Sadismus und Vergewaltigung
Im Jahre 1968 erschien in den USA ein Buch unter dem Titel «Black Woman – White Man», «Schwarze Frau – Weißer Mann» von Michael Gantry. Der Verfasser interviewte Hunderte weißer Männer und schwarzer Frauen. Es zeigte sich, neben politisch und soziologisch bemerkenswerten Ergebnissen, nach wie vor «Bigotterie und Rassenhaß».
Die Einführung des Verlegers (‹Editor’s Introduction›) in die Problematik der sexuellen Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß deutet aber auch an, daß sich die bislang verhärteten Fronten aufzuweichen beginnen. Er schildert folgende Party-Szene:
«In Berkeley: Der schwarze Körper eines Mädchens glänzt im Lichte der Wohnzimmerlampe, während sie ihre Beine um einen weißen Mann schlingt, sich aufbäumt und, ihn fest umklammernd, einen ekstatischen Orgasmus erlebt. Kaum die Hälfte der 12 Männer und Frauen im Raum, die ebenfalls nackt sind, sehen zu dem stöhnenden schwarzen Mädchen in den Armen des weißen Mannes hin. Auch sie wenden sich kurze Zeit danach wieder ihrer lebhaften Unterhaltung über die Liebe, die Zivilrechte und – Vietnam zu.»
Seit der Sklavenzeit, in der die Negerinnen schlimmsten Folterungen ausgesetzt waren, hat es bis auf den heutigen Tag immer wieder sadistische Akte mit schwarzen Frauen gegeben. Sie sind gewiß nicht mehr so häufig wie vor einigen Generationen, haben aber nichts von ihrer Heftigkeit verloren. So beschreibt Gantry in dem Kapitel «Ein kleiner weißer Käfer an einem großen weißen Kerl» folgende Szene:
«Ich erinnere mich nicht mehr genau, wie es passierte, aber ich weiß, daß ich Kate über den Mund schlug. Sie stolperte zurück, legte eine Hand an die Lippen, und dann hatte sie Blut an der Hand. Ich wollte Rache nehmen an diesem schwarzen Teufel und schlug weiter zu. Dann ergriff ich einen Stuhl und schlug damit brutal auf sie ein. Sie fiel zu Boden, fast bewußtlos. Ihr Gesicht und ihr Kopf bluteten.
Da fiel mir ein, daß sie gesagt hatte, sie wolle mich nicht, und wenn ich der letzte Mann auf der Welt sei. Gut, in diesem Moment konnte es sein, daß ich der letzte Mann für sie war. Ich riß ihre Kleider vom Körper und riß so lange, bis sie vollständig nackt war. Sie hatte herrliche Brüste, und auch das andere war prima.
Nebenbei: Wie sie so dalag, verängstigt und hilflos, das tiefrote Blut rann über die schwarze Haut, hatte ich sie oft in meinen Träumen, in meinen Vorstellungen gesehen. Ich fühlte, wie sich mein Körper spannte.
Ich riß mir die Kleider herunter, warf mich auf sie und preßte ihr die Luft aus. Nie war ich so froh gewesen, einen so dicken Pfeil zu haben, denn ich wollte Kate wehtun, wie ihr noch nichts vorher wehgetan hatte.
Sie war eng und trocken, aber ich stieß in sie hinein, so daß sie vor Schmerz wimmerte … Kate wendete den Kopf von einer Seite zur anderen und stöhnte, ich solle aufhören. Aber ich hörte ganz bestimmt nicht auf. Es war großartig. Ich hatte nicht nur ein sexuelles Vergnügen, sondern nahm auch Rache für Jeannie und zahlte es Kate und Cindy und all den schwarzen Hexen heim, die glaubten, sie hätten die gleichen Rechte wie weiße Leute.
Ich wußte, daß der Fußboden unter ihr hart war. Sie wimmerte und bat mich, unter Tränen, aufzuhören. Aber verdammt, ich wollte nicht aufhören, bestimmt nicht jetzt. So etwas bekam ich nie wieder, ich wollte es ganz auskosten.
Immer wenn der Höhepunkt hochschwoll, stoppte ich und schlug auf das Mädchen ein. Schließlich kam die Entladung so stark, daß sie schrie und ohnmächtig wurde. Ich raffte mich hoch und stieß sie wach. Sie blutete zwischen den Beinen und konnte kaum laufen.»
Die vulgäre Sprache des Berichts – sie wurde gegenüber dem Original noch abgemildert – läßt Rückschlüsse auf den Bildungsstand des Berichters zu. Andererseits spiegelt der rüde Ton nicht nur die Ausdrucksweise des Durchschnittsamerikaners, sondern zeigt auch sein vordergründiges, brutal-oberflächliches Verhältnis zum Sex überhaupt.
«Schwarze Frau – Weißer Mann», schreibt der Verleger im Vorwort, «ist ein leidenschaftliches Buch. Michael Gantry erzählt die Vorkommnisse, wie sie sich in den Gefühlen der meisten Amerikaner spiegeln.»
An diesem Beispiel ist klar erkennbar, daß die Vergewaltigung eines Mädchens – oder einer Frau – häufig eine sadistische Komponente aufweist. Zuerst erfolgen Schläge, bis das Opfer nahezu wehrlos ist, dann werden die Kleider vom Leibe gerissen, und schließlich erfolgt die gewaltsame Inbesitznahme des Körpers.
Was hier als Einzelfall dargestellt ist, spielte sich in früheren Jahrhunderten als Massenerscheinung ab. So wurden den Siegertruppen schon in der Antike mit der Genehmigung zur Plünderung auch fast immer die Frauen zur Vergewaltigung freigegeben. In fast allen Fällen spielten auch sadistische Momente eine Rolle.
Auch aus dem Mittelalter sind Berichte dieser Art so umfangreich überliefert, daß man ohne Mühe aus der Fülle auswählen kann. In seiner «Geschichte der Erotik» schreibt Carl van Boten:
«Es ist klar, daß das Landsknechtsleben für Verfeinerungen der Erotik keinen Platz hatte. Was der Landsknecht imitierte, war die Geschlechtspraxis seines adeligen Herrn, der ihn in der Schlacht kommandierte. Seine Sexualität war vornehmlich Straßenräuberei. Seine höchste Lust die Ausschweifung. Er kannte keine Wahl. Keine Frau war vor ihm sicher, kein Mädchen vor seinen Angriffen gefeit, kein Notzuchtsakt war ihm riskant genug, vor keiner Nonne machte sein Angriff halt, und wenn einer Horde ein ganzes Kloster ausgeliefert war, dann um so besser. Zwischen den Schlachten, zwischen Straßenräubereien fand sich immer noch Zeit für die Landsknechte und ihre ritterlichen Anführer, Sexualangriffe im kleinen und größeren Stil zu organisieren, und wenn es gar gelang, eine belagerte Stadt zu nehmen, dann trat selbstverständlich neben die Plünderung die organisierte Vergewaltigung. Die Männer schlug man tot, die Frauen schändete man und nicht selten kam es dabei zu Massenlustmorden. Ein zeitgenössischer Chronist berichtet z. B. über die Folgen der Einnahme einer belagerten Stadt:
»Viel Frauen und ledige Weibspersonen in und außer der Stadt, sogar schwangere Frauen, geschändet. Einer schwangeren Frau die Brüste vom Leib gerissen. Ein Mädchen von 12 Jahren bis auf den Tod geschändet, und sogar eine Frauen, die nahend 100 Jahre alt gewesen, geschwächt. Einer fürnehmen Frauen Gold an heimblich Orten gesucht, also daß sie aus Schrecken, Forcht und Scham gestorben. Einen Burger, vor dessen Augen sein Eheweib und junges Töchterlin geschwächt und fortgeführt, den Mann aber zu Tod geschlagen, auch einem anderen Burger sein Weib in dessen Beyseyn geschändet, sie drei Tage in Quartier behalten … Einer anderen ehrlichen Frauen, so erst aus dem Kindbett gegangen, haben sie in einer Nacht zum sechsmal einander zu kaufen geben …»
Die Bevölkerung einer besiegten Stadt hatte fast stets mit derartigen Übergriffen zu rechnen. Die sexuellen Ausschweifungen waren für nicht wenige Landsknechte die eigentliche Triebkraft. Dafür lohnte es sich, das Leben auf’s Spiel zu setzen.
Es kommt hinzu, daß in diesen Zeiten der Glaube an Dämonen noch im Schwange war, ja sogar von der Kirche eifrig gefördert wurde. Es geschah immer wieder, daß Frauen angeblich vom Teufel, von Dämonen, von einem Incubus oder einem bösen Geist vergewaltigt wurden. So berichtet Masters in «Die teuflische Wollust» (Lichtenberg-Verlag):
«Ein aus dem 15. Jahrhundert stammender Fall scheint die allgemein anerkannten Regeln des Hexenwesens, daß nämlich Jungfrauen nicht vergewaltigt werden konnten, daß nach 1.400 keine Vergewaltigungen durch Dämonen mehr vorkamen und daß Frauen lediglich von einem Incubus ‹umworben› wurden, nicht zu erfüllen. Bei diesem Ereignis wurde nämlich eine Jungfrau gleich von drei Incubi überwältigt, die sich einige Male gewaltsam mit ihr paarten. Einem anderen Bericht zufolge vergewaltigte eine Bande von Dämonen ein männliches Wesen: Ein frommer Mann wurde von einer Gruppe Succubi überwältigt, die die Gestalt schöner junger Mädchen angenommen hatten, und dazu gezwungen, mit ihnen mehrere Male schändlich zu sündigen.
Dem sei noch hinzugefügt, daß die Dämonen, denen es teuflischerweise an Tugend, Nächstenliebe und sicher auch an Ehrfurcht mangelt, nicht einmal vor der geheiligten Person von Ordensangehörigen haltmachten, sondern sie zur Sünde des Fleisches verleiteten. Falls ihnen dies weder durch Schmeicheleien noch durch Einflüsterungen gelang, nahmen sie die Jungfrauen oder Nonnen einfach mit Gewalt. Es war bekannt, daß auch Priester sich derart unzüchtig verhalten konnten, weshalb das Opfer eines solchen Falles oft nicht mehr mit Bestimmtheit sagen konnte, ob nun ein Diener Gottes oder ein Helfershelfer Satans in geistlicher Verkleidung es so grausam … behandelt hatte.»
Aber nicht nur im Mittelalter, sondern auch im 20. Jahrhundert sind sadistische Massenvergewaltigungen immer wieder vorgekommen.
Als im Jahre 1944, während des 2. Weltkriegs, die unter französischem Kommando stehenden marokkanischen Truppen durch die Kämpfe mit den Deutschen (auf italienischem Boden) arg demoralisiert waren, versprach ihnen ihr General: «Jenseits der Berge findet ihr, wenn ihr kommende Nacht den Feind getötet haben werdet, ein Land, das reich ist an Frauen und an Wein. Euer General gelobt euch feierlich: Wenn ihr den Feind besiegt, gehören euch die Häuser, die Frauen und der Wein für 50 Stunden. 50 Stunden könnt ihr tun und lassen, was ihr wollt.»
Das alliierte Oberkommando war einverstanden. Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Man schrieb...