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Urnahrung

Wie wir die Vitalkraft von Wildkräutern, alten Obst- und Gemüsearten nutzen

AutorMathias R. Schmidt, Tanja-Gabriele Schmidt
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641154219
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Altbewährtes hochaktuell: Immer mehr Verbraucher schauen sich genauer an, was bei ihnen auf den Tisch kommt. Sie haben genug von den genormten Obst- und Gemüsesorten, von fader, mit Rückständen belasteter Treibhausware. Gefälligerem Geschmack zuliebe wurden zum Beispiel Farb- und Bitterstoffe weggezüchtet. Dabei blieb aber häufig auch die Heilwirkung auf der Strecke. Heute sehnen sich die Menschen wieder nach ursprünglichen Nahrungsmitteln mit aromatischem Geschmack und vitalisierendem Inhalt. Die gibt es reichlich - allen voran die Wildkräuter. Sie bilden die naturbelassenste Nahrungsquelle überhaupt und sind wahre Kraftpakete aus Vitaminen, Mineralien und anderen bioaktiven Substanzen. Gefolgt von den alten heimischen Obst- und Gemüsesorten, die seit einigen Jahren eine Renaissance erleben und immer neue Freunde finden. Mit praktischen Tipps und Zubereitungsvorschlägen und zahlreichen Abbildungen, in liebevoller Vierfarbgestaltung.

Tanja-Gabriele Schmidt studierte Literaturwissenschaften und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Wirkungsweisen pflanzlicher Vitalstoffe. Sie ist zertifizierte Kräuter-Expertin (Phytotherapie). Mathias R. Schmidt promovierte in Amerikanistik und arbeitete lange Zeit als freier Autor für Sender der ARD. Er betreibt zusammen mit seiner Frau seit zwanzig Jahren eine Agentur für Kommunikation. Er ist Autor und Co-Autor erfolgreicher Ratgeber zu Gesundheit und Wohlbefinden, die er im Team mit seiner Frau erarbeitete und war Preisträger des Health Media Award 2010 (Kategorie Publizistik/ Aufklärung). Beide sind wohnhaft in Fulda und haben zusammen vier Kinder.

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Leseprobe

»Die wilde Dreizehn« – Kleiner Wiesenstreifzug

So, und jetzt lade ich Sie ein, mit mir durch eine weitgehend natürliche Wiese zu spazieren, ob bei Ihnen im Garten, im Stadtpark oder weiter draußen in freier Natur. Schauen wir einmal etwas genauer hin, was da so grünt und blüht. Ich schlage vor, wir tun das über mehrere Monate – vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein – und machen das am besten im Zeitraffer.

Scharbockskraut

Eines der ersten blühenden Pflänzchen im März ist das auffällig hübsche Scharbockskraut, das auch als würzig-scharfer »Frühsalat« bezeichnet wird und das Sie ganz bestimmt schon gesehen haben. Seine glänzenden grünen, wie lackiert wirkenden, fast herzförmigen Blätter laden geradezu ein, sie sich als eine der ersten Vitamin-C-Spender nach dem Winter einzuverleiben. Das taten kräuterkundige Menschen noch während des letzten Weltkriegs, als es nichts zu kaufen gab, und auch schon viel früher. »Scharbock« ist ein altes Wort für »Skorbut«, und gegen diese Vitaminmangelkrankheit wurde das Kraut schon immer hilfreich verwendet.

© Tanja-Gabriele Schmidt

Der Geschmack ist erfrischend und leicht säuerlich. Scharbockskraut wird wegen der kleinen feigenähnlichen Knöllchen, die an den Wurzeln haften, auch »Feigwurz« genannt. Es reinigt das Blut sowie die Haut und hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit. Nehmen Sie sich ein paar Blättchen mit nach Hause und werten Sie Ihren Grünen Smoothie damit auf. Tun Sie das wegen des steigenden Alkaloidgehalts am besten vor der Blüte, das ist auf jeden Fall bekömmlicher. Die sternförmigen goldgelben Blüten sind nicht zu übersehen und bilden ausladende Kissen, die Augen und Gemüt erfreuen.

Veilchen

Und das tut auch das ebenfalls früh im Jahr zu entdeckende kleine Wilde Veilchen. Es wächst meist am Wiesen- und Waldrändern oder in der Nähe von Hecken. Vielen, besonders älteren Menschen fallen bei seinem Anblick sofort einige gereimte Textzeilen ein. Schauen Sie sich mal in der »Deutschen Gedichtebibliothek« um: Es gibt unglaublich viele Poeten, die sich von diesem liebreizenden Blümchen inspirieren ließen. Das angenehm duftende Veilchen mit seinen rundlichen Blättchen und den violetten Blüten wird wie kaum eine andere Pflanze mit dem »blauen Band« des Frühlings assoziiert.

© Shutterstock.com (Julia Reschke)

Es wirkt entspannend sowie allgemein beruhigend und wird als Tee auch gern bei Fieber und Husten angewandt. Es enthält Flavonoide, Bitterstoffe und Saponine und verfeinert als ganzes Kraut verwendet jeden Salat und Smoothie.

Die in der Antike dem Pan geweihte Pflanze sorgt trotz ihrer in Poesiealben vielgerühmten Bescheidenheit für leuchtende Farbtupfer in einer nach dem Winter sonst noch recht kargen Umgebung. Streuen Sie doch mal ein paar der kleinen Blüten dieses Frühlingsboten über den Salat, die Suppe oder über Früchte! Es wird Ihnen noch einmal so gut schmecken, denn das Auge isst bekanntlich mit.

Stiefmütterchen

Das tut es auch beim Wilden Stiefmütterchen, das etwa im April sein kleines Antlitz zeigt. Nicht umsonst wird es gerade von Kindern auch »Gesichterblume« genannt. Bei unseren Allerkleinsten wirkt das aufgebrühte milde Kraut schon (natürlich abgekühlt) bei Milchschorf und Windeldermatitis. Es gilt als sehr hilfreich gegen Akne – die Pflanze heißt nicht umsonst auch »Schöngesicht« – sowie andere Hautleiden und entfaltet als Tee krampflösende antibakterielle Eigenschaften bei Husten. Im reiferen Alter soll das bereits in schriftlichen medizinischen Zeugnissen des Mittelalters auftauchende, Schleimstoffe und Flavonoide enthaltende Kraut auch gegen Osteoporose, Rheuma und leichte Herzbeschwerden wirksam sein.

© Shutterstock.com (andras_csontos)

Wenn Sie Wilde Stiefmütterchen auf Ihrem Spaziergang entdecken, nehmen Sie eine Handvoll der Vitamin C und E speichernden Blättchen und Blüten mit nach Hause und profitieren Sie von seinen vielfältigen gesundheitlichen Wirkungen.

Gänseblümchen

Nicht nur von Kindern gemocht, sondern allgemein bekannt und beliebt ist das unermüdliche und vielseitige Gänseblümchen. Zwar gibt es auch heute noch Menschen, die es aus ihrem so gut wie toten Vorgartenrasen am liebsten verbannen möchten, aber das kann nur aus Unwissen sein. Schließlich ist diese kleine Pflanze nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch reich an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Magnesium und blutbildendem Eisen. Hinzu kommen wichtige Bitterstoffe zur Anregung des Stoffwechsels sowie Schleimstoffe, die Katarrhe erheblich lindern können.

Das Gänseblümchen ist so wie das Stiefmütterchen oder auch mit diesem gemeinsam gut zur Pflege unreiner Haut geeignet und, ob als Blatt, Blüte oder schon als Knospe, in der Küche als Gesunderhalter universal zu verwenden. Jeder Frühlingssalat, jedes Gemüsegericht, jedes Dessert und natürlich jeder Smoothie freut sich über 1–2 Handvoll von diesem heilbringenden kleinen, praktisch überall zu findenden Pflänzchen.

© Shutterstock.com (RAFAL FABRYKIEWICZ)

Die Blütenknospen kann man übrigens wie Kapern für ein paar Tage in Essig einlegen. Und die ab etwa August verfügbaren, nussig schmeckenden Samen können Sie sammeln und im Winter auf der Fensterbank zu kleinen Vitamindepots heranziehen.

Wiesenmargerite

Wie die große Schwester vom Gänseblümchen sieht die Blüte der Wiesenmargerite aus. Schon im zeitigen Frühjahr kann man die Blattrosetten, die überwintert haben, und wenig später die neuen frischen Blättchen ernten. Ab Mai und im Juni holen Sie sich ein paar Knospen und legen sie in Essig oder Öl als Antipasti ein. Die Blüten machen sich als Dekoration im Ganzen oder gezupft vorzüglich über Früchten und Salaten.

© Fotolia.com (Fotolyse)

Wenn ich über eine Wiese laufe und genug Margeriten erspähe, pflücke ich ein paar Blüten, puste sie sauber und stecke sie mir gleich in den Mund. Das Aroma ist mild und köstlich. Oder Sie nehmen ein paar Pflanzen, nie alle einer Sorte, mit nach Hause und stellen sie in eine Vase. Einfach wunderschön!

Löwenzahn

Apropos »hübsch anzusehen«: Stellen Sie sich einmal ernsthaft vor, der allseits bekannte Löwenzahn sei eine seltene Pflanze. Wir wären dann doch wohl schon wegen seines äußeren Erscheinungsbildes allesamt verrückt nach diesem farbintensiven Sonnenkranz. Ganz wie Georges Ohsawa, der als Begründer der modernen Makrobiotik gilt und der angesichts einer strahlend gelb getupften Wiese im Schwarzwald geschwärmt haben soll: »Wo diese herrliche Pflanze wächst, braucht man keinen Ginseng mehr!«

Und wie lieben besonders unsere Kinder die kugelrunden Pusteblumen, deren Fallschirmchen man in alle Windrichtungen blasen kann und mit deren Hilfe die Samen des Löwenzahns sachte und sanft zu Boden gleiten! Die Warnung, die manche Mütter ihren Sprösslingen auch heute noch mit auf den Weg geben, nämlich dass der im Stängel vorhandene weiße Saft sehr giftig sei, ist natürlich Humbug. Richtig ist allerdings, dass er üble Flecken auf der Kleidung hinterlässt.

In Wirklichkeit empfehlen Kräuterkundige gern, über 4–6 Wochen täglich etwa 3–10 Stängel zu kauen. (Tipp: Man kann die Menge langsam steigern.) Das hilft gegen alle möglichen Beschwerden der Bauchspeicheldrüse, der Milz und Entzündungen der Leber.

Überhaupt sucht diese Pflanze, an der man alles essen kann – die Blätter ab April, die Blüten ab Mai und die Wurzeln im Herbst –, mit ihrer Pionier-Power ihresgleichen. So ist sie aufgrund ihrer magensaftfördernden Bitterstoffe das Leber-Galle-Kraut schlechthin. Sie können bei Bedarf über mehrere Tage oder Wochen täglich 1 Liter Löwenzahntee aus Blättern und Blüten oder auch aus dem ganzen Kraut einschließlich der Wurzeln trinken.

© iStockphoto.com (SashaFoxWalters)

Die gesundheitlichen »Antiwirkungen« der vitamin- und mineralstoffreichen Pflanze gegen Malaisen aller Art sind mannigfaltig. Sie reichen von fiebriger Bronchitis über Nieren- sowie Magenschwäche und Cholesterinproblemen über Rheuma und Gicht bis zu Frühjahrsabgeschlagenheit, Hautproblemen (Tee als klärendes Gesichtswasser einsetzen!), Kopfschmerzen, Arteriosklerose, Wechseljahrsbeschwerden und vielem mehr.

Verwenden Sie die ersten zarten Blätter im März schon als Smoothiezugabe, später auch die kleingeschnittenen Stängel und Blüten. Doch steigern Sie den Anteil dieses Krauts allmählich, sein ziemlich herb-chicoréeartiger Geschmack ist nicht auf Anhieb jedermanns Sache. In der Vase fühlt er sich übrigens gar nicht wohl. Lassen Sie ihn draußen, und erfreuen Sie sich an seinem Anblick, oder nehmen Sie diese geballte Pflanzenpower mit nach Hause zur häufigen Bereicherung Ihres Speiseplans.

Noch ein Tipp: Wenn Sie auf einer großen Wiesenfläche nur Löwenzahn sehen, ist dort mit hoher Wahrscheinlichkeit ziemlich stark gedüngt worden. Lassen Sie die Finger von den Pflanzen und suchen Sie sich ein anderes Plätzchen. Löwenzahn gibt es weiß Gott überall reichlich.

Gundermann

Und was versteckt sich da mitten in der Wiese, kriecht oder rankt an anderen Pflanzen empor? Und hat dazu saftig grüne, rundliche nierenförmige Blättchen und allerliebste violette Lippenblüten? Der Gundermann, auch »Gundelrebe« genannt, natürlich! Da er häufigeres Mähen durchaus verkraftet, findet man ihn zwischen April und Juli oft...

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