Probleme bei der Durchführung116
5 Fallbericht117
6 Literatur125
7 Anhang128
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