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E-Book

Warum ließ ich es zu?

Ein Leben wie aus einem Film

AutorMonika Dahlhoff
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl276 Seiten
ISBN9783741206597
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Gefangen, geschlagen, misshandelt. Wie soll aus all diesem Elend eine glückliche Frau werden? Wenn sie von all dem keine Ahnung hat, was sie in der Welt da draußen erwartet. Ihr die Schulbildung aus Krankheitsgründen versagt blieb. Sie Nonne in Kinderheimen mit Freuden werden wollte und auch das versagt blieb. Zwei Sterne am Himmel, Gott und Papa, ihr den richtigen Weg zeigen wollten. Doch leider war die Zeit dafür noch nicht gekommen. Da kamen plötzlich noch die Wege mit den Dornen und den falschen Wegweisern. Alles zog und zerrte an ihrem Körper wie auch an ihrer Seele. Man versuchte ihr das 'ich' zu zerstören, Ihren Körper und Ihre Seele zu missbrauchen. Die Welt mit allen Höhen und Tiefen gab ihr ständig die Hand. Nein sie fragt heute nicht, warum geschah das alles? Denn sie bekommt keine Antwort darauf. Die beiden Sterne am Himmel, Gott und Papa, konnten dieses Elend nicht mehr mitansehen. Es war genug gelitten. Sie führten Sie auf den Weg, zu einem Menschen, der Ihre Hilfe brauchte und dieser Mann durch sie Gottes Wort wieder fand. Nun endlich habe ich mein 'Ich' meine Achtung und meinen Stolz wieder.

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Leseprobe

1958: Endlich 18!


Heute war mein 18. Geburtstag, auf den ich so lange gewartet hatte. Endlich. Tante Marile, die in unserem Restaurant die Kegelbahn führte, hatte mir versprochen, ich dürfte von allen Schnapsflaschen in ihrer Bar einen Schluck zu trinken bekommen, wenn ich 18 Jahre alt sei. Als sie das damals sagte, lachte sie. Nun weiß ich auch, warum.

Nur wenig von einigen Schnäpsen schüttete sie mir zu meinem Geburtstag in ein kleines Gläschen. Nein, kein roter Apfel, wie der, den Oma mir früher auf meinen Geburtstagstisch gelegt hatte, war heute mein Geschenk: Es war Alkohol, den ich so hasste. Denn bis zu diesem Tag hatte ich noch keinen Alkohol getrunken. Als ich es jetzt tat, setzte die Wirkung schon nach ein paar kleinen Schlucken ein. Tante Marile brachte mich nach oben in unsere Restaurantküche, damit mich die Gäste der Kegelbahn in diesem Zustand nicht sahen.

Sie setzte mich an den Küchentisch unseres Restaurants, an dem jetzt Mama und Papa saßen, wo sonst immer im kleinen Kreis mit der Familie und unseren Angestellten gefeiert wurde. Plötzlich sah ich, wie beide über mich lachten, in meinem Kopf drehte sich alles, doch da hörte ich Worte, die ich nicht mehr einordnen konnte. Auch wie ich hier in die Küche gekommen war, wusste ich nicht mehr. Nur eins weiß ich heute noch: dass ich viel geweint hatte und ein Küchenhandtuch vor mein Gesicht hielt. Das tat ich sicher aus Angst, etwas zu erzählen, was immer ein Geheimnis bleiben sollte.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mein Kopf schwerer als mein Körper. Als ich dann an mir heruntersah, stellte ich mit Schrecken fest, dass ich nackt war. Ich schämte mich und zog die Bettdecke schnell wieder über mich, doch es half nichts, ich musste zur Arbeit.

Später, als ich in die Restaurantküche ging, begegnete mir als Erster Papa, der mich aber mit einem Grinsen begrüßte. »Wer hat mich in mein Bett gebracht?«, fragte ich vorsichtig. »Ich«, antwortete er, »habe dich nach oben getragen, ausgezogen und in dein Bett gelegt.« Fast flüsternd fragte ich: »Sonst habe ich nichts gemacht?« »Doch«, sagte er, »ich bin noch eine Weile bei dir geblieben.« Als ich bei diesen Worten in sein Gesicht sah, wusste ich, was passiert war. Sofort drehte ich mich um, ging in unser Restaurant, um zu arbeiten. Jedoch stellte ich schnell fest, wie schwer mir heute die Arbeit fiel. Meine Beine gehorchten mir nicht, mein Kopf tat mir weh.

Am späten Nachmittag bekam ich von Mama doch noch ein paar Stunden früher frei und konnte schlafen gehen. Nun hatte ich endlich verstanden, was es bedeutete, wenn von den Gästen jemand sagte: »Ich hatte einen Filmriss.« Mir fehlten einige Stunden der Nacht, die ich jetzt nachholen musste. Aber auf keinen Fall wollte ich vergessen, was ich mir vorgenommen hatte.

Als ich erwachte, war es draußen schon dunkel. Sehnsüchtig wartete ich in meinem Zimmer, bis das Licht und die Musikbox in unserem Restaurant ausgingen. Nur in meinem Kopf, da konnte natürlich nichts ausgeschaltet werden. Mir ging es immer noch nicht gut, aber eines wusste ich genau: Hier musste ich weg. Weg von meinem Stiefvater, weit, weit weg. Dies alles hier musste ein Ende haben. Wenn ich jetzt nicht ginge, würde alles so bleiben, aber das konnte und wollte ich nicht ertragen.

Langsam zog ich mich an, suchte nach meinem kleinen Koffer, den ich unter meinem Bett versteckt hatte, und packte einige meiner Sachen hinein. Es war nicht sehr viel, aber mehr brauchte ich auch nicht. Schnell schob ich den Koffer wieder unter mein Bett, es hätte noch jemand kommen können. Das heißt, Papa hätte noch in mein Zimmer kommen können, sowie er es oft tat, wenn er Mama in ihr Bett brachte, dann aber wieder in die Küche ging, sich an den Küchentisch setzte und ein Bier oder Ähnliches trank. Oft, wenn dann alles ruhig im Haus war, kam er noch zu mir in mein Zimmer. Sollte ich aber die Tür einmal abgeschlossen haben, brachte er es fertig, sie einfach aufzubrechen. Und mich zu nehmen. Und mich danach mit einem Lachen, das mich frieren ließ, zu verlassen.

In solchen Nächten fand ich keinen Schlaf, rollte mich wie ein Igel in meinem Bett zusammen und lauschte zitternd auf alle Geräusche, bis er tatsächlich noch einmal aus der Küche zurückkam: »Lass dir was einfallen, was du morgen wegen der kaputten Tür zu deiner Mutter sagst!« Wann auch immer er diese Sachen mit mir tat, ich stand mit meiner Erklärung vor meiner Mama alleine da, ich verschwieg aus Angst jedes Mal, was passiert war. Ja, er wusste genau, dass Mama immer Schlaftabletten nahm, damit sie den Krach aus dem Restaurant nicht hörte. Und das nutzte er ständig aus. Wie oft es nun schon passiert war, wusste ich nicht mehr, aber es war zu oft. Die Angst, die ich jedes Mal hatte, jemand könnte hören, was er mit mir tat, ließ mich zittern.

Ein seltsames Gefühl schlich sich plötzlich bei mir ein: In den vielen langen Jahren im Gulag hatte ich oft auf meinem Strohlager gelegen und nach Mama geweint, gerufen, gehofft und darum gebetet, sie wiederzusehen. Nun aber würde ich sie verlassen, so wie sie mich jeden Tag verließ, indem sie nicht bemerkte, was mir geschah. Sie hatte mich verlassen: Sie gab mir keine Liebe, auch wenn ich sie in langen, mit Tränen erfüllten Nächten von ihr ersehnt hatte. Sie war nicht die Mama, nach der ich mich gesehnt hatte. Sie hatte ihre Kinder nicht einmal gesucht. Es war ihr Bruder, der die Ungewissheit nicht mehr ertragen konnte und wissen wollte, wo sich ihre Kinder befanden, ob sie noch lebten.

Nun aber würde ich Mama verlassen, verlassen für immer, das hatte ich mir lange genug überlegt und war der Überzeugung, es richtig zu machen. Ich wollte von Papa nicht mehr missbraucht werden, mir fehlte die Kraft, das weiter zu ertragen. Auf meinem Nachttisch brannte eine kleine Kerze. Damit der Schein nicht durch meine Tür zu sehen war, hatte ich einen Schuhkarton davorgestellt. Angespannt, aber schon angezogen saß ich auf meinem Bett, das Radio spielte leise ein Lied, welches mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Die Worte waren französisch gesungen, aber ich kannte sie, denn dieses Lied hatte ich schon einmal gehört, damals jedoch nicht mit diesen Gedanken und Gefühlen wie heute: »Rien ne va plus« – »Nichts geht mehr« – heißt dieses Lied, und die sanfte Stimme der Sängerin ließ mich plötzlich frieren.

Endlich hörte ich die Schritte meiner Eltern die Treppe heraufkommen, sie gingen geradewegs ins Schlafzimmer. Zitternd hoffte ich, dass Papa nicht wieder aus dem Schlafzimmer zu mir käme. Aber nach den Schritten, die ich auf der Treppe gehört hatte, musste er wohl sehr betrunken sein. Leise, aber sehr schnell zog ich meinen kleinen gepackten Koffer unter dem Bett hervor und nahm alles Geld, das ich hatte. Es waren genau 50 Mark.

So schnell ich konnte, lief ich den Berg hinunter zum Bahnhof unseres kleinen Dorfes. Da saß ein älterer Mann, der gewöhnlich die Fahrkarten verkaufte, hinter einer Glasscheibe. Erstaunt schaute er mich an, denn um diese Zeit hatte er wohl selten Menschen in seinem Bahnhof gesehen. »Was willst du denn schon so früh hier?«, fragte er mich. In meinem Kopf war plötzlich alles durcheinander. Ich wusste so schnell auf seine Frage keine Antwort, hatte ich mir doch auch vorher keine Gedanken darüber gemacht, wo ich eigentlich hinwollte. Der Mann aber lächelte mich an und sagte: »Na, hast du vergessen, was du hier wolltest, oder hast du vergessen, wo du hinwillst?« »Nein«, sagte ich vorsichtig, »ich soll mit dem nächsten Zug fahren.« Da hörte ich ihn sagen: »Na, dann willst du sicher nach Düsseldorf.« Schnell sagte ich: »Ja!« Mir fiel ein Stein vom Herzen, da alles gut gegangen war. Und ich nahm den erstbesten Zug, wohin, war mir egal. Nur weg, weg von zu Hause, das doch kein Zuhause war.

Völlig außer Atem vom schnellen Laufen und vor Angst, doch noch aufgehalten oder erwischt zu werden, ließ ich mich schnell in einen bequemen Sitz im Zug fallen. Mein Herz wollte sich nicht beruhigen, so aufgeregt war ich, es schlug, als wollte es aus mir herausspringen. Da bemerkte ich, dass ich ganz allein in einem Abteil saß. Als der Zug anfuhr, langsam, ganz langsam, beruhigte ich mich dann doch. Schaute aus dem Fenster meines Abteils und sah, wie die Häuser, die Bäume, die Felder an mir vorbeirasten. Hin und wieder hielt der Zug, Menschen sah ich ein- und aussteigen. Doch ein Schild mit dem Namen der Stadt, für die ich eine Fahrkarte in meiner Jackentasche hatte, war noch nicht zu sehen. Da merkte ich, wie müde ich doch war. Das Licht in dem Abteil war nicht sehr hell. Ich musste aufpassen, dass mir die Augen nicht zufielen. Meinen kleinen Koffer hatte ich vor meinen Sitz gestellt, meine Füße darauf, so konnte ihn mir niemand wegnehmen. Immer noch war die Angst in mir, dass mir etwas weggenommen würde, wenn ich nicht gut aufpasste. Ja, der Gulag ließ mich einfach nicht los, er hatte Spuren hinterlassen, er hielt an mir fest wie ein Gespenst. Diese Jahre konnte ich einfach nicht vergessen, sie verfolgten mich. Zu oft fühlte ich...

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