4 Die sieben relevanten Verhaltens- und Kommunikationsstile (S. 68-69)
In diesem Kapitel werden die sieben im Kapitel 3 bereits kurz dargestellten Verhaltens- und Kommunikationsstile ausführlich beschrieben. Diese Verhaltens- und Kommunikationsstile, die auf der jeweiligen Notfallregel beruhen, sind im Alltag sehr wichtig und treten häufi g auf. Es handelt sich dabei um den selbstbezogenen, gewissenhaften, sensiblen, dramatisierenden, kooperativen, rational-distanzierten und kritischen Verhaltens- und Kommunikationsstil. Im folgenden Kasten sind für die jeweiligen Stile noch eine Reihe anderer Beschreibungen aufgeführt, die synonym verwendet werden können.
Synonyme Begriffe:
• Selbstbezogen: selbstbewusst, sich beweisend, ehrgeizig.
• Gewissenhaft: genau, bestimmend, kontrollierend.
• Dramatisierend: mitteilungsfreudig, kontaktfreudig, expressiv.
• Kritisch: mürrisch, negativistisch, verweigernd.
• Rational-distanziert: eigenbrötlerisch, emotionsfrei.
• Kooperativ: nachgiebig, anhänglich, bedürftig.
• Sensibel-vermeidend: zurückhaltend, selbstkritisch.
Die nachfolgenden Beschreibungen haben zwei Ziele: Zum einen sollen sie es ermöglichen, andere Menschen besser zu verstehen, zum anderen bilden sie die Grundlage für die gezielte Selbstoptimierung (vgl. Kapitel 5). Darüber hinaus sollten Sie am Ende dieses Kapitels noch einmal überprüfen, ob Sie aufgrund dieser Beschreibungen Ihre Notfallregel noch einmal revidieren sollten.
Für jeden der Stile gibt es Verhaltensweisen, die in der Regel eher positiv, und solche, die in der Regel eher negativ bewertet werden. Die Abgrenzung zwischen positiv und negativ bewerteten Verhaltensweisen kann nicht exakt trennscharf sein, da sie immer Werturteile enthält, die nicht zwingend in dieser Weise bewertet sein müssen. Unter Anspannung ist es eher wahrscheinlich, dass die jeweils negativen Aspekte des Verhaltens- und Kommunikationsstils in den Vordergrund treten, die positiven Aspekte des jeweiligen Verhaltens- und Kommunikationsstils dagegen werden bei Anspannung eher in den Hintergrund treten (vgl. Abbildung 19).
Die folgende Darstellung der verschiedenen Verhaltens- und Kommunikationsstile enthält zudem Hinweise auf Selbstaussagen, Appelle und Beziehungsvorschläge, die in den Aussagen der Personen gemäß dem Modell von Schulz von Thun (vgl. Kapitel 3) hauptsächlich „mitschwingen“. Sofern es eine Analogie für den entsprechenden Stil gibt, wird diese ebenfalls erläutert. Anschließend wird das „psychologische Kalkül“ erläutert, das dem jeweiligen Stil zugrunde liegt.
Was versteht man unter dem „psychologischen Kalkül“?
Um das psychologische Kalkül verstehen zu können, das hinter einem entsprechenden Stil steckt, muss man drei Dinge berücksichtigen: Erstens geht es um die Frage des Selbstwertes einer Person, zweitens um das zentrale Bedürfnis, mit dessen Hilfe der Selbstwert optimiert werden soll, und drittens um die zentrale Angst, die vorgibt, welche Situationen und welches Verhalten anderer Menschen den Selbstwert bedrohen und von daher strikt zu vermeiden sind.
Zunächst ist es für eine Person bezeichnend, von welcher zentralen Angst sie gesteuert wird, also was sie unbedingt zu vermeiden versucht. Zusätzlich ist es wichtig zu wissen, welches Bedürfnis für die Person mit dem jeweiligen Verhaltens- und Kommunikationsstil zentral ist, da dies die grundlegenden Komponenten der Notfallregel sind.