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Wenn Hunger droht

Bewältigung und religiöse Deutung (1400-1980)

VerlagMohr Siebeck
Erscheinungsjahr2017
ReiheBedrohte Ordnungen 6
Seitenanzahl330 Seiten
ISBN9783161551833
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis84,00 EUR
Hunger bedroht die Menschheit elementar - bis heute. In drei großen Zeitsprüngen analysieren die Autorinnen und Autoren dieses Bandes, wie die christliche Gesellschaft des Westens Hunger bekämpfte, aber auch, wie sie ihn religiös deutete. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit sind die Möglichkeiten effektiver Vorsorge begrenzt; Hunger ist eine Geißel Gottes, mit der er die allgegenwärtigen Sünden straft, oder aber eine Folge schwarzer Magie. Soll man also Buße tun oder Hexen verbrennen? In den Erwerbs- und Nahrungskrisen der Hochindustrialisierung entwickelt sich ein Sozialkatholizismus, der Mangel und Not zunehmend wirksam bekämpft, dieses Engagement aber gleichzeitig mit fundamentaler Kritik an der Ordnung von Politik und Wirtschaft verknüpft. Kann es eine christliche Fabrik und eine effektive Fürsorge geben, wenn die 'Irrtümer' der Moderne nicht behoben werden? Als die Folgen des Zweiten Weltkriegs fürs Erste überwunden sind, erlebt Europa eine 'Fresswelle'; gleichzeitig erscheinen in den Medien verstörende Bilder aus Biafra, Indien und der Sahel-Zone. Was kann der Westen tun, wenn die Wahrnehmung des Hungers sich entfernt und gleichzeitig globalisiert? Provoziert der Westen seinen eigenen Untergang, wenn er Unterentwicklung und Umweltzerstörung nicht in den Griff bekommt?

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Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhalt6
Andreas Holzem: Bedrohtes Leben – bedrohter Glaube (1400–1980). Religiöses und soziales Bewältigungshandeln in Hungerkatastrophen – zur Einleitung8
1. Hunger – Sünde – Frömmigkeit (1400–1800)11
2. Hunger – Caritas – Sozialstrategie (1800–1933)15
3. Hunger der Dritten Welt – Wohlstand der Ersten Welt (1960–1980)22
4. Hunger – Dimensionen der Bedrohung34
1. Hunger – Sünde – Frömmigkeit (1400–1800)40
Christian Jörg: Sündhaftigkeit – Hungersnot – göttliches Strafgericht. Zur Deutung von Klimaextremen, Missernten und Versorgungsengpässen in der Reformatio Sigismundi42
1. Die Reformatio Sigismundi innerhalb der Reformdiskussion des 15. Jahrhunderts45
2. Die Hungersnöte und Versorgungskrisen während der dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts49
3. Die Deutung der Hungerjahre in der Reformatio Sigismundi52
4. Die Reformatio Sigismundi und das Almosenwesen. Armenfürsorge in der Stadt des ausgehenden Mittelalters57
5. Zusammenschau58
Manfred Jakubowski-Tiessen: „Was sol ein frommer gutherziger Christ thun?“ Religiöse Bewältigungsstrategien von Hungerkrisen in der Frühen Neuzeit62
1. Die Krise der 1570er Jahre und die Teuerungen des späten 16. Jahrhunderts63
2. Der Hunger als Zuchtmeister64
3. Zeichen göttlicher Providenz66
4. Zeichen der Endzeit67
5. Des Guten und des Bösen Miterben69
6. Absonderung und Gemeinschaft73
7. Alternativen der Bewältigung75
Jürgen Michael Schmidt: Gottes Zorn? Hunger, Religion und Magie in Südwestdeutschland im 16. und 17. Jahrhundert78
1. Einleitung78
2. Herzogtum Württemberg85
3. Fürstpropstei Ellwangen101
4. Schluss121
2. Hunger – Caritas – Sozialstrategie (1800–1933)122
Bernhard Schneider: Gottes Ordnung und der Menschen Werk in Zeiten der Massenarmut. Armutsdeutungen und Armenfürsorgepraktiken im katholischen Deutschland zwischen 1800 und 1850124
1. Armutsdiskurse und Armenfürsorge im deutschsprachigen Katholizismus125
1.1 Armutsdiskurse125
1.2 Katholische Armenfürsorge in Südbaden und dem Saarland129
2. Gottes Ordnung130
2.1 Der religiöse Tiefblick gegen den äußeren Anschein130
2.2 „Arme wird es immer geben“: Armut als normaler Zustand der göttlichen Ordnung der Ungleichheit132
2.3 Der Fluch des Reichtums und die Wege ihm zu entgehen136
2.4 Gottes Option für die Armen und die Würde der Armen137
2.5 Die würdigen Armen139
2.6 Klage und Zweifel sind nicht erlaubt: Gottes Anspruch an die würdigen Armen141
2.7 Gottes Erziehung der Menschen und die Rolle der Armut in ihr142
3. … und der Menschen Werk: Störungen der Ordnung143
3.1 Der Pauperismus als Zeichen einer gestörten Ordnung144
3.2 Gestörte Ordnungen – die Hintergründe der Massenarmut145
Die Mängel der Armen und die unwürdigen Armen147
Armut, die Sünden der Reichen und die gestörte Wirtschaftsordnung149
4. Die Ordnung der Nächstenliebe152
4.1 Grundprinzipien153
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein153
Freie Liebestätigkeit statt Zwang und Steuer155
Die richtige Gabe157
Institutionalisierte Hilfen160
4.2 Das Ringen um die Zuständigkeit: Kirche und Staat in der Armenfürsorge162
Kirche und Staat Hand in Hand: Das Kooperationsmodell der katholischen Aufklärer162
Freiheit für die Kirche: Nur die Kirche kann es richten – Ultramontane Signale163
Die Rolle des Staates und die Entdeckung der Subsidiarität165
5. Armut, Armenfürsorge und die Ordnung der Gesellschaft – ein bilanzierender Blick167
Andreas Holzem: Hunger und ‚Sociale Frage‘. Dynamiken der Sozialreform im katholischen Deutschland (1850–1920)174
1. Strukturen – Bedrohungen – Zeitverdichtungen174
2. Werthaltungen – Mentalitäten – Emotionen183
2.1 Hunger und ‚Sociale Frage‘ als Thema des Staat-Kirche-Konfliktes183
2.2 Hunger und ‚soziale Frage‘ als Entwicklungsmomente einer katholischen Soziallehre185
3. Projekte der Bewältigung191
3.1 Hunger- und Armutsbekämpfung191
Systeme kommunaler Armenfürsorge191
Das katholische Vereinswesen193
Die Zentrumspartei und die Sozialgesetzgebung im Wilhelminischen Deutschland198
Haushalts- und Mütterschulen, Kindergärten, Kinderbewahranstalten, Waisenhäuser, Jugendhilfe201
3.2 Gesundheitsfürsorge und Krankenpflege206
3.3 Die katholische Sozialbewegung im späten Deutschen Kaiserreich: Hunger- und Armutsbekämpfung durch Sozialpolitik208
Christliche Gewerkschaften208
Der „Volksverein für das katholische Deutschland“210
Der Gewerkschaftsstreit213
Der „Charitasverband für das katholische Deutschland“ (1897)217
4. Hungerbedrohung und soziale Ordnung – ein Fazit218
Christina Riese: Die Katholiken und die ‚Sociale Frage‘. Die Durchsetzung von neuen Wahrnehmungsmustern und Wissensparadigmen durch die Mitglieder des Arbeiterwohlverbandes auf den Generalversammlungen der Katholiken Deutschlands (1870–1890)220
1. Die „Generalversammlung der Katholiken Deutschlands“ als Deutungsinstitution des Katholizismus220
2. Wahrnehmung und Deutung gesellschaftlicher Wirklichkeit226
2.1 Der Körper der Gesellschaft227
2.2 Das Kollektiv und die individuelle Sittlichkeit231
3. „[W]ir müssen lehrend lernen und lernend lehren.“ – Zwischen notwendigem Handeln und neuem Wissen234
3.1 Die Notwendigkeiten der neuen Zeit234
3.2 Neues Wissen – neue Praxis237
4. Ordnung zwischen gesellschaftlichem Frieden und innerer Zufriedenheit243
3. Hunger der Dritten Welt – Wohlstand der Ersten Welt(1960–1980)246
Thomas Großbölting: Von der Nächsten- zur Fernstenliebe? Bundesdeutsche Kirchen auf der Suche nach Relevanz zwischen 1960 und 1980248
1. Von der Nächsten- zur Fernstenliebe? Der Wandel von Organisations- und Sozialformen des Christlichen und die Suche nach Relevanz250
2. Hungerkrisen als religiöses Thema zwischen Organisation und sozialer Bewegung255
3. Die Erosion von Organisationsmacht als Voraussetzung für Radikalisierung und neue Bewegungsformen255
4. Die Suche nach Relevanz: Der Hunger in Afrika256
5. Nicht-religiöse Kontexte: Dekolonisierung als Gesellschaftskritik – die Bundesrepublik im Kalten Krieg257
Benedikt Brunner: Kirche für andere – Kirche für die Welt. Hunger und Armut als Katalysatoren des Wandels westdeutscher Kirchenkonzepte262
1. Einleitung262
2. Ansätze zur Kirchenreform in einer sich globalisierenden Welt264
3. Die Gründungen von Brot für die Welt und Misereor268
4. Theologische Verarbeitung und Implikationen273
5. Resümee279
Florian Bock: „Wir wollen einfach die Lebensbedingungen der Menschen verbessern.“ Zum Paradigmenwechsel der katholischen Entwicklungshilfe in der Bundesrepublik um 1968282
1. Das Ende der missionarischen Einbahnstraße283
2. Neue missionarische Konzepte und Aufbrüche: das Beispiel Klausenhof288
3. Wertewandel, neue Theologien und die Kritik von „links“294
4. Fazit301
Johannes Stollhof: „Ein Millionen-Volk wird ausgehungert!“ Die Wahrnehmung der Hungerkatastrophe in Biafra zwischen 1967 und 1970 im deutschen Katholizismus302
1. „Bedrohungskommunikation als Indikator für bedrohte Ordnungen“304
2. Verständigung über den Status quo305
3. Szenario312
4. Handlungsempfehlungen und ihre Wirkung315
5. Abschließende Bemerkungen319
Autorenverzeichnis324
Register326
Personen326
Orte329
Bibelstellen331

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