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Verfassungsgerichtliche Übergangsfristen im Mehrebenensystem.

Am Beispiel der Sportwetten.

AutorChristian Willers
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2011
ReiheSchriften zum Öffentlichen Recht 1190
Seitenanzahl218 Seiten
ISBN9783428536047
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,90 EUR
In der Rechtsprechung des BVerfG ist es üblich, die Nichtigkeitsfolge eines verfassungswidrigen Gesetzes durch sog. Übergangsfristen zu umgehen. Eine verfassungswidrige Regelung darf auf diesem Wege für eine Übergangszeit weiter angewandt werden. Komplexe Schwierigkeiten treten auf, wenn ein Gesetz gleichermaßen gegen deutsches Verfassungsrecht wie auch gegen Unionsrecht verstößt. Deutlich geworden ist dies in der Rechtsprechung des BVerfG und der Verwaltungsgerichte zu den Sportwetten. Das BVerfG hat in seiner Sportwettenentscheidung das bayerische Sportwettengesetz nicht zugleich am Maßstab des Unionsrechts geprüft, sondern sich bezüglich dieser Frage für unzuständig erklärt. Die Nichtberücksichtigung des Unionsrechts führte während der Übergangszeit dazu, dass es in der Rechtsprechungspraxis der Verwaltungsgerichte zu einem Zustand der Rechtsunsicherheit kam. Diese mussten nämlich die Vereinbarkeit der Sportwettengesetze mit den Grundfreiheiten prüfen. Das OVG Münster ist diesbezüglich sogar von einer Durchbrechung des Anwendungsvorrangs ausgegangen. Das sich aufzeigende Problem des Mehrebenensystems kann durch die Integration des Unionsrechts in das Verfassungsbeschwerdeverfahren behoben werden. Für diese Weiterentwicklung des Verhältnisses des BVerfG zum Gerichtshof der Union lässt sich als Vergleichsfolie auch das Verhältnis der Landesverfassungsgerichte zum BVerfG fruchtbar machen, weil der Prüfungsmaßstab der Landesverfassungsgerichte auch das Bundesrecht umfasst.

Christian Willers, geboren 1982, studierte nach Abitur 2001 und Ableistung des Zivildienstes von Oktober 2002 bis März 2008 Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der University of Essex/Großbritannien. Von 2008 bis 2010 war er Doktorand und wiss. Mitarbeiter bei Prof. Dr. Christoph Brüning, Lehrstuhl für Öffentliches Recht/CAU Kiel. Seit Oktober 2010 ist Christian Willers Referendar am Landgericht Kiel. Die Promotion durch die Rechtswissenschaftliche Fakultät erfolgte im Februar 2011.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis10
A. Einleitung20
I. Anlass der Untersuchung20
1. Sportwettenentscheidung des Bundesverfassungsgerichts21
2. Rechtsprechung der Instanzgerichte in der Folgezeit23
3. Die Union als föderales Mehrebenensystem23
II. Gang der Untersuchung26
1. Übergangsfristen durch das Bundesverfassungsgericht26
2. Konflikte mit dem Unionsrecht27
3. Vergleichsfolie: Bundesverfassungsgericht und Landesverfassungsgerichte28
4. Prüfung deutscher Hoheitsakte am Maßstab des Unionsrechts28
5. Zusammenfassung der Ergebnisse29
B. Übergangsfristen durch das Bundesverfassungsgericht30
I. Begriffsbestimmung30
II. Rechtliche Ausgangslage31
1. Vorgaben des Verfassungsrechts31
a) Theorie der ipso-iure-Nichtigkeit31
aa) Art. 100 Abs. 1 GG32
bb) Stufenbau der Rechtsordnung33
cc) Art. 31 GG34
dd) Zusammenfassung34
b) Rechtsvergleichender Exkurs34
aa) Republik Österreich34
bb) Europäische Union36
c) Vernichtbarkeitslehre37
d) Standpunkt des Bundesverfassungsgerichts40
e) Zusammenfassung und praktische Auswirkungen des Meinungsstreits41
2. Vorgaben des einfachen Verfassungsprozessrechts42
a) Situation bis zum 4. Änderungsgesetz 197042
b) Nachträgliche Billigung durch den Gesetzgeber?43
III. Entwicklung der Unvereinbarerklärung durch das Bundesverfassungsgericht45
1. Notwendigkeit der Unvereinbarerklärung45
2. Fallgruppen45
a) Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers45
aa) Gleichheitswidriger Begünstigungsausschluss46
bb) Freiheitsrechte47
b) Das Chaos-Argument48
aa) Besoldungsfälle48
bb) Statusfälle48
cc) Steuerrechtsfälle49
IV. Fehlerfolgen eines verfassungswidrigen Gesetzes49
1. Nichtigkeitserklärung50
a) Ex-tunc-Wirkung50
b) § 79 BVerfGG51
c) Wiederaufleben des Altrechts52
2. Unvereinbarerklärung53
a) Pflicht des Gesetzgebers zur verfassungsmäßigen Neuregelung54
b) Anwendungssperre54
c) Keine Wiederaufnahme rechtskräftig abgeschlossener Verfahren55
d) Anlassfälle, Parallelfälle und Parallelnormfälle55
aa) Anlassfälle55
bb) Parallelfälle56
cc) Parallelnormen56
(1) Definition56
(2) Keine Bindung des Gesetzgebers, der Behörden und Fachgerichte57
(3) Gleichbehandlung von Parallelfällen und Parallelnormfällen58
(4) Beseitigungspflicht des Normgebers58
(5) Besonderheiten bei den Sportwetten59
(6) Auflösung des Problems67
e) Ausnahmen von der Anwendungssperre70
aa) Weiteranwendung der für unvereinbar erklärten Norm70
bb) Kompetenz zur Anordnung der Weiteranwendung71
C. Konflikte mit dem Unionsrecht74
I. Rechtsunsicherheit nach der Sportwettenentscheidung74
1. Sportwettenentscheidung74
2. EuGH-Rechtsprechung zum Glücksspielrecht76
a) „Gambelli-Entscheidung“77
b) „Placanica-Entscheidung“78
3. Rechtsprechungspraxis im Anschluss an die Sportwettenentscheidung79
a) Sofortige Nichtanwendung unionsrechtswidriger nationaler Normen79
b) Kein Verstoß gegen Unionsrecht wegen der verlangten Modifikationen80
c) Durchbrechung des Anwendungsvorrangs81
aa) VGH Kassel81
bb) OVG Münster82
cc) Anmerkungen83
(1) „CIA Security-Entscheidung“84
(2) Art. 264 Abs. 2 AEUV85
(3) Generalanwaltliche Schlussanträge86
(4) Jarass/Beljin86
d) Zusammenfassung87
II. Die weitere Anwendung unionsrechtswidrigen nationalen Rechts88
1. Vorabentscheidungsersuchen des VG Köln89
2. Der Anwendungsvorrang des Unionsrechts89
a) „Costa/ENEL-Entscheidung“90
b) Verankerung im Primärrecht91
c) Unionsrechtskonforme Auslegung91
d) Voraussetzungen des Anwendungsvorrangs91
aa) Wirksamkeit der kollidierenden Vorschriften92
bb) Unmittelbare Anwendbarkeit des Unionsrechts92
(1) Primärrecht93
(2) Sekundärrecht94
cc) Kollision95
(1) Direkte Kollision95
(2) Indirekte Kollision96
e) Wirkungen des Vorrangs für das nationale Recht99
aa) Geltungs- und Anwendungsvorrang99
bb) Änderungen durch den Vertrag von Lissabon100
(1) Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen100
(2) Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik100
cc) Vorrang vor nationalem Verfassungsrecht101
dd) Vorrang gegenüber nationalen Einzelakten103
ee) Adressaten des Anwendungsvorrangs103
f) Relativierung des Anwendungsvorrangs?104
aa) Zur deutschen Rechtsprechung104
bb) Ansatz bei Ehlers/Eggert105
cc) Anmerkungen106
(1) Entscheidungszuständigkeit des EuGH106
(2) Vorübergehende Hinnahme unionsrechtswidrigen nationalen Rechts107
dd) Zwischenergebnis108
3. Schlussanträge des Generalanwalts Yves Bot in der Rechtssache C-409/06108
a) Funktion der Generalanwälte108
b) Ausführungen des Generalanwalts109
aa) Sportwettenentscheidung des Bundesverfassungsgerichts109
bb) Gesetzeslücken im nationalen Recht110
c) Zusammenfassung111
4. Ergebnis111
D. Vergleichsfolie: Bundesverfassungsgericht und Landesverfassungsgerichte112
I. Vergleichbarkeit der Ebenen113
1. BVerfG: Europäische Union als Staatenverbund113
2. Die Europäische Union als föderales System115
a) Supranationalität der Europäischen Union116
b) Föderale Verbindung von Union und Mitgliedstaaten116
II. Rechtlicher Rahmen der Landesverfassungsgerichtsbarkeit118
III. Verfahren – ein Überblick120
IV. Abgrenzung der Gerichtsbarkeiten121
1. Zuständigkeitskonkurrenzen122
a) Die Anwendung von Bundesrecht als Landesstaatsgewalt?123
b) Konkurrenzen bei einzelnen Verfahrensarten124
aa) Konkrete Normenkontrolle125
bb) Abstrakte Normenkontrolle126
cc) Landesverfassungsbeschwerde126
2. Prüfungsmaßstab127
a) Prüfungsmaßstab des Bundesverfassungsgerichts128
b) Prüfungsmaßstab der Landesverfassungsgerichte129
aa) Vorfragenkompetenz zur Ermittlung des Prüfungsmaßstabs130
(1) Art. 31 GG131
(2) Vorlage nach Art. 100 Abs. 1 GG136
(3) Vorlage nach Art. 100 Abs. 3 GG136
bb) Bundesrechts- bzw. Grundgesetzwidrigkeit des Prüfungsgegenstandes137
cc) In die Landesverfassungen hineinwirkende Bestimmungen des Grundgesetzes138
dd) Zusammenfassung zum Prüfungsmaßstab139
V. Vergleich der Ebenen139
1. Anwendungsvorrang des Unionsrechts139
2. Vorabentscheidungsverfahren140
a) Funktion141
b) Aufgabenteilung zwischen EuGH und nationalen Gerichten141
c) Vergleich mit Art. 100 Abs. 1 GG142
3. Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit142
a) Änderungen durch den Vertrag von Lissabon143
b) Parallelen zur Bundestreue143
c) Einzelpflichten der Mitgliedstaaten144
VI. Fazit145
E. Prüfung deutscher Hoheitsakte am Maßstab des Unionsrechts146
I. Unionsrecht in Normenkontrollverfahren146
1. Keine Individualbeschwerde zum EuGH147
2. Duales Rechtsschutzsystem147
II. Individualrechtsschutz vor dem Gerichtshof der Union148
1. Gerichtshof, Gericht, Fachgerichte149
2. Nichtigkeitsklage150
a) Einschränkung des Rechtsschutzes durch die „Plaumann-Formel“150
b) Klagebefugnis des Adressaten (Art. 263 Abs. 4 Var. 1 AEUV)152
c) Klagebefugnis nach Art. 263 Abs. 4 Var. 2 AEUV152
d) Klagebefugnis nach Art. 263 Abs. 4 Var. 3 AEUV153
e) Zusammenfassung154
3. Untätigkeitsklage154
4. Amtshaftungsklage155
5. Erzwingung einer Aufsichtsklage der Kommission155
6. Vorabentscheidungsverfahren156
a) Unionsrechtliche Konsequenzen bei Vorlagepflichtverletzungen157
b) Staatshaftung bei Vorlagepflichtverletzungen157
III. Individualrechtsschutz auf nationaler Ebene158
1. Fachgerichtlicher Rechtsschutz159
a) Vollzug durch die Legislative159
b) Vollzug durch die Exekutive159
c) Vollzug durch die Judikative160
d) Der nationale Richter im Rechtsschutzsystem der Union161
e) Fachgerichtlicher Rechtsschutz im Vorwege der Sportwettenentscheidung161
2. Rechtsschutz durch das Bundesverfassungsgericht162
a) Verfassungsbeschwerde wegen einer Verletzung von Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG162
aa) Gewährleistung des gesetzlichen Richters162
bb) Gerichtshof als gesetzlicher Richter163
cc) Willkürliche Verletzung erforderlich164
dd) Anmerkungen zum Willkürmaßstab165
(1) Übernahme des „acte clair-Maßstabes“165
(2) Stärkere Orientierung am Gerichtshof167
(3) Stellungnahme167
ee) Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG im Zusammenhang mit den Sportwetten168
(1) Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 7. Dezember 2006169
(2) Anmerkungen170
b) Verfassungsbeschwerde als Mittel zur Durchsetzung von Unionsrecht171
aa) Ablehnende Haltung des Bundesverfassungsgerichts172
bb) Zustimmung im Schrifttum174
(1) Di Fabio174
(2) Schlaich/Korioth174
(3) Paul Kirchhof174
(4) Hillgruber175
(5) Zusammenfassung176
cc) Integration des Unionsrechts in die Verfassungsbeschwerde176
(1) Völker- und Europarechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes176
(2) Unionsrechtliches Äquivalenzprinzip177
(3) Art. 19 Abs. 4 GG179
(4) Art. 2 Abs. 1 GG182
(5) Weiterungen190
(6) Unionsrechtskonformität als Schranken-Schranke193
(7) Verfassungsprozessuale Konsequenz194
(8) Ergebnis202
c) Erstreckung auf die konkrete Normenkontrolle?202
d) Erstreckung auf die abstrakte Normenkontrolle?203
F. Zusammenfassung der Ergebnisse205
I. Übergangsfristen durch das Bundesverfassungsgericht205
II. Konflikte mit dem Unionsrecht206
III. Vergleichsfolie: Bundesverfassungsgericht und Landesverfassungsgerichte207
IV. Prüfung deutscher Hoheitsakte am Maßstab des Unionsrechts208
Literaturverzeichnis211
Sachwortverzeichnis218

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