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Welpen

Halten und erziehen, verstehen und beschäftigen

AutorDr. Barbara Schöning, Kristina Falke, Perdita Lübbe-Scheuermann
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783440161463
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Alles, was man über Welpen wissen muss - das Rundum-Paket für Welpenbesitzer mit umfassenden Informationen zu Welpenhaltung, Hundeverhalten und Beschäftigung. Die Autoren begleiten mit Wissen und Tipps durch die Welpenzeit: von der Auswahl über Eingewöhnung, Ernährung und Pflege bis zur Erziehung. Sie informieren ausführlich über Hundeverhalten und schaffen damit die Grundlage für eine gelungene Kommunikation mit dem jungen Hund. Außerdem werden viele Beschäftigungsmöglichkeiten vorgestellt: von Spielen bis hin zu sportlichen Aktivitäten.

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Leseprobe

Spielregeln im täglichen Umgang


Bewährt hat sich folgendes Prinzip im Umgang mit Hunden: So positiv wie möglich und so negativ wie nötig. Selbstverständlich gibt es „rote Ampeln“, denn ausschließlich über positive Bestätigung für erwünschtes Verhalten kann man einen Hund nicht zuverlässig erziehen – nicht, wenn man noch andere Dinge im Leben zu tun hat, als sich um seinen Hund zu kümmern und ihm auf Schritt und Tritt zu folgen.

Hunde sind nicht nur nett zueinander, maßregeln sich aber auch nicht ständig. Der gesunde Mittelweg ist unsere Devise.

Erwünscht: Übungen, die wir mit dem Hund machen („Hier“, „Sitz“, „Platz“ ...) und die er korrekt ausführt. Lob in Form von Stimme, Leckerlis, Streicheln oder Spiel führt dazu, dass unser Welpe motiviert die Aufgaben löst, die wir ihm stellen.

„Erwünscht“ sind aber auch Dinge, die der Hund von sich aus macht, weil sie von uns erlaubt sind, zum Beispiel wenn er sich zum Schlafen in sein Körbchen legt. Das muss allerdings nicht explizit belohnt werden.

Darüber Hinwegsehen: Es gibt viele Verhaltensweisen, über die man hinwegsehen kann, denn sonst ist man ständig damit beschäftigt, dem Hund Aufmerksamkeit zu schenken. Er darf Dinge für sich tun, beispielsweise beim Spaziergang einen Tannenzapfen aufnehmen und sich mit diesem beschäftigen. Soll er doch machen, es schadet nicht! Das muss in keiner Weise kommentiert werden.

Ignorieren sollten Sie auch, wenn Ihr Hund ein Verhalten anbietet, zum Beispiel wenn er sich vor Sie setzt, weil er sich Futter erhofft. Sie sind keine Futtermaschine, also gibt es nichts.

Unerlaubtes/Verbote: Es gibt allerdings Verhaltensweisen, die nicht ignoriert werden können. Das Ankauen giftiger Pflanzen oder auch Tätigkeiten innerhalb des Hauses, wie Tischbeine annagen oder Kabel anknabbern, sollten unterbunden werden.

Sinnvolle Übungen, um das Hörzeichen „Nein“ einzuüben, finden Sie im Kapitel „Das kann Ihr Welpe lernen“.

Bestimmt noch nicht in den ersten Tagen, aber doch zusehends, wird Ihr Welpe selbstständiger und alles Mögliche ausprobieren wollen, was bis zu einem gewissen Grad auch für seine Entwicklung wichtig ist. Wundern Sie sich nicht, auch die „verrückten fünf Minuten“ – der Welpe rast wie wild geworden durch die Gegend – gehören dazu. Solange er nichts zerstört und nichts anstellt, lassen Sie ihn ruhig.

Lassen Sie sich nicht einreden, Ihr Hund sei „dominant“. Denn dazu gehören immer zwei, und das vergessen die meisten „Hundekenner“: Nämlich einer, der zu dominieren probiert, aber vor allem einer, der es mit sich machen lässt.

Wenn Sie Ihrem Welpen frühzeitig deutlich machen, dass Sie die Regeln vorgeben, wird auch der pubertierende oder erwachsene Hund keine Veranlassung sehen, die Leitung der „Gemeinschaft“ übernehmen zu wollen.

© Sabine Stuewer/Kosmos

Mit viel Lob für erwünschtes Verhalten macht das Üben Spaß!

Timing und Intensität


Am besten können unsere Vierbeiner uns verstehen, wenn wir zeitgenau positiv oder negativ einwirken. Das bedeutet, dass Sie in der Sekunde aktiv werden, in der er etwas tut, was Sie möchten, oder etwas, das er unterlassen soll. Neben der richtigen Intensität ist das Timing entscheidend, damit der kleine Kerl einen Zusammenhang herstellen kann. Wenn Sie zu spät sind, ignorieren Sie kommentarlos, was gerade passiert ist. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn Sie kurz das Zimmer verlassen haben, wieder zurückkommen und den Blumentopf bereits ausgeräumt vorfinden.

Da hilft nur: Alles kommentarlos wegräumen und beim nächsten Mal besser aufpassen. Das bedeutet, den Welpen mitzunehmen, ihn in den Laufstall zu setzen oder alles hochzustellen, damit nichts zu Schaden kommen kann.

Vorausschauend handeln


Es ist angenehmer, den Vierbeiner in der Nähe einer Straße frühzeitig an die Leine zu nehmen, statt jederzeit die Befürchtung zu haben, dass er Richtung Autos läuft. Wir tragen volle Verantwortung für das kleine Kerlchen, ganz gleich, ob es darum geht, ihn davor zu schützen, Stromkabel anzuknabbern oder unser und fremdes Eigentum vor ihm zu bewahren.

Sie können viele Parallelen zu einem Kleinkind ziehen: Da wird die Treppe mit einem Kindergitter abgesperrt und in den Steckdosen Sicherungen angebracht. Und unsere guten Teetassen und die Filzstifte bewahren wir außer Reichweite der kleinen Kinderhände auf. Ähnlich sollten Sie es mit Ihrem jungen Hund handhaben.

Behalten Sie Ihren Welpen im Blick, doch schauen sie nicht ständig nach ihm. Er wird ansonsten ganz schnell das Gefühl bekommen, dass Sie auf alles reagieren, was er tut: Auch negative Rückmeldung bedeutet Aufmerksamkeit. Damit machen Sie ihn sehr wichtig, vielleicht sogar zum Mittelpunkt der Familie. Wer wichtig ist, hat auch das Sagen oder meint zumindest, es zu haben.

© Sabine Stuewer/Kosmos

Ihr Welpe wird einiges aufstöbern. Gegenstände, die Ihnen besonders am Herzen liegen, sollten Sie im Vorfeld absichern.

Rechtzeitig und überzeugend einwirken


Möchten Sie etwas unterbinden, spielt Ihre Körpersprache eine wichtige Rolle. Rennen Sie schimpfend und gestikulierend zum Hund und beugen Sie sich dabei über ihn, bekommt er unter Umständen Angst vor Ihnen. Sie wirken bedrohlich und unheimlich.

Ihr Hund lernt außerdem im Laufe der Zeit, dass er schneller ist als Sie. Rennen Sie immer wieder schimpfend zu ihm, wenn er etwas „klaut“, wirken aber nicht überzeugend auf ihn ein, dann wird er irgendwann anfangen, Sachen aus dem Regal oder vom Tisch zu holen, um Aufmerksamkeit zu erhalten, und er wird sich die Gegenstände schnappen und wegtragen. Ein lustiges Spiel – zumindest für ihn!

Um das zu verhindern, wirken Sie entweder auf Entfernung mit einem energischen „Nein“ ein. Lässt Ihr Hund daraufhin ab, loben Sie sofort mit der Stimme. Können Sie ihn jedoch nicht stoppen, dann kann eine Hausleine (eine ca. zwei Meter lange dünne Schnur) weiterhelfen, schneller einzuwirken.

Sie sollten etwas Vorsicht walten lassen, dass er sich damit nicht verletzt, indem er irgendwo hängen bleibt. Die Hausleine hängt einfach herunter und der Hund zieht sie hinter sich her, wenn er umherläuft. Mit ihrer Hilfe können Sie den kleinen Kerl auch aus Entfernung sofort unterbrechen, indem Sie ihn kurz und schnell mit der Leine wegziehen und Ihr „Nein“ parallel dazu ertönt. Danach folgt wieder Ihr Lob. Es mag seltsam klingen, dass Ihr Hund in der Wohnung mit einer Leine herumlaufen soll. Sie werden jedoch bald feststellen, wie hilfreich diese sein kann, weil Sie Ihre Verbote schnell und erfolgreich durchsetzen können.

Gelingt Ihnen das nicht, überwiegt das „Nein“ schnell gegenüber dem viel, viel wichtigeren Lob.

© Sabine Stuewer/Kosmos

Sie können Ihren Welpen über die Stimme loben, über ruhige Streicheleinheiten und über Leckerlis.

Von Tadel zu Lob


Sie sehen: Wichtig neben der Intensität der Einwirkung und dem Timing ist auch das schnelle Umschalten von Tadel auf Lob. Seien Sie in einem Moment streng und ernst, im nächsten aber sofort wieder nett, freundlich und wohlwollend, wenn der Hund erwünschtes Verhalten zeigt.

Verhalten umlenken


Um häufiges negatives Einwirken zu vermeiden, können Sie sein Verhalten auch im Vorfeld umlenken, wenn Sie bemerken, dass er beispielsweise Richtung Regal steuert. Sie rufen ihn, loben ihn, wenn er kommt, spielen mit ihm, und er hat wahrscheinlich danach gar keine Lust mehr, auf Erkundungstour zu gehen, weil er zufrieden und müde ist.

Hat er doch mal etwas erwischt, so ist es sinnvoll, diesen Gegenstand gegen eines seiner Spielzeuge zu tauschen. Dabei signalisieren Sie allerdings nicht, dass Sie seine „Beute“ haben wollen, sondern finden stattdessen ein Spielzeug selbst interessant und spannend. Wenn man dabei glaubwürdig und souverän rüberkommt, lässt nahezu jeder Hund fallen, was er gerade trägt und kommt interessiert herangelaufen.

Schneller sein


Wenn er beim Spazierengehen einen alten Hasenkadaver entdeckt – es liegt ja alles Mögliche herum –, den er besser nicht fressen soll, sollten Sie ihn bereits im Vorfeld im Auge behalten, um ihn im Ansatz unterbrechen zu können, nämlich noch bevor er frisst. Frisst er allerdings schon, und Sie wirken erst nachträglich ein, hat er sein Ziel längst erreicht und Ihre Unterbrechung kommt zu spät. Hier gilt das Gleiche wie im Haus: Rennen Sie schimpfend zum Hund, lernt er schneller zu sein als Sie, also: schnell die „Beute“ herunterschlucken oder so viel wie möglich ins Maul nehmen und dann aber nichts wie weg von dem schimpfenden Menschen. Außerdem ist das Vertrauensverhältnis gefährdet: Wenn Ihr Welpe bereits aufgehört hat zu fressen, Sie aber immer noch wütend und emotionsgeladen zu ihm hinstürmen, versteht er nicht, warum.

Der bessere Weg ist allemal, dass es gar nicht erst zum unerwünschten Verhalten kommt. Sehen Sie, dass er zielgerichtet auf den Hasenkadaver zusteuert, um bei diesem Beispiel zu bleiben, dann stoppen Sie ihn möglichst früh, spätestens jedoch, bevor er ihn aufsammeln möchte.

Um Misserfolge gar nicht erst auftreten zu lassen, ist es sinnvoll, den Welpen draußen vorerst mit Schleppleine laufen zu lassen. Sehen Sie, dass Ihr Welpe gerade Richtung Hasenkadaver abbiegt, bremsen Sie ihn vorher mit einem „Nein!“ und zupfen Sie ihn mit der Schleppleine weg. Macht er daraufhin einen Bogen um den Kadaver, dann loben Sie in mit der...

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