Schon vor dem weltweiten Siegeszug von Fertiggerichten für Menschen hielt Fertigfutter für Katzen Einzug in die Supermärkte. Doch während uns durchaus bewusst ist, dass die industriell hergestellten Mahlzeiten für uns Zweibeiner auf Dauer nicht gesund sind, machen sich nur die wenigsten Katzenhalter Gedanken über den Ernährungswert des Dosen- und Trockenfutters. Zu praktisch und zeitsparend ist das in Dosen, Beuteln und Tüten verpackte Katzenmenü, das laut Herstellerangaben alles enthält, was die Katze zum Gesundbleiben benötigt.
Allerdings mehren sich auch unter Katzenhaltern die kritischen Töne, und viele bei Stubentigern verbreitete Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Allergien und Übergewicht werden mittlerweile mit minderwertigem Fertigfutter in Verbindung gebracht. Fertigfutter grundsätzlich zu verteufeln wäre falsch. Doch sollten auch eingefleischte Fans von Fertignahrung Wert darauf legen, dass der Napf ihrer Katze Tag für Tag mit hochwertigem Futter gefüllt wird und dieses auch wirklich alles enthält, was die Katze braucht. Sie müssen kein Experte sein, um eine Katze gesund zu ernähren. Sie müssen beim Einkauf nur ein wenig die Augen aufhalten. Das richtige Fertigfutter zu finden ist einfacher, als es die langen Regale im Tierbedarfshandel vermuten lassen – und dennoch schwerer, als es die Futtermittelindustrie verspricht.
Ob „Häppchen mit Rind“ oder „Entenragout in Gelee“, ob Bioqualität oder die günstige Version aus dem Supermarkt: Jede Fertignahrung für Katzen zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht roh wie eine frisch gejagte Maus oder frisch gewürfeltes Fleisch vorliegt, sondern praktisch und haltbar abgefüllt in Dosen oder Schachteln daherkommt.
Um den Inhalt vor dem Verderben zu bewahren, wird er erhitzt. Leider wird ein Teil der Nährstoffe dabei zerstört, sodass zum Ausgleich künstliche Futterzusätze eingesetzt werden. Manche Futtersorten enthalten zudem Konservierungsstoffe, deren gesundheitliche Unbedenklichkeit nicht immer erwiesen ist.
Vor der Auswahl der richtigen Futtermarke, die der Katze mundet, den Geldbeutel nicht allzu sehr strapaziert und trotzdem mit einer guten Zusammensetzung punktet, steht nun die Frage: Trocken- oder Nassfutter – oder gleich beides? Schon hier fängt die Verwirrung an. Die Beutetiere der Katze bestehen aus bis zu 80 Prozent Feuchtigkeit und decken in der Regel den Wasserbedarf der Katze. Frei lebende Katzen suchen deshalb nur selten eine Wasserstelle auf, genau wie ihre im Haus lebenden Artgenossen – und zwar unabhängig davon, ob das Futter schon genug Feuchtigkeit enthält oder nicht. Während die Feuchtigkeit im Nassfutter der natürlichen Katzennahrung entgegenkommt, fehlt sie bei Trockenfutter fast völlig. Die gar nicht so seltene Folge: Nieren- und Blasensteine bilden sich, da der Harn höher konzentriert ist und die Katze seltener Wasser lässt.
Was ist wirklich in der Tüte drin?
Glykämischer Index
Der glykämische Index (GI) ist ein Maß für die Auswirkung der Nahrung auf den Blutzuckerspiegel – je höher der Wert, desto höher der Anstieg des Blutzuckers nach Verzehr der Nahrung. Kartoffeln lassen den Blutzuckerspiegel der Katze mit einem GI von 95 weiter nach oben schnellen als Karotten (50) oder Haferflocken (50). Traubenzucker hat einen GI von 100, Milchzucker dagegen nur von 46.
Ebenfalls nicht unproblematisch sind pflanzliche Bestandteile wie Kartoffeln, Erbsen oder Alfalfa, die selbst bei getreidefreiem Trockenfutter hinzugefügt werden müssen, um feste und haltbare Pellets zu erhalten. Trockenfutter enthält deshalb häufig bis zu 50 Prozent Kohlenhydrate – einen Nahrungsbestandteil, den die Katze nur zu einem geringen Maße benötigt und aufgrund ihres Verdauungssystems nur in geringen Mengen verwerten kann. Dies kann weitreichende Folgen haben: Katzennahrung mit Zuckerzusatz oder die Fütterung von Getreidesorten mit einem hohen glykämischen Index können das Diabetesrisiko durch eine erhöhte Insulinausschüttung begünstigen.
Auf der anderen Seite lockt die Futtermittelindustrie mit neuen Bestandteilen, die das Katzengebiss reinigen und bestimmten Harnsteinen, den sogenannten Struvitsteinen, vorbeugen sollen. So versprechen die neuen Futtersorten beispielsweise, „durch einen verringerten Gehalt an Proteinen und Mineralstoffen und die damit einhergehende Verringerung von harnpflichtigen Abbauprodukten die Nieren und harnabführenden Organe zu entlasten“. Ein anderes Zitat aus einer Produktbroschüre für Katzenfutter lautet: „Die Wasseraufnahme und -ausscheidung der Katze wird auf natürlichem Wege durch den speziell entwickelten, Water-Transit-Agent‘ unterstützt. Somit wird der Harnsteinbildung, unter Umständen daraus entstehenden Nierenschäden, vorgebeugt.“ Klingt gut, oder?
Wer sich die Nahrungsbedürfnisse der Katze anschaut, weiß, dass Proteine den Hauptbestandteil der Katzenernährung stellen sollten und dass kein Trockenfutter der Welt einen Wassergehalt von 80 Prozent liefern kann. Selbst bei Katzen ohne Nierenprobleme belastet Trockenfutter die ausscheidenden Organe deshalb erheblich.
Darüber, ob die harten Kroketten das Katzengebiss trainieren und säubern, streiten sich die Experten. Auch hier hat die Futtermittelindustrie wichtige Futterbestandteile im Gepäck: Spezialfutter mit zahnreinigender Wirkung soll Zahnbelag mit einzigartigen, speziell zusammengesetzten Futterbrocken entfernen und Mundgeruch verschwinden lassen. Der Nachteil: Die oft patentierten Futterbestandteile bestehen meistens aus Kohlenhydraten – für die Katze nur im geringen Maße verwertbar. Auch das oft von Tierärzten geäußerte Argument: „Dann muss die Katze mal richtig kauen“, läuft ins Leere: Das Kiefergelenk von Katzen wirkt wie ein Scharnier und ist zu Kaubewegungen wie beim Menschen nicht geschaffen. Stattdessen zerschneiden Katzen vor allem mit ihren spitzen Eckzähnen die Nahrung in schluckgerechte Stücke.
Richtig ist, dass größere Trockenfutterbrocken in jedem Fall besser sind als kleine – und dass Trockenfutter mit hochwertigen Proteinquellen und nur wenigen Kohlenhydraten einem minderwertigen Dosenfutter, das neben hoch dosierten Kohlenhydraten und Nebenerzeugnissen auch noch Zucker enthält, vorzuziehen ist. Die bessere Lösung ist aber immer noch hochwertiges Nassfutter. Doch wie findet man dieses?
Die Suche nach dem richtigen Fertigfutter stellt auch den erfahrenen Katzenhalter vor eine große Herausforderung. Der Markt rund ums Katzenfutter ist mittlerweile so groß und die Versprechungen der Katzenfutterindustrie sind so geschickt, dass die Suche nach der optimalen Fertignahrung für die Katze oft zu einer wahren Wissenschaft ausartet. Im nachfolgenden Kapitel finden Sie einige Tipps, wie und wo Sie gesundes, artgerechtes und dennoch nicht zu teures Futter für Ihren Vierbeiner auftreiben.
Futteretiketten sehen auf den ersten Blick verwirrend aus, lassen sich aber mit ein wenig Hintergrundwissen leicht entschlüsseln.
Zwar landen immer mehr hochwertige Futtersorten in den Regalen, doch die minderwertigen Varianten stehen ihnen in nichts nach. Am Preis kann man die Qualität der Katzennahrung schon lange nicht mehr festmachen. Katzenfreunden bleibt so oft nichts anderes übrig, als die Rückseite der bunten Schalen, Beutel und Dosen aufs Genaueste zu studieren. Doch keine Bange: Wer wichtige Eckdaten kennt, kann gutes Futter schon auf den ersten (oder zweiten) Blick von schlechter Katzennahrung unterscheiden.
Vorsicht bei Mengenempfehlungen
Die empfohlenen Futtermengen auf der Packung sind in den meisten Fällen zu hoch und orientieren sich nicht am tatsächlichen Bedarf Ihrer Katze. Dieser kann je nach Rasse, Alter und Aktivitätslevel deutlich variieren. An einer eigenen Berechnung kommen Sie deshalb nicht vorbei (siehe ab hier).
Die einfachste Angabe auf der Katzenfutterdose ist, ob es sich um ein Allein- oder Ergänzungsfuttermittel handelt. Alleinfuttermittel enthalten per definitionem alles, was eine Katze zum Gesundbleiben braucht: die drei grundlegenden Nährstoffe Eiweiß, Fette und Kohlenhydrate sowie Mineralstoffe, Vitamine, Taurin und weitere Vitalstoffe. Laut Futtermittelverordnung dürfen nur Futtermittel mit einem ausreichenden Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen als Alleinfutter bezeichnet werden. Ergänzungsfuttermittel sind, wie der Name verrät, nur als „Ergänzung“ gedacht. Ihnen sind in den meisten Fällen Nährstoffe nicht in ausreichender Menge oder nicht in einem ausgewogenen Verhältnis stehend zugesetzt. Zwar lieben viele Katzen die kleinen Ergänzungsfutterdosen mit Fisch oder Fleisch in Gelee, den Nährstoffbedarf decken diese aber nicht und führen auf Dauer zu Mangelerscheinungen.
Auch der zweite Blick sollte nicht nur der süßen Katze auf dem Etikett gelten, sondern der Zusammensetzung, in der die Futterbestandteile nach absteigender Menge sortiert sind. Die zuerst genannte Zutat ist also am meisten enthalten. Bei einem hochwertigen Katzenfutter darf aus diesem Grund an erster Stelle nur eins...