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E-Book

Therapieprogramm für Kinder und Jugendliche mit Tic-Störungen (THICS)

AutorKatrin Woitecki, Manfred Döpfner
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783840922275
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis52,99 EUR
Tics treten im Kindes- und Jugendalter häufig auf. Sie können sowohl motorischer als auch vokaler Art sein. Das vorliegende THICS-Programm beschreibt die Behandlung von Tic-Störungen und verwandter Störungen im Kindes- und Jugendalter. Nach einer Beschreibung des Störungsbildes und der Darstellung des diagnostischen Vorgehens stellt das Manual anwenderorientiert die Durchführung der 10 Bausteine des Behandlungsprogrammes dar. Das Therapieprogramm konzentriert sich auf die problemfokussierte Therapie der Tic-Symptomatik. Kern des Vorgehens ist das Training der Reaktionsumkehr (Habit Reversal-Training). Dieses umfasst u.a. ein Selbstwahrnehmungstraining, bei dem der Patient für seine Tics und deren Abläufe sensibilisiert wird, und ein Training der Gegenbewegung, bei dem der Patient erlernt, Gegenbewegungen zu erarbeiten, die eine Tic-Ausführung verhindern sollen. Das therapeutische Vorgehen umfasst sowohl patientenzentrierte Interventionen im Einzelsetting als auch eltern- und schulzentrierte Interventionen. Besonderer Wert wird in der Behandlung auch auf die Beziehungsgestaltung sowie auf ressourcenorientierte Ansätze gelegt. Zahlreiche Arbeitsmaterialien, die für die Durchführung des Programmes notwendig sind und die Umsetzung in der klinischen Praxis erleichtern, liegen auf einer CD-ROM bereit. Neben Tic-Symptomen kann auch die Trichotillomanie mit dem Habit Reversal-Training behandelt werden. Das Manual beschreibt die erforderlichen Anpassungen des Therapieprogramms und liefert hierzu speziell angepasste Materialien für die therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

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Kapitelübersicht
  1. Therapieprogramm fu¨r Kinder und Jugendliche mit Tic-Störungen (THICS)
  2. Kapitel 1: Störungsbild und Behandlungsansätze
  3. Kapitel 2: Diagnostik
  4. Kapitel 3: Indikation und Integration der Behandlung mit dem Therapie­programm THICS in einem umfassenden Behandlungsansatz
  5. Kapitel 4: Das Behandlungsprogramm THICS
  6. Kapitel 5: Behandlung von verwandten Symptomen
  7. Kapitel 6: Anwendung des Therapieprogramms THICS auf andere Störungen
  8. Kapitel 7: Evaluation des THICS und Erfahrungen mit dem Programm
  9. Literatur
  10. Anhang
  11. CD-ROM
Leseprobe
Kapitel 2 Diagnostik (S. 17-18)

2.1 Ablauf der diagnostischen Phase

Zu Beginn der Behandlung geht es darum, dass Sie erste Erkenntnisse darüber gewinnen, wer die Vorstellung veranlasst hat und warum die Familie zu Ihnen gekommen ist. Es ist sehr wichtig, möglichst früh am Aufbau einer tragfähigen Beziehung zu arbeiten, da vielen Patienten ihre Tics sehr unangenehm und peinlich sind und sie erst dann darüber ausführlicher sprechen können, wenn sie Vertrauen zu Ihnen gefasst haben.

Die Diagnostik verfolgt mehrere Ziele:
•• Als erstes ist die Diagnose (nach ICD-10) bezüglich der Tic-Symptomatik zu sichern und differenzialdiagnostisch abzugrenzen. Die Diagnosekriterien für die Diagnosen lassen sich Kasten 1 entnehmen. Zur differenzialdiagnostischen Abklärung kann Tabelle 3 zu Hilfe genommen werden.
•• Als weiteres Ziel der Diagnostik soll die Tic- Symptomatik einschließlich vorausgehender und nachfolgender Bedingungen möglichst genau erfasst werden.
•• Als letztes Ziel der Diagnostik sollte die Erfassung komorbider Störungen nicht außer Acht gelassen werden, da Tic-Störungen häufig komorbid mit weiteren Störungen auftreten und dies für die weitere Behandlung Implikationen aufweist, die es zu beachten gilt.

Die Diagnostik von Tic-Störungen folgt den Prinzipien der multimodalen Verhaltens- und Psychodiagnostik (Döpfner & Petermann, 2012), bei der mehrere Methoden zur Anwendung kommen und Informationen von verschiedenen Beurteilern erhoben werden. Neben der Diagnostik der Tic- Symptomatik sind Hinweise zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung sowie zu möglichen komorbiden Störungen zu erheben. Da bei Tic- Störungen häufig komorbide Störungen auftreten, ist eine breit angelegte störungsübergreifende Diagnostik notwendig. Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die eingesetzten diagnostischen Verfahren.

Kern der Diagnostik ist die Exploration des Patienten und seiner Bezugspersonen sowie die klinischdiagnostische Beurteilung und Diagnosestellung. Dazu können auch Informationen herangezogen werden, die mit anderen diagnostischen Methoden gewonnen wurden. So können Ergebnisse von Fragebogenverfahren in der Exploration aufgegriffen und weiter vertieft werden.

Neben der Exploration ist die direkte Erfassung der Einschätzung von Bezugspersonen und von Patienten anhand von Fragebögen sehr hilfreich. Die Einschätzungen der verschiedenen Beurteiler können sowohl in der Exploration als auch bei den Fragebögen deutlich variieren. Manche Patienten haben dissimulierende Tendenzen oder aber bemerken ihre Tics noch nicht so gut, so dass das Elternurteil wichtige zusätzliche Informationen liefert. Häufig unterscheiden sich Eltern und Patientenurteile hinsichtlich der Häufigkeit und Intensität einzelner Tic-Symptome bis hin zu Unterschieden in der Art der Tics. Teilen Sie Eltern und Patient mit, dass dies zu Beginn nicht weiter besorgniserregend ist und solche Unterschiede häufig vorkommen. Vermeiden Sie Diskussionen mit Patient und Eltern, wer nun Recht habe. Beide Aussagen sollen nebeneinander stehenbleiben können, ohne dass der eine den anderen von der angeblichen Richtigkeit seiner Aussagen überzeugen muss. Neben der Elterneinschätzung kann auch das Urteil von Lehrern und Erziehern wichtig sein, weil die Tic-Symptomatik, aber auch andere komorbide Symptome, in den einzelnen Lebensbereichen deutlich variieren können.

Für die diagnostische Phase sollten Sie drei bis vier Sitzungen einplanen. In dieser Phase wird durch die klinische Verhaltensbeobachtung überprüft, ob Tic-Symptome auch in der Untersuchungssituation auftreten. Manche Patienten zeigen ihre Tics bereits im Erstkontakt, andere Patienten erst, wenn sie sich sicherer fühlen. Für manche Eltern bedeutet es einen zusätzlichen Stressor, wenn ihr Kind die Tics im Erstkontakt nicht zeigt. Für Eltern kann es hilfreich sein, wenn sie wissen, dass dies häufiger vorkommt und für das Erstgespräch nicht im Vordergrund steht.

Es empfiehlt sich, Eltern und Patient zum Erstkontakt gemeinsam einzuladen. Bei jüngeren Kindern kann es vertretbar sein, einen ersten Kontakt mit den Eltern alleine zu gestalten. Bei Jugendlichen sollten diese entscheiden, ob das Erstgespräch mit ihnen alleine oder gemeinsam mit den Eltern durchgeführt wird. Wenn Sie den Erstkontakt alleine mit dem Patienten gestalten, signalisieren Sie ihm, dass er im Mittelpunkt steht und seine Sicht- und Erlebensweise wichtig ist. Dies kann eine häufig vorhandene Scham bezüglich der Symptomatik abbauen. Eine gemeinsame Befragung von Eltern und Patient ermöglicht Ihnen, Informationen über die Interaktion von Eltern und Patient und dem gemeinsamen Umgang mit dem Problem zu erheben. Meist sind die Mütter die zentralen Informationsquellen für die Erfassung der Symptomatik. Prinzipiell ist es hilfreich, wenn Sie auch den Eltern zusätzlich die Möglichkeit geben, mit Ihnen alleine zu sprechen. Bei Jugendlichen sollten Sie das zuvor mit den Jugendlichen thematisieren und deren Einverständnis einholen. Getrennte Gespräche ermöglichen unter Umständen einen offeneren Umgang, und Informationen werden seltener zurückgehalten.

Da die Tic-Symptomatik mitunter in verschiedenen sozialen Kontexten stark variieren kann, ist eine zusätzliche Befragung von Lehrern und Erziehern sinnvoll. Wenn es dem Patienten allerdings gelingt, im Unterricht weitestgehend Tic-frei zu sein und dort auch kein Handlungsbedarf besteht (etwa auf Grund von Hänseleien oder ähnlichem), wünschen manche Patienten keine Einbeziehung der Schule. Dies sollte respektiert werden. Die Exploration der Erzieher/Lehrer erfolgt mit Einverständnis der Eltern und des Patienten meist telefonisch oder aber im direkten Kontakt. Sie kann durch Berichte, Zeugnisse, Klassenarbeiten, Schulhefte, Beurteilungen im Rahmen von Sonderschulaufnahmeverfahren und durch Fragebögen ergänzt werden. Im Kindergarten und in der Grundschule, der Sonder- oder Förderschule können Erzieher oder Lehrer das Verhalten des Kindes meist umfassend beurteilen, in den weiterführenden Schulen mit Fachlehrersystem ist dies problematischer.
Inhaltsverzeichnis
Therapieprogramm fu?r Kinder und Jugendliche mit Tic-Störungen (THICS)1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort9
Kapitel 1: Störungsbild und Behandlungsansätze10
1.1Erscheinungsbild und Prävalenz10
1.2Klassifikation11
1.3Verlauf und Pathogenese12
1.4Behandlungsansätze und ihre Wirksamkeit16
Kapitel 2: Diagnostik19
2.1Ablauf der diagnostischen Phase19
2.2Diagnostik komorbider Störungen und differenzialdiagnostische Abgrenzungen20
2.3Exploration von Patient und Bezugspersonen23
2.4Klinische Überprüfung von Diagnosekriterien31
2.5Verhaltensbeobachtung32
2.6Fragebögen zur Erfassung des Elternurteils33
2.7Fragebögen zur Erfassung des Erzieher-/Lehrerurteils34
2.8Fragebögen zur Erfassung des Selbsturteils34
2.9Entwicklungs-, Intelligenz- und Leistungsdiagnostik35
2.10Familiendiagnostik35
2.11Körperliche Untersuchung36
2.12Verlaufskontrolle36
2.13Beispielhafte Zusammen­fassung der Ergebnisse der Diagnostik37
Kapitel 3: Indikation und Integration der Behandlung mit dem Therapie­programm THICS in einem umfassenden Behandlungsansatz38
Kapitel 4: Das Behandlungsprogramm THICS42
4.1Übersicht über den Aufbau und die Struktur von THICS42
4.2Baustein 1: Problemdefinition und Erhebung der Störungskonzepte50
4.3Baustein 2: Psychoedukation und Entwicklung eines gemeinsamen Störungs- und Behandlungskonzeptes60
4.4Baustein 3: Verminderung symptomaufrechterhaltender Belastungen72
4.5Baustein 4: Ressourcenaktivierung und Stärkung der therapeutischen Beziehung77
4.6Baustein 5: Bewältigung negativer Reaktionen des Umfeldes86
4.7Baustein 6: Selbstwahrnehmungstraining96
4.8Baustein 7: Entspannungsverfahren: Atemübung und Progressive Muskelrelaxation122
4.9Baustein 8: Training der Gegenbewegung128
4.10Baustein 9: Bewältigung residualer Tic-Symptome139
4.11Baustein 10: Einbeziehung der Lehrer147
Kapitel 5: Behandlung von verwandten Symptomen152
5.1Zwänge152
5.2Selbstverletzendes Verhalten155
Kapitel 6: Anwendung des Therapieprogramms THICS auf andere Störungen158
6.1Trichotillomanie158
6.2Gewohnheitsreaktionen175
Kapitel 7: Evaluation des THICS und Erfahrungen mit dem Programm178
7.1Empirische Ergebnisse178
7.2Klinische Erfahrungen in der Arbeit mit dem THICS-Programm184
7.3Fallbeispiele184
Literatur195
Anhang199
CD-ROM201

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