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E-Book

Unverschämt

Alles über den fabelhaften weiblichen Körper

AutorDr. med. Sheila de Liz
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783644405134
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Deutschlands charmanteste Gynäkologin, Sheila de Liz, klärt auf: alles, was Frauen über ihren Körper wissen sollten. Etwa: Wie oft sollte ich meine Brust untersuchen? Woher können Schmerzen beim Sex rühren? Was bedeutet ein Myom in der Gebärmutter? Welches Verhütungsmittel ist wann zu empfehlen? Was hat es mit dem G-Punkt auf sich? Oder: Was, wenn die Lust nachlässt? Die meisten Frauen kennen ihren eigenen Körper leider viel zu wenig, dabei sind die Basics der Gynäkologie auch nicht ­komplizierter als eine Netflix-Serie. Erfrischend locker und leicht verständlich fasst Sheila de Liz zusammen, was man wissen sollte. So erfahren wir, dass unsere Hormone wie ­Hollywoodstars sind, die Brust ein Multitalent ist sowie alles über das It-Girl der Erotik: die Klitoris.

Dr. med. Sheila de Liz, geboren 1969 in New Jersey, ist im Alter von 15 Jahren nach Deutschland gekommen und hat in Mainz Medizin studiert. Seit 2006 arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe in Wiesbaden. 2022 gründete sie außerdem die HormonOnlineKlinik. Sie ist eine gefragte Expertin zu allen Themen rund um weibliche Gesundheit. 2019 erschien ihr Buch Unverschämt. Alles über den fabelhaften weiblichen Körper, 2020 folgte Woman On Fire. Alles über die fabelhaften Wechseljahre und 2022 Girl on Fire. Alles über die 'fabelhafte' Pubertät. Alle Bücher wurden umgehend Bestseller. 

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Leseprobe

Schamlippen – von Barbie bis Batgirl


Wenn man dabei ist, seine eigenen Schamlippen (medizinisch: Labien) anzuschauen, muss man eine Sache verinnerlichen, und das ist mir wirklich wichtig: Das eine «normal für alle» gibt es nicht. Genauso wie es keine Einheitsfrisur für alle Köpfe oder Einheitsfüße für alle Menschen gibt. In einer berühmten Studie, die 2004 von der Gynäkologin Jillian Lloyd in England durchgeführt wurde, hat man die enormen Unterschiede der weiblichen Genitalien erstmals wissenschaftlich gemessen und dokumentiert. Es wurden 50 Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Ethnien untersucht, und siehe da: Alle waren anders.

Die Länge der kleinen Schamlippen (von unten nach oben gemessen) reichte von 2 bis 10 Zentimetern Größe. Die Breite der Flügel variierte ebenfalls zwischen 0,5 Zentimetern bei der einen Frau und 5 Zentimetern bei einer anderen. Und auch Asymmetrien sind ganz normal – sehr oft ist eine Schamlippe größer als die andere. Bei über der Hälfte aller Frauen überragen die kleinen Schamlippen die großen Schamlippen und schließen nicht bündig mit ihnen ab. Die Farbe der Schamlippen ist so variabel wie die Farbe unserer Lippen im Gesicht – alles ist vertreten, von zartrosa über dunkelbraun bis lila. Manche sind innen rosa und am Rand dunkel. Oft, aber nicht immer, sind die Schamlippen dunkler als der Rest der Haut am Körper. Häufig findet man hier auch kleine Erhabenheiten, die wie Pickel aussehen, das ist ganz normal. Auch können die kleinen Schamlippen glatt, schrumpelig, gekräuselt oder faltig sein. Die Form der kleinen Schamlippen variiert ebenfalls sehr. Jede Schamlippe hat, wenn man sie zur Seite zieht, mehr oder minder die Form eines Flügels. Die Flügelspitze kann oben angeordnet sein, mittig oder aber auch unten liegen.

Die kleinen Schamlippen müssen auch nicht die gleiche Länge wie die großen Schamlippen haben, manche enden und verschmelzen mit den großen Schamlippen auf halber Strecke. Man spricht hier im Fachjargon vom «Take-off»-Punkt der Schamlippen.

Aufgabenverteilung


Die Schamlippen haben verschiedene Funktionen, die sich in ihrer Konstruktion widerspiegeln. Die großen Schamlippen sind die Beschützer, die kleinen Schamlippen dagegen sind mehr für das eigene Entertainment zuständig.

Die großen Schwestern haben auf der Vorderseite Haare, Talg- und Schweißdrüsen, außerdem eine höhere Pigmentierung als die restliche Haut. Sie sind das weibliche Pendant zum Hodensack beim Mann. Die großen Schamlippen haben einen Fettkörper, der die kleinen Schamlippen und die Vagina vor Reibung und Trauma beschützt, und Schwellkörper, die die Vagina und Harnröhre beim Sex beschützen. Außerdem haben die Haare an den Schamlippen eine Schutzfunktion, damit in der Steinzeit keine Käfer in die Vagina reinkrabbeln konnten, um einem damit den Tag zu vermiesen. Die Schamhaare sind zudem als Duftträger bestens geeignet, um das Männchen anzulocken. Sozusagen die Steinzeit-Variante von Chanel Nr. 5.

Die kleinen Schamlippen bestehen aus einer anderen Haut als die großen Schamlippen, die eher der Haut des Penis entspricht. Sie haben viele Gefäße und sehr, sehr viele Nerven. Die kleinen Schamlippen leisten dadurch Wichtiges für das sexuelle Erleben; sie sind kleine empfindliche Schätzchen, die uns viele gute Gefühle bescheren, wenn sie in einem sexuellen Kontext gestreichelt oder geleckt werden oder an ihnen liebevoll gesaugt wird. Das darf man nicht vergessen, wenn man eine rein kosmetische Verkleinerung seiner Schamlippen in Erwägung zieht.

Witterungseinflüsse an der Vulva


20-jährige Labien, 30-jährige Labien, 50-jährige Labien, Oma-Labien

Die Vulva verändert ihr Aussehen im Laufe des Lebens. Bei einer jungen Frau sind die äußeren Schamlippen noch prall und verdecken vieles, wenn nicht alles von den kleinen Schamlippen. Aber der Zahn der Zeit nagt auch an der Vulva. So können die großen Schamlippen nach einem Gewichtsverlust oder einer Schwangerschaft, bei Hormonmangel in den Wechseljahren oder durch tagtäglichen Verschleiß (Radfahren, Waxing etc.) an Fülle verlieren und faltig und schrumpelig werden. Wie ein Federkopfkissen, das zu viele Federn im Laufe der Zeit verloren hat, können sie durchaus etwas schlaff hängen, dafür kommen die kleinen Schamlippen mehr zur Geltung. Hinzu kommt, dass die kleinen Schamlippen durch hormonelle Umstellungen langsam wachsen können und mit der Zeit dunkler werden. Die Schambehaarung wird dünner, und die ersten grauen Haare können auch hier erscheinen.

Weil ich es mir wert bin? Ein Wort zu kosmetischen Eingriffen


Machen wir uns nichts vor, Schamlippen führen insgesamt oft ein trauriges Dasein. Wenig wertgeschätzt und nicht selten ungeliebt, müssen sie viel aushalten: Sie werden rasiert, gewaxt, gelasert, man sitzt auf ihnen den ganzen Tag in Bürostühlen und schwitzt. Wir muten ihnen unbequeme Sattel im Spinning-Kurs zu, zwingen sie in zu enge Tangas und konfrontieren sie mit Slipeinlagen und Cremes aller Art. Manche Frauen finden sich wirklich unschön und hadern mit ihrem Aussehen so intensiv, dass sie eine operative Anpassung wünschen. Die Zahl der kosmetischen Eingriffe an den Genitalien hat in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen. Woher kommt das?

Erotikstars haben als Erste damit begonnen, sich unten komplett zu rasieren. Wenn man sich Pornos der Siebziger anschaut, sieht man noch lauter Naturbüsche. Das änderte sich dann erst in der Pornowelt und schwappte später in die reale über. Das wiederum führte dazu, dass man erstmals anfing zu schauen, wie andere Frauen aussehen.

Problematisch wurde das Ganze, als Pornodarstellerinnen anfingen sich operieren zu lassen, um eine Vulva ohne sichtbare kleine Schamlippen zu haben. Das nennt man in kosmetisch-gynäkologischen Kreisen den «Barbie»-Look, weil man die kleinen Schamlippen nicht mehr sieht, nur eine geschlossene Muschel.

Hinzu kommt, dass in Zeitschriften wie dem Playboy die Schamhaare seit 2005 komplett fehlen, da die Bilder retuschiert werden. Dank Photoshop haben dort alle Models eine vermeintlich makellose Einheits-Mumu ohne große Variationen. Tatsache ist aber, dass diese Art der mädchenhaften Vulva eine echte Rarität darstellt bei erwachsenen Frauen, sodass – wie sonst auch in der Werbung – Photoshop uns ein Image der Vulva präsentiert, das es so in der realen Welt kaum gibt. Das kann ich als professionelle Vulva-Begutachterin mit mehr als zwanzig Jahren Erfahrung wirklich mit Bestimmtheit sagen.

Meine Erfahrung haben aber die meisten Frauen nicht, und woher denn auch? Woher soll überhaupt jemand wissen, was normal ist? In den Medien ist es zwar völlig normal, nackte Frauen zu sehen, aber der Anblick von Schamlippen irritiert und destabilisiert Menschen immer noch, weshalb Schamlippen, besonders die kleinen, bis heute im Mainstream Funk und Fernsehen nicht existent sind. Allein wegen der Altersfreigabe für Filme und Serien gäbe es hier sicherlich Probleme. Außerdem ist es, bei aller sexuellen Freizügigkeit, die uns Sex and the City und Fifty Shades of Grey beschert haben, unüblich, dass Frauen sich untereinander über ihre Schamlippen austauschen oder sich gegenseitig unten ansehen. Über Sex reden ja, über Fesseln und Oralverkehr vielleicht, aber über die Variationen der Genitalien nicht, vermutlich weil wir entweder mit unserer Ausstattung zufrieden sind oder eben nicht und uns dafür genieren. Manchmal hat man auch nur eine vage Vorstellung davon, was richtig und normal ist, und man will diese nicht in Frage stellen – wir haben ja schließlich schon genug selbstauferlegte Problemzonen. Es liegt in unserer Natur, uns angleichen, attraktiver machen zu wollen. Das machen alle aus dem Tierreich, und die Spezies Mensch ist keine Ausnahme. Wir streben nach dem perfekten Körper, den perfekten Haaren, der perfekten Schminktechnik, wir legen operativ Ohren an, lasern Haare weg, investieren in Nagelstudios für schöne Hände, entfernen Besenreißer und noch vieles mehr. Es ist also durchaus denkbar, dass so ein intimer Bereich, auch wenn ihn nur wenige Menschen zu Gesicht bekommen, ebenfalls der strengen weiblichen Zensur unterzogen wird und sich herausstellt, dass da Verbesserungspotenzial herrscht.

Aber auch die einfachen Alterungsprozesse an der Vulva bewegen viele dazu, sich operieren zu lassen. Tatsächlich, auch wenn einem erst einmal das Image des schönheitswahnsinnigen, labilen Menschen vom Planeten Hollywood in den Sinn kommt, sind es im Schnitt eher ältere Frauen, die sich eine Verkleinerung der Schamlippen wünschen. Es kann einen finanziellen Aspekt haben, aber auch mit der abgeschlossenen Kinderplanung zu tun haben, dass die Patientinnen nicht alle in ihren Zwanzigern sind. Wenn jüngere Patientinnen sich für eine operative Veränderung interessieren, dann häufig wegen angeborener längerer Schamlippen. Die meisten wünschen sich, ob älter oder jünger, aber keine...

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