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E-Book

Von Tulpen zu Bitcoins

Eine Geschichte der größten Finanzblasen und wie man sie erkennt

AutorTorsten Dennin
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783960924746
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
»Je höher man steigt, umso tiefer der Fall« - auf wohl kein Phänomen trifft dieser Ausspruch so gut zu wie auf Finanzkrisen. Steigen die Preise für ein Spekulationsobjekt in immer größere Höhen und erhitzt sich der Markt immer mehr, ist die Folge meist ein abrupter Fall: Die Blase platzt! Von Tulpen zu Bitcoins erzählt von den spektakulärsten Ereignissen auf den Rohstoff- und Kryptomärkten, von der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert bis zu Bitcoins heute. Der Autor verknüpft Marktbewegungen mit individuellen Schicksalen berühmter Händler, die während einer Blase ein Vermögen anhäuften oder verloren. Beispiele sind die Silberspekulation der Brüder Hunt, das Schicksal von Amaranth Advisors und Brian Hunter, Kupfer und der Kongo, Gold, Seltene Erden, Energiemetalle und Bitcoins. Die Rohstoff- und Kryptomärkte stehen am Schnittpunkt von Megatrends wie Demografie, Klimawandel, Elektrifizierung und Digitalisierung. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Zeitreise der größten Spekulationsblasen der letzten vier Jahrhunderte ...

Dr. Torsten Dennin hat in Deutschland und den USA Volkswirtschaftslehre studiert und zum Thema Rohstoffmärkte promoviert. Von 2003 bis 2010 war er bei der Deutschen Bank AG als Portfoliomanager tätig und analysierte die internationalen Rohstoffmärkte des Basic-Resources-Sektors. 2010 wechselte er zur Altira Group, um dort den Rohstoffsektor mit aufzubauen.

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Leseprobe

Einführung


»The price of a commodity will never go to zero […] you’re not buying a piece of paper that says you own an intangible piece of company that can go bankrupt.«

JIM ROGERS

Rohstoffe kamen mit Beginn des neuen Jahrtausends en vogue. Denn die Geldanlage in Rohöl, Gold, Silber, Kupfer, Weizen, Zucker und Co. wurde von Banken als »Investment-Thema« und als »neue« Assetklasse vermarktet.

Für den Rohstoffboom, der sich seit der Jahrtausendwende abzeichnete, war überwiegend das rasante Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft verantwortlich. Die »Werkbank der Welt« entwickelte einen gigantischen Rohstoffhunger: Die Importe von Eisenerz, Kohle, Kupfer, Aluminium und Zink schnellten in die Höhe und schon bald dominierte China die weltweite Nachfrage. Das rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft katapultierte die Rohstoffmärkte in eine noch nie da gewesene Boomphase: Energieträger, Metalle und Agrargüter – China agierte wie ein gigantischer Staubsauger und die Preise stiegen und stiegen.

Der Kollaps der Investment Bank Lehman Brothers und die sich zuspitzende Finanzkrise bremsten die Entwicklung – zumindest vorübergehend. Der Ölpreis stürzte von seinem Hoch bei knapp 150 US-Dollar im Sommer 2008 auf unter 40 US-Dollar im Frühjahr 2009 ab. Im Laufe des Jahres 2009 erholte er sich und stieg wieder auf über 80 US-Dollar. Auch Industriemetalle profitierten von der einsetzenden konjunkturellen Erholung. Im Nachspiel der Finanzkrise und der Sorge um eine steigende Staatsverschuldung sowie einer drohenden Geldentwertung interessierten sich Investoren ebenfalls verstärkt für Gold: Der Goldpreis kletterte erstmalig auf über 1.200 US-Dollar je Feinunze und durchbrach im Zuge der europäischen Schuldenkrise in 2010 erstmalig auch das Niveau von 1.000 Euro je Feinunze. Aber auch exotische Agrarprodukte wie Zucker, Kaffee und Kakao gehören zu den Gütern, die eine deutliche Verteuerung in 2009 erfuhren – das Gespenst der Agrarpreisinflation ging um und stürzte Regierungen ins Chaos.

Über diese vergleichsweise junge Entwicklung wird zumeist übersehen, dass der organisierte Handel von Rohstoffen an Warenterminbörsen eine bedeutend längere Historie als der Aktienmarkt aufweist. So wurde die Chicago Board of Trade bereits 1848 gegründet, um eine Plattform für den Handel mit Agrargütern wie Weizen und Mais zu bieten. Der Handel und die Spekulation mit Rohstoffen sind jedoch nicht an organisierte Börsen gebunden: Dokumentiert sind beispielsweise Termingeschäfte im Jahr 4.000 vor Christus im sumerischen Zweistromland auf Tontafeln. Oder im antiken Griechenland, bei denen Bauern ihre Olivenernte auf Termin veräußerten. Im Getreidehandel mit Nordafrika sicherten sich römische Händler mit Optionen die Preise für die zukünftige Ernte, um sich gegen unerwartete Preisanstiege abzusichern.

Rohstoff- und Kryptomärkte – Eine Übersicht

Rohstoffe sind alle Rohwaren beziehungsweise primärwirtschaftlichen Güter, die standardisiert sind. Der organisierte Handel mit Rohstoffen hat in den USA eine Historie von fast 200 Jahren, aber der Rohstoffhandel an sich ist viel älter und reicht in organisierter Form mehrere Jahrtausende bis zu den Sumerern, Ägyptern, Griechen und Römern zurück. Im Vergleich hierzu ist der Aktienmarkt, auf dem Besitzanteile von Unternehmen den Eigentümer wechseln, viel jünger. Die Niederländische Ostindien-Gesellschaft war 1602 die weltweit erste börsengehandelte Gesellschaft, die in Amsterdam an die Börse ging. In den USA wurde die New York Stock Exchange 1792 an der Wall Street gegründet.

Rohstoffe lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen: Energie, Metalle, Agrarrohstoffe und Viehmärkte. Ebenso verbreitet ist die Unterscheidung zwischen hard commodities wie zum Beispiel Metallen und Rohöl, die gefördert werden, und soft commodities, die wachsen, wie zum Beispiel Weizen, Mais, Zucker oder Baumwolle.

Der mit Abstand wichtigste Rohstoffsektor ist Rohöl und dessen Produkte wie Benzin, Diesel, Heizöl oder Flugzeugbenzin. Die Welt verbraucht mehr als 100 Millionen Barrel Rohöl am Tag, was einem Marktwert von mehr als 6 Milliarden US-Dollar am Tag oder etwa 2,2 Billionen US-Dollar pro Jahr entspricht. Rund drei Viertel allen Öls verschluckt der Transportsektor, also Autos, Lkws, Flugzeuge und Schiffe.

Metallmärkte unterteilen sich in Edelmetalle und Industrie- beziehungsweise Basismetalle. Gemessen am Fördervolumen ist Eisenerz der größte Metallmarkt: mehr als 2,2 Millionen Tonnen Erz werden weltweit pro Jahr gefördert, wovon rund zwei Drittel nach China exportiert werden. Legt man 70 US-Dollar je Tonne Eisenerz zugrunde, ist der Marktwert vergleichsweise gering. Der größte Metallmarkt nach US-Dollar Marktwert ist Gold. Etwa 3.500 Tonnen werden pro Jahr gefördert, was rund 140 Milliarden US-Dollar entspricht. Die Menge des jemals weltweit geförderten Goldes wird auf 190.000 Tonnen geschätzt, was einem Wert von etwa 8 Billionen US-Dollar entspricht. Dem Goldmarkt folgen der Größe nach Kupfer, Aluminium und Zink. Andere Edelmetallmärkte wie Silber, Platin und Palladium sind vergleichsweise klein. Die größten Einzelmärkte im Agrarsektor sind Weizen, Mais, Soja und Zucker.

Bitcoins sind als erste Kryptowährung im Januar 2009 entstanden. Seitdem sind mehr als 4.000 alternative Coins (»Altcoins«) hinzugekommen. Die Webseite coinmarketcap.com verfolgt über 2.000 dieser Währungen auf täglicher Basis. Nach der massiven Preiskorrektur von 2018 ist der Marktwert aller gehandelten Kryptowährungen auf unter 200 Milliarden US-Dollar zurückgefallen. Bitcoins sind mit einem Marktanteil von 40 Prozent noch immer die dominierende Kryptowährung. Die nachfolgenden fünf am stärksten gehandelten Kryptowährungen sind Ripple, Etherum, Stellar, Bitcoin Cash und Litecoin. Zusammen kommen diese fünf Coins auf ein Handelsvolumen von 30 Milliarden US-Dollar, was etwa der Hälfte von Bitcoin entspricht.

Dieses Buch stellt 42 bedeutende Ereignisse aus fast 400 Jahren vor, die mit zum Teil extremen Preisfluktuationen an den Rohstoffmärkten einhergingen, und beleuchtet ihre Hintergründe. Die ersten Kapitel greifen Episoden aus dem 17. bis 19. Jahrhundert auf. Der holländische Tulpenwahn im 17. Jahrhundert gilt als einer der ersten dokumentierten Börsencrashs in der Geschichte. Im 18. Jahrhundert werden am Dojima Reismarkt Vermögen verdient und verloren und – ganz nebenbei – die Candlestick-Charts erfunden, die noch heute in der Finanzindustrie verwendet werden. Rockefeller und der Aufstieg der Standard Oil Company markieren den Beginn des Ölzeitalters. Annähernd zur gleichen Zeit versuchen im Mittleren Westen der USA zwei Männer, durch die Manipulation des Weizenmarktes Reichtümer anzuhäufen, während wenige Jahre zuvor in Kalifornien der Goldrausch ausbrach.

Die Episoden der Rohstoffspekulationen des 20. Jahrhunderts erinnern an das »Who-is-Who« der Wirtschaftsgeschichte: Aristoteles Onassis, Warren Buffett, Bill Gates und George Soros sind nur einige von ihnen. Außerdem spielt Rohöl eine immer gewichtigere Rolle.

Die 1970er-Jahre erleben einen wahren Boom der Rohstoffmärkte. Die Einkaufstour der Sowjetunion auf den Agrarmärkten in den USA verstärkt den bereits positiven Preistrend von Weizen, Mais und Sojabohnen. Der rasante Anstieg der Preise von Rohöl während der zwei Ölkrisen 1973 und 1979 ändert gar die bestehende Weltordnung. Ein Versuch, die Uhr zurückzudrehen, kann im Golfkrieg von 1990 gesehen werden. Der Ölpreis verdoppelt sich in dieser Zeit und wird der Metallgesellschaft zum Verhängnis – das Unternehmen gerät durch Rohöl-Termingeschäfte an den Rand der Zahlungsunfähigkeit.

Dem Boom der Preise von Gold, Silber und Diamanten folgt der Crash – und die Gebrüder Hunt verlieren durch den Kollaps des Silberpreises ihr im Ölgeschäft aufgebautes Vermögen. Nach Nelson und Herbert Hunt finden auch Warren Buffett, Bill Gates und George Soros Gefallen am Silbermarkt. Und im Dschungel von Borneo nimmt derweil der größte Goldschwindel aller Zeiten seinen Anfang, der in der Pleite von Bre-X gipfelt. Auch die Spekulation des japanischen Händlers Hamanaka am Kupfermarkt mündet 1996 in einer riesigen Pleite, die sich knapp zehn Jahre später, infolge der Machenschaften des chinesischen Händlers Liu Qibing, wiederholt.

Der einsetzende Rohstoffboom des neuen Jahrtausends zieht auch neue Spekulanten an. Die Pleite von Amaranth Advisors, verbunden mit einem in wenigen Wochen angehäuften Verlust von 6 Milliarden US-Dollar durch Spekulationen mit Erdgas, macht weltweit Schlagzeilen.

Eine besonders aktive atlantische Hurrikansaison sorgt nicht nur für steigende Ölpreise durch Schäden im Golf von Mexiko, sondern treibt auch den Preis für an...

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