Im Kopf und im Herzen
Träume & Visionen
Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man strebt, nach der man sich sehnt, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen.
Erich Fromm
Ob zu Hause, auf der Arbeit oder wo auch immer, es gibt ihn immer wieder mal: Den großen Knall! Meist recht negativ wahrgenommen, gibt es aber durchaus auch eine sehr positive Variante von ihm: nämlich den Urknall. Als Synonyme dazu könnten die Wörter „Träume“ und „Visionen“ genannt werden. Denn auch sie sind meist der Anfang von allem, der Startschuss sozusagen. Wie viele von uns haben nicht als Kind von der großen Karriere als Fußballer geträumt? Mit dem Hobby Geld verdienen, sehr viel Geld sogar. Berühmt sein, eventuell eine bildhübsche Spielerfrau an der Seite haben, in einer modernen Bude wohnen und ein schönes Auto fahren – vielleicht auch zwei, ein kleines sportliches und ein größeres für die Familie, oder als Winterauto. Am Wochenende Bundesliga, in der Woche Champions League. In die großen Stadien einlaufen und im besten Fall noch „Man of the match“ werden. Nationalmannschaft? Klaro, wenn schon, denn schon. Für diesen Traum gibt man als Kind Gas, kickt eventuell in der großen Pause auf dem Schulhof, erledigt nach der Schule so schnell es geht die Hausaufgaben oder vergisst sie wissentlich, um sich nachmittags so früh wie möglich mit den Freunden zum Kicken auf dem Sportplatz zu treffen. Abends steht dann noch das Training im Verein an. Fußball total sozusagen, immer in der Hoffnung, entdeckt zu werden.
Hat man lediglich im Fußball Wünsche und steht ansonsten auf der Sonnenseite des Lebens, kann man sich glücklich schätzen. Vielen Millionen anderen Menschen geht es da wesentlich schlechter. Für eine überaus hohe Zahl geht es sogar Tag für Tag ums nackte Überleben. In Deutschland kaum vorstellbar, allerdings leider die bittere Wahrheit. Die Mutter in Libyen möchte der Armut entfliehen, ihre Kinder sollen es zukünftig besser haben. Aus diesem Grund setzt sie sich aller Gefahren zum Trotz mit ihnen in ein hoffnungslos überfülltes und kaum seetüchtiges Boot, um in eine bessere Welt zu schippern. Andere Wünsche sind weniger dramatisch, für die betreffende Person jedoch trotzdem von sehr großer Bedeutung: Der junge Schulabsolvent aus Norwegen hat mit Arbeit noch nicht viel am Hut, er will erst einmal sehen, was das Leben und die Welt für ihn bereithalten. So packt er seine sieben Sachen und beginnt eine monatelange Rucksacktour durch verschiedene Kontinente. Der Rentner in Deutschland wiederum, der sein ganzes Leben lang Tag für Tag, Jahr für Jahr hart gearbeitet und jeden Monat ein paar Taler an die Seite gelegt hat, ist das miese Wetter in Deutschland schon ewig leid und möchte sich endlich ein Ferienhaus im sonnigen Süden gönnen, in dem er ab sofort seinen Lebensabend mit der geliebten langjährigen Ehefrau verbringen kann.
Träume und Visionen kennen kein Alter, kein Geschlecht und keine Nationalität, so gut wie jeder hat sie, mal kleinerer Natur, mal immens bedeutend. Sie zeigen uns eine fiktive Welt, wie wir sie uns wünschen, in der es uns gut geht und wir einfach glücklich sind. Sinnbildlich könnte man sie als rosarot bezeichnen. Die Realität dagegen sieht oft anders aus, oft verbesserungswürdig, im schlimmsten Fall sogar tiefschwarz. Das muss aber nicht so bleiben. Mit Träumen und Visionen im Gepäck können genau diese die alles entscheidende Initialzündung oder eine Wendung sein: Sie ermöglichen, überhaupt Mut zu fassen, etwas zu beginnen und die Ärmel hochzukrempeln. Und sie erinnern uns daran, warum wir etwas tun. Dadurch werden wir immer wieder ermuntert, am Ball zu bleiben und uns weiter anzustrengen. Sie sind das Wasser auf unseren Mühlen, der Treibstoff für unseren Motor, die geistige Start- und Landebahn. Ohne sie geht gar nichts, sie setzen die Energie frei und schieben uns kontinuierlich an.
Denn wenn du nicht weißt, wohin du willst, brauchst du dich auch nicht wundern, wenn du nirgendwo ankommst!
Schon Dettmar Cramer wusste dies und ließ vor einigen Jahren sogar ganz TV-Deutschland an seiner weisen Erkenntnis teilhaben, indem er für ein namhaftes Bankunternehmen warb und dabei feststellte, dass jeder Mensch etwas hat, das ihn antreibt. Schlaufuchs, denn da ist etwas Wahres dran. Was Sportler, speziell dich als Trainer angeht, so solltest oder wirst auch du etwas haben, das dich antreibt. Im Privat- und Berufsleben sowieso, aber auch im Fußball. Andernfalls gibt es ein Problem: Denn wenn du nicht weißt, wohin du willst, brauchst du dich auch nicht wundern, wenn du nirgendwo ankommst. Du bleibst dann auf der Stelle stehen und kommst nicht voran.
Damit dies nicht passiert, blickst du nach vorn und sorgst vor: Wenn du schon ganz genau weißt, was du willst, ist das fantastisch, dann weißt du ja, was zu tun ist, und kannst loslegen.
Bist du allerdings noch nicht so weit, irrst gefühlt im Niemandsland herum und hast den Zonk im Kopf, dann ist das auch kein Weltuntergang. Dann fängst du einfach jetzt an: Greif dir ein Kaltgetränk, hau dich hin und mach dir in Ruhe Gedanken: Stell dir Fragen wie „Woran habe ich besonders viel Spaß?“, „Was ist mir total wichtig?“ oder „Was möchte ich einmal erreichen?“ Dabei aber bitte nicht größenwahnsinnig werden! Keine Frage, du würdest das Angebot eines Bundesligisten kaum abschlagen, aber seien wir ehrlich, die Wahrscheinlichkeit auf den alles verändernden Anruf in die große weite Fußballwelt ist doch sehr überschaubar. Sieh der Realität lieber ins Auge und dreh nicht völlig am Rad. Was jedoch nicht heißen soll, dass du nicht auch ein bisschen rumspinnen darfst, schließlich sollen die Träume und Visionen ja auch nicht 08/15 sein, sondern äußerst attraktiv und lohnend, halt etwas ganz Besonderes für dich.
Also, bevor du loslegst, mach dir bewusst, was du eigentlich willst und wohin deine eigene, ganz persönliche Reise hingehen soll. Und sobald du das weißt, nutzt du dies als Initialzündung und kommst aus dem Startblock: Man on a Mission – Mach es zu deinem Projekt!
Zielsetzungen
Vom Ziel haben viele Menschen einen Begriff, nur möchten sie es gerne schlendernd erreichen.
Johann Wolfgang von Goethe
Hast du Träume und Visionen, werden diese in der Regel zu Zielen, die du für dich definierst und die du auf kurz oder lang auch erreichen möchtest. Jedoch ist es mit diesen Zielen so eine Sache, bisweilen sind sie sogar recht heimtückisch. Warum? Weil die Spezies Mensch mit der Formulierung von Zielen meist schnell ist, das Angehen und Erreichen derselben aber auf einem ganz anderen Blatt stehen. Konkret: Viele Menschen sind mit ihren Vorsätzen deutlich schneller als mit ihrem Tun. Und das ist nicht nur bei größeren Vorhaben so, schon bei kleinen Allerweltszielen stottert der Motor der Motivation teilweise gehörig und verreckt im schlimmsten Fall sogar.
Von nichts kommt nichts. Klingt komisch, ist aber so!
Zur Veranschaulichung der Klassiker, wer hat ihn nicht schon selbst erlebt: Neujahr. Zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr werden mehr gute Vorsätze ausgesprochen als rund um den 1. Januar. Von diesem Tag an soll alles anders werden. Ohne Witz, diesmal wirklich! Die einen hadern mit ihrem Gewicht. Weihnachtsmarkt, Weihnachtsfeiern und das Weihnachtsfest haben deutliche Spuren hinterlassen. Die Buchse spannt und beim Blick in den Spiegel sieht man einen Fremden mit rundlichem Mondgesicht. „Mist, ganz schön fett geworden.“ Andere wiederum wollen keine Kilos, sondern Laster loswerden. Zum x-ten Mal soll beispielsweise mit der Raucherei aufgehört werden, weil es zu teuer ist, stinkt und nebenbei auch der Gesundheit nicht unbedingt gut tut. Ein weiterer Dauerbrenner in den TOP 10 der guten Vorsätze: mehr Sport machen, Fitness statt Fettness. Mal wieder regelmäßig ins Studio, für das man seit geraumer Zeit monatlich abdrückt, ohne bisher großartig da gewesen zu sein. Alternativ wenigstens mal wieder ein halbes Stündchen joggen.
Wie gesagt, es ist relativ einfach, sich etwas vorzunehmen. Aber Hand aufs Herz, wie lange halten die Vorsätze? Rund um Neujahr jedenfalls oft nicht sonderlich lang, bereits nach wenigen Tagen geht’s mal wieder auf ein paar Burger ins Restaurant „zum goldenen M“, die erste Fluppe wird geschmaucht oder die geplante Sporteinheit geschwänzt, weil draußen Temperaturen um den Nullpunkt herrschen. Es ist eindeutig zu kalt und zu gefährlich. Ziel mal wieder verfehlt!
Dabei ist es doch so ein geiles Gefühl, das zu erreichen, was man sich vorgenommen hat. Man ist stolz auf sich und hat ein rundherum gutes Gefühl. Aber von nichts kommt nun mal nichts; um die Vorhaben zu bewältigen, muss man den Arsch hoch bekommen, da gibt es leider keine zwei Meinungen! Das ist sowohl im Privat- als auch im Berufsleben so. Und...