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E-Book

Traditionelle Chinesische Medizin

Der andere Weg zum Gleichgewicht

AutorErnst Urschitz
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783741258404
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Die TCM ist ein umfangreiches System von Methoden, die Gesundheit zu erhalten und wiederherzustellen. Meinen Zugang zu dieser Materie habe ich so dargestellt, wie er sich mir in Theorie und Praxis erschlossen hat. Dabei sind auch meine persönlichen Erfahrungen in China mit eingeflossen. Dieses Buch soll Interessierte und Therapeuten anregen, sich mit den Methoden der TCM zu arbeiten. Diese chinesische Medizin sucht nach dem 'Muster der Disharmonie', sie beschreibt eine Situation des 'Ungleichgewichts' im Körper. Die TCM eröffnet uns mit dem völlig anderen Ansatz bei Diagnose, Behandlung und Denkweise alternative Möglichkeiten. Als Präventivmedizin kann sie zur Gesunderhaltung über Lebensführung im Sinne der 'Alten Chinesen' zur Verlängerung des Lebens beitragen.

Ernst Urschitz, 1956, Österreicher, ist Heilpraktiker in eigener Praxis in Rosenheim, Bayern. Viele Jahre der Behandlung von Patienten und als Dozent für verschiedene Methoden der TCM und der Akupunktur bilden die praktische Erfahrung und seinen Zugang zu dieser Materie. Erlernt hatte er diese Methoden in Deutschland, Österreich und China. Die Natur ist sein Vorbild. Die Liebe zur Natur und das Interesse an den Zusammenhängen in der Natur haben ihn das ganze Leben begleitet. Seine naturwissenschaftliche Ausbildung als Dipl.-Ing. erfolgte in Österreich und führte ihn nach England, Frankreich, Brasilien und dann als Bergbauingenieur in den Untertagebetrieb nach Südafrika und in die USA. Später absolvierte er ein MBA-Studium der Wirtschaft und des Managements in der Schweiz. In den folgenden Jahren leitete er verschiedene Unternehmen der Hochtechnologie in Deutschland und Österreich. Die Erkenntnis, dass wir alle Teil der Natur sind, eingebettet in den natürlichen Ablauf des Lebens, und dass es viele sichtbare und unsichtbare Kräfte in der Natur gibt, führte ihn schließlich zur Naturheilkunde. Technik, Geologie, Wirtschaft, Management, Organisationen, deren Mechanismen und Führung von Unternehmen sind ihm sehr vertraut. Die Erfahrungen mit Menschen unterschiedlichster Kulturen in verschiedenen Ländern und Erdteilen sind wertvoller Hintergrund seiner heutigen Arbeit, ob als Heilpraktiker, als Systemtherapeut und Aufsteller, oder als Coach und Seminarleiter.

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Leseprobe

2 Die Prinzipien der taoistischen Philosophie in der TCM


Der Taoismus ist die prägende Philosophie Chinas, neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus. Tao oder auch Dao bedeutet Weg, ist aber auch Prinzip und Methode. In das Dao mischt man sich nicht ein, man fügt sich den Abläufen und übt Gleichmut.

In die Medizin eingeflossen sind Qi, Yin und Yang und die fünf Wandlungsphasen als Kern der Prinzipien der taoistischen Philosophie. Die Welt entsteht aus Wandlung.

Aufschlussreich ist es, neben Qi, die folgenden Grundsubstanzen zu betrachten: Blut-Xue, die Körperflüssigkeiten Jin-Ye, die Essenz-Jing und den Geist-Shen. Diese werden wir uns näher ansehen.

2.1 Qi


Qi wird oft mit dem Begriff „Lebensenergie“ bezeichnet. Das reine Qi ist immateriell, vorgestellt als eine Art Energie. Qi entspricht dem himmlischen Prinzip. Qi aber kann sich wandeln und sich als materialisierte Energie darstellen, wie z.B. Blut – Xue. Dazwischen gibt es eine Bandbreite von Substanzen, die entweder mehr zum Materiellen hin neigen, wie z.B. Schleim, oder mehr zum Immateriellen hin neigen, wie z.B. Körperwärme.

Qi, die alles erfüllende Lebensenergie

Qi zeigt sich in allen Lebensformen in verschiedenen Stadien der Materialisierung. Die Körperstrukturen sind eine materialisierte Manifestation, der Geist shen eine immaterielle. Selbst das chinesische Schriftzeichen für Qi zeigt dampfenden Reis, also „immateriellen“ Dampf und „materiellen“ Reis.

In China habe ich folgenden Zusammenhang gelernt:

Qi folgt der Aufmerksamkeit und Xue folgt dem Qi.

Ganz offensichtlich und wirkungsvoll ist das während einer Qigong-Übung oder Meditation zu erkennen. Die Konzentration auf eine schmerzhafte Stelle an einem Körperteil bringt das Qi in Bewegung und zwar hin zum Schmerzpunkt. In der Folge fließen Blut und andere Körpersäfte - Jin-Ye ebenfalls zum Schmerzpunkt. Somit entsteht ein Fließen und dieser Fluss löst die Blockade, die für den ursprünglichen Schmerz ursächlich war. Also folgt Qi der gerichteten „Aufmerksamkeit“, dem Geist, ihm nach folgt die Kraft.

Generell gesagt ist Qi somit die Grundlage aller Substanzen im Körper; vom Blut-Xue, der Körperflüssigkeiten-Jin-Ye, der Essenz-Jing bis zum Geist-Shen. Das Dan Tian, das energetische Zentrum, liegt ziemlich genau in der Körpermitte3. In China hat man mir erklärt, man sollte sich das Dan Tian etwa in Tischtennisball-Größe vorstellen.

Durch Meditation auf den Dan Tian und/oder auf Ming Men werden Blut und Qi gefördert!

Ming Men gehört bemerkenswerterweise nicht zu den Substanzen. Als „Tor der Vitalität“ oder „Lebensfeuer“, entspricht es dem Feuer in den Nieren und wird daher zum Nieren-Yang gerechnet. Das Ming Men ist die Quelle der Wärme im Körper, die Organfunktion und Fortpflanzung ermöglicht und zugleich von diesen Organen gespeist wird. Es ist auch der Ort, an dem die Essenz-Jing aktiviert und dem Körper zur Verfügung gestellt wird.

Eine Schwäche des Ming Men kann zu Ödemen, Verdauungsproblemen, Depressionen, dauernder Müdigkeit und Denkstörungen führen. Ein Erlöschen des „Lebensfeuers“ entspricht letztendlich dem Tod.

2.1.1 Formen des Qi

In unserem Körper kommt Qi in verschiedenen Formen vor, die unterschiedlich bezeichnet werden: Ursprungs-Yuan-Qi, Nahrungs-Gu-Qi, Sammel-Zong-Qi, Klares-Qing-Qi, Wahres-Zhen-Qi, Abwehr-Wei-Qi, Nähr-Ying-Qi, Meridian-Jing-Qi und Aufrechtes-Zheng-Qi.

Als Beispiel sei erwähnt, dass im Falle eines starken Aufrechten-Zheng-Qi, die pathogenen Faktoren Xie-Qi den Körper nicht attackieren können.

Diese Qi-Formen sind in C. Focks [4] sehr gut beschrieben und in der folgenden Übersicht erläutert.

Formen des Qi, Definitionen nach C. Focks:

Ursprungs-Yuan-Qi gehört zum vorgeburtlichen oder Vorhimmels-Qi, ist die dynamische Form der Essenz-Jing, entsteht zwischen den beiden Nieren und wird ständig durch das nachgeburtliche Qi (Nähr-Ying-Qi) ergänzt. Durch die Transportfunktion des Dreifachen Erwärmers (San Jiao) zirkuliert es im ganzen Körper und tritt an den Ursprungs-Yuan-Qi-Punkten aus den Meridianen aus. Funktionell betrachtet besteht ein enger Bezug zum Ming Men (Tor der Vitalität, Lebensfeuer, Yang-Aspekt der Nieren), erwärmt und aktiviert mit diesem alle Organe und fördert Entwicklung und Wachstum des ganzen Körpers.

Nahrungs-Gu-Qi: entsteht in der Milz und entspricht dem ersten Zwischenergebnis bei der Nahrungsaufbereitung. Funktionell betrachtet ist es die Grundlage für das nachgeburtliche Qi (Nähr-Ying-Qi).

Sammel-Zong-Qi: Synonym: Brust-Qi, oft auch unter Atmungs-Qi, Thorax-Xiong-Qi oder Großes-Da-Qi; befindet sich im Thorax, vor allem hinter dem Punkt Ren 17 (Danzhong) und wird in der Lunge aus Qing Qi (aus der Atemluft) und Nahrungs-Gu-Qi aus der Milz gebildet. Funktionell betrachtet unterstützt es die Respiration und die Stimmfunktionen (Lautstärke), hilft Herz & Lunge bei der Verteilung von Qi &Blut.

Klares-Qing-Qi ist Qi aus der Natur, das bei der Atmung von der Lunge aufgenommen wird.

Wahres-Zhen-Qi: ist das letzte Glied in der Aufbereitung von Nahrungs-Gu-Qi, Essenz-Jing und Atemluft in der Lunge. Es gibt zwei Formen:

Abwehr- Wei-Qi: wird von der Lunge an der Körperoberfläche außerhalb der Meridiane zirkuliert und schützt den Körper vor äußeren Einflüssen, indem es die Hautporen öffnet und schließt, sowie die Sekretion von Schweiß und die Körpertemperatur regelt.

Nähr-Ying-Qi: kennzeichnet eine essenzielle Substanz, die eng mit dem Blut verknüpft ist (wird manchmal auch synonym gebraucht), und zirkuliert mit ihm in den Blutgefäßen (Xue Mai), aber auch in den Meridianen (Leitbahnen Jing Luo). Funktionell betrachtet ernährt es den Körper und kann in Blut umgewandelt werden.

2.1.2 Funktionen des Qi

Das Qi erfüllt verschiedene wichtige Funktionen im Körper: es transportiert, transformiert, kontrolliert, schützt, erwärmt und ernährt. Im Einzelnen:

Es transportiert, und zwar Nahrung durch den Verdauungstrakt, Blut durch die Gefäße und generell alle Flüssigkeiten im und durch den Körper.

Es transformiert, d.h. es wandelt verschiedene Substanzen ineinander um, wie Essenz-Jing, Qi selbst, die Körperflüssigkeiten Jin-Ye und Blut-Xue. Weiters unterstützt es die Zang-Fu-Organe (ich beschreibe das im Detail weiter hinten Kapitel 5.4) aus den Körperflüssigkeiten-Jin-Ye Substanzen wie Dampf, Schleim oder Urin zu bilden.

Es kontrolliert verschiedene Prozesse im Körper. Es hält das Blut in den Gefäßen und es kontrolliert Schwitzen, Wasserlassen und Stuhlgang.

Es schützt den Körper an der Oberfläche vor dem Eindringen exogener pathogener Faktoren.

Es hat auch eine erwärmende Funktion für den Körper und lässt damit die inneren Organe funktionieren.

Schließlich ernährt es den Körper (v.a. das Nähr-Ying-Qi).

Kommt es zur Blockade des Qi-Flusses im Körper, kann das zu aufsteigendem Leber-Qi führen [5]. Jang Jie Bin, ein Arzt aus der Ming-Dynastie (15./16. Jhdt.) beschreibt das in seinem Buch Leijing so: „Kummer und Sorgen bewirken, dass das Qi sich einschließt und verstopft und nicht mehr wandert. Deshalb sind die natürlichen Wege (des Qi) in den Gefäßen blockiert und verstopft.“

2.2 Blut-Xue


Qi ist der Befehlshaber des Blutes. Blut ist die Mutter des Qi.

Diesen schönen Satz habe ich das erste Mal in China verstanden. Nachdem wir also die verschiedenen Formen und Funktionen von Qi angesehen haben, können wir uns dem Zusammenspiel von Qi und...

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