Danke für die Gnade!
Hört: Die Kapelle spielt ihr tanzbarstes Lied auf Repeat.
Doch allen Beats zum Trotz wiegt sich niemand
im Takt der Musik.
Zynismus und Gleichgültigkeit, filigran als finstere Filter
auf die Wahrnehmung gelegt
bis wir den Geber der guten Gaben vor lauter Segen
nicht mehr seh’n.
Sind wir nicht überschüttet mit Strömen des Schönen
doch so furchtbar fokussiert auf was uns noch fehlt,
dass wir ächzen und stöhnen
unter der Last des selbstverständlichen Wohlstands,
an den wir uns gewöhnten?
Wiegt nicht das, was uns eint um so vieles schwerer,
als was uns vermeintlich zerteilt?
Und ist es nicht längst Zeit für ein bisschen
mehr Dankbarkeit?
Diktiert der Hass nicht bloß gescheiterte Geschichten?
Und baut Erbarmen nicht Brücken anstatt Mauern
zu errichten?
»In der Liebe ist keine Furcht« gelesen, geglaubt und gewusst.
Aber was, wenn die Wagen beladen mit Wissensmyriaden
aus den Köpfen nicht durch die Tunnel
zu den Herzen passen?
Als ob Gott und den Nächsten zu lieben
zwei verschiedene Dinge wären,
die sich beliebig trennen lassen.
Warum feiern wir Freiheit so selten?
Warum versteckt sich die Freude fast verschüchtert
hinter Zäunen?
Ist am Ende des Tages nicht alles was ich habe
einfach nur Gnade?
Ich meine: Habe ich irgendetwas dafür getan?
Ich glaube am Ende des Tages ist alles, was wir haben, einfach nur Gnade.
Warum tanzen wir nicht? Warum lachen wir nicht?
Warum feiern wir nicht gemeinsam?
Koenige & Priester feat. Marco Michalzik, Laith Al-Deen, »Warum feiern wir nicht«, Album »Heldenreise«
Ein Lied wie ein Gedicht!
Als ich diese Zeilen zum ersten Mal aus meinen Kopfhörern auf dem Weg in die Redaktion hörte, wusste ich: Das sind die Worte, mit denen ich ein Buch über den christlichen Glauben beginnen möchte, wenn ich jemals erneut eins schreiben darf: Liebe. Brücken bauen. Ströme des Schönen. Gute Gaben. Segen. Freiheit. Alles aus Gnade! Was für ein Grund zum Feiern!
Das ist exakt das, was mir auf dem Herzen liegt. So schön erlebe ich den Glauben an Jesus. Auch schon im Hier und Heute! So viel Wunderbares ist mir in der Gesellschaft mit Christen und im stinknormalen Alltag passiert, womit ich vorher nie gerechnet hätte. Vielleicht wirkt das naiv, zu kindsköpfig, zu begeisterungsfähig. Aber ich kann versprechen: Meine Begeisterung, Christ zu sein, kommt von Herzen und wächst.
Gestatten, Daniel Böcking
Gestatten Sie mir, dass ich mich kurz vorstelle. Denn hier schreibt jemand, der mit Fug und Recht behaupten kann, noch ein ziemlicher Grünschnabel im Glauben zu sein.
Jemand, der zwar erste Erfahrungen teilen kann, aber keine Weisheiten.
Über 30 Jahre lang hatte ich wenig mit Jesus am Hut gehabt und nur eine sehr vage Idee, dass es wohl irgendetwas geben müsse, das man Gott nennen könnte. War als Baby evangelisch getauft worden – aber zunächst nicht sehr »nachhaltig«: Kein Kirchgänger, kein regelmäßiger Beter, kein Bibelleser, kein übermäßiges Interesse am Christentum. Eher streitlustig, ehrgeizig, partyerfahren und routiniert am Bierglas. Auch nicht wirklich suchend. Mir ging es ja gut. Glücklich verheiratet, ohne Geldsorgen, meinen Traumjob Journalist ausübend bei BILD (heute als stellvertretender Chefredakteur).
Das Jahr 2010 leitete für mich den Umschwung ein. In großen Katastrophen, die ich als Reporter begleitet habe (Haiti-Erdbeben, Loveparade-Unglück, Mineneinsturz in Chile), lernte ich immer wieder Christen kennen, die mich tief beeindruckten. Sie zeigten mir direkt vor Ort – als unmittelbar Betroffene oder als Helfer –, wie man selbst im Leid Trost und Kraft bei Gott suchen und finden kann, und sie erklärten mir die erlösende Botschaft und Tat von Jesus, der für mich bis dahin keine Hauptrolle gespielt hatte.
So startete für mich eine Reise. Ich näherte mich dem Glauben: mit dem Herzen durch Gebete und Bibellektüre. Mit dem Kopf durch viele Gespräche und Recherche. Es überraschte mich, dass es mir nicht gelang, Gott totzurecherchieren. Nicht, dass dies mein Ziel gewesen wäre – aber lange hatte mich das mulmige Gefühl begleitet, dass Gott unwahrscheinlicher werden würde, je mehr ich die Fakten überprüfte. Doch je tiefer ich grub, desto verblüffter war ich, dass mir der christliche Glaube immer vernünftiger erschien. Und als Herz und Kopf schon »JA« zu Jesus sagten, hatte ich im Gebet eine so schöne Gotteserfahrung, dass aus meinem Glauben eine Gewissheit wurde und aus meinem hektischen Lebensweg eine Umkehr zu Jesus.
Damals haben sich meine Prioritäten neu sortiert – mit Jesus im Zentrum von allem. Das erwähnte Gebet war ein gewaltiger Schritt in eine neue Richtung, eine Kehrtwende, auf die viele kleine Schritte folgten. Keine Lügen mehr (auch keine kleinen), keine Ellbogen im Beruf. Ich hörte auf, Alkohol zu trinken – nicht, weil es irgendwo in der Bibel verboten wird, sondern weil die meisten meiner Fehltritte im Party-Rausch-Modus passiert waren. Keine Lästereien (obwohl ich hier häufig scheiterte und scheitere). So änderte ich Tippelschritt für Tippelschritt mein Leben. Richtiger: Ich versuchte, mich von Jesus verändern zu lassen. Noch richtiger: Ich wollte mich von ihm zu meinem wahren und ehrlichen Ich leiten lassen. Rückschläge und Bauchplatscher inklusive – bis heute. Und während ich auf einer Ebene plötzlich unterwegs war, bin und keine Pläne schmiede, in absehbarer Zeit damit aufzuhören, war ich auf einer anderen Ebene angekommen: in einer großen Gottes-Gewissheit, deren Bestätigung und Realität ich wieder und wieder erfahren durfte. Angekommen im Glauben.
Plötzlich Christ.
Erst 2015 traute ich mich, in einem BILD-Artikel über den zu schreiben, der mir das Wichtigste im Leben geworden war: Jesus Christus. Das persönliche und für BILD-Verhältnisse ziemlich lange Stück »Warum ich mich heute als Christ outen will« verbreitete sich überraschend rasant im Internet und brachte mir das Angebot, ein Buch über meinen Weg zu schreiben (»Ein bisschen Glauben gibt es nicht. Wie Gott mein Leben umkrempelt«).
Es folgten wirklich viele Einladungen zu Vorträgen, Gottesdiensten, Interviews, Fernsehaufzeichnungen. Bis heute bin ich etwa zwei Mal im Monat irgendwo in Deutschland unterwegs, um über mein Glück mit Jesus zu sprechen. Häufiger geht das nicht, weil ich weder im Beruf nachlassen noch meine Traumfrau Sophie und unsere drei Kinder über die Maßen strapazieren möchte.
Genau diese Reisen – die zahllosen Begegnungen mit unterschiedlichsten Christen – sind es, die mir den Stups gegeben haben, erneut ein Buch zu beginnen.
Denn anfangs war es für mich »christliche Pflicht«, solche Einladungen anzunehmen. Es war mir eher unangenehm. Ich war nervös. Hatte Angst, mich vor den Glaubens-Routiniers zu blamieren, und verstand nicht, was ich eigentlich mit einem Vortrag beitragen könnte. Ich war mir nicht sicher, ob die Pietisten, die mich da eingeladen hatten, nett waren oder eher eine Art Sekte. Ich hatte keine Ahnung von gar nix. Doch nach und nach verwandelte sich das Müssen in ein fröhliches Wollen.
Jeder Christ – ob Adventist oder Baptist, ob Katholik oder Protestant, Landes- oder Freikirchler – hat mein Leben reicher gemacht. Meine Vorträge und Begegnungen sind für mich mittlerweile großartige Abenteuertrips, auf denen ich jedes Mal dazulernen kann und etwas Neues entdecke. Häufig genug wahre Schätze.
Ja, genau darum soll es in diesem Buch gehen: Um die Freude, an der Hand von Jesus durchs Leben gehen zu dürfen – oft in christlicher Gemeinschaft, die unglaublich vielfältig ist, manchmal herausfordernd und hin und wieder selbst für mich ein wenig schräg. Auch um die Verwunderung, warum uns diese Freude nicht jeder sofort ansieht. Um die große, herrliche Schatzsuche und einige schöne Funde, die ich schon machen durfte.
Um die »Vorstellungsrunde« zu komplettieren: Sophie und ich wohnen in Berlin, in einer Wohnung im nicht ganz so hippen Niederschönhausen. Und unsere drei Kinder Elsa (sechs Jahre alt), Fritz (fünf Jahre) und Carl (zwei Jahre) wären eigentlich ein eigenes Buch wert, so ausfüllend, wild und großartig ist der Alltag mit ihnen. Da ich bei Vorträgen oft gefragt werde, warum Sophie mich so selten begleitet oder ich so wenig über sie schreibe: Sie ist vermutlich eine bessere Christin als ich (auch wenn das ein blöder Vergleich ist), denn sie ist eine wundervolle Nächstenlieberin mit einem unendlich großen Herzen. Vermutlich bin ich aber der Extrovertiertere von uns beiden, was auch der Grund dafür ist, dass ich es nicht als meine Aufgabe ansehe, ihren Glaubensweg nach außen zu kehren. Wir sind glücklich.
Nun nutze ich die Gelegenheit, hier auch gleich eine meiner großen Schwächen ins Rampenlicht zu stellen. Eine Rezensentin meines ersten Buches hat das in einer Kritik bei »Amazon« auf den Punkt gebracht:
»Was erwarte ich als Leser von einem Buch über den Glauben? Für mich wären es folgende Punkte: Gott spüren, spüren, dass mein Herz aufgeht, mich freuen, die Bekehrung nachvollziehen und mitverfolgen können. Ja, das alles schildert Daniel Böcking, aber (...) richtig ergriffen hat es mich nicht, denn ich habe vor allem den Autor gesehen, aber fast nie Gott.«
Diese Rezensentin gab dem Buch dennoch drei Sterne. Doch ich...