WAS IST DAS PASSENDE FÜR SIE?

Lassen Sie uns das Wollen kurz näher betrachten. Sie und ich – wir wollen allerlei, wenn der Tag lang ist. Vielleicht wollen wir im Lotto gewinnen, auf Rosen gebettet werden und eine Hose finden, die am Hintern gut sitzt. Dieses Wollen ändert sich schnell. Es kommt und geht mit dem, was der Alltag so mit sich bringt.

Ich will aber auf ein tieferes Wollen hinaus. Eines, das mit dem ver­bunden ist, was für Sie authentisch und stimmig ist. Und das kennen Sie auch. Vielleicht ist dieses Wollen nicht ganz so präsent wie Ihre sonstigen Alltagswünsche. Bei manchen Menschen versteckt es sich tief innen in ihrem Herzen, ganz weit hinten in ihrem Hinterkopf. Es lohnt sich, dort ein wenig tiefer zu graben.

Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit und überlegen Sie: Neben all den vielen Dingen, die Sie gern hätten, gibt es da etwas, das Sie entscheidend voranbringen würde? Etwas, das für Sie richtig und passend wäre? Gibt es etwas, das der nächste Schritt in Ihrer Entwicklung sein sollte? Neben all dem Krimskrams und den vielen Ablenkungen – was wollen Sie eigentlich wirklich?

TROTZ ERFOLG IM BERUF UNZUFRIEDEN?

Ich erinnere mich noch sehr gut an Julia. In meinen Selbstsicherheitstrainings war sie drei Jahre lang so etwas wie ein Stammgast. Sie hatte Karriere gemacht. Sie fing im Büro als einfache Schreibkraft an, aber mittlerweile war sie im Lauf der Jahre zur Büroleiterin aufgestiegen. Trotzdem war Julia unzufrieden. Sie war sogar extrem unzufrieden. Bei mir wollte sie nun lernen, noch selbstsicherer zu werden. Damals war Julia davon überzeugt, mehr Selbstsicherheit würde ihr helfen und sie aus der Unzufriedenheit erlösen.

Das Merkwürdige an der Sache war, dass Julia in meinen Augen total selbstsicher wirkte. In den Trainingsseminaren stand sie immer im Mittelpunkt. Sie redete gerne viel, laut und ungebremst. Sie sprach darüber, was sie alles an ihrem Job nervte. Und das war eine Menge: Sie hatte Schwierigkeiten mit einigen Kolleginnen und manche Kunden waren ihr viel zu unhöflich und respektlos. Ihr Vorgesetzter, so behaup- tete Julia, führte sich auf, als wäre er Napoleon persönlich. Julia hatte an allem und jedem etwas auszusetzen. Obwohl sie in ihrem Job so viel erreicht hatte, war sie unglücklich.

Ich packte also meine besten Durchsetzungsstrategien aus und fing an, mit ihr zu trainieren, was das Zeug hielt. Für Julia war das aber alles immer zu wenig. Immer fehlte noch ein Baustein, der in ihren Augen unglaublich wichtig war. Deswegen tauchte sie auch immer wieder in schöner Regelmäßigkeit in meinen Trainingsseminaren auf. Sie brauchte Nachschub – noch mehr Selbstsicherheit. Sie wollte noch besser kämpfen, sich noch besser durchsetzen können.

DAS EIGENE GESTALTEN, STATT IMMER NUR ZU KÄMPFEN

Um die Wahrheit zu sagen: In Bezug auf Julia war ich damals mit meinem Latein am Ende. Was sollte ich dieser Frau noch beibringen? Bei Julia ging es eindeutig nicht darum, noch mehr zu kämpfen und noch selbstsicherer zu werden. Julia brauchte etwas anderes.

Deshalb probierte ich zum ersten Mal etwas Neues aus. Ich zeigte Julia eine einfache Methode, mit der man aus der Unzufriedenheit rauskommt und das Passende in sein Leben bringen kann. Diese Methode heißt: Dreisatz der Gestaltung.

Bisher hatte ich diesen Dreisatz der Gestaltung nur für mich ganz allein, im Privaten und im stillen Kämmerlein genutzt – und es hat immer großartig funktioniert. Ich hatte das Ganze noch nie in einem Trainingsseminar präsentiert. Da ich aber bei Julia einfach nicht weiterwusste, habe ich es ausprobiert. Und … Überraschung: Für Julia war dieser Dreisatz der Gestaltung genau das Richtige. Es war das, was sie eigentlich immer gesucht hatte. Ich war echt erleichtert.

DAS PASSENDE GEFUNDEN UND DIE SONNE GEHT AUF

Der erste Satz oder genau gesagt der erste Teil in diesem Dreisatz der Gestaltung lautet: Statt weiterhin im Problem zu wühlen – finde deine Vision. Stell dir vor, was für dich das Passende wäre. Stell dir das Resultat vor, das dich begeistert.

Genau damit fing ich an. Ich bat Julia, sich die Arbeit vorzustellen, die sie sich von Herzen wünschte, mit allem Drumherum. »Bitte nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und überlegen Sie in Ruhe. Wenn Sie alles bekämen, was Sie sich wünschen, wie würden Sie gern arbeiten? Was wäre Ihr idealer Job, der Sie wirklich begeistert?«

Julia wurde ganz still. Sie dachte nach. Und dann ging in ihrem Gesicht die Sonne auf. Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, strahlte sie. Sie beugte sich nach vorn, warf die Arme hoch und sagte euphorisch: »Am allerliebsten würde ich in Rom arbeiten! Ich liebe Rom! Diese Stadt ist der Traum meines Lebens. Ich arbeite gern als Büroleiterin, aber das möchte ich in der schönsten Stadt der Welt tun. Ich möchte so gern in Rom leben und arbeiten.«

Diese Antwort verblüffte mich ein wenig. Aber jeder, der das mit­bekam, konnte deutlich spüren: Julia war Feuer und Flamme. Leben und arbeiten in Rom, das war das Passende für sie.

Plötzlich machte alles einen Sinn. Ich verstand nun endlich, warum sie so unzufrieden war. Julia war im Herzen eine Römerin. Eine leidenschaftliche Römerin. Das war das Passende für sie. Genau das war ihr nächster Entwicklungsschritt. Ihr Festhalten am alten Job, das Aus­harren und Kämpfen bedeutete für sie einen einzigen Frust. Alles, was sie in ihrem alten Job störte, war eigentlich nur ein Fingerzeig, der ihr immer wieder klarmachte: Das hier passt nicht mehr zu dir. Geh jetzt weiter und folge deiner Bestimmung.

WENN EINE VISION REALITÄT WIRD

Was Julia fehlte, war nicht mehr Selbstsicherheit. Ihr fehlte das Know-how, mit dem sie das verwirklichen konnte, was wirklich zu ihr passte. Der Dreisatz der Gestaltung war genau dieses Know-how. Es war die Methode, mit der Julia sich weiterentwickeln konnte.

Julia fing an, sich an ihren Romtraum heranzupirschen. Dabei wurde sie, wie sie selbst sagte, ein anderer Mensch. Sie fühlte sich stärker und gelassener. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit mehr auf das, was sie wollte. Statt sich nach Feierabend über ihre Kolleginnen und ihren Vorgesetzten zu ärgern, frischte sie ihre Italienisch-Sprachkenntnisse auf. Sie sah ihren Alltag mit neuen Augen und suchte nach Möglich­keiten, wie sie ihrer Vision näher kommen könnte. Dabei stellte sie fest, dass in der Firma ein gebürtiger Italiener arbeitete. Ein Teil seiner Familie lebte immer noch dort. Mit diesem Mann verbrachte Julia ihre Mittagspausen. Sie fragte ihn aus, holte sich von ihm viele Tipps und später half ihr seine Familie bei der Wohnungssuche in Rom.

Julia blühte auf. Sie wusste, was sie für sich wollte, und das holte sie sich schrittweise in ihr Leben. Ihr Traum war keine Spinnerei mehr, sondern ein ganz realistisches Vorhaben. Die Nervereien in ihrem Job perlten an ihr ab. Sie fühlte sich endlich stark, klar und in ihrer Kraft.

Julia war nicht mehr zu bremsen. Ihre Vision gab ihr mehr Energie. Sie traute sich weit aus ihrer bisherigen Komfortzone heraus.

Nach fast zwei Jahren bekam ich von Julia mehrere Postkarten aus Rom. Sie hatte dort einen Job gefunden. Und nach langem Suchen auch eine Wohnung. Aber vor allem hatte sie ihre wahre Stärke entdeckt. Julia hatte erkannt, dass sie immer und überall das gestalten kann, was zu ihr passt. Und dass sie das stark und glücklich macht. Am Ende steht eine einfache Erkenntnis: Wenn wir das gestalten, was jetzt für uns dran ist – der nächste Entwicklungsschritt –, werden wir stärker. Wir leben im Einklang mit dem, was sich durch uns ausdrücken will.

DER DREISATZ DER GESTALTUNG

Der Dreisatz der Gestaltung ist eine einfache Methode, die Ihnen hilft, sich das Leben aufzubauen, das für Sie stimmig ist und das Sie begeistert. Ich erläutere Ihnen diese Methode in diesem Kapitel noch ausführlich, damit Sie gleich mitmachen können. Hier kommt zunächst ein kurzer Überblick. Dieser Dreisatz besteht, wie der Name schon sagt, aus drei Teilen oder kurz gefasst aus drei Sätzen:

1. SATZ: FINDEN SIE IHRE VISION.

Nehmen Sie ein Problem oder eine Unzufriedenheit, die Ihnen zu schaffen macht, und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Sie stattdessen wollen. Überlegen Sie in Ruhe, was für Sie nun das Beste wäre. Was würde Sie denn begeistern? Was möchten Sie in Ihr Leben ziehen? Dann stellen Sie sich dieses beste Ergebnis so deutlich vor, als hätten Sie es bereits verwirklicht. Schwelgen Sie von vollem Herzen in Ihrer Vision und lassen Sie sie vor Ihrem geistigen Auge richtig lebendig werden. Wenn es Sie voll und ganz begeistert, ist es das Passende für Sie – und dann können Sie es auch in Ihr Leben bringen.

2. SATZ: CHECKEN SIE DAS, WAS SIE JETZT SCHON HABEN.

Stellen Sie fest, wo Sie zurzeit stehen und was Ihnen bereits für die...