Inhaltsangabe:Einleitung: Seit den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ist eine wachsende Beliebtheit des Tangos als Musikgenre und Tanz in europäischen Metropolen zu beobachten. Eine Rezeption ähnlichen Ausmaßes gab es in Europas Metropolen bereits achtzig Jahre zuvor einmal. Ursprünglich entstand der Tango Ende des neunzehnten Jahrhunderts in einer zur Metropole wachsenden Region am Rio de la Plata. Die großen zeitlichen als auch geographischen Abstände der Tango-Rezeptionen lassen vermuten, dass Differenzierungen zwischen den verschiedenen Rezeptionen vorgenommen werden müssen. Es wird in dieser Arbeit darum gehen, die kulturspezifischen Unterschiede des an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten getanzten Tangos aufzuzeigen. Dieser Suche liegt folgende Hypothese der Verfasserin zugrunde: Der Tango entstand am Rio de la Plata als eine kulturspezifische Ausdrucksform einer Gruppe von Menschen. In seinem Ambiente, in dem er gelebt wurde sowie in den Formen, in denen er getanzt wurde, finden sich die Geschichten und Befindlichkeiten derer wieder, die ihn entstehen ließen oder ihn von seinem Entstehungszeitpunkt an bis in die Gegenwart tanzten. Sie nahmen in der besonderen Weise, die als Tango erkennbar ist, Gestalt an. Von dem Moment an, in dem der Tango auch in Europas Metropolen Einzug fand, war dagegen eine Veränderung des Tangos erkennbar. Die Veränderung betraf die Inhalte des Tangos als kulturspezifische Ausdrucksform wie auch die Bedeutung des Tangos für die ihn rezipierende Gruppe von Menschen. In der Decodierung der Symbole, die im Tango am Rio de la Plata und den Metropolen Europas existierten, lässt sich diese Veränderung aufzeigen. Gleichzeitig dienten die Symbole zur Identifizierung mit dem Tango. Die Bedeutungsveränderung entspricht der Semiotisierung eines kulturellen Artefaktes in einem fremden Kulturrahmen. Der Analyse des Semiotisierungsprozesses liegt die Vermutung zugrunde, dass die den Tango Rezipierenden, im Folgenden Tanzender genannt, seine individuellen Befindlichkeiten und Bedürfnisse in der Wahrnehmung und im Praktizieren des Tangos auf den Tango übertrugen. Die aus der Hypothese abzuleitenden Fragestellungen können im Rahmen dieser Arbeit weder vollzählig noch umfassend beantwortet werden. Die Verfasserin beschränkt sich auf grundlegende, mit Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens bereits bearbeitete und mit den Mitteln der semiotischen Kulturanalyse beschreibbare Teilaspekte. Gang der [...]
Vicky Kämpfe, Kulturwissenschaftlerin M.A.
Studium der Angewandten Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg. Tätigkeiten u.a. bei der Deutschen UNESCO-Kommission sowie in der Kulturbehörde der Stadt Cordoba/Argentinien. Derzeit freiberuflich im Kulturmanagement tätig, insbesondere Mitwirkung bei proyec.tango: TanzTheater in der Ästhetik des zeitgenössischen Tangos unter künstlerischer Leitung des argentinischen Schauspielers und Tänzers Roberto Barcena.
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