Einführung
Als Frauen im Zuge der Frauenbewegung in den 1960er Jahren ihre Vibratoren schwenkten und ihre BHs öffentlich verbrannten, waren sie auf dem besten Weg, ihre eigene Sexualität zu entdecken. Fest entschlossen, nicht mehr länger Objekt des männlichen Begehrens zu sein, zerstörten sie zuerst die alten Klischees über das, was Frauen angeblich Lust verschafft. Dann begaben sie sich auf Entdeckungsreise, um herauszufinden, was ihnen wirklich Spaß macht, und nannten das Kind auch klar und deutlich beim Namen. Erst mit diesem Schritt waren Frauen und Männer auf sexuellem Gebiet wirklich gleichgestellt, sodass Frauen nicht länger die Marionetten männlicher Lust waren.
Zunächst einmal ging es um den weiblichen Orgasmus. Beobachtungen hatten gezeigt, dass etwa 60 Prozent der Frauen keinen Orgasmus erlebten. Dass diese Form der Lust, dieses so wesentliche menschliche Erleben der Mehrheit der Frauen unbekannt war, war eine Tatsache, die auf jeden Fall erforscht werden musste. Frauen begannen zu masturbieren und offen darüber zu sprechen. Von nun an hatte der Vibrator einen Stammplatz auf dem „weiblichen“ Nachttisch. Zum ersten Mal sprachen Frauen mit ihren Partnern darüber, dass sie ein längeres Vorspiel brauchten und oralen Sex wollten. Die 1970er Jahre waren vom Bemühen der Männer ausgefüllt, sich an diese neuen erotischen Ideen und „Ansprüche“ zu gewöhnen. Die Frauen ergründeten dabei immer besser, was sie brauchten, um zum Orgasmus zu kommen. Sie entdeckten ein unentbehrliches Hilfsmittel: die Fantasie. Mit einem Mal gab es viele erotische Geschichten, die den Vorstellungen von Frauen entsprungen waren und in Zeitschriften und Büchern zu lesen waren. Gegen Ende dieses Jahrzehnts war die erotische Stimme der Frau endlich zum ersten Mal nicht mehr zu überhören … und sie war kräftig und überzeugend.
In den 1980er Jahren rückte der G-Punkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Pop-Ikone Madonna trug entscheidend dazu bei, das Bild einer selbstbewussten Frau zu erschaffen, die voll Stolz und Geschick auch im Bett die Führungsrolle übernahm. Und dieses Bild wurde zur kulturellen Norm. Die weibliche Fantasie ersann romantische, spielerische Szenen, die in den Schlafzimmern ausagiert wurden. Einige Frauen wagten sich gar in das Reich der Machtspiele im Lederkostüm vor.
Die sexuelle Entdeckungsreise der Frau endete nicht in den 1990er Jahren. Generationen von Frauen profitierten von dem, was ihre älteren Schwestern auf dem Gebiet der Selbstbestimmung im Bereich der weiblichen Sexualität erreicht hatten. Die jungen Frauen wagten mehr sexuellen Selbstausdruck in der Öffentlichkeit. Beach Partys und Striptease-Clubs, Orte, an denen eine wiedergewonnene sexuelle Freiheit sich offen zeigte, erfreuten sich regen Zuspruchs. Frauen jeden Alters begannen zu munkeln, dass es eine weibliche Ejakulation gebe. Die Stars der Porno-Industrie drehten Filme, in denen sie diese neu entdeckte weibliche Gabe vorführten. Plötzlich gab es Vibratoren, die einen G-Punkt-Stimulator hatten, und so machten die Frauen sich daran, die Fähigkeit zu ejakulieren für sich zu erobern.
All diese Entdeckungen über den weiblichen Körper und seine Bedürfnisse sowie die vielfältigen Möglichkeiten, diese zu befriedigen, sorgten in den letzten Jahrzehnten für rege Verlegertätigkeit im Bereich „Zeitschriften und Bücher“. Natürlich hatten sie auch immense Auswirkungen auf die persönlichen Beziehungen von Frauen. Den Veränderungen war Erfolg beschieden: Die Zahl der Frauen, die keinen Orgasmus erleben, ist drastisch zurückgegangen. Männer und Frauen haben ein abwechslungsreicheres Sexualleben als vor dieser Zeit und finden in ihren sexuellen Beziehungen sehr viel mehr Befriedigung als früher, was wiederum für mehr Nähe in der Partnerschaft sorgt. Die intensive Suche nach Möglichkeiten, tiefere sexuelle Befriedigung zu erlangen, wird vermutlich noch ein oder zwei Generationen lang dauern.
Einer der bemerkenswertesten Aspekte der menschlichen Sexualität ist es, dass sie uns so viel über uns selbst lehren kann. Leider wird gerade dieser Punkt immer wieder unterschätzt. Sexualität ist ein Bereich, in dem wir unsere Emotionen, Fantasien und Bedürfnisse voll ausdrücken können. Wir können unserer Kreativität und Vorstellungskraft freien Lauf lassen. Wenn wir die Sprache der Erotik erlernen, um auch auf diesem Gebiet mit Begabung und Geschick zu agieren, können wir 1. eine bewusste Wahl treffen; 2. mehr Toleranz für abweichende sexuelle Neigungen entwickeln und uns 3. mit Hilfe unseres neuen Verständnisses besser ausdrücken. Denn in Wahrheit beginnen wir erst allmählich zu begreifen, wie weit uns die Sexualität beeinflusst und welche Möglichkeiten sie uns daher auch eröffnet. Die weibliche Ejakulation stellt dabei keine Ausnahme dar. Sie stößt die Tür zur sexuellen Selbsterforschung erneut weit auf – doch die Früchte dieser Neuentdeckung sind vielleicht erst in einigen Jahren wirklich greifbar.
Je besser ein Mensch seine sexuellen Bedürfnisse kennt und je mehr er sie auf gesunde Weise ausleben kann, umso besser geht es uns allen. Unterdrückte sexuelle Wünsche führen zu Störungen im Leben des Individuums, was sich unweigerlich auch in seinen sozialen Beziehungen niederschlägt. Wie die Luft, die wir atmen, obwohl wir uns ihrer kaum je bewusst werden, so durchzieht auch die Sexualität unser ganzes Leben. Ein bewussterer Umgang mit ihr lässt uns letztendlich körperlich und geistig gesund sein. Leider bleiben unsere sexuellen Impulse viel zu oft unbewusst und werden nur auf dem allerniedrigsten Niveau gelebt. Für einen positiven Einfluss der Sexualität auf unsere Fähigkeit, Intimität zu leben, und unser allgemeines Wohlbefinden ist es wichtig, darauf zu achten, wie wir uns anziehen und was wir essen. Wir müssen uns um unsere Sexualität kümmern und ihre schöpferische, spielerische und erzieherische Kraft feiern. Je mehr wir diese grundlegende menschliche Energie ehren und achten, umso glücklicher und ausgeglichener sind wir als Menschen und als Teil unserer Gesellschaft.
| Was Ihnen das Wissen um die weibliche Ejakulation bringt | |
Die Ejakulation der Frau ist etwas zutiefst Weibliches. Sie ist sexy und lustvoll. Das Gefühl, das man dabei empfindet, ist befreiend und hoch erotisch. Aber das ist noch lange nicht alles. Das Wissen um die weibliche Ejakulation beruht auf der Neuentdeckung eines wesentlichen, wenn auch bislang fehlenden Puzzlestücks der weiblichen Anatomie. Die Ejakulation ist ein Geburtsrecht aller Frauen, denn alle Frauen wurden mit der Fähigkeit zu ejakulieren geboren.
Wenn wir den wichtigen Teil unserer Sexualorgane, der für die Ejakulation verantwortlich ist, kennen lernen, hilft uns dies zu verstehen, dass Ejakulat kein Urin ist. Frauen wurden bislang nicht gerade dazu ermutigt, sich gehen zu lassen und ganz sie selbst zu sein – weder körperlich noch seelisch. Die Angst, plötzlich zu urinieren, hat bei vielen Frauen dazu geführt, dass sie sich in der Liebe zurückhalten. Daher stellt es in allen Lebensbereichen eine echte Befreiung dar, wenn wir lernen, wie man ejakuliert. Das schenkt uns mehr Selbstbestimmung, mehr Kraft … was uns wiederum gesund und glücklich sein lässt.
Außerdem lernen wir durch diese Erfahrungen mit der Ejakulation und dem G-Punkt mehr über unsere Gefühle. Die Erregung, die durch den G-Punkt ausgelöst wird und sich zur Ejakulation steigert, kann nicht nur Probleme wie Verlust des sexuellen Interesses, Unwohlsein, körperliche und seelische Schmerzen sowie mangelnde sexuelle Befriedigung lösen. Sie sorgt auch dafür, dass wir endlich die befriedigenden Beziehungen haben, die sich die meisten von uns wirklich wünschen. Da der G-Punkt direkt mit dem starken Beckennerv in Verbindung steht, haben die durch ihn ausgelösten Orgasmen einen emotional reinigenden Charakter. Wenn wir unsere Gefühle ausdrücken, öffnen wir unser Herz. Wir laden zur Nähe ein und mehren unsere kreativen Fähigkeiten. Außerdem lässt sich die Sensibilität des G-Punktes erhöhen. Ein schmerzender oder tauber G-Punkt kann geheilt oder erweckt werden, was zu einem tieferen Erleben von Lust führt.
Der G-Punkt ist ein so wichtiger, zentraler Bestandteil der weiblichen Anatomie, dass es eigentlich nicht zu glauben ist, dass so wenig Frauen ihn kennen. Stellen Sie sich einmal vor, wie es wäre, wenn man Männern von Kindesbeinen an immer wieder erzählen würde, sie hätten keine Prostata und könnten nicht ejakulieren. Und wenn da eine Flüssigkeit aus ihrem Penis komme, dann sei das in jedem Fall Urin. Absurd, nicht wahr? Wir Frauen haben nun dank der Arbeit der Sexualwissenschaftler der letzten Jahrzehnte endlich die Möglichkeit, diesen Schleier der falschen Information, der den weiblichen Körper umhüllt, zu durchtrennen. Nun liegt es an uns, unsere „sexuelle...