EIN KÄTZCHEN SOLL ES SEIN
Sanftes, süßes Engelchen und kratzbürstiges Teufelchen: Ein Kätzchen verkörpert beides und erobert so das Menschenherz im Nu. Das kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.
Die Welt der Katzen
Katzen sind in zwei Welten zu Hause. Die eine haben sie von ihren wilden Vorfahren geerbt: die Welt des Jägers. Schnell und geschickt müssen sie sein, die Kunst des Abwartens beherrschen und den blitzartigen Angriff. Alle Kniffe müssen sie kennen, um ihre Beute zu überlisten, der Konkurrenz voraus zu sein und Gefahren zu entgehen. Die Natur hat auch Schmusekätzchen mit den Waffen ihrer Verwandtschaft ausgestattet: Scharfe Krallen, kraftvolles Gebiss, hellwache, hoch entwickelte Sinne und einen Bewegungsapparat, von dem Artisten nur träumen können. Sie sind perfekte kleine Raubtiere, nicht weniger vollkommen als Panther, Tiger & Co.
Kätzchens Superkatze: der Mensch
Aber die Katze ist auch ein perfektes Haustier. Ihre zweite Welt haben die Samtpfoten sich erobert, nachdem die Menschen anfingen, Häuser zu bauen. Das Menschenheim bedeutet der Katze mehr als jedem anderem Tier: Kernrevier, Insel der Geborgenheit, wieder gefundene Kinderstube, vielleicht ein irdisches Paradies. Der Mensch, dem sie sich einmal angeschlossen hat, ist ihr wichtiger als jeder Artgenosse: Er ist für sie die »Superkatze« – Spender von Wärme, Zuwendung und Nahrung, wie einst die Mama. Ein Gefährte, mit dem man weder um Beute noch Bräute (oder schmucke Kater) streiten muss. Und schon gar nicht ums Revier: Wer seine Katze versteht, überlässt ihr die »Lufthoheit« in der Wohngemeinschaft und versucht erst gar nicht, sich mit Befehlsgewalt durchzusetzen. In ihrer Welt ist die Katze eine Jägerin, für die Befehl und Gehorsam keine Bedeutung haben. Auch nicht in unserer Welt, in der die Katze zeitlebens Kind bleibt. Ein liebes Kind, wenn sie sich verstanden fühlt. Aber nicht immer ein braves…
Typisch Katze!
Unsere Samtpfoten sind Individualisten. Es gibt Schmuser und Raubeine, Draufgänger und Zauderer, Temperamentsbündel und Phlegmatiker. Sie haben aber auch manches gemeinsam:
› Sie gehen eine (katzen-)lebenslange Partnerschaft mit dem Menschen ein – das können 20 Jahre und mehr sein.
› Sie entwickeln aber auch eine enge Bindung an den Ort, an dem sie leben, er ist ihr Revier.
› Sie sehen sich in der Mensch-Katze-Wohngemeinschaft als »Chef im Ring«.
› Anderseits betrachten sie ihren Menschen als »Superkatze« und Mutterersatz, von dem sie viel Zuwendung erwarten.
› Katzen sind hochintelligent und nicht zuletzt deshalb über alle Maßen neugierig.
› Sie schätzen Rituale und Gewohnheiten und können Veränderungen ihres Alltags (z. B. Reisen) wenig abgewinnen.
› Sie brauchen eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Ernährung und regelmäßige Pflege.
Niedlicher Winzling mit riesengroßen Pfoten: Noch sind die Körperproportionen nicht ganz ausgewogen.
Passt eine Katze zu mir?
Ein Blick aus Unschuldsaugen, ein schüchternes »Miau«, und schon ist es passiert: Ein Kätzchen hat sich ins Menschenherz geschlichen. Damit die Liebesgeschichte gut ausgeht, muss auch nüchterne Überlegung ins Spiel kommen. Gehen Sie die folgenden einzelnen Punkte noch einmal in aller Ruhe durch. Und entscheiden Sie dann, ob so ein Vierbeiner wirklich zu Ihnen und in Ihr Leben passt.
Verpflichtung Mit der Anschaffung eines Kätzchens gehen Sie einen »Bund fürs Leben« ein. Haben Sie den Kopf frei für eine so weitreichende Entscheidung? Falls Ihr Leben gerade im Umbruch ist (Jobwechsel, neue Partnerschaft, bevorstehender Umzug etc.), warten Sie besser, bis alles wieder in ruhigen Bahnen läuft. Dann sind Sie wieder entspannt und Ihr Kätzchen kann leichter Vertrauen fassen. Stellen Sie auch sicher, dass keine Hinderungsgründe wie Katzenallergie oder Haustierverbot vorliegen. Bedenken Sie zudem: Das Katzenkind braucht vollen Familienanschluss – es sollte allen Mitbewohnern willkommen sein.
Platz Jede Katze braucht ihr Revier, auch der Etagentiger ohne Auslauf. Katzen brauchen also Platz, genauer gesagt, verschiedene Plätze: einen zum Schlafen, einen zum Essen, einen fürs Gegenteil. Dazu noch mehrere Ruhe- und Rückzugsgelegenheiten, »Sportanlagen« zum Klettern und Krallen wetzen, ein Gebiet zum Durchstreifen. Können Sie dem Tier genug Raum geben und sind Sie bereit, die Wohnung katzengerecht zu gestalten?
Eigensinn Von einer Katze können Sie nicht erwarten, dass sie Ihnen aufs Wort gehorcht, sich Ihnen unterordnet oder Dressur-Kunststückchen vorführt – es sei denn, sie hat Spaß daran. Sie werden auch damit leben müssen, dass sie gelegentlich ihre Krallen an unpassender Stelle wetzt oder Ihren Lieblingssessel in Beschlag nimmt. Vor allem Kätzchen stellen mit viel Charme eine Menge Unsinn an. Alles kein Problem?
Zuwendung Haben Sie genug Zeit und sind Sie gern zu Hause? Katzen brauchen ihren Menschen um sich, Kätzchen erst recht. Nicht nur frühmorgens und spätabends, sondern täglich ein paar Stunden lang. Um ihm zu »erzählen«, was sie gerade bewegt (>). Um ihm um die Beine zu streichen und Streicheleinheiten abzufordern. Um ihn in ein Spielchen zu verwickeln. Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Katze kann nur durch viel Nähe und Zuwendung entstehen.
Neugier Phantasie ist gefragt: Katzen brauchen Anregungen, die ihre natürliche Neugier immer wieder herausfordern. Andererseits geraten insbesondere Kätzchen durch ihren ungebremsten Forscherdrang nur zu leicht in gefährliche Situationen. Sind Sie umsichtig genug, um mögliche Risiken von vornherein zu entschärfen (>/>)?
Beständigkeit Kätzchen sorgen mit ihrem überschäumenden Temperament für jede Menge Aufregung. Sie schätzen es aber gar nicht, wenn ihre Menschen das auch tun: Katzen fühlen sich da wohl, wo es ruhig, beständig und unaufgeregt zugeht. Sie sehnen sich nicht nach Tapetenwechsel. Hätten Sie jemanden, der Ihre Katze zuverlässig betreut und versorgt, wenn der »lange, ruhige Fluss« mal unterbrochen ist, weil Sie Urlaub machen, krank werden oder verreisen müssen?
Ernährung, Pflege Katzen kosten »Mäuse«. Sind Sie bereit, etwa 500 Euro pro Jahr für Futter, Streu, Tierarztkosten und kleine Extras zu zahlen?
Und noch eine Überlegung zum Schluss: Passt eine erwachsene Katze vielleicht besser zu Ihnen als ein aktives, forderndes Katzenkind? In den Tierheimen warten einige, die bereits ihre Sturm-und-Drang-Zeit hinter sich haben.
Kuschelrunde: Wenn sich ein Kätzchen so vertrauensvoll in die Kinderarme schmiegt, macht es seiner kleinen Freundin ein Riesenkompliment. Sie versteht offensichtlich schon eine ganze Menge vom richtigen Umgang mit Katzenkindern.
Selbst die niedlichsten Katzenkinder sind kleine Halbstarke – und so benehmen sie sich oft auch. Hier ist nicht nur Erziehungskompetenz gefragt (>/>), sondern auch Geduld: Mit neun bis zehn Monaten treiben es die meisten nicht mehr so wild, sie werden ruhiger.
Energie | 130 kcal/kg | 80–100 kcal/kg |