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Theorie und Praxis in der Rechnungslegung

Die Bilanzierung des Goodwill bei den Unternehmen des deutschen Aktienindex (DAX 30)

AutorBenjamin Alka
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783836608473
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis43,00 EUR

Unter der Einflussnahme verschiedener Interessengruppen sowie dem Druck, zunehmend konvergente Bilanzierungsregeln zu erlassen, veröffentlichten das FASB im Jahr 2001 und das IASB im Jahr 2005 neue Bilanzierungsregeln für Geschäfts- oder Firmenwerte, die zwei grundlegende Änderungen der konsolidierten Rechnungslegung beinhalten. 

So ist die Kapitalkonsolidierung infolge eines Unternehmenserwerbs nunmehr ausschließlich nach der Erwerbsmethode durchzuführen. Die Möglichkeit der Kapitalkonsolidierung nach der umstrittenen Methode der Interessenzusammenführung, welche technisch bedingt nicht zur Entstehung eines Geschäfts- oder Firmenwerts führte, entfällt. Als zweite wesentliche Neuerung gilt die unter dem Begriff Impairment-Only Approach bekannte Neuregelung der Folgebewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts. Dieser wird nicht mehr als Vermögenswert mit endlicher Nutzungsdauer verstanden, so dass seine planmäßige Abschreibung entfällt und sich sein Werteverzehr ausschließlich im Rahmen eines jährlich durchzuführenden Werthaltigkeitstests widerspiegelt. Der Impairment-Only Approach wird in der Literatur als politischer Preis bezeichnet, ohne den das FASB die Abschaffung der Interessenzusammenführungsmethode nicht hätte durchsetzen können. Hauptkritikpunkt der Regeln ist, dass Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte vermieden werden und Unternehmen im Extremfall die erheblichen Ermessensspielräume zur strategischen Planung der Abschreibungen nutzen können. 

Die vorliegenden Arbeit erörtert die für den Geschäfts- oder Firmenwert relevanten Bilanzierungsfragen sowohl unter Beachtung der Rechnungslegungsvorschriften der IFRS als auch der US-GAAP und skizziert die wesentlichen Unterschiede beider Regelwerke. Basierend auf dieser Ausarbeitung erfolgt eine Untersuchung der praktischen Umsetzung der Vorschriften anhand der Jahresabschlüsse der DAX 30-Unternehmen, wobei insbesondere zwei Fragen im Vordergrund stehen: Zum einen wird analysiert, wie sich die Unterschiede in den Regelwerken der IFRS und der US-GAAP auf die Jahresabschlüsse auswirken. Darüber hinaus wird erörtert, welche Faktoren zu außerplanmäßigen Abschreibungen führen und inwiefern diejenigen Unternehmen, deren Jahresergebnisse nicht durch diese belastet sind, Gemeinsamkeiten aufweisen.

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Leseprobe

Kapitel D.1, Untersuchung der Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts bei den Unternehmen des deutschen Aktienindex (DAX 30)

Die Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts ist, wie in den bisherigen Ausführungen dargestellt, seit geraumer Zeit Gegenstand kontroverser Diskussionen. Neben den wissenschaftlichen Beiträgen zur Bilanzierungstheorie liegen sowohl in der deutschsprachigen wie auch in der internationalen Literatur zahlreiche empirische Studien zur Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts vor. In Hinblick auf die Auswirkungen der neuen Goodwillbilanzierungsregeln ist die empirische Forschung noch in ihrem Anfangsstadium, wenngleich bereits mehrere Untersuchungen zur Rechnungslegung nach den US-amerikanischen Standards SFAS 141 und SFAS 142 vorliegen. Die meisten deutschsprachigen Untersuchungen zur Bilanzierung von Geschäfts- oder Firmenwerten wurden vor Einführung des IFRS 3 (2004) durchgeführt und basieren folglich auf den alten Regeln nach IAS 22.

Eine der wenigen aktuellen Untersuchungen aus dem Jahr 2005 vergleicht die Durchführung des Goodwill-Impairmenttest bei IFRS- und US-GAAP-Bilanzierern im deutschen Prime Standard. PELLENS et al. kommen zu dem Ergebnis, dass beide Regelwerke den Unternehmen erhebliche bilanzpolitische Freiheitsgrade gewähren. Insbesondere die Bildung von ZMGEs bzw. RUs sowie die Allokation des Geschäfts- oder Firmenwerts auf die gebildeten Einheiten haben einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis des Impairmenttests.

Im Kontrast zu den in der Literatur beschriebenen und im Verlauf dieser Arbeit dargestellten Unterschieden zwischen IFRS und US-GAAP gaben die befragten Unternehmen an, im Zuge der Umstellung von US-GAAP auf IFRS keine wesentlichen Änderungen vorgenommen zu haben. So ließen ca. 72 % derjenigen Unternehmen, die ihre Rechnungslegung bereits umgestellt haben, die Anzahl der firmenwerttragenden Einheiten und die damit einhergehende Allokation des Geschäfts- oder Firmenwerts unverändert.

Das Institut für Wirtschaftsprüfung an der Universität des Saarlandes untersuchte unter der Leitung von KÜTING in den vergangenen Jahren mehrfach die Bedeutung der Goodwillposition im Jahresabschluss sowie die Auswirkungen der Goodwillabschreibungen auf die Ertragslage deutscher Unternehmen. Insbesondere die Relation der bilanzierten Goodwillposition zum Eigenkapital verdeutlicht die hohe Bedeutung des Geschäfts- oder Firmenwerts. Am Bilanzstichtag des Geschäftsjahrs 1998 wurden bei fast 10 % der untersuchten Unternehmen Werte von über 100 % ermittelt. Die Spitzengruppe der höchsten Relationen beinhaltete mit Fresenius Medical Care nur ein DAX 30-Unternehmen.

In einer weiteren Untersuchung für das Geschäftsjahr 2004 bzw. 2003/2004 stellte KÜTING fest, dass bei acht der untersuchten 132 Konzerne der Geschäfts- oder Firmenwert das Eigenkapital überstieg und zu den höchsten zehn Relationen mit RWE (128 %), TUI (126 %) und Fresenius Medical Care (94 %) drei DAX-Werte zählten. Zu den Unternehmen mit den höchsten prozentualen Jahreserfolgsbelastungen durch Goodwillabschreibungen zählten mit der Deutschen Telekom (27 %) und Infineon Technologies (25 %) zwei DAX-Unternehmen. Die aktuelle Untersuchung für das Geschäftsjahr 2005 umfasste 130 Konzerne, von denen 120 eine Goodwillposition ausweisen.

Die Daten bestätigten die hohe Bedeutung des Geschäfts- oder Firmenwerts erneut. So überstieg bei acht der untersuchten Konzerne der Geschäfts- oder Firmenwert das Eigenkapital. Darüber hinaus wurden in der genannten Studie erstmals seit Veröffentlichung des IFRS 3 (2004) die Auswirkungen des Impairment-Only Approach in Form einer Analyse der Abschreibungen deutlich. Lediglich 41 Konzerne (31,5 %) nahmen im Jahr 2005 eine Abschreibung auf den Geschäfts- oder Firmenwert vor, darunter acht DAX-Unternehmen.

Bei Betrachtung der höchsten absoluten Abschreibungsbeträge bestätigte sich die hohe Relevanz der Goodwillbilanzierung für die im DAX gelisteten Unternehmen. So wurden acht der zehn absolut höchsten Abschreibungen von DAX-Unternehmen vorgenommen. Auch in Hinblick auf die Auswirkung der Goodwill-abschreibung auf das Jahresergebnis dominierten die DAX-Unternehmen das Bild. Fünf der zehn größten Auswirkungen wurden bei im DAX gelisteten Unternehmen beobachtet. Mit einer Goodwillabschreibung i. H. v. 300 Mio. Euro (Jahresergebnis i. H. v. 612 Mio. Euro) erreichte diese Relation bei der Deutschen Lufthansa mit 49 % den höchsten Wert.

Eine Untersuchung von BAUSCH/FRITZ bestätigt die hohe Bedeutung des Geschäfts- oder Firmenwerts in den Jahresabschlüssen 2005 der DAX 30-Unternehmen. Demnach lag der Mittelwert der Relation des bilanzierten Geschäfts- oder Firmenwerts zum Buchwert des Eigenkapitals basierend auf den Jahresabschlüssen 2003 bei ca. 40 %. Bei insgesamt sieben Unternehmen lag die Relation bei mehr als 50 %. Die Unternehmen Fresenius Medical Care und Tui wiesen Goodwillpositionen in Höhe 194 % bzw. 138 % im Verhältnis zum Buchwert des Eigenkapitals aus....

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis3
Problemstellung und Ziel der Untersuchung6
Abgrenzung und Gang der Untersuchung7
A. Der Geschäfts- oder Firmenwert als Indikator der wirtschaftlichenLage10
I. Die Definition und Erklärung des Geschäfts- oder Firmenwerts10
1. Die Begriffsbestimmung des Geschäfts- oder Firmenwerts10
2. Die Komponenten des Geschäfts- oder Firmenwerts13
II. Die Bedeutung des Geschäfts- oder Firmenwerts als Indikator derwirtschaftlichen Lage17
1. Die aktuelle Bedeutung des Geschäfts- oder Firmenwerts im Bilanzbild17
2. Die Ursachen für die Bedeutungszunahme des Geschäfts- oder Firmenwerts19
B. Die bilanzielle Behandlung des Geschäfts- oder Firmenwertsnach IFRS23
I. Der Anwendungsbereich der relevanten Standards23
II. Die Ansatzvorschriften für den Geschäfts- oder Firmenwert26
III. Die Bewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts26
1. Die Erstbewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts26
2. Die Folgebewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts39
3. Die bilanzielle Behandlung des Geschäfts- oder Firmenwerts bei der Endkonsolidierung47
IV. Der Ausweis des Geschäfts- oder Firmenwerts49
C. Die bilanzielle Behandlung des Geschäfts- oder Firmenwertsnach US-GAAP51
I. Der Anwendungsbereich der relevanten Standards51
II. Die Ansatzvorschriften für den Geschäfts- oder Firmenwert53
III. Die Bewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts53
1. Die Erstbewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts53
2. Die Folgebewertung des Geschäfts- oder Firmenwerts62
3. Die bilanzielle Behandlung des Geschäfts- oder Firmenwerts bei der Endkonsolidierung68
IV. Der Ausweis des Geschäfts- oder Firmenwerts70
D. Untersuchung der Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts bei den Unternehmen des deutschen Aktienindex (DAX 30)71
I. Der aktuelle Stand der empirischen Forschung71
II. Die Ergebnisse der eigenen Untersuchungen75
1. Die Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts im Jahr 200675
2. Der Vergleich der Ergebnisse anhand des Kriteriums außerplanmäßiger Abschreibungen78
3. Der Vergleich der Ergebnisse anhand des Kriteriums der Bilanzierungsregeln83
III. Die Vereinbarkeit der Untersuchungsergebnisse86
Schlussbetrachtungen88
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS94
ABBILDUNGSVERZEICHNIS96
TABELLENVERZEICHNIS97
ANLAGENVERZEICHNIS98
Anlagen99
LITERATURVERZEICHNIS107
Der Autor128

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