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E-Book

Unpolitische Lieder

Vollständige Ausgabe

AutorHoffmann von Fallersleben
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl301 Seiten
ISBN9783849638375
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Die 'Unpolitischen Lieder' stellen die wohl bekannteste Gedichtsammlung des Schriftstellers dar. Trotz des Titels setzt er sich hier oft mit den politischen Verhältnisse seiner Zeit auseinander, wie Kleinstaaterei, Pressezensur, Fürstenwillkür, Allmacht von Polizei und Militär.

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Leseprobe

Salvator Mundi


 


Des deutschen Kaisers Kammerknechte

Sind jetzt Europas Kammerherrn.

Am Himmel aller Erdenmächte,

O Israel, wie glänzt dein Stern!

 

Es ward die Zeit wohl immer böser

Und immer höher stieg die Schuld,

Da sproß aus dir uns der Erlöser,

Und Rothschild kam in Gnad' und Huld.

 

Ja, er ist der Erlöser worden

Für diese schuldenvolle Welt,

Geschmückt mit dem Erlöserorden

Hat er vergossen all sein Blut.

 

 

Angebinde


 


Wenn wir auch ohne Ahnen sterben

Und ohne Adelsglück und Ruhm:

O glücklich, wenn wir dort ererben

Ein Gotteslehn zum Eigenthum!

 

Auch ist's ein Trost für unser Leben,

Für unsre schwächliche Natur:

Erbsünde hat uns Gott gegeben,

Erbadel gaben wir uns nur.

 

 

Statistische Glückseligkeit


 


Unsers ganzen Wohlstands Quellen

Siehst du alle hell und klar

Uebersichtlich in Tabellen

Jahr für Jahr und bis auf's Haar.

 

Hier zehn Schafe mehr geschoren,

Dort ein neues Lagerbier,

Dort drei Ochsen mehr geboren,

Und ein Drittel Seele hier.

 

Welch ein Wachsthum zum Entzücken!

Lauter höhere Cultur,

Lauter Streben zum Beglücken!

Und wir sind das Glückskind nur.

 

 

Eile mit Weile!


 


Ja, immer größer wird die Eile:

Man sucht Gewinn, man will Genuß,

Doch bleibet uns an Langerweile

Noch immer großer Ueberfluß.

 

Und fliegst du wie ein Vogel, fliege!

Die Langeweile lässt nicht ab:

Sie lag mit dir schon in der Wiege,

Sie geht mit dir auch in das Grab.

 

 

Lapidarstil


 


Ist das Deutsch schon so verdorben,

Daß man's kaum noch schreiben kann?

Oder ist es ausgestorben,

Daß man's spricht nur dann und wann?

 

Oder habet ihr vernommen,

Daß es bald zu Ende geht?

Daß die Zeiten nächstens kommen,

Wo kein Mensch mehr deutsch versteht?

 

Jedes Denkmal wird frisieret

Von der Philologen Hand,

Und so haben sie beschmieret

Erz und Stein und Tisch und Wand.

 

Wo man hinschaut, strotzt und glotzet

Eine Inschrift in Latein,

Die sich trotzig hat schmarotzet

In das Denkmal mit hinein.

 

Deutsches Volk, du musst studieren

Und vor allem das Latein,

Niemals kannst du sonst capieren

Was dein eigner Ruhm soll sein!

 

Die orthodoxen Royalisten


 


Was, Erdensöhne, wollt ihr doch von Gottessohne?

Ihr setzt ihn auf und setzt ihn ab von seinem Throne.

Er läßt euch ruhig schreiben, disputiern und schrei'n,

Ihr wisset wohl, Er führt euch nicht zur Frohnfest' ein.

 

Und vor den Erdenherrschern kriechet ihr im Staube!

Wie unerschütterlich ist da doch euer Glaube!

Ihr macht von jedem Zweifel eure Herzen frei,

Sobald ihr wittert nur Censur und Polizei.

 

 

Die unmündigen Aufgeklärten


 


 Dort Freie und Knechte, während wir unmündig sind, unter Vormundschaft.

 Stenzel, Fränk. Kaiser 2, 559.

 

 Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.

 Kant.

 

»Unmündig seid ihr allesamt,

Dazu hat euch der Staat verdammt,

Und wer einmal unmündig ist,

Wird aufgeklärt zu keiner Frist.«

 

Wahr mag nun wohl das eine sein,

Das andre leuchtet uns nicht ein:

Sagt an, wo's uns an Licht gebricht?

Wir sehn oft nicht vor lauter Licht.

 

 

Die modernen Heiden


 


  Wie ein Vogel des Stricks kommt ab,

  Ist unser Seel entgangen:

  Strickt ist entzwei, und wir sind frei.

 Dr. Martin Luther.

 

Was soll Pegasus noch springen

Oben auf dem Schauspielhaus?

Was soll noch Apollo singen?

Ach! sein Spiel ist längst schon aus.

 

Rom und Hellas sind versunken,

Und die Götter sind verreist;

Nectar wird nicht mehr getrunken,

Und Ambrosia gespeist.

 

Unser Gott hat sich erhoben

Ueber allen Raum und Zeit,

Er der große Geist wohnt droben,

Und der Himmel ist sein Kleid.

 

Und der Vater hat gesendet

Seinen Sohn vom Sternenzelt,

Und der Sohn hat sich gewendet

Zu der sündevollen Welt.

 

Und er hat das Kreuz getragen,

Hat geduldet Spott und Hohn,

Und es ließ ans Kreuz sich schlagen

Gottes eingeborner Sohn.

 

Und zum Baum im Weltenraume

Wuchs das Kreuz in frischer Kraft,

Und die Blüthen an dem Baume

Wurden Kunst und Wissenschaft.

 

Was soll Pegasus noch springen

Oben auf dem Schauspielhaus?

Was soll noch Apollo singen?

Ach! sein Spiel ist längst schon aus.

 

 

Die monarchischen Frommen


 


Ihr wollt, es soll nur hier auf Erden

Ein Hirt' und Eine Heerde sein,

Die ganze Welt soll dienstbar werden

Dem Wort des Herrn, nur Ihm allein.

 

Ihr habt die Bibel in den Händen,

Das Bajonett auf dem Gewehr –

Soll so sich unser Leiden enden?

Ist das des Heiles Wiederkehr?

 

 

Ein Weltgericht


 


Die Weltgeschichte ist das Weltgericht,

Doch kein Gericht für jeden Magen,

Denn solche derbe Speise würde nicht

Ein jeder Herr und Knecht vertragen.

 

Drum hat man viele Männer angestellt,

Die müssen's klopfen, kochen, braten,

Daß dies Gericht der ganzen Welt gefällt,

Zumal den hohen Potentaten.

 

Zu haben ist es dann an jedem Ort,

Für Geld bekommt es leicht ein Jeder;

Mit einer Brühe giebt man's gratis fort

Sogar auch wohl noch vom Katheder.

 

Es ist bereitet dann so excellent,

Daß man die Finger...

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