Guter Start ins Abenteuer Baby
Nichts wird Ihr Leben so sehr von Grund auf ändern wie die Geburt Ihres ersten Kindes. Gut, wenn Sie darauf vorbereitet sind. In diesem Kapitel erfahren Sie, was in den ersten Lebenstagen Ihres Kindes wichtig ist, wie Sie das Wochenbett gut beginnen und was zu Hause zu tun ist.
Die ersten Tage mit dem Baby
In den ersten Stunden nach der Entbindung bleibt die Zeit stehen. Vielleicht sind Sie euphorisch, vielleicht sind Sie enttäuscht oder einfach nur müde. Für Sie hat sich alles geändert, doch das Leben draußen geht seinen gewohnten Gang. Vor allem Ihr Mann kann Ihnen helfen, beidem gerecht zu werden, sobald Sie nach Hause kommen.
Jede Frau empfindet die ersten Stunden mit ihrem Kind anders. Seien Sie nicht verunsichert, wenn Sie nicht gleich ein großes Glücksgefühl empfinden: Das ist völlig normal. Sie und Ihr Baby haben ein überwältigendes Erlebnis hinter sich und müssen sich erst erholen. Gerade in den ersten Stunden aber braucht Ihr Baby den innigen Kontakt zu Ihnen. Lassen Sie sich, wenn Sie sich fit genug fühlen, Ihr Kind in dieser Phase nicht wegnehmen, denn jede der ersten Minuten ist kostbar.
In den folgenden Tagen erleben Sie eine große hormonelle Umstellung, die Sie sehr belasten kann. Die Milch schießt ein, und Sie lernen zu stillen.
Ihr Baby schläft anfangs wahrscheinlich noch viel. Versuchen Sie, diese Zeit ganz eng zusammen zu bleiben und sich in Ruhe kennenzulernen, das mildert den Baby-Blues, die niedergeschlagene Stimmung, die viele junge Mütter nach der Entbindung überfällt.
Nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus wird Ihnen Sicherheit im Umgang mit dem Baby gut tun. Jetzt macht es sich auch bezahlt, wenn Sie mit Ihrem Mann oder Freunden vor der Geburt zu Hause alles Nötige vorbereitet hatten.
Das Wochenbett ist eine anstrengende Zeit für Sie. Schonen Sie sich, soweit es geht, lassen Sie sich von unseren Tipps anregen, die Ihnen die erste Zeit erleichtern können. Und nehmen Sie unbedingt Hilfe an, damit Sie sich Ihrem Kind widmen können und schnell wieder auf die Beine kommen.
Nach der Entbindung
Da ist Ihr Baby und mit ihm der erste Schrei, zaghaft oder kräftig. Ihr Baby holt Luft und meldet damit seine Ankunft an – ein bewegender Augenblick!
Wenn alles erwartungsgemäß verlief, können Sie Ihr Baby berühren und zu sich nehmen, damit Sie es Haut an Haut spüren können. Eine über Sie beide gelegte Decke verhütet, dass der noch nasse Körper Wärme verliert. Genießen Sie gemeinsam mit dem Vater diese ersten Minuten der neuen Familie mit Ihrem Baby im Mittelpunkt. Auch der Vater soll Körperkontakt zu ihrem gemeinsamen Kind aufnehmen können.
Lange werden Sie nicht ungestört sein, denn die Nabelschnur muss durchtrennt werden. In vielen Geburtskliniken lassen Geburtshelfer die Väter diese Handlung vollziehen. Wie lange Ihr Kind auf Ihrem Bauch ausruhen kann, hängt davon ab, wie kräftig es ist, ob es »gute APGAR-Noten« (siehe >) zeigte und ob es noch nicht in Gefahr ist, zu viel Wärme zu verlieren. Manchmal kann es bleiben, bis Sie versorgt sind, manchmal muss der Ernst des Lebens schon vorher beginnen.
Anschließend folgt mit der Früherkennungsuntersuchung U1 (siehe >) die erste »Inspektion«, danach wird Ihr Baby angezogen und darf noch einmal in Ruhe zu Ihnen. Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt, wo Sie, wenn Sie sich fürs Stillen entschieden haben, Ihr Kind zum ersten Mal anlegen können (siehe >). Genießen Sie diese erste Stunde trotz der Geschäftigkeit eines Kreißsaals mit Ruhe und Muße für die neue Familie.
Wer zu Hause oder im Geburtshaus entbindet, kann diese ersten Stunden – wenn alles glatt gegangen ist – sicher in einer ebenso großen Intimität verbringen.
Bonding bedeutet: sein Kind annehmen
Meistens sind Mutter und Kind in der ersten Stunde nach der Geburt hellwach. Sie sind dazu bereit, sich kennenzulernen und einander anzunehmen. Der Vater soll von Anfang an auch dieses Kennenlernen erleben dürfen. Deshalb ist es wichtig, in dieser kostbaren Zeitspanne Mutter und Kind nicht durch Krankenhausroutine zu trennen oder durch unnötige Hektik in ihrer Intimität zu stören. Das Baby hat jetzt große Bereitschaft, zu saugen. Wenn Sie es jetzt anlegen, klappt es meist am besten. Ihr Baby trinkt aber nicht nur Ihre Milch: Es hört auch Ihre Stimme, sieht – wenn auch erst unscharf – Ihr Gesicht und prägt sich Ihren ganz spezifischen Körpergeruch ein. Umgekehrt genauso. Je intensiver der Kontakt dieser ersten Stunden ist, desto enger ist die Verbindung von Mutter und Kind danach – und zwar so eng, dass sie sich unter Umständen sogar mit verbundenen Augen wiedererkennen können.
Auch der Vater gehört mit zum Empfangskomitee
Der Vater hat Schwangerschaft und Geburt als aktive Stütze miterlebt. Das erste Mal sein Baby in die Arme zu schließen, erweckt seine Vatergefühle und hilft eine starke Beziehung zu seinem Kind zu knüpfen. Sie entfaltet sich am besten, wenn er die Geburt miterlebt, wenn er in den ersten Stunden sein Baby berühren, in die Arme nehmen und ihm in die Augen sehen kann. Diese Bereitschaft des Vaters wird für das Baby generell und dann auch besonders wichtig, wenn Sie sich aus gesundheitlichen Gründen nach der Geburt nicht ums Baby kümmern können.
Das gemeinsame Erleben erfüllt nicht nur die ersten Stunden, sondern die ersten Tage mit dem Baby. Es ist eine Grundlage für das Verstehen und Verstandenwerden von Eltern und Kind. Beide haben ein intuitives Wissen um die richtigen Verhaltensweisen, sie brauchen sie nicht zu lernen. Was sie brauchen, ist Zeit, Ruhe und Ermutigung.
Wichtig!
Seien Sie nicht verzweifelt, wenn die ersten Stunden und Tage anders als geplant verlaufen, wenn Ihr Kind oder Sie medizinisch betreut werden müssen. Denn nichts in der Beziehung zu Ihrem Kind läuft nach dem »Alles-oder-Nichts-Gesetz« ab. Sie werden später aufholen, wozu Sie zuerst nicht gekommen sind. Versuchen Sie trotzdem, viel Zeit mit Ihrem Baby zu verbringen.
Erstes Anlegen – Vorbereitung aufs Stillen
Auch das erste Anlegen ist ein aufregender Moment. Lassen Sie sich dabei von der Hebamme helfen, damit Ihr Kind nicht zu stark auskühlt.
Übrigens: Auch wenn Sie meinen, »es kommt noch nichts«, erhält Ihr Kind doch kleine Mengen Vormilch. Sie nährt zwar nicht, aber die Vormilch enthält viele Abwehrstoffe (Antikörper) zum Schutz gegen Infektionen. Außerdem sorgt sie dafür, dass das Baby in den nächsten Tagen rascher seinen ersten, schwärzlichen Stuhlgang loswird, das Mekonium oder »Kindspech«.
Mit dem eigentlichen Stillen hat das erste Anlegen scheinbar noch wenig zu tun. Doch es ist hilfreich, wenn Sie sich bald mit der Stilltechnik vertraut machen, das erleichtert Ihnen in den nächsten Tagen die ersten Versuche. Hier die Grundregeln:
? Stillen Sie im Liegen oder Sitzen, wie es Ihnen am angenehmsten ist.
? Das Anlegen selbst ist gar nicht so schwer, denn Ihr Kind kommt Ihnen dabei entgegen: Es bewegt den Kopf suchend hin und her. Wenn Sie nun die Brustwarze mit Mittel- und Zeigefinger umfassen, können Sie sie sanft in Richtung Babymund führen. Halten Sie die Brust etwas von der Nase Ihres Babys ab, damit es frei atmen kann. Ganz wichtig: Ihr Baby sollte immer die Warze mitsamt dem Vorhof umfassen, nicht nur an der Warze saugen, denn das ist für Sie sehr schmerzhaft und kann schnell zu wunden Brustwarzen führen.
Der Platz an der Brust ist nicht nur zum Trinken da: Ihr Baby riecht, fühlt, schmeckt dort Geborgenheit – und genießt es.
? Saugt Ihr Baby nun stetig, können Sie die Brust loslassen und es in Ruhe trinken lassen. Um die Mahlzeit zu beenden, keinesfalls das Kind einfach von der Brust abziehen. Schieben Sie stattdessen den kleinen Finger in seinen Mundwinkel, so löst sich der Saugdruck.
Mehr über Stilltechnik, Stilldauer und -rhythmus sowie schnelle Hilfen: >.
Wenn es eine Kaiserschnittentbindung war, so sollten Sie wissen
Jedes 4. bis 5. Kind kommt per Kaiserschnitt (Sectio) zur Welt. Oft ist die Operation nicht geplant, muss aber aus Sicherheitsgründen für Mutter und Kind durchgeführt werden. Einige sind enttäuscht, weil sie die Geburt nicht voll und ganz miterleben und nicht aktiv gebären konnten, denn bei einem überraschenden Kaiserschnitt ist meist eine Vollnarkose nötig. Stehen Sie zu Ihrer Traurigkeit, das gibt Kraft für einen positiven Neubeginn. Ihr Mann kann Ihnen helfen, indem er sich intensiv um das Baby kümmert. Manchmal fällt die Entscheidung für einen Kaiserschnitt schon früher. Erleichtert wird dies durch eine verbesserte, »sanfte« Operationstechnik. Wenn möglich, wird eine Periduralanästhesie (PDA) gelegt, also eine lokale Betäubung im Wirbelsäulenbereich. Dadurch können Sie die Geburt bei vollem Bewusstsein miterleben. Die »PDA« ermöglicht, dass Sie schon wenige Stunden nach der Geburt aufstehen dürfen, »normal« essen und trinken und vor allem Ihr Baby bei sich behalten können. Ihr Mann darf Ihnen beim Kaiserschnitt ebenso zur Seite stehen wie bei einer »normalen« Geburt. Auch das Rooming-in ist möglich. Trotzdem ist der Kaiserschnitt eine Operation, die Ihr Körper verkraften muss: Nach Hause dürfen Sie erst, wenn alles geheilt ist, nach etwa 4 bis 6 Tagen. Eine gute Versorgung zu Hause ist dann besonders wichtig.
Stillen nach dem Kaiserschnitt
Auch nach einem Kaiserschnitt können Sie stillen! Die Milchbildung setzt eventuell etwas verzögert...