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E-Book

Voll auf Zucker!

Wie Sie die Sucht nach Süßem überwinden

AutorMartina Fontana
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783641075163
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Süß schmeckt gut - doch wer zu viel Zucker konsumiert, wird süchtig, produziert 'Hüftgold' und riskiert langfristig gesundheitliche Probleme. Dieses Buch zeigt erprobte Wege für einen gesunden Umgang mit der süßen Droge. Es enthält ernährungsphysiologische Basis-Infos (u.a. über Stevia), mentale Taktiken, Fallbeispiele, Tipps für den Einkauf sowie leckere, vitaminreiche Rezepte.
  • Raus aus der Zuckerfalle!
  • Wie Sie den teuflisch-süßen Süchten entkommen
  • Mit Test: Bin ich ein Zuckerjunkie?


Martina Fontana, geb. 1967, arbeitete viele Jahre in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und entwickelte sich durch eigene Erfahrung zur Expertin zum Thema 'Zucker in der Ernährung'. Sie lebt in Berlin.

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Leseprobe

Wir sind von Natur aus Süßschnäbel

Wir stehen total auf Zucker, aber warum eigentlich? Sind wir tatsächlich von Natur aus Süßschnäbel?

Dass unser allererstes Nahrungsmittel, die Muttermilch, süß schmeckt, ist eine Binsenweisheit. Wussten Sie aber auch, dass das Fruchtwasser, in dem wir neun Monate lang friedlich schwimmen und von dem wir gern einmal ein Schlückchen nehmen, ebenfalls einen süßlichen Geschmack hat? Und dass wir schon vorgeburtlich von den geschmacklichen Vorlieben unserer »Austrägerin« beeinflusst werden? Also werden wir nicht nur über die Nabelschnur mit Nährstoffen versorgt, sondern wir erfahren über sie auch erste Geschmacksrichtungen – spannend, oder? Und wenn eine Schwangere ihren (in der Zeit ja leider oft extremen) Zucker-Gelüsten ausschweifend nachgibt, kann das der Grundstein für die spätere Süß-Vorliebe des Kindes sein: »Süßschnäbel-Mütter« bekommen nämlich sehr oft »Süßschnäbel-Babys«!

Heißt das also, dass viele von uns schon vor der Geburt auf süß getrimmt wurden und somit eigentlich gar nichts dafür können?! Das ist doch mal eine prima Ausrede: »Ich kann nichts für meinen ewigen Süßhunger, ich wurde schon im Mutterleib zum Zucker-Junkie gemacht!«

Aber auch wenn die werdende Mama in der Schwangerschaft nicht übermäßig viel genascht hat, kommt doch jedes Baby mit einer gewissen (angeborenen) Süß-Vorliebe auf die Welt. Warum? Weil diese Vorliebe sicherstellt, dass das Kleine die (süße) Muttermilch garantiert nicht verschmäht (und damit auch nicht verhungert). Wussten Sie, dass alle Babys Süßes lieben, aber Saures oder Bitteres vehement ablehnen? Vielleicht haben Sie schon einmal gesehen, wie sich die kleine Schnute verzieht, wenn etwas Bitteres oder Saures in seinen Mund gelangt? Deutlicher (und niedlicher!) kann man sein Missfallen wohl nicht ausdrücken! Diese Bitter-/Sauer-Abneigung ist übrigens auch der Grund dafür, warum Medikamente für kleine Kinder extrem gesüßt sind – der zuckrige Beigeschmack lenkt die Geschmackszellen von den eigentlich bitteren Wirkstoffen ab, und der Husten- oder Fiebersaft wird (meistens) klaglos geschluckt.

Werden aus den Babys irgendwann Kleinkinder, tritt die angeborene Süß-Vorliebe mehr und mehr in den Hintergrund. Und dann folgt leider oft die »angewöhnte« (und lebenslang andauernde) Vorliebe für Süßes. Was passiert da mit unseren kleinen Mäusen? Nun, ist die Milch- und Breiphase vorbei, werden die Kinder stark durch ihre Ess-Erfahrungen geprägt. Und die sind eben leider oft sehr süß, weil die Eltern (und all die anderen, die es gut mit den lieben Kleinen meinen) den Kindern natürlich besonders häufig das geben, was sie auch selber gerne essen. »Modern« (und zuckerreich) ernährte Eltern haben fast immer »modern« (und zuckerreich) ernährte Kinder! Nur wenn die Erwachsenen selbst geschmackliche (und gesunde) Vielfalt leben, können das auch die Kinder übernehmen (und werden nicht zu mäkeligen Super-Süßschnäbeln!).

Apropos »geschmackliche Vielfalt«: Wussten Sie, dass sich von den tausenden Geschmackszellen, die sich im Mund befinden, drei Viertel auf der Zunge tummeln? Mit ihnen schmecken wir die Richtungen süß, sauer, salzig, bitter und umami. Von »umami« haben Sie noch nie etwas gehört? Aber ganz sicher wissen Sie, wie es schmeckt! Käse, Fleisch, Fisch, Milch und Tomaten schmecken zum Beispiel umami. Quasi alles, was sich mit »würzig-wohlschmeckend« umschreiben lässt, gehört zu dieser Geschmacksrichtung, die durch natürliches Glutamat verursacht wird! Erstaunlich, dass sich die Bezeichnung »umami« noch nicht herumgesprochen hat, finden Sie nicht?

Umami gehört (obwohl doch so wenig bekannt) zu den Geschmacks-Favoriten der meisten Menschen. Nur süß lieben wir noch mehr, denn der süße Geschmack lässt darauf schließen, dass das Lebensmittel sehr wahrscheinlich ungefährlich und (durch den enthaltenen schnell verfügbaren Zucker) außerdem ziemlich nahrhaft sein dürfte. Bitteres hingegen mag kaum jemand gern – kein Wunder, denn die meisten Gifte und Giftpflanzen schmecken bitter. Also suggeriert uns der bittere (Bei-)Geschmack: Achtung, das könnte giftig sein, Finger weg! Ebenfalls lebenswichtig ist es für uns, Salziges herauszuschmecken, denn wir brauchen davon ca. sechs Gramm pro Tag, damit unser Wasserhaushalt vernünftig funktioniert. Saures mögen wir meist nur in geringen Dosierungen – oder durchaus gern in der Kombination mit Zucker, wie die hohen Verkaufszahlen der Süßwaren »Saure Pfirsiche«, »Saure Heringe« oder »Saure Apfelringe« beweisen (Rollmöpse und Salzgurken verkaufen sich nicht annähernd so gut).

Hätten Sie gedacht, dass unsere Geschmacksempfindungen nur zu ca. 20 % im Mund (bzw. auf der Zunge) entstehen und satte 80 % in der Nase? Wundern Sie sich auch über diese prozentuale Verteilung?

Stellen Sie sich vor: Sie möchten einen Apfel essen und suchen sich ein rotwangiges Exemplar mit einer milden Fruchtsäure und reichlich Fruchtzucker aus. Als wahrer Genießer schnuppern Sie natürlich zuerst an der Frucht, bevor Sie reinbeißen. Schon der Wohlgeruch lässt Ihnen das »Wasser im Mund zusammenlaufen« und aktiviert ganz automatisch die Riech-Sensoren in Ihrer Nase. Nun beißen Sie herzhaft in den Apfel und beginnen zu kauen. Sie bewegen das Fruchtfleisch im Mund hin und her, zerkleinern es und befreien die sogenannten flüchtigen Aromastoffe aus den Zellen. Diese tanzen vor Freude in der Luft und gelangen über den Rachen in die Nasenhöhlen. Hier sitzen die ja schon erwähnten Riech-Sensoren und die freuen sich sehr über die Ankunft der Apfel-Aromastoffe. Sie geben (genau wie die Geschmackszellen der Zunge) die entstandenen Reize über bestimmte Nervenbahnen an das Großhirn weiter. Dort wird daraus ein »Gesamt-Geschmacks-Eindruck«. Fazit: Können Sie gut riechen, schmeckt Ihnen das Essen viel besser als jenen, die unter einer schlechten (oder gar fehlenden) Geruchswahrnehmung leiden!

Sandra, 40 Jahre

Ich musste mich vor sechs Jahren operieren lassen, weil mir Polypen in der Nase sehr zu schaffen machten. Obwohl mich der Arzt damals darüber aufgeklärt hat, dass »Nerven« durchtrennt werden könnten und ich unter Umständen nach dem Eingriff weniger oder gar nicht mehr würde riechen können, war ich sehr erschüttert, als ich feststellen musste, dass ich seit der Operation tatsächlich so gut wie nichts mehr roch. Leider hat sich das auch nicht mehr verändert, und schnell wurde deutlich, dass das »Kaum-noch-Riechen-Können« ziemlichen Einfluss auf mein Geschmacksempfinden hat: Mir schmeckt kaum noch etwas so gut wie vor der Operation, alles schmeckt irgendwie lascher, langweiliger. Seltsamerweise esse ich seit dem Eingriff jedoch viel mehr – es ist, als würde ich unbewusst versuchen, über mehr Essen intensiver zu schmecken, was natürlich nicht wirklich funktioniert. Die Folge ist, dass ich seit der Operation sieben Kilo zugenommen habe …

Aber auch ohne Operation nimmt die Zahl der aktiven Geschmackszellen im Laufe des Lebens mehr und mehr ab. Wir schmecken immer weniger. Sind wir (richtig) alt, empfinden wir vieles geschmacklich nur noch als »irgendwie lasch« und haben kaum noch Appetit. Interessanterweise hält sich das süße Geschmacksempfinden am längsten; viele ältere Menschen werden dann zu »Pudding-Vegetariern« und nehmen fast nur noch Gesüßtes zu sich.

Ob jung oder alt: Die meisten von uns sind (von Natur aus) richtige Süßschnäbel. Aber ob und wie sehr wir unsere »süße Vorliebe« ausbauen, hängt von vielen Aspekten ab. Das weiß auch die Lebensmittelindustrie. Nur allzu gern forciert sie unser Süßschnabel-Dasein, versorgt uns mit ihren zuckrigen »Kreationen«, damit wir uns daran gewöhnen. Und damit wir süchtig werden. Dass das leider wunderbar funktioniert, lässt sich mehr als deutlich an den Umsatzzahlen dieser Branche (und ihren Helfershelfern) ablesen.

Nicht jeder schmeckt gleich

Wussten Sie, dass die Wissenschaft »Super-«, »Normal-« und »Nichtschmecker« unterscheidet? Wie empfindlich die Zunge ist und wie viele Geschmackszellen besonders aktiv sind, soll in unseren Genen festgelegt sein …

Skandal im Supermarkt: Kennen Sie Ihren Dealer?

Eigentlich müssten wir hellauf begeistert sein, wenn wir unseren Lieblingssupermarkt erkunden: Was für eine Vielfalt wird uns dort geboten! Mehrere Tausend Produkte warten nur darauf, endlich von uns gekauft zu werden. Die meisten, schön bunt verpackt und mit Appetit anregenden Bildchen versehen, wollen uns locken: »Kauf mich, du brauchst mich doch!« Wir (und unsere Kaufkraft) wollen natürlich gern umschmeichelt werden, das weiß die Lebensmittelindustrie genau. Und darum überlässt sie nichts dem Zufall: Da werden mit unvorstellbar hohen Budgets immer neue Marketingstrategien entwickelt, die alle doch nur ein Ziel haben: Wir Kunden sollen kaufen, und zwar möglichst viel! Da die wenigsten von uns unter Kaufunlust oder Appetitlosigkeit leiden, tun wir der Industrie den Gefallen gern –und konsumieren. Daran ist an sich auch nichts zu kritisieren, denn wir müssen ja schließlich irgendetwas essen! Aber, Moment mal: Wir müssen essen – absolut einverstanden. Aber müssen wir wirklich nur irgendetwas essen? Lieber nicht!

Die Institution »Supermarkt« hat sich in den letzten Jahrzehnten prächtig entwickelt; sie ist zu einer wahren Wunderwelt der industriell verarbeiteten Lebensmittel avanciert – zum Beweis stehen in jedem Supermarkt meterlange Regale, die ausschließlich »Kreationen« der Lebensmittelindustrie enthalten. Und ihre Fantasie scheint keine Grenzen zu kennen, denn ständig kommen neue Produkte hinzu. Naturbelassene Waren wie Obst und Gemüse werden mehr und mehr zur Randerscheinung. Das...

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