Die Leidenschaft in sich entfachen
Ging es Ihnen auch schon einmal so? Sie sitzen mit jemandem zusammen und Ihr Gegenüber fängt an zu schwärmen: von irgendeiner Stadt, einem Buch, einer Sportart, einer wirtschaftswissenschaftlichen Theorie, irgendetwas Technischem. Und ganz plötzlich finden Sie diese Sache, die Ihnen bislang noch nie wichtig war, auch höchst interessant und können es kaum erwarten, mehr darüber zu erfahren oder es einmal selbst auszuprobieren. Wie konnte es dazu kommen? Sie haben ja nur geplaudert und der andere hat nicht ausdrücklich versucht, Sie von irgendetwas zu begeistern oder zu überzeugen. Und doch ist genau das passiert.
Dahinter steckt die menschliche Grunderfahrung, dass wir uns von den Emotionen und Leidenschaften anderer Menschen anstecken lassen.
Wichtig
Je mehr ein Mensch für eine Sache brennt, desto leichter gelingt es ihm, andere damit anzustecken.
Das gilt nicht nur für die großen Leidenschaften. Das gilt genauso für die alltäglichen Dinge des Lebens.
Beispiel
Wenn jemand mehr oder minder emotionslos davon erzählt, dass er in einem netten Restaurant war und ganz gut gegessen hat, dann hören wir zu, registrieren das für einen Moment – und vergessen es dann schnell wieder. Wenn aber jemand mit leuchtenden Augen von diesem Besuch erzählt, uns mit bewegten Gesten und lebendiger Stimme miterleben lässt, wie schön es dort war und wie lecker das Essen geschmeckt hat, dann merken wir uns das, bekommen Lust ebenfalls dorthin zu gehen und tun es wahrscheinlich auch.
Und nun stellen Sie sich vor, Sie könnten andere Menschen immer wieder genauso leicht begeistern. Im Beruf zum Beispiel, wenn Sie Ihre Kollegen und Ihren Chef für Ihre Ideen und Vorschläge gewinnen wollen, wenn Sie einen Kunden davon überzeugen möchten, dass Ihr Produkt wirklich genau das richtige für ihn ist, oder wenn Sie Mitarbeiter für das nächste Projekt motivieren müssen. Oder auch im Privatleben, wenn Sie Ihre Familie z. B. für Ihren Wunsch-Urlaubsort begeistern wollen.
Für die meisten Menschen würden mehr Leidenschaft und mehr Emotionen deutlich positive Veränderungen bewirken: Ihnen würde mehr zugehört, mehr geglaubt und mehr gefolgt. Mit anderen Worten: Sie könnten ihre Ziele leichter erreichen. Um hier gleich einem Missverständnis vorzubeugen: Es geht nicht darum, immer extrovertiert, mit überschäumender Emotionalität durch die Welt zu wandeln und mit eindringlicher Stimme und ausladenden Gesten auf andere einzureden. Nein! Es geht darum, sich zu trauen, mit etwas mehr Emotion als sonst für seine Sache und seine Anliegen einzutreten. Denn nur wer zeigt, dass er bewegt ist, wird auch andere bewegen.
Dieses Trauen und Zeigen ist das Entscheidende. Die Gefühle, die wir haben, sind ohnehin immer da. Wenn unsere Gefühle für andere nicht spürbar sind, dann nur, weil es uns sicherer scheint, sie nicht zu zeigen.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele haben gelernt, dass es schicklicher ist, still und bescheiden zu sein. Manch ein Kind wurde dafür bestraft, wenn es seine Gefühle allzu überschwänglich zeigte. Es fürchtet dann als Erwachsener unbewusst immer noch, dass so etwas passieren könnte.
Häufig ist die emotionale Zurückhaltung aber auch nur Konvention, hauptsächlich im Berufsleben. Da kamen Menschen offenbar irgendwann einmal auf die Idee, man könne im Beruf seine Kompetenz nur beweisen, wenn man ernst, unbewegt und emotionslos agiert und spricht. Mit dem Effekt, dass es immer noch ganz viele Chefs gibt, die genau mit dieser Haltung sog. Motivationsansprachen an ihre Mitarbeiter halten – und sich dann darüber beklagen, dass diese sich nicht motivieren lassen. Wie auch? Von jemand, der selbst völlig unmotiviert, also unbewegt, wirkt?
Sie und wir alle können es besser machen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist der folgende: Prüfen Sie doch einfach mal, ob es vielleicht irgendwelche inneren Bremsen und Blockaden gibt, die verhindern, dass Sie die Emotionen zeigen, mit denen Sie andere Menschen schneller und leichter für Ihre Sache begeistern könnten.
Innere Bremsen und Blockaden lösen
Je nachdem, was wir über uns oder eine Situation denken, fühlen wir uns prächtig oder mies. Demnach gibt es
bremsende Schwächungsgedanken, also solche, die einem innere Stärke nehmen, einen hemmen und blockieren, und
motivierende Power-Gedanken, also solche, die einem innere Stärke geben, einen beflügeln und energetisieren.
Beide Gedankentypen bilden bei jedem Menschen ein anderes, in der Regel unbewusstes Muster. Dieses Muster beeinflusst, wie wir bestimmte Situationen werten, wie wir uns darin fühlen und wie wir handeln. Entstanden ist es in der Regel aus Botschaften von anderen, meist von „Autoritäten“ wie Eltern und Lehrern, aber auch von Freunden und Bekannten.
Schwächende Botschaften | Stärkende Botschaften |
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Du hast gar nichts zu sagen. | Du kannst immer mitreden. |
Das kannst du nicht. Das schaffst du nicht. | Das kannst du. Das schaffst du. |
Sei bescheiden. Gib nach. | Sei mutig. Kämpfe. |
Du bist dumm, doof, unfähig. | Du bist schlau, clever, fähig. |
Aus diesen Botschaften werden im Laufe des Lebens Glaubensätze und (Selbst-)Überzeugungen, die wir nicht mehr hinterfragen. Wer in seinem Leben viele schwächende Botschaften zu hören bekommen hat, wird sich in Gesprächen und bei Reden unsicher fühlen und sich auch so verhalten. Wir sind uns dann z. B. ganz gewiss, dass wir keine guten Redner sein können, dass wir nichts Wichtiges zu sagen haben, dass es anmaßend ist, wenn wir uns so den Mittelpunkt stellen, dass wir ganz sicher einen Blackout haben werden und überhaupt bei der Präsentation ganz bestimmt eine blöde Figur abgeben. Wer dagegen mit vielen stärkenden Botschaften ausgestattet wurde, wird sich sicher fühlen und sich entsprechend souverän verhalten.
Finden Sie Ihre Power-Gedanken
Die gute Nachricht für alle, die durch schwächende Botschaften und Glaubenssätze behindert werden: Diese Behinderungen sind erlernt. Das heißt, sie können auch wieder „entlernt“ und durch stärkende Einstellungen und Überzeugungen ersetzt werden.
Blockierende Gedanken durch Power-Gedanken ersetzen |
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1 | Überlegen Sie: Welche unbehaglichen Gefühle können Sie auf schwächende Gedanken, Einstellungen und Erwartungen zurückführen? |
2 | Schreiben Sie diese schwächenden Gedanken, Einstellungen und Erwartungen auf. |
3 | Machen Sie sich bewusst, dass es sich hierbei nicht um ewige Wahrheiten handelt, sondern nur um erlernte, subjektive Annahmen, die Sie behindern. |
4 | Nehmen Sie jede einzelne Aussage bzw. jeden einzelnen Gedanken auseinander. Fragen Sie: Wer sagt das? Ist das überhaupt so? Kann es nicht auch ganz anders sein? Und wenn es so ist, folgt daraus wirklich etwas Schlimmes? |
5 | Setzen Sie schließlich den Gedanken, die Sie schwächen, ganz bewusst Gedanken entgegen, die Sie stärken. Schreiben Sie sie auf. |
Vom Power-Gedanken zum Power-Satz
Funktionierende Power-Sätze sind häufig das genaue Gegenteil zu schwächenden Gedanken bzw. hebeln deren Wirkung komplett aus. Damit sind Sätze gemeint, die Sie tatsächlich emotional packen und anfeuern. Je einfacher und direkter sie sind, desto besser funktionieren sie. Ein innerlich gesprochenes „Ran und Spaß haben!“ pusht einen nach vorn. Dagegen ist ein Satz wie „Ich stelle mich der Situation und versuche, sie mit Spaß zu bewältigen“ saft- und kraftlos.
Eine zweispaltige Tabelle hilft Ihnen dabei, Ihre Power-Sätze zu finden. In die linke Spalte schreiben Sie die schwächenden Gedanken. In die rechte Spalte schreiben Sie Ihren schmissigen Konter.
Schwächende Gedanken/ Bremsende Sätze | Stärkende Gedanken/ Power-Sätze |
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Ich muss perfekt sein. | Fehler machen ist sympathisch. Einen Quatsch muss ich! |
Was ich sage, interessiert niemanden. | Ich berichte Hochinteressantes. Wer nicht zuhört, ist selbst schuld. |
Ich weiß ja nichts. | Ich habe Wichtiges... |