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Wirtschaftspsychologie (Enzyklopädie der Psychologie : Themenbereich D : Ser. 3 ; Bd. 6)

AutorDieter Frey, Lutz von Rosenstiel
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl954 Seiten
ISBN9783840905841
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis149,99 EUR

Der Band beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Psychologie und Volkswirtschaft. Viele Urteile und Entscheidungen im Bereich der Wirtschaft werden nicht auf rein rationaler Basis getroffen: Wie sich wirtschaftliche Akteure wie Sparer, Konsumenten, Unternehmer oder Börsenakteure verhalten hängt genauso stark von Stimmungen, Affekten, Motivation und Gruppenverhalten ab.

Auch das Verhalten ganzer Gruppen von Wirtschaftsakteuren wie Fondsgesellschaften, Gewerkschaften oder Verbände sind von psychologischen Mechanismen betroffen und durch diese beschreibbar. Der Band geht also der Frage nach, inwieweit sich Einzelverhalten als auch kollektives Verhalten auf die Makroebene auswirken und welchen Beitrag die Psychologie zur Erklärung und Vorhersage makroökonomischer Phänomene leisten kann. Er bietet damit einen aktuellen und umfassenden Überblick über die verschiedenen Themen der Wirtschaftspsychologie.

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Kapitelübersicht
  1. Autorenverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Kapitel 1 Psychologie in der Wirtschaftslehre
  5. Kapitel 2 Berufliche Erwartungen der Arbeitnehmer vor dem Hintergrund des Arbeitsmarktes
  6. Kapitel 3 Konsum und Konsumklima
  7. Kapitel 4 Psychologie des Geldes
  8. Kapitel 5 Die Psychologie des Unternehmertums
  9. Kapitel 6 Steuermoral und Steuerhinterziehung
  10. Kapitel 7 Schnittstelle Familie und Beruf - Wie gehen besonders Führungskräfte damit um?
  11. Kapitel 8 Psychologie der Beratung
  12. Kapitel 9 Globalisierung und Psychologie
  13. Kapitel 10 Social Marketing
  14. Kapitel 11 Fusionen und Akquisitionen
  15. Kapitel 12 Methoden und Befunde makropsychologischer Wirtschaftsforschung
  16. Kapitel 13 Gewerkschaften: Ein offenes Feld für die Wirtschaftspsychologie
  17. Kapitel 14 Psychologie der Arbeitslosigkeit: Befunde, Interventionen und Forschungsperspektiven
  18. Kapitel 15 Weiterbildungsverhalten
  19. Kapitel 16 Psychologie der Freizeit - Psychologie des Tourismus
  20. Kapitel 17 Technischer Wandel: Computerisierung und Virtualisierung
  21. Kapitel 18 Persönliche Werte, Wertewandel und Konsumverhalten
  22. Kapitel 19 Psychologie der Innovationsgenerierung
  23. Kapitel 20 Innovation und Kreativität
  24. Kapitel 21 Das Verhalten von Marktteilnehmern an der Börse: Behavioral Finance
  25. Autorenregister
  26. Sachregister
Leseprobe

6. Kapitel

Steuermoral und Steuerhinterziehung
( S. 203)

Erich Kirchler und Boris Maciejovsky
1 Einleitung
Im Altertum wurden Abgaben zur Deckung des Finanzbedarfs als außerordentliche Leistungen von sozial minder privilegierten Gruppen getragen. Das antike Rom deckte seinen Haushalt vorwiegend durch Tributzahlungen unterworfener Völker sowie durch Kriegsbeute. Im Mittelalter wurden Zölle sowie steuerähnliche Abgaben aufGrundbesitz und Schenkungen eingezogen, und schließlich entwickelten sich im siebzehnten Jahrhundert mit der Herausbildung der Geldwirtschaft in England, Frankreich und später in der übrigenwestlichenWelt komplexe Systeme der Besteuerung.

Dabei hatte die Verpflichtung zur Steuerabfuhr einen hohen moralischen Anspruch, es wurde an die Ehre des Steuerzahlers appelliert. Dies bedeutet, dass jeneMenschen, deren Lebenswandel als unehrenhaft angesehen wurde, zwar von der Steuerverpflichtung ausgenommen, aber auch sozial stigmatisiert wurden.

Gegenwärtig wird die Pflicht, der Steuerabfuhr nachzukommen, jedochweniger als moralischeVerpflichtung aufgefasst, sondern vielmehr als Opfer, das jeder Staatsbürger zumWohle der Gemeinschaft zu erbringen hat. Die Auffassung, dass es sich bei der ordnungsgemäßen Abfuhr von Steuern um ein Opfer handelt, spiegelt sich darin, dass Steuern zu unmittelbaren individuellen Konsequenzen führen, einem reduzierten verfügbaren Einkommen.

Dieser für das Individuum negativen Konsequenz steht ein für die Gesellschaft positiver Effekt gegenüber: Steuern ermöglichen dem Staat eine Vielzahl von staatlichen Leistungen bereitzustellen, die der Allgemeinheit zugute kommen. Steuerpflichtige befinden sich somit in einem sozialen Dilemma. Individuelle Interessen, möglichst geringe steuerliche Belastungen, stehen im Konflikt mit kollektiven Interessen, einem funktionierendenGemeinwesen, zu dem alle Steuerpflichtigen zu gleichen Teilen beitragen.

Steuerentscheidungen als soziales Dilemma zu definieren, resultierte in der Vergangenheit, insbesondere von Seiten der Ökonomie, in Modellen individuellen Steuerverhaltens unter Unsicherheit. Beruhend auf wenigen zentralen Annahmen, wie Rationalität und individuelle Nutzenmaximierung, wurden formale Modelle konstruiert, welche die Entscheidung, Steuern ordnungsgemäß abzuführen oder sie zu hinterziehen, vor allem von exogenen Größen, wie der Kontrolle und Strafe, abhängig machten (siehe etwa Allingham &, Sandmo, 1972).

Zahlreiche empirische Untersuchungen zeigen jedoch auf, dass die alleinige Berücksichtigung exogener Variablen unzureichend ist, um individuelles Steuerverhalten zu erklären. Vielmehr weisen neuere Forschungsergebnisse darauf hin, dass neben monetären Konsequenzen auch intrinsische Faktoren, wie subjektive Wahrnehmung der Steuersituation oder Gerechtigkeitserleben, für die Steuerentscheidung von Belang sind.

In diesem Sinne werden im nächsten Kapitel ökonomische Modelle der Steuerentscheidung diskutiert, während im dritten Kapitel psychologisch relevante Erweiterungen und Ergänzungen des ökonomischen Steuerparadigmas angeführt werden. Das zweite Kapitel beginnt mit einer kurzen Einführung über die Wirkung von Steuern. Daran anschließend wird das ökonomische Standardmodell von zwei Betrachtungsseiten analysiert: Erstens vom Standpunkt des individuellen Steuerpflichtigen (mikroökonomische Analyse) und zweitens aus der Perspektive des Staates und der Gemeinschaft (makroökonomische Analyse).

Schließlich schließt das zweite Kapitel mit einer Diskussion wesentlicher Grenzen des ökonomischen Standardmodells. Im daran anschließenden dritten Kapitel werden empirische Untersuchungen diskutiert, die das ökonomisch fundierte Steuerparadigma um psychologisch relevante Aspekte erweitert.

Zu diesen psychologischen Aspekten zählen Steuermoral und Steuermentalität, wahrgenommene Freiheitseinschränkung und Reaktanz, subjektives Gerechtigkeitserleben sowie individuelle Risikoneigung. Schließlich werden im vierten Kapitel verschiedene empirische Methoden zur Messung der Steuerhinterziehung diskutiert und im abschließenden fünften Kapitel wird ein Resumée gezogen.

2 Die Steuersituation im Kontext des ökonomischen Standardmodells

2.1 Zur Wirkung von Steuern
Eine ökonomisch fundierte Analyse des Steuerverhaltens muss zunächst die Frage klären, wie Steuern wirken.

Inhaltsverzeichnis
Autorenverzeichnis6
Vorwort10
Inhaltsverzeichnis14
Kapitel 1 Psychologie in der Wirtschaftslehre30
Literatur34
Kapitel 2 Berufliche Erwartungen der Arbeitnehmer vor dem Hintergrund des Arbeitsmarktes36
1 Arbeitsmarkt und Arbeitnehmerverhalten36
2 Berufliche Erwartungen und ihre Konsequenzen52
3 Fazit68
Literatur70
Kapitel 3 Konsum und Konsumklima76
1 Einführung76
2 Individuelle Rahmenbedingungen von Kaufprozessen77
3 Kaufprozesse von Konsumenten85
4 Externe Einflussfaktoren des Konsumentenverhaltens92
5 Konsumklima95
6 Ausblick99
Literatur100
Kapitel 4 Psychologie des Geldes104
1 Einführung104
2 Der Homo oeconomicus: Der rationale und eigeninteressierte Umgang mit Geld105
3 Der Homo psychologicus: Der emotionale, heuristische, norm- und erfahrungsgeleitete Umgang mit Geld106
4 Mit Geld rechnen: Wahrnehmung von Geldbeträgen und Preisen112
5 Mit Geld tauschen: Wie, was und warum wird mit Geld getauscht?122
6 Mit Geld zahlen - Wahrnehmung und Gebrauch verschiedener Zahlungsmittel148
7 Geld aufbewahren - Sparen und Eingehen von Schulden151
8 Macht Geld glücklich?160
9 Abschlie ende Bemerkungen162
Literatur163
Kapitel 5 Die Psychologie des Unternehmertums178
1 Begrifflichkeiten und Forschungslinien178
2 Die Unternehmensgründung187
3 Unternehmerisches Handeln199
4 Rückzug und Nachfolge211
5 Fazit222
Literatur223
Kapitel 6 Steuermoral und Steuerhinterziehung232
1 Einleitung232
2 Die Steuersituation im Kontext des ökonomischen Standardmodells233
3 Steuerverhalten im Kontext psychologischer Determinanten243
4 Empirische Methoden zur Messung der Steuerhinterziehung255
5 Schlussbemerkungen257
Literatur258
Kapitel 7 Schnittstelle Familie und Beruf - Wie gehen besonders Führungskräfte damit um?264
1 Einführung264
2 Stand der Forschung zum Themenbereich265
3 Familie - was verstehen wir darunter?270
4 Führungskräfte heute283
5 Abgeleitete Konfliktpotenziale294
Literatur302
Kapitel 8 Psychologie der Beratung312
1 Bedeutung und Definition von Beratung312
2 Beratungsansätze315
3 Funktionen von Beratung320
4 Phasen der Beratung322
5 Empirische Untersuchungen zum Einfluss von Beratern auf Klienten327
6 Gefahrenquelle: Strategisches Verhalten des Beraters339
7 Ausblick346
Literatur347
Kapitel 9 Globalisierung und Psychologie354
1 Zentrale Merkmale der Globalisierung355
2 Wirkmuster der Globalisierung359
3 Szenarien der Globalisierung371
4 Globalisierung: Fragen an die Psychologie376
Literatur378
Kapitel 10 Social Marketing382
1 Gegenstand und Problembereiche des Social Marketing382
2 Theoretische und konzeptionelle Grundlagen des Social Marketing391
3 Strategisches Marketingmanagement397
4 Steuerungsphase des Social Marketing - Operativer Einsatz von Marketinginstrumenten410
5 Erfolgsvoraussetzungen und Zukunftsperspektiven des Social Marketing420
Literatur422
Kapitel 11 Fusionen und Akquisitionen428
1 Begriffsbestimmungen und Integrationsansätze429
2 Zum Forschungsstand435
3 Messung des Erfolges von M& A438
4 Auswirkungen von M& A auf den Einzelnen: Emotionales Erleben und Verhalten444
5 Erfolgsfaktoren bei Fusionen und Akquisitionen449
Literatur482
Kapitel 12 Methoden und Befunde makropsychologischer Wirtschaftsforschung492
1 Psychologie und Makroökonomie492
2 Makropsychologische Wirtschaftsforschung493
3 Methodologische Besonderheiten494
4 Instrumente makropsychologischer Forschung497
5 Ausgewählte Befunde makropsychologischer Forschung510
6 Ausblick514
Literatur516
Kapitel 13 Gewerkschaften: Ein offenes Feld für die Wirtschaftspsychologie520
1 Einleitung520
2 Organisationsstrukturen von Gewerkschaften523
3 Aufgaben der Gewerkschaft538
4 Einflussmöglichkeiten der Gewerkschaften auf betriebliche Entscheidungsprozesse548
5 Gewerkschaft und Organisationsentwicklung552
6 Ausblick - Herausforderungen an die Wirtschaftspsychologie556
Literatur559
Kapitel 14 Psychologie der Arbeitslosigkeit: Befunde, Interventionen und Forschungsperspektiven566
1 Einführung566
2 Faktoren der Bewältigung von Arbeitslosigkeit568
3 Gesundheitliche Folgewirkungen570
4 Jugendliche Arbeitslose: Das EU-Projekt YUSEDER575
5 Interventionsma nahmen für Arbeitslose581
6 Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit durch berufliche Transitionsberatung589
7 Prävention594
Literatur595
Kapitel 15 Weiterbildungsverhalten602
1 Einführung602
2 Bedingungen und Einflussfaktoren des Weiterbildungsverhaltens609
3 Lerntheoretische Konzepte des Weiterbildungsverhaltens633
4 Human Resource Management und Weiterbildungsverhalten650
5 Abschlie ende Bemerkungen und Ausblick663
Literatur666
Kapitel 16 Psychologie der Freizeit - Psychologie des Tourismus678
1 Freizeit678
2 Das Verhältnis von Arbeit und Freizeit691
3 Virtualisierung der Freizeit710
4 Tourismus714
5 Ausblick: Freizeit und Tourismus im Spannungsfeld von Ökologie und Virtualisierung720
Literatur722
Kapitel 17 Technischer Wandel: Computerisierung und Virtualisierung728
1 Einführung: Auf dem Weg zur Informations- und Wissensgesellschaft728
2 Grundzüge von Computerisierung und Virtualisierung729
3 Virtualisierung - Cyberspace - Augmented Reality736
4 Szenarien im Einzelnen745
5 Probleme der Schnittstelle Mensch-Computer754
6 Psychosoziale Auswirkungen759
7 Ubiquitäre Computerisierung und Virtualisierung von Wirtschaft und Gesellschaft?765
8 Und die Zukunft: Utopie oder Dystopie?769
Literatur770
Kapitel 18 Persönliche Werte, Wertewandel und Konsumverhalten774
1 Werte und ihr Einfluss auf menschliches Verhalten774
2 Veränderung von Werten in der Gesellschaft: Der Wertewandel781
3 Werte und Konsum in der Lebensstilforschung786
4 Wege komplexer Einflüsse von Werten auf das Konsumverhalten790
5 Wertewandel und Marketing798
Literatur801
Kapitel 19 Psychologie der Innovationsgenerierung812
1 Innovation - Bedeutung und situativer Kontext812
2 Motivationale Grundlagen innovationsbezogener Initiativen813
3 Führung und Innovation816
4 Ausblick834
Literatur835
Kapitel 20 Innovation und Kreativität838
1 Definition von Innovation839
2 Arten von Innovationen in Organisationen840
3 Kriterien für Kreativität und Innovation842
4 Der Kreativitäts- und Innovationsprozess845
5 Förderliche und hinderliche Faktoren von Innovationen848
6 Konsequenzen von Kreativität und Innovativität866
7 Förderung von Kreativität und Innovativität867
8 Fazit873
Literatur874
Kapitel 21 Das Verhalten von Marktteilnehmern an der Börse: Behavioral Finance886
1 Anwendungsfelder der Behavioral Finance886
2 Erkenntnisgewinne innerhalb der Behavioral Finance888
3 Erkenntnisse ber das Verhalten von Marktteilnehmern890
4 Verhaltensanomalien im B‡rsenzyklus des Neuen Marktes von 1997 bis 2002898
5 Konsequenzen der Erkenntnisse in den Anwendungsfeldern der Behavioral Finance905
6 Ausblick910
Literatur911
Autorenregister916
Sachregister944
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