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Western-Legenden

Auf alten Trails - Reisehandbuch in die Pionierzeit Amerikas 2. Teil

AutorDietmar Kuegler
VerlagSemitarius Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl Seiten
ISBN9783945248164
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Der Mythos vom 'Wilden Westen' lebt. Seine Legenden sind unsterblich. Wer die ausgetretenen Touristenpfade der Neuen Welt verlässt, findet die Spuren der Pioniere, die Nordamerika geprägt haben: Lange Planwagentrecks, riesige Longhornherden auf dem Trail nach Norden, das Tröten der Dampfpfeifen der Lokomotiven der Union Pacific, die Gesänge der Trapper und Voyageurs, der dumpfe Trommelschlag indianischer Tänze - das Echo der Vergangenheit klingt nach ... Dieses Buch führt zu den Wurzeln Amerikas. Es ist durchzogen von Abenteuer und Pioniergeist. Man schmeckt den Pulverdampf, man hört das Brüllen der Zugochsen, das Knallen der Peitschen. Geschichte wird lebendig. Endlose Highways weisen den Weg in die Pionierzeit. Zum Beispiel: Oregon: Astoria, die erste amerikanische Siedlung am Pacific, Fort Clatsop, das Winterquartier von Lewis und Clark - Kansas: Cowboy-Stadt Wichita, Fort Larned, ein Dorf der Pawnee - Missouri: St. Joseph, das Haus von Jesse James, Beginn des Pony Express - Arkansas: Fort Smith, wo 'Hängerichter' Parker seine Todesurteile fällte - Oklahoma: Indianerstadt Anadarko, der Chisholm-Trail - Texas: Roy Beans Gerichtskneipe in Langtry, Texas Ranger-Museum in Waco, der Alamo, Symbol texanischer Freiheit - Nebraska: Fort Kearny am Oregon Trail , und vieles, vieles mehr. Ein Geschichts-Reise-Buch, das das unbekannte Amerika vorstellt: konzentrierte historische Darstellungen, exakte Wegbeschreibungen. Durch viele Hyperlinks und nautische Positionsangaben für die GPS-Navigation wird dieses eBook zur ultimativen Navigationshilfe.

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Leseprobe

Kansas


Fort Hays


Der furchtbare Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten (1861/65) war ein halbes Jahr vorbei. Während im amerikanischen Osten noch die Wunden geleckt wurden, brachen viele heimgekehrte Soldaten nach Westen auf, dessen unberührte Weiten voller Verheißung waren und dessen endlose Prärien und majestätische Rockies Dreck, Elend und Blut der Schlachtfelder vergessen ließen. In Colorado gab es Gold, in Kansas und Nebraska freies Siedlungsland. Der Schienenstrang der Eisenbahn schob sich unaufhaltsam nach Westen vor. Die neuen Postkutschenlinien und Frachtrouten brauchten militärischen Schutz.

Am 11. Oktober 1865 gründete Lieutenant Colonel William Tamblyn mit 3 Kompanien US Volunteers im Mündungsgebiet von Big Creek und Smoky Hill River einen Militärposten, den er zunächst „Fort Fletcher“ nannte, zu Ehren des Gouverneurs von Missouri. Die „Freiwilligen“-Infanterie des Oberstleutnants bestand aus ehemaligen konföderierten Kriegsgefangenen, die sich zum Dienst an der Indianergrenze gemeldet hatten, um rascher wieder in Freiheit zu gelangen.

Die Postkutschenlinie, die das neue Fort passierte, wurde immer wieder von Cheyenne und Arapaho angegriffen. Am 20. November 1865 hatten die US-Truppen einen ersten Zusammenstoß mit Indianern und töteten 7 Krieger.

Es gelang den Soldaten nicht, die Kutschenroute sicherer zu machen. Ständige Ausfälle des Fahrplans, unkalkulierbare Gefahren für Leben und Besitz der Passagiere trieben David Butterfield, den Inhaber der Transportfirma, schließlich in den Bankrott. Nach 7 Monaten wurde auch der kleine Armeeposten zunächst aufgegeben, aber im Oktober 1866 rückten erneut Soldaten ein, Angehörige der regulären 3. Infanterie unter Lieutenant G. W. H. Stouch. Später folgte eine Kompanie der 7. US-Kavallerie.

Im November wurde Camp Fletcher in „Fort Hays“ umbenannt, zu Ehren von General Alexander Hays, der im Bürgerkrieg während des Wilderness-Feldzuges gefallen war.

Im Juni 1867 kam es zu einer Katastrophe: Der Big Creek trat über die Ufer, überflutete die Fortanlage mit solcher Gewalt, dass Hütten zerstört und Material weggeschwemmt wurde. Mehrere Soldaten ertranken. Fort Hays wurde danach wieder aufgebaut, allerdings etwas näher an der Bahnlinie. Die Besatzung wurde verstärkt, auch durch Kompanien der legendären „Buffalo Soldiers“ – schwarze Soldaten der 38. Infanterie und 10. Kavallerie.

Fort Hays wurde Ausgangspunkt zahlreicher großer Indianerkampagnen. George A. Custer bereitete hier seine Feldzüge mit der 7. Kavallerie gegen Cheyenne und Kiowa vor. Der Departmentskommandeur General Phil Sheridan kam persönlich.

Im August 1867 kämpfte die 10. Kavallerie nördlich von Fort Hays gegen Cheyenne, Arapaho und Kiowa unter Führung des berühmten Häuptlings Satanta in den Schlachten von Saline River und Prairie Dog Creek. Angehörige der 9. und 10. schwarzen Kavallerie waren zwischen 1867 und 1869 und dann wieder zwischen 1881 und 1885 in Fort Hays stationiert, insgesamt fast 500 Mann.

Unweit des Forts entstand die wilde Kleinstadt Hays, in der die Soldaten ihre knappe Freizeit verbrachten. Zeitweilig amtierte hier der berüchtigte Revolverheld „Wild Bill“ Hickok als County Sheriff – ernannt vom Vigilanz-Komitee der Stadt, aber nie vom Gouverneur von Kansas bestätigt. Die Anwesenheit der schwarzen Soldaten führte mehrfach zu Rassismus-Problemen, die 1867 darin gipfelten, dass 3 schwarze Kavalleristen von einem Mob an einer Eisenbahnbrücke aufgehängt wurden.

Fort Hays blieb bis August 1889 einer der Schlüsselposten in Kansas, dann zog die Armee sich zurück. Das Land galt als „befriedet“. Die Indianer waren verdrängt, Weizenfarmen beherrschten die Kansas-Prärie.


Armeefrachtwagen vor Offiziersgebäude in Fort Hays, Kansas.

Das Gelände wurde dem Staat Kansas übertragen, der zeitweilig eine Landwirtschaftsschule in den Mannschaftsbaracken einrichtete. Danach dienten die Gebäude, die die Zeiten überdauerten, als Grundschule. Schließlich wurde das Gelände zum öffentlichen Park.

Heute steht Fort Hays unter Denkmalsschutz des Staates Kansas. Mehrere der Originalgebäude sind erhalten, unter anderem zwei Offiziershäuser, die liebevoll mit altem Mobiliar eingerichtet sind. Auch das Guardhouse mit den Arrestzellen ist noch vorhanden.

Fort Hays liegt südlich der Stadt Hays an einer Umgehungsstraße des US Highway 183. Von Westen oder Osten kommend, erreicht man Hays über Interstate 70. Benutzt man Exit 157, entert man sofort die Umgehungsstraße und erreicht nach 2 – 3 Meilen das Fort (es liegt dann auf der rechten Seite). Exit 159 führt südwärts durch die geschäftige Hauptstraße der Stadt Hays. Nach ca. 2 Meilen biegt man links in die Umgehungsstraße ein und hat die Einfahrt zum Fort links vor sich. Die Entfernung ist von beiden Exits aus gleich.

Von der sogenannten „Altstadt“ von Hays – dem Ortskern, der um 1867 entstand – ist nicht viel geblieben, allerdings stehen noch einige Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und Hinweistafeln erläutern, wo beispielsweise das erste Gefängnis oder „Wild Bill“ Hickoks Sheriff’s Office gestanden hat. Ferner gibt es noch Reste des alten Friedhofs – vermutlich der erste seiner Art, der in Kansas als „Boot Hill“ bezeichnet wurde, weil die gewaltsam gestorbenen Männer hier in den Stiefeln beerdigt wurden.


Offizierswohnstube in Fort Hays, Kansas

Fort Larned


In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es zeitweise um die 190 Militärposten westlich der Missouri-Mississippi-Linie. Den meisten war nur eine kurze Existenz beschieden. Ihre Gründung folgte den Siedlerströmen nach Westen, um Sicherheit für Treckwege, Transportrouten und Eisenbahnlinien zu schaffen. War ihre Aufgabe erfüllt, wurden sie unverzüglich geräumt; denn die amerikanische Armee zwischen 1866 und 1890 war klein, das Land groß und die Aufgaben übermächtig.

Fort Larned in der Kansas-Prärie erreichte immerhin eine Lebensdauer von fast 20 Jahren – manch andere Forts wurden schon nach einem oder zwei Jahren wieder verlassen.

Mit Ende des Krieges gegen Mexiko 1848 wuchs der Handelsverkehr auf dem Santa Fe Trail, der das Herzland von Kansas durchschnitt. Zugleich stießen neue Siedler in die Plains vor, und die Entdeckung von Gold und Silber in Colorado schwemmte weitere Menschen nach Westen, die auf ihrem Weg Kansas durchqueren mussten. Besonders die Goldfunde in Colorado verursachten Konflikte mit den südlichen Plainsindianern. Cheyenne, Kiowa, Arapaho und Comanchen reagierten zunehmend gereizt auf den unablässigen Strom der Eindringlinge, die ihren Lebensraum in Besitz nahmen. Im Herbst 1859 riet kein Geringerer als William Bent – Gründer von „Bent’s Fort“ am Oberen Arkansas –, der vielleicht beste Kenner der Plainsstämme dieser Region und zudem in jenen Jahren Indianeragent der Regierung, zu einer zusätzlichen militärischen Absicherung des Santa Fe Trails. Er wies darauf hin, dass das aggressive Verhalten der weißen Pioniere und die Vernichtung der indianischen Nahrungsreserven durch die Abschlachtung der Bisons langfristig zu schweren Unruhen führen würde. Schon im Winter 1859 richtete die US-Armee am Pawnee Creek einen kleinen Stützpunkt aus Zelten und Erdhütten unter dem Namen „Camp Alert“ ein. Die wenigen Soldaten eskortierten Postkutschen und Frachttransporte. Im Mai 1860 rückte ein größeres Kontingent unter Captain Henry W. Wessells an. Wessells wählte ein neues Gelände mehrere Meilen oberhalb der Pawnee-Gabelung aus und begann den Bau eines permanenten Forts unter dem Namen „Fort Larned“ – benannt nach dem General-Zahlmeister der US-Armee, Colonel Benjamin F. Larned. Die ersten Gebäude wurden in aller Eile aus Brettern und Adobeziegeln errichtet. Frühe Berichte nannten sie „ständig schmutzig, feucht und ungesund“. Der Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges verhinderte eine Verbesserung der Situation; die militärische Aufmerksamkeit wandte sich dem Osten zu. Erst ab 1865 wurden die Lehmziegelquartiere durch feste Steingebäude ersetzt. Da war Fort Larned bereits einer der wichtigsten Militärposten am Santa Fe Trail.


Fort Larned, Kansas.

Ab 1864 tobte Krieg auf den südlichen Plains, verursacht durch die rücksichtslose Missachtung indianischer Rechte durch die Goldsucher. Im Juli 1864 begann der Krieg der Kiowa in Fort Larned, als der berühmte Häuptling Satanta mit seinen Kriegern versuchte, den Posten einzunehmen. Es kam zu einem Schusswechsel, bei dem Satanta selbst einen der Wachtposten mit zwei Pfeilen verletzte. Einen großen Angriff scheute er wegen der offensichtlich massiven Feuerkraft der Besatzung. Dafür stahlen die Indianer die Pferdeherde des Postens – 172 Tiere.

Im Spätherbst 1864 schlachteten Colorado Volunteers unter Colonel Chivington ein friedliches Cheyennelager am Sand Creek (Süd-Colorado) ab. Die Folge war eine Ausweitung des Indianerkrieges. Kiowa, Comanche und Arapaho vereinigten sich mit den Cheyenne.

Im September attackierte eine Armeepatrouille ein Camp der Kiowa, Cheyenne und Arapaho 75 Meilen von Fort Larned entfernt, aber im Grunde blieben die kleinen Militäreinheiten machtlos gegen die hochmobilen, flexiblen Kriegergruppen, die blitzschnell aus den Plains auftauchten, zuschlugen, Transporte und Wagenzüge attackierten und sich ebenso schnell wieder zurückzogen. Ab 1865 konnte kein Treck mehr den Santa Fe Trail ziehen, ohne militärisch eskortiert zu werden....

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