WAS MACHT LAUNE?
Wovon hängen unsere Stimmungen ab? Wenn wir vermehrt gute Laune erleben möchten, sollten wir wissen, wer ihre Gegner und wer ihre Freunde sind.
PROFI IN SACHEN GEFÜHLSMANAGEMENT
Gute Laune – also die Befindlichkeit, mit der wir die Welt und die unmittelbare Umgebung aus einem positiv gefärbten Blickwinkel heraus betrachten – wird schon seit mehr als drei Jahrzehnten wissenschaftlich erforscht. Vor allem die Kognitionswissenschaftler interessieren sich für die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche.
Die bisherigen Ergebnisse lassen sich in etwa so beschreiben: Gute Stimmung macht wacher, kreativer und aktiver. Wenn wir guter Stimmung sind, können wir mit durchkreuzten Plänen, unangenehmen Überraschungen und allerlei Rückschlägen besser umgehen. Dann sind wir auch stressresistenter, wir können persönliche Niederlagen eher verkraften und sind offener dafür, daraus zu lernen.
Wohlbefinden und gute Laune, ebenso Gefühle von Freude und Liebe beeinflussen selbst unseren Körper positiv. Sie tun dem Herzen gut, harmonisieren den Herzrhythmus und stärken das Immunsystem. Beste Motivation für ein Gute-Laune-Training, oder nicht? Spaß macht es sowieso.
GUTE LAUNE DÄMPFT SOGAR SCHMERZ
Der Züricher Humorforscher Professor Willibald Ruch ließ die Teilnehmer einer Studie eine Viertelstunde lang Sketche anschauen. Gleichzeitig mussten sie ihre Hände in Eiswasser tauchen. Die Teilnehmer einer zweiten Gruppe mussten auch die Hände dort eintauchen, hatten aber nicht die Möglichkeit, sich dabei etwas Lustiges anzuschauen. Beide Gruppen wurden nun gebeten, ihr Schmerzempfinden einzuschätzen. Dabei stellte sich heraus, dass die Teilnehmer der ersten Gruppe die Prozedur als deutlich weniger schmerzhaft bewerteten als die der zweiten Gruppe. Das Vergnügen linderte den Schmerz.
EIN COACH FÜR DIE FREUDE?
Gute-Laune-Coaching, das Vorhaben dieses Buches. Heißt das, dass Sie fortan mit einem Dauergrinsen durch die Welt gehen sollen? Ganz und gar nicht. Wer regelmäßig Gefühle (nur) vortäuscht, kann langfristig dadurch sogar am Burn-out-Syndrom erkranken.
Auch wäre es verfehlt zu glauben, ein Gute-Laune-Coaching würde dazu führen, schlagartig nur noch guter Dinge zu sein. Gefühle geben dem Leben seine Würze – und zwar in ihrer gesamten Spannbreite: Freude, Glück und Zuversicht ebenso wie auch Zorn, Trauer, Angst oder Schmerz. Unangenehme Gefühle dauerhaft zu ignorieren oder wegzudrängen, das macht uns nicht glücklicher, ganz im Gegenteil. Gerade der Wechsel unterschiedlicher Befindlichkeiten macht das Leben spannend und abwechslungsreich.
Stimmungen meistern
Wer mal so richtig down war, weiß Glück und Freude nachher umso höher zu schätzen. So geht es beim Gute-Laune-Coaching darum, gekonnt mit den eigenen Gemütslagen umzugehen, sodass wir beispielsweise in einem Stimmungstief nicht tage- oder sogar wochenlang festhängen, sondern in der Lage sind, der Verstimmung auf die Spur zu kommen und gezielt Veränderungen herbeizuführen.
Schlechte Laune, so haben Wissenschaftler herausgefunden, hat nämlich einen umso deutlicheren negativen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden, je länger sie anhält. Der Wechsel der Stimmungen hingegen ist es, der uns lebendig und fit erhält.
WAS BEEINFLUSST, WIE WIR UNS FÜHLEN?
Gut gelaunt sein heißt, sich mit sich selbst wohlzufühlen und unvorherge–sehenen Ereignissen gelassen und gefasst zu begegnen. Unsere jeweils vorherrschende Stimmungslage wird von drei Faktoren bestimmt, die einander wechselseitig beeinflussen:
von der körperlichen Verfassung: Dazu gehören natürlich Gesundheitszustand, Körperhaltung, Muskeltonus, außerdem die Art und Weise, wie wir atmen, die gesamte Körpersprache.
vom Umgang mit unseren Energiespendern: Ernährung, Bewegung, Entspannung, Schlaf, Erholung ganz allgemein.
von unseren Bewertungsmustern: Die Art, wie wir Situationen und Ereignisse interpretieren, welche Gedanken, Bilder und Vorstellungen sie in uns auslösen.
Stimmungen stellen wie Gefühle stets eine Reaktion auf einen Reiz dar. Dies können Reize aus der Umgebung sein, wie etwa ein halblautes Gespräch im Hintergrund, während Sie mit etwas beschäftigt sind, das Ihnen Konzentration abverlangt; durch das Fenster hereinwehender Essensgeruch; ein Radio, das vor sich hindudelt und alle naselang Werbung für dies, das und jenes sendet. Ebenso können es auch Reize sein, die aus Ihrem Inneren aufsteigen: Ideen, Impulse, Vorstellungen, Erinnerungen. Und auch der Körper ist beteiligt und sendet Reize in Form von Hunger, Durst, Müdigkeit, Wohlbefinden, Unbehagen oder auch Schmerzen. Stimmungen und Launen haben stets mindestens einen, meist mehrere Auslöser. Eines aber ist sicher: Die Stimmungen, mit denen Sie es – beispielsweise gerade jetzt – zu tun haben, beeinflussen Ihr Urteilsvermögen, die Entscheidungen, die Sie daraufhin treffen, und Ihr ganz konkretes Handeln.
Jede Menge Mitspieler
Es ist beeindruckend, was alles für gute, schlechte oder durchwachsene Stimmung sorgen kann. Sich der eigenen Befindlichkeit in der Reaktion auf Reize gewahr zu werden, hilft dabei, sich besser zu verstehen und Ansatzpunkte für positive Veränderungen zu finden.
Nicht der Reiz ist entscheidend, sondern wie wir mit diesem Reiz umgehen. Alle Faktoren in der Zusammenstellung rechts durchlaufen das persönliche Bewertungssystem, und das ist höchst subjektiv. Die eine nimmt einen Misserfolg eher gelassen hin, dem anderen ist deswegen der ganze Tag vergällt. Der eine macht das Beste aus seiner derzeitigen Wohnsituation und erfreut sich dabei an seinen kreativen Gestaltungsideen, die andere sieht nur die Nachteile und erlebt sich selbst als Opfer der Umstände. So unterschiedlich sind Erleben und Interpretation.
ALL DAS MISCHT MIT
Unsere Laune hängt in ihrem Grundcharakter ebenso wie in ihren kurzfristigen Schwankungen von den vielfältigsten Eckdaten ab. Hier eine Übersicht darüber, was die Stimmung beeinflusst:
Die Umwelt: die Jahreszeit, das Wetter, Hitze oder Kälte, Wind, Trockenheit oder Feuchtigkeit, visuelle Reize, Geräusche, Gerüche.
Selbstwahrnehmung und -bewertung: Aussehen, Verhalten, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, Vitalität, Selbstvertrauen, Werte, Erwartungen, die wir an uns selbst haben.
Unsere Erwartungen an andere Menschen und an deren Verhalten, vor allem in Bezug auf unsere Person.
Die Qualität unserer Beziehungen: zur (Herkunfts-)Familie, zu Freunden, Bekannten, Kollegen, Nachbarn.
Ehe oder Partnerschaft: Nähe, Offenheit, Verständnis, gemeinsame Unternehmungen, Hilfsbereitschaft, Zärtlichkeit und Geborgenheit. Hier hinein gehört gegebenenfalls auch, ob wir gern oder unfreiwillig Single sind.
Das sexuelle Erleben: als wie befriedigend Sex erlebt wird, ob er den Stellenwert in unserem Leben hat, den wir uns wünschen.
Job und Arbeitsleben: Hier hinein gehören berufliche Position, Arbeitsumgebung, die Art der Aufgaben, das Betriebsklima, Erfolge und Misserfolge, Aufstiegsmöglichkeiten.
Finanzielle Verhältnisse: Höhe des Einkommens, Besitz, Wohnsituation.
Freizeitgestaltung: mit Freunden verbrachte Zeit, Hobbys, Wellness, Fitness, Erholung, Abenteuer.
Gesundheit und Lebensstil: Schlaf, Ernährungsweise, Alkohol- und Drogenkonsum, Gebrauch von Medikamenten, Umgang mit Stress, Belastungen und Erschöpfung.
Häufigkeit und Intensität von Sorgen: Ängste, persönliche Probleme, Konflikte und der Umgang damit.
Generelle Lebenszufriedenheit: die individuelle Einschätzung des bisherigen Lebens und die Einschätzung dessen, was die Zukunft bringen könnte.
Emotion oder Stimmung?
Sind Stimmungen dasselbe wie Emotionen? Beide haben viel miteinander zu tun, sind aber nicht identisch. Sie steuern gleichermaßen unser Verhalten, beeinflussen unsere Entwicklung und die Beziehung zu anderen Menschen.
Emotionen beziehen sich auf konkretes Geschehen, auf das wir – oft impulsiv – reagieren. Ein unerwartet aus einer Seitenstraße hervorschießendes Auto signalisiert Gefahr, ruft Angst oder Wut hervor und löst Fluchtimpulse aus....