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E-Book

Team-Flow

Gemeinsam wachsen im Kreativen Feld

AutorOlaf-Axel Burow
VerlagBeltz
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783407293855
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
In Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung ist der isolierte Einzelkämpfer ein Auslaufmodell. Kooperation ist der Schlüssel zur optimalen Potenzialentfaltung: Sie erleichtert die Arbeit und erhöht die Kreativität. Spitzenleistung, Team-Flow und bisweilen sogar Glück werden erfahrbar, wenn jeder seinen Platz im Kreativen Feld findet. Die vielen Beispiele, Leitfragen und Checklisten im Buch unterstützen dabei. Wenn wir Albert Einstein oder Steve Jobs betrachten, sind wir beeindruckt angesichts der überragenden Begabung dieser Genies. Im Vergleich zu solchen Geistesgrößen kommen wir uns vergleichsweise klein vor. Doch stimmt es wirklich, dass herausragende Leistungen allein das Ergebnis solch begabter Einzelpersönlichkeiten sind? Dieses Buch zeigt, dass kreative Durchbrüche und Spitzenleistungen so gut wie immer auf Teams beruhen, denen es gelungen ist, ihre unterschiedlichen Fähigkeiten auf ein gemeinsames Ziel zu konzentrieren und so ein Kreatives Feld zu bilden. Im Kreativen Feld kann jeder sein Potenzial entfalten und Team-Flow erfahren. So werden Herausforderungen gemeinsam gemeistert und bessere Ergebnisse erzielt. Team-Flow ermöglicht es, nicht nur mit wachsender Komplexität fertig zu werden, sondern entlastet auch den Einzelnen von Überforderung, schützt vor Burnout und bietet die Chance zum gemeinsamen Wachstum im Kreativen Feld. Aus dem Inhalt •Mit Teamkreativität zum Erfolg •Kreativität gibt es nur im Plural •Kreative Felder erzeugen •Das Jazzbandmodell der Führung •Kreatives Zusammenspiel: Von Fußballern lernen •Die Synergieanalyse •Die fünf Cs des Team-Flows •7 Schlüssel zum Freisetzen des Kreativen Potenzials

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Leseprobe

Prolog:
Ein Freund, ein guter Freund


Am 18. Dezember 1927 erschien im Berliner Lokal-Anzeiger eine unscheinbare Anzeige.

Die Anzeige, die Harry Frommermann und sein Nachbarsfreund Theodor Steiner in einer Zeit aufgaben, als sich die drohenden Anzeichen der kommenden Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und Verelendung schon bemerkbar machten, stieß auf zweifelhafte Resonanz. Am nächsten Morgen drängten sich mehr als 70 Menschen, fast alle ohne jede musikalische Vorbildung, vor der Tür. Aber Lohn und Brot, worauf die Arbeitsuchenden hofften, konnte Frommermann ihnen am allerwenigsten bieten.

Er besaß nicht viel mehr als den utopischen Plan zur Gründung eines völlig neuen Gesangsensembles, deren Vorbild die Revellers sein sollten. Die Revellers waren eine bekannte A-capella-Formation aus den USA, Gesangsartisten, die in ihren Konzerten und Plattenaufnahmen eine bisher einzigartige Harmonie der Stimmen erzeugen konnten. Aber in ihrem Gesangsstil blieben sie weitgehend auf ein sehr schmales Repertoire des Jazz und Jig Walk beschränkt. Der Stil, der Frommermann vorschwebte, sollte die gleiche Leichtigkeit und Qualität erreichen, darüber hinaus aber alle Musikrichtungen vom klassischen Konzert über den Schlager bis hin zum Volkslied einbeziehen. Frommermann hatte bereits mehr als ein Dutzend Arrangements in sechsmonatiger Arbeit geschrieben. Und nun stand er zusammen mit Theodor Steiner vor dem Problem, diejenigen auszuwählen, mit denen er zusammen seinen Traum verwirklichen konnte. Dabei hätten die Chancen kaum schlechter stehen können. Frommermann besaß zwar eine erstaunliche Musikalität, konnte Musikinstrumente täuschend echt imitieren, verfügte aber über keinerlei Ausbildung. Seine Kontakte zum Musikgeschäft beschränkten sich auf einen Verwandten, der als Musikagent arbeitete. Und er war gänzlich mittellos. Für die Zeit der Proben in den folgenden Monaten lebte er ständig auf Pump. Als Atelier musste sein kleines Dachzimmer herhalten.

Unter den vielen Bewerbern ragte allein Biberti heraus, ein Bass mit einer wunderbaren Stimme, Autodidakt wie Frommermann. Und Biberti ließ sich von Frommermanns Vision anstecken. Als ihm Frommermann auf dem billigen, altersschwachen Klavier seine ersten Partituren vorspielte, erkannte er augenblicklich die Möglichkeiten, die in dem Projekt steckten: »Einmalig war das, völlig abseits von allem, was wir bisher auf diesem Gebiet kannten. Ich roch, dass es eine Sensation werden konnte« (Fechner 1998). Biberti war auf der Stelle bereit – ebenso wie Frommermann ohne Aussicht auf Bezahlung –, alles in diesen Traum zu investieren. Gemeinsam mit Frommermann machte er sich daran, weitere Kollegen zu gewinnen.

Es folgte eine Zeit des tastenden Suchens und vieler Rückschläge. Bis die Gruppe endlich in der endgültigen Formation bestand, vergingen Monate. Frommermann schrieb fieberhaft, Tag und Nacht, an den Arrangements: »Eigentlich war ich weder ein geschulter Musiker noch Sänger, und die Bearbeitungen, die ich schrieb, entstanden sehr mühselig.« Die Vision, die ihm vorschwebte, der völlig neuartige Gesangsstil, schien sich der Verwirklichung zu sperren. Die ersten Versuche klangen noch wie die Proben eines altmodischen Männerquartetts. »Mühselig mussten wir die Tugenden erlernen, Zurückhaltung zu üben, um hören zu können, was der Nebenmann sang.« Dennoch, Frommermann trug nun nicht mehr allein an seiner Vision. Biberti fasst rückblickend die Motive zusammen, die jeden Einzelnen in den schwierigen ersten Monaten zur dauernder Mitarbeit antrieben und dazu brachten, sich zu disziplinieren und der Gruppe unterzuordnen: »Wenn ich hier die Möglichkeit finde, innerhalb einer Gruppe etwas Neues mit aufzubauen, dann schaffe ich für mich eine Zukunft und komme weg von der Herde, aus der ich hervorging

In dieser ersten Krise erfuhr Frommermann, dass seine Fähigkeiten bei weitem nicht ausreichend waren. Und hier schien vielleicht zum ersten Mal das unerbittliche Qualitätsbewusstsein der Gruppe auf, das über alle persönlichen Differenzen hinweg die Gemeinschaft trug und an den entscheidenden Wendepunkten immer wieder vorwärtstreiben sollte. Frommermann verzichtete auf die musikalische Leitung sowie die Alleinverantwortlichkeit für die Arrangements, und man engagierte den Pianisten Erwin Bootz.

Mit Erwin Bootz gewann die Gruppe einen Musiker, der über brillante Fähigkeiten als Pianist und über ein atemberaubendes musikalisches Gedächtnis verfügte und für Frommermann die ideale Ergänzung darstellte. Bootz war, wie er freimütig zugab, von einer gewissen Bequemlichkeit und weit davon entfernt, Frommermann aus seiner Position verdrängen zu wollen. Als einziger der Gruppe lebte er ohne Existenzängste und konnte, während die anderen arbeiten mussten, mit den regelmäßigen Zuweisungen seiner Mutter rechnen. Er besaß die Ausbildung und die Fähigkeit, den Arrangements von Frommermann den musikalischen Schliff zu geben: »Er (sc. Frommermann) hatte tatsächlich hübsche Einfälle, aber er kannte eben das Handwerk nicht. Das hat er erst nach und nach von mir gelernt, also unter meiner Anleitung. Und dann hat er sehr gute Arrangements gemacht, wirklich sehr gute.«

Ende März 1928, kurz nachdem Bootz zur Gruppe gestoßen war, drei Monate nachdem die Gruppe erstmals ihre Proben aufgenommen hatte, stellte man sich zum ersten Mal fremder Kritik. Das Vorsingen beim Besitzer des wichtigsten Berliner Varietétheaters war, wie sich Biberti schaudernd erinnert, ein Fiasko, »eine Niederlage ersten Ranges. Wir standen in unseren Straßenanzügen auf der riesigen Bühne, über uns brannte eine einsame Arbeitslampe, nichts klappte mehr. Wir sangen völlig auseinander. Es war nur noch ein Sammelsurium von unverständlichen Worten und ununterscheidbaren Stimmen.« Der Direktor besann sich nicht lange und lehnte ab; böse Worte fielen: »Wohl mehr etwas für ein Beerdigungsinstitut!«.

Die Gruppe dachte nicht ans Aufgeben. »Wir hatten trotz unserer Katastrophenstimmung mehr oder minder im Unterbewusstsein begriffen, dass das, was wir machten, etwas völlig Neues war und dass sich dieses Neue eines Tages gut verkaufen lassen musste.« Biberti brachte auf den Punkt, was alle dachten: »Jetzt wird feste geprobt. Wir werden diese ganzen Fehler beseitigen. Wir werden es schaffen, da gibt es gar keinen Zweifel.« Tatsächlich sollte die Ablehnung zu einem Wendepunkt werden, der die Tragfähigkeit von Frommermanns Vision erneut unter Beweis stellte und das Ensemble endgültig zum Erfolg führte. Aus einem Kokon von sechs Amateuren schlüpfte ein professionelles Ensemble.

Schon wenige Tage nach der Ablehnung formierten sich die Musiker zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts und nannten sich »Melody Makers«. Der Vertrag, den die sechs Musiker miteinander schlossen, sah völlige Gleichberechtigung der Mitglieder vor und jeder sollte zu einem Sechstel am künftigen Gewinn beteiligt werden. Gemeinsam ging man nun daran, Fehler zu beseitigen. Das verpatzte Vorsingen hatte deutlich »vor Ohren« geführt, dass Frommermanns Atelier für Proben völlig ungeeignet war. Die sechs Musiker begannen noch einmal von vorn, arbeiteten nun härter als je zuvor. Vier Stunden täglich, vier Monate lang, zumeist mitten in der Nacht, probten die Mitglieder, weil sie tagsüber ihren Lebensunterhalt verdienen mussten. Durch ständiges Abhören und Durchproben erst einzelner, dann zweier und dreier Stimmen verbesserten sie ständig ihr Gefühl für Harmonie und die Genauigkeit der Stimmführung. »Wichtig war auch, dass wir wie aus einem Guss sprachen, dass wir lernten, synchron zu artikulieren und jedes Wort von uns fünfen so gesprochen wurde, dass jeder es im Saale verstand.« Im Verlauf dieser vier Monate entstand jene Leichtigkeit, jener unverwechselbare Charme und jener geheimnisvolle Zusammenklang der Stimmen, der entscheidend war für den späteren Erfolg.

Und wieder war es das unerbittliche Qualitätsbewusstsein der Gruppe, das keine persönlichen Rücksichten kannte. Frommermanns Freund, Theodor Steiner, Mitbegründer der ersten Stunde, dessen stimmliche Mittel dem hohen Anspruch des Ensembles nicht mehr gerecht wurden, musste gehen; für ihn kam Roman...

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